Schalom & Alaaf. Jüdinnen & Juden im Kölner Karneval

Die Ausstellung "Schalom & Alaaf. Jüdinnen & Juden im Kölner Karneval" im NS-DOK
Die Ausstellung „Schalom & Alaaf. Jüdinnen & Juden im Kölner Karneval“ im NS-DOK

Seit 200 Jahren feiern wir den „organisierten Karneval“ wie wir ihn heute kennen. Und schon ganz zu Beginn waren auch auch Jüdinnen und Juden als Künstler oder Funktionäre im Karneval aktiv. Diese Menschen wurden erst gefeiert – später verfolgt. Dazu gehören zum Beispiel Vortragskünstler wie Hans Tobar, Gründer und Präsident des jüdischen Karnevalsvereins „Kleiner Kölner Klub“ Max Salomon oder Fanny Meyer,  Puppenspielerin im Hänneschen.  

Radikale Attacken mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten

Obwohl die Jüdinnen und Juden mittendrin im Karneval waren, wurden Sie „ … den Dynamiken der Diffamierung, Verhöhnung sowie der Ausgrenzung aus Vereinen“ unterworfen, berichtet Annemone Christians-Bernsee. Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten wurden auch diese Attacken immer radikaler.

NS-Dokumentationszentrum. Schalom und Alaaf. Installationsaufnahmen. Foto: Leonie Braun / NS-DOK
NS-Dokumentationszentrum: „Schalom und Alaaf. Jüdinnen & Juden im Kölner Karneval, Bild: Leonie Braun / NS-DOK

Christians-Bernsee ist Kuratorin der Ausstellung „Schalom & Alaaf. Jüdinnen & Juden im Kölner Karneval“. Mit dieser Ausstellung will das NS- Dokumentationszentrum der Ambivalenz zwischen Integration und Ausgrenzung der Jüdinnen und Juden im Karneval nachspüren. Es werden mehr als 70 jüdische Karnevalistinnen und Karnevalisten vorgestellt.

Eine ehrenvolle Hommage an ehemalige Kölner Bürgerinnen und Bürger

Oberbürgermeisterin Henriette Reker bringt es in Ihrer Ansprache zur Eröffnung der Ausstellung auf den Punkt:

„Karneval ist seit 200 Jahren ein wichtiger Teil Kölns – dazu haben von Anfang an auch Kölner Jüdinnen und Juden beigetragen. Die Ausstellung ‚Schalom & Alaaf‘ hebt die wichtige gesellschaftliche Rolle der jüdischen Karnevalistinnen und Karnevalisten hervor und erzählt ihre größtenteils vergessenen Geschichten. Es ist eine ehrenvolle Hommage an ehemalige Kölner Bürgerinnen und Bürger, von denen einige Publikumslieblinge waren – und die plötzlich aufgrund ihres Glaubens ausgeschlossen und verfolgt wurden.“

Hier drei Beispiele, die zeigen, wie eng Begeisterung, Zugehörigkeit und Entfremdung zusammenliegen.

David Hans Tobar (1888 – 1956)

David Hans Tobar, ursprünglich Rosenboom, wuchs urkölsch im Griechenmarkt-Viertel auf. Erst um 1900, da war er bereits zwölf Jahre alt, änderte die Familie den Familiennamen von Rosenboom in Tobar, dem Mädchennamen seiner Großmutter.

Der Karnevalsjeck Tobar trat bereits als 17-Jähriger bei Karnevalssitzungen auf. Er war aktives Vereinsmitglied der Roten Funken und wurde im November 1922 zum Ehrensenator der Funken ernannt. Allerdings wurde er 1923 aus dem Verein entlassen, da er, wie 70 weitere Mitglieder auch, wegen der grassierenden Hyperinflation die Mitgliedsbeiträge nicht mehr zahlen konnte.

Hans Tobar mit Willi Ostermann und weiteren Karnevalisten auf Norderney. Fotograf unbekannt, Bildquelle: NS-DOK
Hans Tobar mit Willi Ostermann und weiteren Karnevalisten auf Norderney. Fotograf unbekannt, Bildquelle: NS-DOK

Ab 1924 vebrachte er die Sommermonate auf Norderney und gründete dort die Karnevalsgesellschaft „Zoppejröns“. Auf den von ihm organsierten Veranstaltungen traten auch zahlreiche bekannte Kölner Karnevalisten auf. So war Willi Ostermann mehrfach Gast bei verschiedenen Aufführungen auf Norderney. Im Rheinland bespielte Hans Tobar nicht nur in Köln, sondern auch im weiteren Umland die Karnevalsbühnen. Er trat als Krätzchensänger und Rezitator auf und schrieb auch Programme für den jüdischen Karnevalsverein „Kleiner Kölner Klub“.

Doch nach die Machtergreifung der Nationalsozialisten durfte Hans Tobar nicht mehr im offiziellen Karneval auftreten. Sein Name wurde aus den offiziellen Programmheften gestrichen. So waren ihm nur noch gelegentliche Auftritte auf Norderney und bei Veranstaltungen des Jüdischen Kulturbundes Rhein-Ruhr und der Kölner jüdischen Gemeinde möglich. In der Session 1937/38 trat Tobar letztmals in Deutschland auf.

Stolperstein für Hans David Tobar in der Meister-Gerhard-Straße 5. Bild: 1971markus@wikipedia.de / CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Stolperstein für Hans David Tobar in der Meister-Gerhard-Straße 5, Bild: 1971markus@wikipedia.de / CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Viele Familienmitglieder der Familie Tobar wurden im Holocaust ermordet. Seine Mutter verstarb im Alter von 90 Jahren in Theresienstadt, fünf seiner zehn Geschwistern wurden getötet.

Im Jahr 1939 emigrierte Hans Tobar mit seiner Familie in die USA und arbeitete als Maschinist in einer Fabrik. Aber auch in seiner neuen Heimat blieb er dem Karneval treu und veranstaltete in New York „Rheinische Hans-Tobar-Abende“ – Karneval im Exil. Er starb 1956 in New York.

Max Salomon (1886 – 1970)

Max Salomon stand bereits mit 14 Jahren in der Bütt. Ab 1920 nahm seine Bühnenkarriere als Büttenredner mit seiner Figur die „Kölsche Markfrau“ Fahrt auf.

Mitglieder des Kleinen Kölner Klub. Max Salomon ist die vierte Person von rechts (sitzend), Fotograf unbekannt, Bildquelle: NS-DOK
Mitglieder des Kleinen Kölner Klub. Max Salomon ist die vierte Person von rechts (sitzend), Fotograf unbekannt, Bildquelle: NS-DOK

Als Reaktion auf den aufkommenden Antisemitismus Anfang der 1920er Jahre gründete er gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm, weiteren jüdischen Verwandten, Freunden und Geschäftspartnern im Jahr 1922 den „Kleinen Kölner Klub“ – damals der einzige jüdische Karnevalsverein in Köln.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 durfte auch Max Salomon nur noch bei Veranstaltungen des Jüdischen Kulturbundes Rhein-Ruhr auftreten. Außerdem musste er Anfang 1935 seine berufliche Tätigkeit als Handelsvertreter aufgeben.

Stolperstein für Max Salomon in Lothringer Straße. Bild: 1971markus@wikipedia.de / CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Stolperstein für Max Salomon in Lothringer Straße, Bild: 1971markus@wikipedia.de / CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Sein Bruder Wilhelm emigrierte Ende 1935 nach Palästina. Max Salomon flüchtetet im November 1939 in die Vereinigten Staaten. Dort trat er in den frühen 1940er Jahren in speziellen Karnevalsveranstaltungen für Emigranten mit karnevalistischen Programmen auf. Max Salomon starb am 3. März 1970 in Los Angeles.

Fanny Meyer (1905 – vermutlich 1943)

Fanny Meyer war ein Mädchen aus der Kölner Südstadt. Sie besuchte die Schauspielschule und wurde festes Ensemblemitglied im Hänneschen-Theater. Ihre Rolle war die der Bestemo.  Diese Figur ist „en ahl Zang met jroßem Hätz.“

Fanny Meyer (links) als Hänneschen-Puppe mit „ihrer“ Figur der Bestemo (rechts), Bild: Hänneschen-Theater
Fanny Meyer (links) als Hänneschen-Puppe mit „ihrer“ Figur der Bestemo (rechts), Bild: Hänneschen-Theater

Im Jahr 1933 gab es außer ihr keine weitere jüdische Künstlerin oder jüdischen Künstler am Hänneschen-Theater. Da ihr Vater zwar Jude, ihre Mutter jedoch Katholikin war, wurde sie bei der Stadtverwaltung als „Jüdischer Mischling ersten Grades“, umgangssprachlich als auch „Halbjude“ bekannt, gemeldet. Sie durfte zunächst auch weiter in dem städtischen Puppentheater arbeiten. Allerdings nur bis 1935, dann wurde ihr Vertrag gekündigt. Ein bescheidenes Auskommen sicherte ihr das 1936 neu von Flora Jöhling gegründete Kölner jüdische Marionetten-Theater.

Stolpersteine für Fanny Meyer und ihren Mann Lothar Heineberg an der Ecke Oversburgstraße/ Follerstraße in der Kölner Südstadt. Bild: Marina Barth
Stolpersteine für Fanny Meyer und ihren Mann Lothar Heineberg an der Ecke Oversburgstraße/ Follerstraße in der Kölner Südstadt. Bild: Marina Barth

Ab Anfang der 1940er Jahre arbeitete sie, vermutlich als Zwangsarbeiterin, in einer Kölner Kartonagenfabrik. 1942 wurden Fanny und ihr Mann Lothar Heineberg zunächst im „Judenlager“ Köln-Müngersdorf interniert und von dort nach Auschwitz deportiert. Zwar gibt es noch eine Postkarte an ihren Vater aus dem März 1943, doch danach verliert sich die Spur von Fanny Heineberg, geb. Meyer. Sie wurde in Auschwitz ermordet. Wie bei vielen anderen Opfer des Nationalsozialismus auch, gibt es keine Grabstätte von ihr.

