Szene aus „Vun kleine un jrosse Malörcher“, ein Theaterstück der „Kölsche Bredder“
Mit viel Herzblut und kölschem Humor bringt die Theatergemeinschaft Kölsche-Bredder in diesem Jahr das Stück „Vun kleine un jroße Malörcher“ auf die Bühne – und vollendet damit ein echtes kölsches 4-blättriges Kleeblatt. Denn nach den erfolgreichen Aufführungen der letzten Jahre bildet diese Spielserie das vierte Stück im Reigen der beliebten Milieu-Komödien, die sich ganz dem Leben im Veedel widmen.
Die Theatergemeinschaft „Kölsche Bredder“, ein junger, aber äußerst engagierter Verein, wurde Ende 2021 mitten in der Corona-Zeit gegründet. Acht erfahrene Laiendarstellerinnen und -darsteller, die zuvor auf verschiedenen Bühnen aktiv waren, suchten damals eine neue künstlerische Heimat – und fanden sie, indem sie selbst aktiv wurden. Ihr Ziel: Das kölsche Mundart-Theater lebendig halten und dabei das Publikum mitten ins Herz treffen. Seitdem ist aus der Idee eine Erfolgsgeschichte geworden.
Bereits wenige Jahre nach der Gründung hat sich die Truppe fest in der kölschen Theaterlandschaft etabliert. Das Publikum nimmt die „Bredder“, die für die Akteure die Welt bedeuten, begeistert an. Für die Mitglieder ist das ein großer Ansporn, weiterhin Mundart, Heimatgefühl und kölschen Witz auf die Bühne zu bringen – mit Geschichten, die so lebensnah sind, wie man sie nur aus dem Veedel kennt.
Vom kleinen Verein zur bunten Theaterfamilie
Was 2021 mit acht Idealisten begann, ist heute eine lebendige Gemeinschaft mit 21 aktiven Mitgliedern – vom 25-jährigen Nachwuchstalent Marvin Schmitz bis hin zu Hermann Hertling, der mit stolzen 95 Jahren Theatererfahrung und Lebensfreude in einer Person verkörpert. Dass auch junge Menschen Freude an der kölschen Sprache und am Theaterspiel finden, macht die Gruppe besonders stolz.
Von Beginn an war klar: Wenn Kölsches Theater eine Zukunft haben soll, braucht es moderne Wege und kreative Lösungen. So entschied sich die Theatergemeinschaft für ein innovatives Bühnenkonzept: Eine niederländische Firma fertigte bedruckte Stoffelemente, die in Aluminiumrahmen eingespannt werden. Das Ergebnis ist ein leicht transportables, flexibles Bühnenbild, das auch in der Aula einer Schule eine professionelle Atmosphäre schafft – und gleichzeitig dem Publikum ein echtes Theatererlebnis bietet.
Nach dem Debüt 2022 mit der Komödie „Et kütt wie et kütt“ folgten 2023 „Levve und levve looße“ und 2024 „Wat en schön Bescherung“. Mit der neuen Produktion „Vun kleine un jroße Malörcher“ schließt sich nun ein thematischer Kreis, der das kölsche Alltagsleben mit all seinen Eigenheiten und liebenswerten Charakteren widerspiegelt.
Im Mittelpunkt des Stücks „Vun kleine un jrosse Malörcher“ der Kölsche Bredder steht die Kneipe „Zom löstije Kabänes“.
Wenn das Veedel Kopf steht – „Vun kleine un jroße Malörcher“
Im Mittelpunkt des neuen Stücks steht das Veedel rund um die Gaststätte „Zom löstije Kabänes“. Deren Wirt ist nicht nur Gastgeber mit Herz, sondern auch Feuerwehrhauptmann des Löschzugs 4711. Als die Freiwillige Feuerwehr eine große Altpapiersammlung startet, um neue Geräte zu finanzieren, gerät das Veedel in Aufruhr. Ein Wettbewerb soll zeigen, welches Viertel den höchsten „Pro-Kopf-Anteil“ an Altpapier sammelt – und damit ein Preisgeld für seinen Löschzug einstreicht.
Was nach einer harmlosen Aktion aussieht, sorgt schnell für jede Menge Wirbel. Rentnerin Josefa entdeckt, dass ihre Haushaltshilfe versehentlich nicht nur alte Zeitungen, sondern auch ihre gut versteckten Ersparnisse mit entsorgt hat. Eine wilde Suche beginnt – und plötzlich tauchen ausgerechnet die Papiere auf, die manch einer lieber für immer verschwunden geglaubt hätte.
Zwischen Missverständnissen, Liebeswirren und kölschem Chaos zeigen die Akteure, was „Nächstenliebe im Veedel“ wirklich bedeutet. Und natürlich löst sich am Ende alles mit viel Humor und Herz auf – ganz nach dem kölschen Grundgesetz: Et hät noch immer jood jejange!
Bei den Kölsche-Bredder trifft Leidenschaft auf Tradition.
Spieltermine
Die Premiere findet am Samstag, 1. November 2025, um 17 Uhr statt, weitere Aufführungen folgen an den Wochenenden im November:
Sonntag, 2. November 2025, 17 Uhr
Samstag, 8. November 2025, 17Uhr
Sonntag, 9. November 2025, 17 Uhr
Samstag, 15. November 2025, 17 Uhr
Sonntag, 16. November 2025, 17 Uhr
Samstag, 22. November 2025, 17 Uhr
Sonntag, 23.November 2025, 17 Uhr
Samstag, 29. November 2025, 17 Uhr
Sonntag, 30. November 2025, 17 Uhr
Spielort
Gespielt wird in der Aula des Berufskollegs Perlengraben, gut erreichbar mit den KVB-Linien 3, 4, 16 und 18 (Haltestelle Poststraße).