In dem Roman "Lumpenball" beschreibt Marina Barth das Leben von Fanny Meier. (Emons-Verlag, ISBN 978-3-7408-0162-5, 11,90 Euro)
In dem Roman „Lumpenball“ beschreibt Marina Barth das Leben von Fanny Meyer. (Emons-Verlag, ISBN 978-3-7408-0162-5, 11,90 Euro)

Im Jahr 2017 baute und benannte das Hänneschen-Theater eine Puppe nach ihr. Die Theater- und Buchautorin Marina Barth hat das Leben von Fanny Meyer in ihrem Roman „Lumpenball“ beschrieben.


Informationen zur Ausstellung
„Schalom & Alaaf. Jüdinnen & Juden im Kölner Karneval“

Die Ausstellung ist vom 8. November 2023 bis 31. März 2024 im NS-DOK (Appellhofplatz 23-25, 50667 Köln) zu sehen.

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 10 bis 18 Uhr Samstag und Sonntag: 11 bis 18 Uhr

Eintritt:
4,50 Euro/ermäßigt 2 Euro (kostenfrei am 1. Donnerstag im Monat)


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Akteure „1. Kölner Podcast-Tag“ am 24. November 2023

Collage Akteure 1. Kölner Podcast-Tag am 24.11.2023

Zum 1. Kölner Podcast-Tag haben sich verschiedene Akteure, die sich mit ihrer Stadt beschäftigen, zusammengefunden. Egal ob mit der Geschichte der Stadt Köln, den Kneipen der Stadt oder den typisch kölschen Anekdötchen: Die Kölner Podcaster-Szene ist extrem vielfältig.

Die Akteure

 

Agnes - Akteure 1. Kölner Podcast-Tag am 24.11.2023

Agnes trifft

Ein Podcast über Leben, Nachbarschaft und das Miteinander im Agnesviertel.
Von Peter Otten und Wibke Ladwig


Cover Bild Podcast mit Schrift

Das Köln-Ding der Woche

Historisches, Anekdoten, Legenden und Märchen, kölsche Persönlichkeiten oder Infos zu kölscher Musik und kölschen Wörtern mündchesmaß (mundgerecht) präsentiert. Immer kurz & knackig, immer subjektiv und völlig voreingenommen. 
Von Frank Mausbach und Uli Kievernagel


Tuppes - Akteure 1. Kölner Podcast-Tag am 24.11.2023

Jörg Runge – Der Tuppes vom Land

Der bekennende Karnevalsjeck steht für das Comeback der Reimrede und humorvolle Unterhaltung auf hohem Niveau. In seinem Podcast macht er sich auch auf alles einen Reim.
Von Jörg Runge


Eine Geschichte der Stadt Köln - Akteure 1. Kölner Podcast-Tag am 24.11.2023
 

Eine Geschichte der Stadt Köln

Ein Podcast über die Geschichte der Stadt Köln, die über 2.000 Jahre alt ist. Doch bis sie zu dem wurde, was sie heute ist, hat diese alte Stadt am Rhein eine bunte und reiche Vergangenheit hinter sich.
Von Willem Fromm


Kölschgänger - Akteure 1. Kölner Podcast-Tag am 24.11.2023Kölschgänger

Stories über Köln, die Menschen. Geschichte und Geschichten. Entdeckungen von unbekanntem Ecken und Neu-Entdeckungen in der Domstadt.
Gegründet von Ronald Füllbrandt (1961 – 2021), in seinem Sinn weitergeführt von Ramona Krippner, Elisabeth van Langen und Michael Waßerfuhr.


Mission Colonia - Akteure 1. Kölner Podcast-Tag am 24.11.2023
 

Mission Colonia

Hier wird Stadtgeschichte mal ganz anders erzählt. Natürlich alles basierend auf Fakten. Garniert mit etwas Blödsinn. Mit 4711 verteilten Rollen, viel Gesang und reichlich Action à la Tarantino. Mindestens.
Mit Anne Rothäuser, Kristina Kruttke und Sonja Kling. 


Podklaaf - Akteure 1. Kölner Podcast-Tag am 24.11.2023

PODKLAAF – ne Podcast op kölsch

Wie wird Kölsch gebraut? Wer hat den Dom gebaut? Wo sind die Heinzelmännchen hin? Diese und viele andere Fragen beantwortet dieser Podcast. Hee weed bloß kölsch jeschwaadt.
Von Karolin Küpper-Popp  und Hermann Hertling.


Altstadtwelle - Akteure 1. Kölner Podcast-Tag am 24.11.2023
 

Radio Altstadtwelle

Radio Altstadtwelle – „Kölsche Tön… sonst nix!“ Das ist der Grundsatz des Senders, der an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr Kölsche Musik spielt – denn Kölsche Musik ist weit mehr als nur Karneval. Garniert wird das Ganze durch die Sendungen wie den „Kölsch Club“ mit Ralf Hohn und „Pääle vun dr Plaat“ mit Harald van Bonn. Dort gibt es ausführliche Interviews mit Musikern und sonstigen Menschen aus der kölschen Szene sowie immer wieder die neuesten kölschen Songs und echte kölsche Musikperlen.
Von Ralf Hohn, mit Harald van Bonn (Moderator)


Räuber- Akteure 1. Kölner Podcast-Tag am 24.11.2023
 

Räuber

Die Kölner Kultband rockt bereits seit 1991 den Kölner Karneval. Mit Hits wie „Wigga Digga“ oder ganz aktuell „Oben Unten“ setzen sie Maßstäbe – nicht nur auf den kölschen Bühnen. 


Ratsbläser - Akteure 1. Kölner Podcast-Tag am 24.11.2023

Die Kölner Ratsbläser

Mit Hätz und Siel dobei. Bereits seit 1954. Mit Liebe und mit freudigem Enthusiasmus machebn die Ratsbläser Musik lebendig und heiter. Das rund 25-köpfige Bläserensemble identifiziert sich vor allem mit den Liedern und Hits aus dem Rheinland.
Vorstand: Ulrich Feith (1. Vorsitzender), Rolf Lieberknecht (Geschäftsführer), Rolf Olligs (Corpsoffizier), Sven Peyn (Schatzmeister), Ulrich Hochscheid (Burgvogt)


Zweimal 0,2 - Akteure 1. Kölner Podcast-Tag am 24.11.2023
 

Zweimal 0,2 – Der Kölner Kneipenpodcast

Zweimal 0,2 – der Kölner Kneipenpodcast. Tim und Marvin ziehen durch Kölner Kneipen und Euch informieren kurz und knapp über alles Wichtige. Ganz nach dem Motto: Drink doch ene met, stell dich nit esu ahn.
Von Marvin Schmitz und Tim Emmerich


Kontakt

Uli Kievernagel
1. Kölner Podcast-Tag

Raderberger Str. 190
50968 Köln
Tel. 0221 98863509
Mobil 0162 7973914
daskoelnding@koeln-lotse.de

www.koeln-lotse.de/podcast-tag

1. Kölner Podcast-Tag am 24. November 2023

Collage Akteure 1. Kölner Podcast-Tag am 24.11.2023

Kölner Podcaster arbeiten zusammen
1. Kölner Podcast-Tag am 24. November 2023

Gemeinsam erreichen die Kölner Podcaster mehr als 100.000 Menschen

Köln, 7. November 2023

Fast die Hälfte aller Deutschen hören Podcasts. Und da gerade die Kölner bekanntlich ihre Stadt lieben, gibt es in der Domstadt viele aktive Podcaster, die sich mit ihrer Heimat beschäftigen. Egal ob mit der Geschichte der Stadt Köln, den Kneipen der Stadt oder den typisch kölschen Anekdötchen: Die Kölner Podcaster-Szene ist extrem vielfältig.

Völlig neu: Zeitgleiche Veröffentlichung am 24. November 2023 um 18.11 Uhr

Am Freitag, 24.November 2023 um 18.11 Uhr geschieht etwas vollkommen Neues: Viele Podcaster der Stadt werden zum ersten Mal eine gemeinsam produzierte Podcast-Folge veröffentlichen. „Gemeinsam erreichen wir mehr als 100.000 Menschen in unserer Stadt.“, so Uli Kievernagel vom Podcast „Köln-Ding der Woche“. Er hatte, zusammen mit Willem Fromm vom Podcast „Eine Geschichte der Stadt Köln“, die Idee, eine gemeinsame Folge zu produzieren. Willem Fromm: „Wir zeigen damit die Vielfalt der Podcaster in Köln.“

Die neun ausgewählten Akteure werden in der gemeinsamen Folge einen Spaziergang über den berühmt-berüchtigten Eigelstein machen. Anne Rothäuser von der „Mission Colonia“, bekannt für ihre actionreichen Crashkurse in Stadtgeschichte, wird dafür sorgen, dass sich die bunt gemischte Truppe nicht verirrt. Sie macht mit uns Halt an einem Tatort der Comedyshow: Dem Ursulaplatz.

Wir haben uns bewusst eine der sagenumwobensten und ältesten Straßen in Köln ausgesucht.“ erklärt Michael Waßerfuhr von den „Kölschgängern“. Er wird beim Podcast-Tag über das kölsche Original „Orjels Palm“ berichten, der am Eigelstein lebte. Frank Mausbach vom „Köln-Ding der Woche“ spricht über das „Kölsche Millieu“, die schweren Jungs vom Stüverhoff. Und der „Tuppes vom Land“ Jörg Runge macht sich, wie von den Bühnen gewohnt, einen Reim auf alles.

Am Eigelstein ist Musik

Auch Harald van Bonn war schnell begeistert. Der Moderator von „Radio Altstadtwelle“ leistet einen musikalischen Beitrag zur gemeinsamen Folge. Er wird gemeinsam mit Kurt Feller von der kölschen Kultband Räuber über die Geschichte des Titels „Am Eigelstein is Musik“ zu sprechen. Hermann Hertling ist der Senior der Truppe. Mit seinen 93 Jahren veröffentlicht er bereits seit April 2021 gemeinsam mit Karolin Küpper-Popp den Podcast „Podklaaf“ op Kölsch.

„Und wir nehmen euch mit in den «Kölschen Boor»“ freut sich Marvin Schmitz. Der kölsche Jung besucht mit seinem Kumpel Tim Emmerich regelmäßig verschiedene Kneipen in Köln und berichtet direkt von der Theke – immer mit „Zweimal 0,2“, so der Titel ihres Podcasts. Über „Gott und die Agnes-Welt“ werden Peter Otten und Wibke Ladwig sprechen, die den Podcast „Agnes trifft“ der Pfarrgemeinde St. Agnes veröffentlichen.

Musikalisch umrahmt wird diese ganz besondere Podcast-Folge von den Kölner Ratsbläsern. „Wir stehen für Tradition und Moderne.“ erklärt Ulrich Feith, 1. Vorsitzender des Bläserensembles. „Für diese besondere Folge werden eigens eine spezielle Fanfare einspielen.“


Welturaufführung

Die Uraufführung des 1. Kölner Podcast-Tages gibt es am
Freitag, 24. November 2023 um 18.11 Uhr
auf allen gängigen Podcast-Portalen oder hier:
www.koeln-lotse.de/podcast-tag.


Einladung: Aufnahme am 14. November 2023

Die Aufnahmen zum 1. Kölner-Podcast-Tag finden am 14. November 2023 um 19 Uhr im Fort X in Köln-Nippes (Neusser Wall 33, 50670 Köln, Proberäume der Kölner Ratsbläser) statt.

Wir laden Medien, Journalisten und alle weiteren Interessierten ein, bei der Aufnahme zu lauschen und live dabei zu sein.

Um Anmeldung wird dringend gebeten.


Bildmaterial und Logos

Die Logos sowie Hintergrundinformationen zu den Akteuren stehen auf der Website des „1. Kölner Podcast-Tag“ zum Download zur Verfügung.

Eine Pressemappe mit allen Texten und Logos steht ebenfalls zum Download zur Verfügung.


Kontakt

Uli Kievernagel
1. Kölner Podcast-Tag

Raderberger Str. 190
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Das Schiffswrack in der Eigelsteintorburg

Das Wrack des Rettungsbootes der Cöln hängt in der Kölner Eigelsteintorburg, Bild: Hans Peter Schaefer, http://www.reserv-a-rt.de
In der Kölner Eigelsteintorburg hängt ein ganz besonderes Schiffswrack, Bild: Hans Peter Schaefer, http://www.reserv-a-rt.de

Der Eigelstein bietet 2.000 Jahre Geschichte auf nur 570 Metern. Insofern gibt es hier viel zu sehen. Auch das berühmt-berüchtigte „Kölner Millieu“ verkehrte hier. Allerdings ist es in der Tat sehr verwunderlich, dass am Ende des Eigelsteins, direkt an der Eigelsteintorburg, das Wrack eines Bootes hängt. Dieses Schiffswrack ist das letzte Überbleibsel des Kreuzers Cöln.

„Kleiner Kreuzer“ Cöln

Die Cöln wurde als Teil der deutschen Kaiserlichen Marine am 5. Juni 1911 in Dienst gestellt. Es handelte sich um einen „Kleinen Kreuzer“ mit immerhin 130 Meter Länge. Dieser Schiffstyp wurde als Aufklärer, Torpedobootszerstörer und auch im Handelskrieg eingesetzt.

Der "Kleine Kreuzer Cöln", hier auf einem Bild von ca. 1912
Der „Kleine Kreuzer Cöln“, hier auf einem Bild von ca. 1912

Im Ersten Weltkrieg tobte der Seekrieg auf der Nordsee. Am 28. August 1914 fand ein heftiges Seegefecht bei Helgoland statt. Die „Kleinen Kreuzer“ Frauenlob, Mainz und Stettin sowie mehrere Torpedoboote der Kaiserlichen Marine waren den Angriffen der Royal Navy eindeutig unterlegen. Zur Unterstützung lief die Cöln aus Wilhemshaven aus. Eigentlich sollten die schweren, fast doppelt so großen Schlachtkreuzer der Marine zur Hilfe kommen. Doch diese lagen im Hafen in Jade fest und konnten wegen des zu niedrigen Wasserstandes  nicht auslaufen.

509 Menschen sterben

Zunächst nahm die Cöln den Kampf mit dem britischen Kreuzer Arethusa und acht Zerstörern auf. Unterstützt wurde die Cöln durch den „Kleinen Kreuzer“ Straßburg. Kritisch für die deutschen Kriegsschiffe wurde es mit dem überraschenden Eingreifen von fünf britischen Schlachtkreuzern.

Die Kaiserliche Marine war eindeutig unterlegen. Die Cöln erhielt mehrere Treffer, konnte aber zunächst entkommen. Doch der britische Schlachtkreuzer Lion nahm die Verfolgung auf und versenkte das Schiff.

Etwa 300 Menschen an Bord waren sofort tot. Ungefähr 200 Besatzungsmitglieder überlebten den Untergang. Da aber an diesem Tag extrem ungünstige Wetterverhältnisse herrschten – es war dichter Nebel – wurden die Schiffbrüchigen von Suchmannschaften nicht gefunden. So starben mit dem Untergang der Cöln insgesamt 509 Menschen.

Der einzige Überlebende: Oberheizer Adolf Neumann, hier auf einem Bild nach dem Untergang der "Cöln", Bild: https://frk-koeln.de/gedenkstaette/kurzvideo/, CC0, via Wikimedia Commons
Der einzige Überlebende: Oberheizer Adolf Neumann, hier auf einem Bild nach dem Untergang der „Cöln“, Bild: https://frk-koeln.de/gedenkstaette/kurzvideo/, CC0, via Wikimedia Commons

Nur ein Überlebender

Der Oberheizer Adolf Neumann (1891 – 1964) war der einzige Überlebende des Untergangs der Cöln. Sein Überlebenskampf dauerte 76 Stunden. Der Kölner Express1vom 29.08.2018 zitiert Neumann wie folgt:

„Nach einigen Stunden starben die ersten Kameraden an Wunden und Erschöpfung. Den Kopf im Wasser, trieben sie zwischen uns. Es traf sich, dass ich mit einem Oberheizer, der an einem größeren Stück Holz hing, zusammenkam. Ihm schloss ich mich an, und bald hatten wir richtiges Gleichgewicht. Die einen hofften noch immer, dass Hilfe unterwegs sei. Andere meinten, wir müssten in der Nähe von Land sein und sollten versuchen, es schwimmend zu erreichen (…). Wir schwammen wohl über zwei Stunden, doch sahen wir kein Land. Es wurde abermals Abend und Nacht. Unser Häuflein Menschen war bis auf einen kläglichen Rest zusammengeschrumpft.“

Zum Glück für Neumann tauchte ein Rettungskutter der Cöln auf – allerdings auch bereits halb zerschossen. Die zwei Mann an Bord zogen den völlig entkräfteten Neumann sowie zwei weitere Kameraden in das schwer ramponierte Boot. Von den fünf Mann an Bord des Rettungskutters überlebte allerdings nur Adolf Neumann. Er wurde drei Tage später von einem Torpedoboot gerettet.

Der fast völlig zerstörte Rettungskutter der Cöln wurde drei Tage später auf Norderney angetrieben. Und es sind exakt die Reste dieses Bootes, welche heute in der Eigelsteintorburg hängen.

Gedenktafel zur Erinnerung an den Untergang der "Cöln" an der Eigelsteintorburg, Bild: Peng (talk), CC0, via Wikimedia Commons
Gedenktafel zur Erinnerung an den Untergang der „Cöln“ an der Eigelsteintorburg, Bild: Peng (talk), CC0, via Wikimedia Commons

Untergang der Cöln markiert Wendepunkt in der Wahrnehmung des Kriegs

Bis zu diesem Zeitpunkt war die Wahrnehmung des noch jungen Kriegs geprägt von Erfolgsmeldungen der verschiedenen Schlachten. Der Marinehistoriker Dr. Heinrich Walle über die Bedeutung des Untergangs der Cöln

„Erst der Untergang der „Cöln“ machte den Menschen in Deutschland bewusst, dass ein grausamer Krieg herrschte. Bis dahin wurden nur verschleiernde Siegmeldungen von den Schlachten in Belgien und Frankreich verbreitet.“2Express vom 29.08.2018

Die morderne Korvette "Köln" soll 2025 in Dienst gestellt werden, Bild: ZamameeZuka, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Die morderne Korvette „Köln“ soll 2025 in Dienst gestellt werden, Bild: ZamameeZuka, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Verschiedene Marineschiffe mit den Namen Köln

Bisher gab es fünf verschiedene Marineschiffe mit dem Namen „Köln“. Das letzte Schiff mit diesem Namen, eine Fregatte, wurde 2012 außer Dienst gestellt.

Allerdings wird zur Zeit die Korvette Köln bei Blohm & Voss ausgerüstet. Dieses Schiff (Länge 90 Meter, spätere Besatzung 58 Personen) wurde durch die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker am 21. April 2022 getauft und soll voraussichtlich 2025 in Dienst gestellt werden.

Hoffentlich bleibt dieser Korvette „Köln“ das Schicksal des Kreuzers „Cöln“ erspart.


Die Figur des "Kölschen Boor" an der Eigelsteintorburg, Bild: Hans Peter Schaefer, http://www.reserv-a-rt.de
Die Figur des „Kölschen Boor“ an der Eigelsteintorburg, Bild: Hans Peter Schaefer, http://www.reserv-a-rt.de

Der Kölsche Boor bewacht die Eigelsteintorburg

Auf der anderen Seite der Torburg kann man den „Kölschen Boor“ bewundern. Die Statue ist eine Kopie, das Original ist im Rathaus ausgestellt.


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Die Heilige Ursula, Teil I: Ihr Martyrium rettet Köln vor den Hunnen

Der Märtyrertod der Heiligen Ursula auf einem Bild aus dem 15. Jahrhundert
Der Märtyrertod der Heiligen Ursula auf einem Bild aus dem 15. Jahrhundert

Podcast Ursula, Teil 1, 20

Köln war von der Mitte des 11. Jahrhunderts bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts mit etwa 40.000 Einwohnern die wichtigste und größte Metropole im Deutschen Reich. Und wenn wir heute vom „Hillije Kölle“ sprechen, war das zu dieser Zeit sogar verbrieft: Ab dem 12. Jahrhundert war Köln „Sancta Colonia Dei Gratia Romanae Ecclesiae Fidelis Filia“, also „Heiliges Köln von Gottes Gnaden, der römischen Kirche getreue Tochter“.

Die Romanischen Kirchen waren Anziehungspunkt für Pilger aus aller Welt. Und so wie wir uns heute an schönen Urlaubsorten T-Shirts oder Kühlschrankmagnete kaufen, wollte auch jeder dieser Pilger im Mittelalter ein Andenken mit nach Hause nehmen. Im Idealfall sogar etwas „Heiliges“. Da boten sich Reliquien geradezu an.

Eine Reliquie ist ein irdischer Überrest eines Heiligen. In der Regel ein Körperteil wie ein Knochen, manchmal aber auch ein Gegenstand, mit dem der Heilige in Berührung gekommen ist. Wenn es sich bei dieser Reliquie um Körperteile handelt, sind diese naturgegeben endlich: Auch ein Heiliger hat nur einen Schädel, zwei Beine und zehn Finger. Wenn aber nun alle einen Teil des Heiligen haben wollen, wird es schwierig. Die clevere kölsche Lösung für dieses Problem ist die wundersame Vermehrung verehrungswürdiger Knochen durch die Geschichte der Heiligen Ursula.

Legende der Heiligen Ursula belebt das Geschäft mit Reliquien

Die Heilige Ursula hatte gleich 11.000 Gefährtinnen, die direkt mitverehrt wurden. Und so waren auf einmal 11.000 Schädel, 22.000 Beine und 220.000 Finger und Zehen als Reliquien verfügbar. Sehr praktisch, auch wenn die Kirche das Geschäft mit den Reliquien verboten hatte. Aber der findige Kölner findet auch dafür eine Lösung: Verkauft wurden daher nicht die Reliquien selber, sondern die hübschen Kisten und Schachteln drumherum. Und dass halt die Reliquie darin liegt – jood, dat es halt esu.

Ob es Ursula jemals gegeben hat, kann nicht belegt werden. Der Legende nach war Ursula eine bretonische Prinzessin im 4. Jahrhundert und schon als Kind so extrem fromm, dass sie ihr Leben Christus geweiht hatte und auf ewig Jungfrau bleiben wollte. Diese Pläne wurden durch ihren Vater durchkreuzt: Dieser verlobte Ursula mit dem englischen Prinzen Aetherius. Kleiner Haken: Aetherius war ein ungetaufter Barbar – für die fromme Ursula ein absolutes No-Go. Daher stellte sie drei Bedingungen:

  1. Sie erhält eine Frist von drei Jahren bis zur Eheschließung.
  2. Aetherius muss sich während dieser Zeit taufen lassen.
  3. Ursula unternimmt mit 11.000 Gefährtinnen eine Wallfahrt nach Rom. 

Aetherius stimmt zu. Es werden Schiffe gebaut, und die Jungfrauen machen sich auf den gefährlichen Weg nach Rom. Es geht von der Bretagne  quer über die Nordsee in die Rheinmündung und dann flussaufwärts zunächst bis nach Köln. Hier hat Ursula eine Vision: Ein Engel verkündet ihr, dass sie nach ihrem Besuch in Rom wieder zurück nach Köln kommen wird um dort als Märtyrerin zu sterben. Für ein frommes Mädchen wie Ursula anscheinend eine verlockende Aussicht, denn sie ergibt sich ihrem Schicksal.

Von Köln aus geht es weiter bis nach Basel und von dort aus zu Fuß quer über die Alpen nach Rom. Jetzt gibt es zwei Varianten der Legende: In der einen war zwischenzeitlich auch Aetherius in Rom angekommen. Seine Taufe und die Segnung von Ursula und der 11.000 Jungfrauen wurde von keinem geringerem als Papst Siricius (in manchen Quellen auch als Cyriacus bezeichnet) vorgenommen. In der anderen Variante treffen sich Ursula und der frischgetaufte Aetherius erst in Mainz. Wie auch immer: Völlig begeistert von der frommen Reisegesellschaft schließt sich der Papst den Jungfrauen an, denn er hatte erfahren, dass das Martyrium bevorstand und so etwas lässt man sich als Papst nicht entgehen.

Die Prophezeiung erfüllt sich

Wieder in Köln angekommen, stellt die um den Papst und Aetherius sowie etliche weitere Interessierte angewachsene Reisegesellschaft fest, dass die Hunnen die Stadt belagern. Diese fackeln nicht lange und metzeln die ganze Gefolgschaft nieder – insgesamt 10.998 Jungfrauen. Die Heilige Cordula überlebte das Massaker, weil sie sich verstecken konnte. Allerdings wird sie später von den Hunnen gefunden und ebenfalls getötet. Auch Ursula überlebt zunächst, weil der König der Hunnen sich in sie verliebt. Er bietet ihr an, sie zu verschonen, wenn sie ihn heiratet. Eine für Ursula aus gleich zwei Gründen unmögliche Option: Erstens wäre ja auch dieser Gemahl ein ungetaufter Barbar und zweitens muss sich ja mit ihrem Tod die Prophezeiung des Engels erfüllen. Folglich lehnt sie ab und der Hunnenkönig tötet sie.

Kaum war Ursula tot, erschienen 11.000 kampfeslustige Engel und vertrieben die Hunnen aus der Stadt – die Belagerung war beendet. Als Dankeschön für diese Befreiung machten die Kölner Ursula zu einer ihrer Stadtpatroninnen und die ganze Geschichte rund um Ursula zu einem sensationellen Geschäft mit Reliquien.


Im Teil II der Ursula-Geschichte wird erklärt, wie es die findigen Kölner geschafft haben, tatsächlich Unmengen an echten Knochen heranzuschaffen, um diese an die Pilger zu verkaufen.  


Hinter der schillernden Legende von Ursula wird ein anderer Stadtpatron oft vergessen: Der „Kriesgdienstverweigerer“ Gereon.


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Die Professorensiedlung in Marienburg – Platz für schlaue Köpfe

Ein Haus in der "Professorensiedlung" in Köln-Marienburg, Bild: Uli Kievernagel
Ein Haus in der „Professorensiedlung“ in Köln-Marienburg, Bild: Uli Kievernagel

Es muss ein hartes Los für die Professoren der Kölner Universität in den 1920er Jahren gewesen sein: Als ordentlich berufener Professor galt die „Residenzpflicht“. Diese Anordnung aus dem Beamtenrecht besagte, dass der Beamte seinen Wohnort in der Nähe des Dienstorts zu wählen hatte. Faktisch bedeutete dies, dass die jeweiligen Professoren nach Köln übersiedeln mussten.

„Ein Sprung vom sicheren Land ins Ungewisse“

Für viele der nach Köln berufenen Professoren eine Zumutung: Die Stadt bot schon damals viel zu wenig Wohnraum und die rar gesäten Wohnungen waren auch noch unverhältnismäßig teuer. Schnell kursierte an den Hochschulen, dass eine Berufung an die Kölner Universität „Ein Sprung vom sicheren Land ins Ungewisse“ wäre. Dies hatte zur Folge, dass etliche Professoren den Ruf nach Köln nicht annahmen.

Der Kölner Wissenschaftsbetrieb drohte an Attraktivität zu verlieren. Dies ging so weit, dass sich das Kultusministerium bereits kurz nach Eröffnung der Universität im Jahr 1919 gegen Neuberufungen aussprach, wenn diesen keine Wohnungen zur Verfügung gestellt werden konnten.1Nicola Kresken in „Geschichte in Köln“, Zeitschrift für Stadt- und Regionalgeschichte, Nr. 67 (2020)

Attraktive Häuser in hervorragender Lage  

Zur Lösung des Problems handelten die Professoren selbst und gründeten am 4. Juni 1920 die „Baugenossenschaft Kölner Universität“. Ziel war es, attraktive Wohnmöglichkeiten für die Kölner Professoren zu schaffen.

Ungewöhnlich war die gewählte Gesellschaftsform einer Baugenossenschaft. Der Bauökonom Klaus Novy2Klaus Novy: Wohnreform in Köln. Geschichte der Baugenossenschaften Köln, 1986 führt dies auf die „sozialwissenschaftlich-sozialpolitische Ausrichtung“ der Gründungsmitglieder zurück. Zu  diesen Gründungsmitglieder gehörten:

  • Albert Dietrich, Pathologie
  • Hans Driesch, Philosophie
  • Hans Planitz, Rechtswissenschaften
  • Heinrich Lehmann, Rechtswissenschaften
  • Hugo Lindemann, Honorarprofessor und Sozialpolitiker
  • Max Scheler, Philosophie
  • Paul Honigsheim, Sozialwissenschaften
  • Reiner Müller, Hygieniker
  • Wilhelm Prion, Betriebswirtschaftslehre

Die Universität Köln war durch den Rektor Christian Eckert in der Gründungsversammlung vertreten.

Mit der Realisierung des Projektes wurde das sozialistische Bauunternehmen „Bauhütte“ beauftragt, die Stadt Köln stellte in Erbpacht attraktive Grundstücke in Marienburg zur Verfügung.  Bereits im Januar 1921 begann der Bau der ersten Häuser der „Professorensiedlung“.

An der Wolfgang-Müller-Straße in fast direkter Rheinnähe entstanden sieben Doppelhäuser. Diese Häuser waren ansehnliche Villen mit sechs Zimmern, Nebenräumen, Mansardenzimmern und Dachkammern. Und sind symmetrisch um einen Platz gruppiert.

Die Häuser der Professorensiedlung sind rot markiert. Bild: Universität zu Köln
Die Häuser der Professorensiedlung sind rot markiert. Bild: Universität zu Köln

Architekt der Häuser wird von Nationalsozialisten in Auschwitz ermordet

Architekt der Siedlung war der 1879 in Karlsruhe geborene Manfred Faber. Er war einer der wichtigsten Architekten der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GAG. Gemeinsam mit Wilhelm Riphahn entwickelte er unter anderem auch die „Märchensiedlung“ in Holweide und Dellbrück.

Faber wurde, wegen seiner jüdischen Herkunft, 1936 aus dem Architekten- und Ingenieur-Verein Köln ausgeschlossen. 1942 wurde er zunächst im Messelager Köln interniert, später nach Theresienstadt und nach Auschwitz deportiert. Dort wurde er am 16. Mai 1944 umgebracht.

Gedenktafel für Manfred Faber, von den Nationalsozialisten ermordeter Architekt der Professorensiedlung, in der "Naumannsiedlung" (Riehl)., Bild: Heinz Reutersberg, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Gedenktafel für Manfred Faber, von den Nationalsozialisten ermordeter Architekt der Professorensiedlung, in der „Naumannsiedlung“ (Riehl)., Bild: Heinz Reutersberg, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Professoren folgen Ruf nach Köln – auch wegen der Häuser in der Professorensiedlung

Mit den attraktiven Immobilien in der Marienburg hatte die Kölner Universität schnell die Nase vorn, wenn es darum ging, die klugsten Köpfe nach Köln zu berufen. Der damalige Rektor Christian Eckert (1874 – 1952) schrieb dazu an Oberbürgermeister Konrad Adenauer:

„Wohl habe ich darauf hingewiesen, dass es durch den Wohnungsbau dem Betreffenden ein schönes Haus mit Garten in Bester gegen Köln zur Verfügung gestellt würde, dessen Bewohnung nicht teurer sei als eine andere Mietwohnung in der Stadt.“

So folgte der Jurist Hans Lewald erst dann dem Ruf nach Köln, als ihm eines der Häuser in Marienburg zugesprochen wurde. Auch zur Bindung der Professoren an die Universität wurden die attraktiven Wohnangebote in Marienburg genutzt. Heinrich Mitteis, einer der bedeutendsten Rechtshistoriker des 20. Jahrhunderts, lehnte erst dann den Ruf nach Frankfurt ab, als man ihm eines der Häuser in der Professorensiedlung zusicherte.

Die "Professorensiedlung" in Köln-Marienburg mit attraktiven Häusern, Bild: Uli Kievernagel
Die „Professorensiedlung“ in Köln-Marienburg mit attraktiven Häusern, Bild: Uli Kievernagel

Deutschlands genialste Siedlung

So entstand „Deutschlands genialste Siedlung“. 3Express vom 05.10.2018 In der Welt der Wissenschaft bekannte Namen wie Eugen Schmalenbach (1873 – 1955), der Begründer der Betriebswirtschaftslehre als akademisches Lehrfach oder auch der Jurist Hans Carl Nipperdey (1895 – 1968) wohnten in der Professorensiedlung.

Im Haus von Nipperdey wuchsen auch seine fünf Kinder auf, darunter Dorothee Sölle, geb. Nipperdey (1929 – 2003). Die streitbare Theologin errang nie die ihr zustehende Anerkennung im Wissenschaftsbetrieb. Diese Anerkennung sollte aber ihr Bruder Thomas Nipperdey (1927 – 1992) bekommen. Der Historiker veröffentlichte 1983 das dreibändige Werk „Deutsche Geschichte“ – das Standardwerk der neueren Geschichte.

Allerdings war Thomas Nipperdey als Kind in der Professorensiedlung nur mäßig glücklich, da die Kinder in der Nachbarschaft alle älter waren und als Spielkameraden ausschieden. Glück für ihn, dass er in der Straßenbahn „richtige Mittelschicht-Kinder, offener und zugänglicher für mich“4Express vom 05.10.2018 kennenlernte.

Auflösung der Genossenschaft

Ab etwa 1930 reifte der Plan, die Häuser der Professorensiedlung aus dem Einflussbereich der Universität zu lösen. Dafür sollte der Erbbauvertrag mit der Stadt Köln gelöst werden und die jeweiligen Bewohner die Möglichkeit bekommen, das Haus inklusive Grundstück zu kaufen.

Der Rektor der Universität Christian Eckert versuchte, diesen Plan zu vereiteln. Denn damit würde die Universität das Argument des hochwertigen und günstigen Wohnraums bei der Berufung von Professoren verlieren. Doch vergebens: 1937 wurde die „Baugenossenschaft Kölner Universität“ aufgelöst und die Häuser an die Professoren verkauft.

Immerhin machte das Modell der Baugenossenschaft Schule. Die Universitäten Leipzig, Aachen und Hamburg waren sehr an den Erfahrungen der Kölner interessiert.

Noch immer sehr begehrte Wohnlage

Die Häuser in der Wolfgang-Müller-Straße sind immer noch sehr begehrt. Die ruhige Lage ohne Durchgangsverkehr, die direkte Nähe zum Rhein und die großen Gärten mit ihren alten Bäumen hat aber ihren Preis: Diese Häuser sind alle heute mindestens zwei, eher aber drei Millionen Euro wert.

Ruhig, schick und gediegen: Die "Professorensiedlung" in Köln-Marienburg, Bild: Uli Kievernagel
Ruhig, schick und gediegen: Die „Professorensiedlung“ in Köln-Marienburg, Bild: Uli Kievernagel

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Kölsche Originale: De Läsche Nas – eine riesengroße Nase als Markenzeichen

Die Läsche Nas, Bild: Bild: rs-bierdeckel.de, Reinhold Schäfer
Die Läsche Nas, Bild: Bild: rs-bierdeckel.de, Reinhold Schäfer

Podcast Läsche Nas 19

Es muss ein unvorstellbarer Gestank gewesen: Auf der Aachener Straße, kurz vor Melaten, konnten die Menschen zeitweise nur mit einem Tuch vor der Nase am Haus von Andreas Leonard Lersch, genannt „Läsche Nas“, vorbeigehen. Selbst auf dem Friedhof herrschte noch ein unvorstellbarer Gestank.

Quelle allen Übels war der Ofen von Läsche Näs. Dort kochte der berühmt-berüchtigte städtische Hundefänger zuvor eingefangene und getötete Hunde aus. Das so produzierte Fett verkaufte er in seinem Laden mit dem hochtrabenden Namen „Diätisches Mineralwarengeschäft und Kurheilanstalt“ als probates Mittel zur Schwindsucht. Ironie der Geschichte: Ausgerechnet an dieser Krankheit verstarb Läsche Nas etwa zehn Jahre später. Vorher aber musste er sein Gewerbe wegen der massiven Geruchsbelästigung der Trauernden und der Besucher auf Melaten noch nach Ehrenfeld in die Nußbaumer Straße verlegen. Anscheinend war dort der Gestank eher geduldet.

Von der Bühne über den Deutsch-Französischen-Krieg zur Polizei

Als Andreas Leonard Lersch am 8. Januar 1840 geboren wurde, lag die Karriere als städtischer Hundefänger noch in weiter Ferne. Nach einer Lehre als Metzger zog es ihn im Alter von 19 Jahren auf die Theaterbühne. Der Mann mit der unübersehbar großen Nase wurde zu dieser Zeit bereits „Läsche Nas“ genannt, und die Theatermacher spekulierten darauf, den überdimensionierten Riechkolben zur Marke zu machen. Vielleicht wäre ja sogar ein großer Schauspieler aus ihm geworden. Doch die Einberufung zum Militär und die Schmähungen der Kritiker, die sich auf seine große Nase bezogen, beendeten die hoffnungsvolle Theaterkarriere bevor diese richtig starten konnte.

Nach dem Deutsch-Französischen-Krieg (1870–1871) kehrte Lersch zurück nach Köln. Seine militärische Erfahrung ebnete ihm den Weg zur Polizei. Doch auch hier stand ihm seine große Nase im Weg: Lersch sollte als verdeckter Ermittler für die Polizei arbeiten. Doch wie kommt man unerkannt an die Spitzbuben ran, wenn ein riesengroßes Riechorgan trotz aller denkbaren Verkleidungen unverwechselbar ist? Außerdem ging er wohl nicht gerade zimperlich mit Festgenommenen um. Folglich war auch dieses berufliche Kapitel schnell beendet. Als Läsche Nas seinen Dienst bei der Polizei quittierte, protokollierten die Beamten die Rückgabe folgender Gegenstände: „Zwei sechsläufige Revolver, Dolchmesser, Schlagring, Bleistock und Gummischlauch.“1Quelle: Reinhold Louis: „Kölner Originale“, Greven-Verlag

Es folgte ein kurzes Intermezzo als Wächter für die Bahn bis Lersch eine neue Aufgabe fand: Er wurde städtischer Bezirksabdecker. Es herrschten grauenvolle Zustände in der Domstadt: Die Kadaver verendeter Tiere wurden auf den Wiesen entlang des Rheins einfach vergraben. Und jedes Hochwasser spülte regelmäßig das Erdreich weg, und die halbverwesten Tiere wurden wieder freigelegt. Den Auftrag der Stadt, stattdessen ein geeignetes Gebäude für eine professionellere Tierkörperverwertung zu finden, konnte Lersch nicht erfüllen.

Wenig zimperliche Methoden als Hundefänger

Mehr Erfolg hatte er mit seiner zweiten Tätigkeit als städtischer Hundefänger. Unendlich viele Streuner verunreinigten die Stadt und brachten die Gefahr der Tollwut mit. Ab 1878 ist Andreas Leonard Lersch ausgerüstet mit Netz und einem vergitterten Karren unterwegs, um im Auftrag der Stadt Hunde einzufangen. Dabei fing er wohl – neben den Streunern, die keiner vermisste – auch manchen Haushund ein. Und dann war das Geschrei groß. Glücklich waren die Hundebesitzer, die noch rechtzeitig ihren Hund gegen ein ordentliches Trinkgeld auslösen konnten.

Läsche Nas war wenig feinfühlig mit den eingefangenen Hunden. Alle kamen in einen einzigen Käfig. Gerade die kleinen Hunde überlebten die gemeinsame Gefangenschaft mit größeren Tieren eher selten. Aber auch für die überlebenden Hunde war das Ende nah: Lersch brauchte deren ausgekochtes Fett für sein Wundermittel.

Sein rabiater Umgang mit den Tieren war stadtbekannt. Kinder verscheuchten die Streuner, wenn Läsche Nas mit seinem quietschendem Karren ankam, und auch die Erwachsenen waren mit den brutalen Methoden nicht einverstanden. Lersch trat daher regelmäßig mit zwei Polizisten auf, die ihn bei seiner Arbeit schützten. Aber zumindest die Stadt war zufrieden mit Lerschs Arbeit und übertrug ihm 1885 zusätzlich auch noch das Amt des Scharfrichters, welches er aber nie ausübte.

Mit großem Eifer energisch den Dienst versorgen

Schon zu Lebzeiten wurde Läsche Nas öfters für tot gehalten. Daran war er auch selbst schuld: Bereits zu Lebzeiten hatte er sich einen Sarg anfertigen lassen und alle Bedingungen seiner Beerdigung inklusive der Kleidung seiner Leiche festgelegt.

Am 3. Mai 1887 verstarb Läsche Nas – ausgerechnet an Schwindsucht, gegen die doch sein eigenes Mittel so vortrefflich helfen sollte. In seinem Totenzettel war zu lesen „… In ihm verliert die Stadt einen tüchtigen Beamten, welcher stets bemüht war, mit großem Eifer energisch seinen Dienst zu versorgen …“.

Wie auch immer: Die Hunde in der Stadt werden sich gefreut haben.


Der Nasenbrunnen zu Ehren des fleißigen städtischen Hundefängers Andreas Leonard Lersch, besser bekannt als "Läsche Nas", Bild: Horsch, Willy - HOWI, CC BY 3.0
Der Nasenbrunnen zu Ehren des fleißigen städtischen Hundefängers Andreas Leonard Lersch, besser bekannt als „Läsche Nas“, Bild: Horsch, Willy – HOWI, CC BY 3.0

Es passiert eher selten, dass Beamte von der Stadt ein eigenes Denkmal bekommen. Anders bei Läsche Nas: Vor dem Bezirksrathaus Ehrenfeld an der Venloer Straße steht der Nasenbrunnen zur Erinnerung an den eifrigen Beamten. Der Brunnen besteht aus zehn übereinanderliegenden Ringen mit zehn unterschiedlichen Nasen: Große, kleine, runde oder lange Nasen.


Tief im kollektiven Gedächtnis der Stadt verankert: Die "Kölschen Originale"
Tief im kollektiven Gedächtnis der Stadt verankert: Die „Kölschen Originale“

Weitere Geschichten zu den „Kölschen Originalen“ gibt es hier:


In dem Lied „Fastelovend im Himmel“ erinnert Karl Berbuer unter anderem auch an Andreas Leonard Lersch. Dort lautet es:

Un et Arnöldche fleut,
un dr Herrjott hät sing Freud,
un der Läsche Nas ehr Nas wed nass,
weil Kölle nit unger geiht.

Berbuer spielt mit dieser Zeile darauf an, dass selbst, wenn Läsche Nas unter einem Regenschirm stehen sollte, die riesengroße Nase trotzdem nass wird.


Michael Waßerfuhr von den Kölschgängern erzählt die Geschichte von Läsche Nas auf der Website der Kölschgänger in einem wunderschönen Kölsch. Schaut mal rein, lohnt sich!


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Kölsche Wörter: Lappöhrche – „cash in de Täsch“

E Lappöhrche: Cash in de Täsch! Bild: Bild Alexa, Pixabay
E Lappöhrche: Cash in de Täsch! Bild: Bild Alexa, Pixabay

Wer bei „Lappöhrche“ an ein kleines, flauschiges Kaninchen denkt, liegt vollkommen falsch. Wenn der Kölsche ein Lappöhrche macht, dann verdient er sich ein paar Euros nebenbei. Und „nebenbei“ ist hier wörtlich zu verstehen: Selbstverständlich soll das Finanzamt nichts von dem Lappöhrche erfahren.

Adam Wrede hilft nicht weiter

Ausnahmsweise hilft in diesem Fall der Blick in den Wrede nur bedingt weiter. Dort wird das Lappöhrche wie folgt erklärt:

„Verniedlichung zu Lappohr (langes Ohr). Flickstück oder Lederstück in halbrunder, länglich runder, einem Ohr oder Öhrchen ähnlicher Form, wie es Schuster beim Ausbessern des Schuhwerks gebrauchen, übertragen auf solche Flickarbeit oder Kleinarbeit, verallgemeinert als Kleinigkeit. Die … Ableitung von französisch „labour“ ist Unsinn.“

Deutliche Worte des Sprachpapstes. Allerdings wird dieses Wort heute nicht mehr in dem Sinne von „Kleinigkeit“ verwendet. Dies hat meine beliebte Thekenumfrage eindeutig festgestellt. Alle kennen das Lappöhrche, aber angeblich macht es keiner. Zumindest bei meiner kleinen Umfrage wollte sich keiner offen outen: „Wehe du schreibst, dass deine Thekenkumpels Geld nebenbei machen!“

Der SPIEGEL berichtet davon, dass neun von zehn Haushaltshilfen schwarz arbeiten - sie machen ein "Lappöhrchen".
Der SPIEGEL berichtet davon, dass neun von zehn Haushaltshilfen schwarz arbeiten – sie machen ein „Lappöhrchen“.

Beim Lappöhrche geht es um Schwarzarbeit

Tatsächlich geht es beim Lappöhrche um glasklare Schwarzarbeit. Und wenn man sich die Statistik ansieht, ist das erheblich: Gemäß dem Statistik-Portal „statista“ wird für das Jahr 2023 ein Umfang der Schattenwirtschaft in Deutschland in Höhe von rund 433 Milliarden Euro prognostiziert. Das sind immerhin satte 10% der gesamten Wirtschaftsleistung.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Stadt Köln belief sich im Jahr 2020 auf rund 62,7 Milliarden Euro. Wenn man davon ausgeht, dass auch Köln den Schwarzarbeitsanteil von 10% erreicht, macht das 6,2 Milliarden Euro. Nur in Köln! 

Der Kölsche Klüngel hilft

Wenn man sich kennt, ist es natürlich wesentlich einfacher, nebenbei Geschäfte abzuwickeln. Der „Kölsche Klüngel“ lässt grüßen. So ist es auch kein Zufall, dass die Höhner in ihrem Lied „He triff sich Jott un de Welt“ über den Kölner Gürzenich,  Köln wichtigsten Veranstaltungssaal, singen:

En dir wed jefiert, jedanz un jelaach
un su manch Lappührche jemaat.

Und jedem ist klar: Wer bei der der alljährlichen Prinzenproklamation im Gürzenich ohne ein kleines Geschäft (nebenbei) zu machen aus dem Saal geht, hat den Sinn dieser Veranstaltung nicht begriffen.

Vielfältige Übersetzung

Während bei so vielen kölschen Wörtern oft eine eindeutige Übersetzung nicht möglich ist, verhält es sich bei dem Lappöhrche genau anders. Hier kursieren fast unendlich viele Übersetzungen wie „sehr ausgedehnte Nachbarschaftshilfe“, „jet nevenbei verdiene“ oder „Ein nicht immer ganz transparenter Nebenverdienst.“

Die schönste Übersetzung aber kommt von Harald van Bonn. Der Betreiber der sehenswerten Website „Kölsche Musik“  bezeichnet das Lappöhrche als

„Die Negierung eines Unterschieds
zwischen Netto und Brutto.“

Sehr schön gesagt!  


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Der Dreikönigenschrein – Das Prunkstück des Kölner Doms

Der Dreikönigenschrein im Kölner Dom, Bild: Beckstet, Wikimedia Commons
Der prunkvolle Dreikönigenschrein im Kölner Dom, Bild: Beckstet, Wikimedia Commons

Podcast Heilige Drei Könige, 27

Im Jahr 2005 war die Premiere: Passend zum Weltjugendtag fand die erste Dreikönigswallfahrt im Kölner Dom statt. Seitdem lädt der Dom jedes Jahr um den Kirchweihtag des Domes, dem 27. September, zur Dreikönigswallfahrt ein. Im Mittelpunkt stehen dabei selbstverständlich die „Drei wichtigsten Imis“ für Kölle: Caspar, Melchior und Balthasar, die Heiligen Drei Könige. Deren Reliquien, die sich seit 1164 in Köln befinden,  werden seit etwa 1220 im Dreikönigenschrein aufbewahrt.

Heute wird der Dreikönigsschrein durch eine ganz spezielle, alarmgesicherte Vitrine geschützt. Doch das war in den letzten Jahrhunderten nicht immer so, was zur Folge hatte, dass der Schrein mehrfach durch Diebstahl beschädigt wurde. Und – immer wieder bedingt durch Kriege – auch schon mehrere unfreiwillige Reisen unternommen hatte.

Standesgemäße Ausstellung der Reliquien

Erzbischof Rainald von Dassel brachte 1164 die Reliquien aus Mailand nach Köln. Ganz unfreiwillig haben die Mailänder diese wertvollen Gebeine nicht hergeben, sondern es handelte sich um Kriegsbeute. Nach einem prächtigen Einzug in die Stadt durch die Dreikönigspforte wurden die Gebeine der Heiligen Drei Könige im Hildebold-Dom, einem Vorgängerbau des heutigen Kölner Doms, ausgestellt.

Doch schnell stellte sich den Kölnern die Frage: Wie können wir die Reliquien standesgemäß ausstellen? Und so entstand ab ca. 1190 bis um 1225 der Dreikönigenschrein. Die Realisierung des Schreins wird dem Goldschmied Nikolaus von Verdun zugeschrieben, wobei nicht endgültig geklärt ist, ob er auch persönlich an dem Schrein gearbeitet hat. Da an dem Schrein über 30 Jahre lang gearbeitet wurde, ist davon auszugehen, dass verschiedenste Künstler an der Realisierung mitgewirkt haben.

Und um auch den Schrein mit seinem für die Gläubigen unschätzbar wertvollen Inhalt richtig in Szene zu setzen, entschieden sich die Kölschen, den Dom um den Dreikönigsschrein drumherum zu bauen. Ganz klar: Ohne Caspar, Melchior und Balthasar gäbe es heute keinen gotischen Kölner Dom.

Abbild einer Kirche oder drei Sarkophage?

Der Schrein wiegt eine halbe Tonne, ist über zwei Meter lang und etwa 150 cm hoch. Es handelt sich um eine Konstruktion aus Eichenholz, die aufwendig mit Gold, Silber, Edelsteinen sowie antiken Gemmen verziert wurde. Auf dem Schrein wird die christliche Geschichte von den Anfängen des Alten Testaments bis zum Jüngsten Gericht dargestellt.

Die Rückseite des Dreikönigenschreins. Gut zu erkenen, dass es sich um drei Einheiten handelt. Bild: Xennex
Die Rückseite des Dreikönigenschreins. Gut zu erkennen, dass es sich um drei Einheiten handelt. Bild: Xennex

Der Schrein wirkt wie eine kleine Kirche mit zwei Seitenschiffen und einem Hauptschiff. Allerdings ist es umstritten, ob diese Anmutung tatsächlich von den Künstlern so gewünscht war. Tatsächlich stehen zwei Reliquienschreine nebeneinander und zusätzlich steht ein dritter Schrein auf diesen beiden. Besonders deutlich wird dies, wenn man sich die Rückseite des Dreikönigenschreins ansieht.

Die Frontseite des Dreikönigenschreins mit geöffneter Trapezplatte, Bild: Elya, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Die Frontseite des Dreikönigenschreins mit geöffneter Trapezplatte, Bild: Elya, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Die Stirnseite des Dreikönigenschreins ist aus reinem Gold gefertigt. Auf ihr ist unter anderem die Anbetung der Könige und die Taufe Christi zu sehen. Die sogenannte „Trapezplatte“ in der Mitte wird zu ganz besonderen Anlässen, zum Beispiel am Dreikönigstag (6. Januar), abgenommen. Dann ist der Blick auf die innenliegenden Schädel möglich. Früher war es üblich, dass Pilger Gegenstände oder Gebetszettelchen einem Geistlichen reichten, der diese mit einer silbernen Zange an die Schädel hielt. So wurden diese zu Berührungsreliquien und für Pilger unschätzbar wertvoll.

Der ursprüngliche Schrein wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach überarbeitet und restauriert. Neue Figuren kamen hinzu, der Schrein wurde massiv verkürzt, bei Diebstählen beschädigt und machte weite Reisen.

Der Schrein macht über die Jahrhunderte eine kleine Reise durch den Dom

Zunächst wurde der Schrein im alten Dom aufgestellt. Doch dieses Bauwerk war nicht dazu geeignet, die extrem große Menge an Pilgern, die den Schrein sehen wollten, aufzunehmen. Zudem setzte sich ein neuer Baustil durch: Die Gotik. So wurde der alte Dom als nicht mehr standesgemäß für die überaus wichtige Reliquie angesehen.

Am 15. August 1248 war dann der Baubeginn des neuen gotischen Doms. Ursprünglich sollte der Schrein exakt in der Vierung, dem Schnittpunkt von Lang- und Querhaus, aufgestellt werden. Allerdings verzögerten sich bekanntlich die Bauarbeiten am Dom erheblich, und es sollte 632 Jahre bis zur Vollendung dauern.

Zumindest der Chor wurde 1322 fertiggestellt und der Dreikönigenschrein wurde in der zentralen Achskapelle im Chor präsentiert. Ein äußerst praktischer Aufstellort: So konnten die Pilger durch den Chorumgang an dem Schrein vorbei geführt werden. Damit der wertvolle Schrein nicht beschädigt wurde, versah man diesen mit einem rot-goldenen Gitter.

Ein rotes Gitter schützte den Dreikönigenschrein, Darstellung von 1633, Bild: Kölnisches Stadtmuseum, gemeinfrei, via Wikimedia Commons
Ein rotes Gitter schützte den Dreikönigenschrein, Darstellung von 1633, Bild: Kölnisches Stadtmuseum, gemeinfrei, via Wikimedia Commons

Diebe beschädigen den Dreikönigenschrein

Als im Jahre 1434 ein Stück einer Fiale1Fialen sind aus Stein gemeißelte, schlanke, spitz auslaufende Türmchen. abbrach und den Schrein nur knapp verfehlte, wurde dieses nicht nur als Wunder angesehen, sondern auch als Grund, den Schrein aus Sicherheitsgründen zunächst in der Sakristei aufzubewahren.

Am 28. Januar 1574 wurde der Schrein Opfer eines dreisten Diebstahls. Ein oder mehrere Diebe, die nie gefasst wurden, brachen Edelsteine aus dem Kunstwerk. Darunter war auch ein großer Kameo2Ein als Relief bearbeiteter Schmuckstein., der sogenannte „Ptolemäer-Kameo“. Kurios: Exakt dieser Schmuckstein wurde 1952 im Wiener Kunsthistorischen Museum wiedergefunden.

Von etwa 1690 bis 1889 schützte ein Marmormausoleum den Dreiköinigenschrein, Bild: gemeinfrei
Von etwa 1690 bis 1889 schützte ein Marmormausoleum den Dreiköinigenschrein, Bild: gemeinfrei

Um den Schrein besser zu schützen, wurde dieser etwa 1690 mit einem Marmormausoleum überbaut. Teile dieses barocken Bauwerks sind heute noch im Dom zu sehen und bilden die Rückwand des Altars der Schmuckmadonna in der Nähe des Nordeingangs.

Das Mausoleum für den Dreikönigenschrein wurde 1889 abgerissen und 1920 zur Altarwand umgebaut. Seit 1963 ist es der Altar für die Schmuckmadonna. Bild: Elya, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Das Mausoleum für den Dreikönigenschrein wurde 1889 abgerissen und 1920 zur Altarwand umgebaut. Seit 1963 ist es der Altar für die Schmuckmadonna. Bild: Elya, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Der Schrein wurde in den verschiedenen Kriegen ausgelagert

Kurz vor dem Einmarsch der französischen Truppen am 6. Oktober 1794 wurde der Dreikönigenschrein zerlegt und in Sicherheit gebracht. Nach einer abenteuerlichen Reise über eine Abtei in der Nähe von Arnsberg landete dieser in Frankfurt. Nach zähen Verhandlungen kam der Schrein Juni 1803 nach Köln zurück, allerdings schwer beschädigt. Außerdem fehlten die getrennt aufbewahrten Reliquien.

Erst 1808 konnte der restaurierte Schrein wieder im Chor des noch nicht fertiggestellten Doms mit den Reliquien aufgestellt werden. Ab 1864 wurde der Schrein in die Domschatzkammer verlegt und nur noch an hohen Festtagen präsentiert. Gegen Ende des Ersten Weltkriegs im Jahr 1918 wurde der Schrein wegen Sicherheitsbedenken zusammen mit dem gesamten Domschatz zur Sicherheit auf die rechtsrheinische Seite ausgelagert.

Ein ähnliches Schicksal sollte das Kunstwerk im Zweiten Weltkrieg erleben. Bereits ab 1936 wurden exakt passende Kisten sowie eine unterirdische Kammer für den Fall der Fälle vorbreitet. Ab 1939 wurden der Schrein zusammen mit weiteren wertvollen Kunstgegenständen dort gelagert.

Durch den Schock und die massiven Zerstörungen des sogenannten „Tausend-Bomber-Angriff“ in der Nacht vom 30. auf den 31. Mai 1942 auf Köln wurde beschlossen, den Dreikönigenschrein in das fränkische Pommersfelden auszulagern. Doch ab September 1944 erschien auch diese Unterbringung nicht mehr sicher genug.

Der Plan, den Schrein in Fulda zu lagern, scheiterte daran, dass Fulda noch während des Transports dorthin massiv bombardiert wurde. So musste der Transport nach Siegen umgeleitet werden. Allerdings war die Tür des ausgewählten Bunkers nicht groß genug – der Schrein passte schlichtweg nicht rein. So kam der Schrein am 19. September 1944 wieder zurück nach Köln und sollte dort auch die letzten Kriegsmonate verbleiben.

Hightech-Schutz für ein einzigartiges Kunstwerk

Seit 1948 steht der Schrein wieder an seinem Platz im Chorumgang des Doms. Bereits damals wurde dieser mit einer Vitrine geschützt, welche 1965 erneuert wurde. Diese Vitrine bestand aus einem speziellen Sicherheitsglas, in welches ein Alarmdraht eingelassen wurde. Doch dieser Draht rostete im Laufe der Jahrzehnte und färbte das Glas zunehmend grün.

Um den Schrein wieder besser sichtbar zu machen und die Sicherheit zu gewährleisten, wurde 2004 eine komplett neue Vitrine angeschafft. Auch diese Vitrine ist ein Meisterwerk: Das speziell entspiegelte Glas besteht aus fünf Panzerglasscheiben. Angeblich würde man mit einer Axt mehr als 45 Minuten benötigen, alle fünf Lagen zu durchschlagen. Von oben und unten schützt ein zentimeterdicker Stahlboden den Schrein.

Eine moderne Hightech-Kabine schützt seit 2004 den Dreikönigenschrein, Bild: Pedelecs , CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Eine moderne Hightech-Kabine schützt seit 2004 den Dreikönigenschrein, Bild: Pedelecs , CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Die gesamte Vitrine kann elektrisch hoch und runtergefahren werden. Hoch geht es immer dann, wenn dann Dreikönigenwallfahrt ansteht. Dann können die Gläubigen unter dem Schrein hindurch pilgern.

Eine solche Konstruktion hat ihren Preis. Barbara Schock-Werner, die erste Frau im Amt des Kölner Dombaumeisters, dazu im Kölner Stadt-Anzeiger3Kölner Stadt-Anzeiger vom 25.09.2019:

„Die Kosten beliefen sich auf den Gegenwert eines kleinen Einfamilienhauses. Aber zum Schutz und zur Präsentation eines einzigartigen Kunstwerks musste es eben auch das Beste vom Besten sein.“

Was ist denn tatsächlich in dem Schrein?

Tatsächlich wurde der Inhalt des Dreikönigenschreins zuletzt am 21. Juli 1864 eingehend unter Anwesenheit von 35 Zeugen untersucht. Bei dieser Prüfung wurden verschiedene Gebeine gefunden:

  • Die drei Schädel, die man Caspar, Melchior und Balthasar zuordnet, sind tatsächlich drei Männerschädel von Männern im unterschiedlichen Lebensalter.
  • Zusätzlich fand man in dem Schrein Knochen dreier verschiedener Männer und zusätzlich viele kleinere Knochen, z.B. Fuß- und Handwurzelknochen, Wirbel und Rippen von mindestens zwei nicht exakt zuzuordnenden Personen. Möglicherweise handelt es sich dabei um Gebeine des Heiligen Nabor und des Heiligen Felix.
  • Außerdem wurden einzelne Knochen eines Kleinkindes gefunden. Woher diese genau stammen, kann nicht exakt belegt werden. Möglicherweise stammen die aus einem bereits um 1800 eingeschmolzenen Reliquiar der „Unschuldigen Kinder“, welches im Dom stand.
  • Es wurden auch Gebeine gefunden, die man dem Heiligen Gregor von Spoleto zuordnete. Diese Zuordnung ist wahrscheinlich zutreffend, weil ein Pergamentstreifens mit der Inschrift: „sct Gregorii. prb et mr“ gefunden wurden und weil ein im Schrein befindlicher Unterkiefer exakt zur außerhalb des Schreins befindlichen Schädelreliquie des Heiligen Gregors passt.

Übrigens: In den 1980er Jahren wurden die Stoffreste untersucht, welche die verschiedenen Gebeine umhüllen. Diese stammen nachweislich aus dem 2. bis 4. Jahrhundert nach Christus.

Und: Sind das im Schrein denn jetzt die echten Heiligen Drei Könige?

Die Frage nach der Authentizität der Gebeine wird immer wieder gestellt. Die Antwort auf die Frage „Sind das denn die echten Heiligen drei Könige?“ beantwortet der Kölner Kunsthistoriker Helmut Fußbroich wie folgt:

„Aber da kann man ohne rot zu werden, sagen, nä, die können nicht echt sein, weil es sich eben um eine Geschichte handelt, die keine Historie erzählen will.“ 

Somit bleibt es offen, wessen Gebeine wirklich im Dreikönigenschrein liegen. Vielleicht ist ja gerade dieses Rätsel, was die Faszination ausmacht. Oder, um es mit niemand geringeren als Goethe, zu sagen:

„Geschichte, Überlieferung, Mögliches, Unwahrscheinliches, Fabelhaftes mit Natürlichem, Wahrscheinlichem, Wirklichem bis zur letzten und individuellsten Schilderung zusammengeschmolzen, entwaffnet wie ein Märchen alle Kritik.“

Und das ist eine schöne, typisch rheinisch-katholische, Aussage.


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Kölsche Schimpfwörter, Teil V: Schroppsüffer bis Windbüggel

Speimanes, der mit der feuchten Aussprache, Bild: Hänneschen-Theater
Speimanes, der mit der feuchten Aussprache, Bild: Hänneschen-Theater

Podcast Schimpfwörter 16

Viel Spaß mit dem fünften Teil „Kölsche Schimpfwörter“. Alle Teile findet ihr hier: Kölsche Schimpfwörter.

 

Schandmul

Ein „Schandmaul“ ist jemand, der schlecht über andere Menschen spricht.

Schaute

Adam Wrede definiert Schaute als „fahriger, läppischer kopfloser Mensch“. Der Ursrpung des Wortes liegt wohl im jiddischen „s(ch)ote = dumm oder töricht“.

Schluffe

Ein Schluffe ist ein Pantoffel. Und ein als „Schluffe“ bezeichneter Mensch steht unter genau diesem. Es handelt sich also um einen unselbständigen, oft langweiligen  Menschen.

Schroppsüffer

Jeder kennt so einen: Erst bei jeder Runde mittrinken, aber wenn man selber dran ist, mal einen auszugeben, ganz klammheimlich verschwinden. 

Schwaadlappe, Schwaadschnüss

Zugegeben, der Kölsche redet gerne und viel – hä schwaad halt jähn. „Schwaade“ steht für schwätzen, reden. Deswegen verwundert es, wenn ausgerechnet dieser Begriff als Schimpfwort gebraucht wird. Der Schwaadlappe bzw. die Schwaadschnüss („Schnüss“ ist der Mund) ist allerdings ein Mensch, der ohne Sinn und Verstand redet. Und das ständig und immer.

Schwemmbotz 

Ein sehr neues Schimpfwort. Die „Schwemmbotz“ ist eine Badehose. Als allgemeingültiges, fast schon liebevoll, gemeintes Schimpfwort ist damit ein unbeholfener Mensch gemeint.

Speimanes, der mit der feuchten Aussprache, Bild: Hänneschen-Theater
Speimanes, der mit der feuchten Aussprache, Bild: Hänneschen-Theater

Speimanes

Wenn jemand eine etwas feuchte Aussprache hat, dann „speit“ dieser. Herrlich und politisch vollkommen inkorrekt ist die Darstellung einer solchen Person im Hännneschen.

Der „Speimanes“ (mit bürgerlichen Namen Hermann Speichel) stottert, hat einen Buckel und spuckt, insbesondere beim „B“ und beim „P“. Und dann ist dieser arme Kerl bei der Puppensitzung dafür zuständig, die hauseigene Blutwurst des Hänneschen-Theaters jedem Künstler nach dessen Auftritt wieder abzunehmen. Speimanes wird im Theater von dem Puppenspieler Charly Kemmerling gespielt. Der sagt über seine Figur „Ne kölsche Quasimodo zom jänhan“.

Spidolsjeck

Der Spidolsjeck ist wie jeck auf das Krankenhaus, es handelt sich um einen Simulatenen, der nur glücklich ist, wenn er krank ist und auch davon erzählen kann.

Folgerichtig lautet es auch in einem Lied „Spidolsjeck“ von „The Piano has been Drinking“:

„Kumm mer bringe Blömche nohm Spidolsjeck,
Dä süht jet blass us
Sick Hä nur Weihwasser drink“

Strunzbüggel

Mein Haus, mein Boot, mein Auto … Angeber gibt es überall. Der Kölsche nennt diese Menschen „Strunzbüggel“ von „strunzen“, was angeben oder prahlen bedeutet. Besonders schön ist in diesem Zusammenhang der Begriff „Strunzläppche“ für das Einstecktuch eines Herrenjackets – su jet bruche nur Strunzbüggel! Der Kölsche spricht aber auch von „strunzdoof“, wenn jemand einfältig ist.

Treppejeländer

Vom Wortsinn her „nur“ ein Treppengeländer. Aber kombiniert mit „affjerötsch“ wird daraus das „affjerötsch Treppejeländer“. Damit wird eine ungepflegte Person mit alter, unsauberer Bekleidung bezeichnet.

Tronedier

„Trone“ sind Tränen, ein „Dier“ ist ein Tier. Macht also „Tränentier“ und beschreibt einen Menschen, der eher langweilig ist und sich zu nichts aufraffen kann.

Enge Gasse mit bewegter Geschichte: Im Stavenhof, von den Kölner "Stüverhoff" genannt, Bild :Uli Kievernagel
Früher eine berüchtigte Bordellmeile mit vielen Trottewarschwalve, heute bevorzugtes Wohngebiet: Im Stavenhof, von den Kölner „Stüverhoff“ genannt, Bild :Uli Kievernagel

Trottewarschwalv

Köln war und ist eine der führenden Städte in Sachen Prostitution. Mit dem „Pascha“ steht auch Europas größtes Bordell in Köln. Die Trottewerschwalv ist eine Prositutierte, die wie eine Schwalbe den Bürgersteig, Trottoir, auf der Suche nach möglichst zahlungskräftigen Freiern entlangflattert.

Trööt

Wenn jemand nicht aufpasst und etwas schusselig ist, wird er gerne als „Trööt“ bezeichnet. Dabei ist die „Trööt“ eigentlich eine Trompete.

Trumm

Die „Decke Trumm“ gibt im Karneval den Takt vor. Und wenn jemand eine Trumm vor sich herträgt, kann damit auch der dicke Bauch gemeint sein.

Tünnes, mit bürgerlichen Namen Anton Schmitz, ist gutmütig, hilfsbereit und ein einfach gestrickter Charakter, Bild: Hänneschen-Theater
Tünnes, mit bürgerlichen Namen Anton Schmitz, ist gutmütig, hilfsbereit und ein einfach gestrickter Charakter, Bild: Hänneschen-Theater

Tünnes

Im kölschen Duo „Tünnes und Schäl“ ist der Tünnes (anders als der Schäl) nicht hinterhältig, sondern eher gutmütig, hilfsbereit und einfach. Allerdings nicht dumm, sondern humorvoll und mit einer gewissen Bauernschläue gesegnet. Deswegen ist das vermeintliche Schimpfwort „Du Tünnes“ auch eher liebevoll gemeint.

Tütenüggel

Ein Tolpatsch, ein unreifer, ungeschickter Mensch. Das Wort stammt von „an der Brust nuckeln“, meint also eigentlich einen Säugling. Schön, aber nicht verifiziert, ist die Erklärung, dass der Begriff aus der französischen Besatzungszeit stammt. Die Kölner verhöhnten die französischen Soldaten als Tütenüggler, weil diese angeblich gerne an Brüsten ihrer Liebhaberinnen nuckeln würden.

Verdötscht

Eine „Dötsch“ ist eine Beule. Folglich ist „verdötscht“ verbeult – auch in geistiger Hinsicht. Wenn der Kölsche zu jemanden sagt „Do bes verdötscht“ dann meint er – nicht ganz ernst – „Du bist bekloppt.“.

Als „Ne Verdötschte“ machte sich Karl Küpper auf Kölns Karnevalsbühnen auch über die Nazis lustig.

Vollüül

„Voll wie ´n Üül“ – also ein betrunkener Mensch. Dabei ist ungeklärt, wieso hier gerade Bezug auf eine Eule „Üül“ genommen wird. Ich habe noch nie eine besoffene Eule gesehen.

Wannläpper / Wennläpper / Wängläpper

Die Wannläpper waren Wanderarbeiter. Ähnlich wie die Kesselflicker flickten diese die „Wannen“ der Bauern: Aus Korb geflochtene Behältnisse, mit denen nach dem Dreschen die Spreu vom Weizen getrennt wurde. Diese Wanderarbeiter waren wohl eher raue, einfache Kerle und wurden als unehrlich und streitlustig angesehen. Folglich war „Die zänke wie die Wannläpper“ durchaus abwertend gemeint. Übrigens: Das Wort „Wanne“ stammt vom lateinischen vannus ab. Dieser Begriff hat als Bezeichnung für ein Behältnis überdauert – heute ist damit in der Regel in die Badewanne gemeint.

Rote Funken beim "wibbeln", Bild: Uli Kievernagel
Rote Funken beim „wibbeln“, Bild: Uli Kievernagel

Wibbelstätz

Wenn die großen Traditionscorps wie z.B. die Roten Funken ihren Traditionstanz „Stippeföttche“ aufführen, dann wibbeln diese. Dabei stellen sich jeweils zwei dieser gestandenen Herren Rücken an Rücken auf und reiben die Hintern aneinander. „Wibbeln“ kann mal also mit „hin und her rutschen“ übersetzen. Der Wibbelstätz ist dementsprechend ein unruhiger Mensch, ein Zappelphlilip.

Windbüggel

Viel drum herum und wenig drin – ein Windbeutel halt. Jemand, der sich genauso aufgeblasen gibt wie das gleichnamige Gebäck, dabei aber wenig Substanz hat.


Übersicht kölsche Schimpfwörter


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