Eintrittspreise
Die Eintrittspreise liegen zwischen 17 und 20 Euro je nach Sitzreihe zzgl. Vorverkaufsgebühren. Wer das kölsche Mundart-Theater liebt, weiß: Jede Minute ist ihr Geld wert.
Tickets
Karten gibt es bei kölnticket sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen.
Das von den Kölschen“ Dreikünnijepöötzche“ genannte Dreikönigenpförtchen am Lichhof vor St. Maria im Kapitol, Foto: Rembert Satow, CC BY-SA 3.0
Und schon wieder jitt et kölsche Verzäll, der so nicht stimmen kann: Es kann ausgeschlossen werden, dass Rainald van Dassel mit den Reliquien der Heiligen Drei Könige durch das Dreikünnijepöötzche, das Dreikönigenpförtchen, an St. Maria im Kapitol in die Stadt eingezogen ist. Denn: Das heutige gotische Tor stammt ungefähr aus dem Jahr 1330. Und zu diesem Zeitpunkt waren Kaspar, Melchior und Balthasar schon mehr als 150 Jahre in Köln zu Hause. Anderen Angaben zufolge wurde das heute noch vorhandene Törchen hingegen erst in den 1460er-Jahren durch den Kölner Bürger und Ratsherren Johannes Hardenrath anstelle des ursprünglich romanischen Durchgangs neu errichtet.
Aber egal! Denn mit diesen Reliquien stieg Köln endgültig in die Top-Kategorie der Wallfahrtsorte auf. Und das war äußerst lohnenswert für unsere Stadt: Viele Heilige bedeuten viele Pilger, und viele Pilger bringen viel Geld in die Stadt. Ein Prinzip, das die Kölschen schon bei der Heiligen Ursula perfekt erkannt und in bare Münze verwandelt haben.
Zweimal wäre dat Pöötzche fast verloren gewesen
In jedem Fall hat die Legende, dass am 23. Juli 1164 exakt durch dieses Tor die Heiligen Drei Könige in die Stadt gekommen sind, dafür gesorgt, dass dieses Bauwerk die Jahrhunderte überdauert hat. Relativ unscheinbar steht dieses kleine Tor an einer Ecke im Lichhof der Kirche St. Maria im Kapitol. Dieser unterschätzte Platz, mitten in der Stadt, bietet tatsächlich so etwas wie Ruhe im Großstadttrubel.
Dabei war es für dat Pöötzche mindestens zweimal in der Geschichte knapp: 1842 sollte der damals stark verfallene Torbogen abgerissen werden, um Platz für eine Straße zu schaffen. Nur dank der Intervention und der finanziellen Mittel vom preußischen Kronprinz Friedrich Wilhelm konnte der Bau gerettet werden.
Noch knapper war es 1944: Fliegerbomben hatten das Dreikönigenpförtchen dem Erdboden gleich gemacht. Doch der tatkräftige Wilhelm Schlombs, Volontär beim Stadtkonservator, hatte die Steine eingesammelt und eingelagert. Und auf „wundersame Weise“, so der ehemalige Stadtkonservator Ulrich Krings, stand dat Pöötzche bereits 1946 wieder.
Immunitätspforte trennt Kirchenrecht und Recht der Freien Reichstadt Köln ab
Das Dreikünnijepöötzche war aber immer mehr als nur schmucker Stein für eine Legende. Tatsächlich handelte es sich um eine sogenannte Immunitätspforte. Diese Tore grenzten den Bereich der Freien Reichsstadt Köln von dem juristisch eigenständigen Areal der Klöster und Kirchen ab. Wer die Pforte durchschritt, unterlag dem Kirchenrecht. Im mittelalterlichen Köln mit seinen hunderten Kirchen und Klöstern gab es unzählige dieser Immunitätspforten. Das Dreikönigenpförtchen ist die letzte erhaltene Pforte dieser Art in unserer Stadt.
Und wo sind die Heiligen Drei Könige jetzt in die Stadt eingezogen?
Um die Ehre von Rainald van Dassel und dem so wichtigen Pöötzche wiederherzustellen, konstatiert Ulrich Krings: „Und wenn diese Prozession mit den Reliquien tatsächlich stattgefunden haben sollte, müsste sie durch den romanischen Vorgänger des heutigen Törchens erfolgt sein.“, so der Köln-Kenner Krings1 im Kölner Stadt-Anzeiger vom 3. August 2020.
Glück gehabt – zumindest die Stelle stimmt also.
Die Heiligen Drei Könige und Maria mit dem Jesuskind, Detailansicht des Dreikünnijepöötzche, Foto: HOWI – Horsch, Willy, CC BY 3.0
Die Figurengruppe der Heiligen Drei Könige und Maria mit Kind ist ein Abguss aus dem Jahr 1981. Die Originale können im Museum Schnütgen bewundert werden.
Die Dreikönigenpforte ist rechts in der Stadtmauer gut zu erkennen, Bild: Anton Woensam, gemeinfrei
Vorsicht! Nicht mit der Dreikönigenpforte verwechseln
Das Pförtchen ist nicht zu verwechseln mit der mittelalterlichen Dreikönigenpforte. Diese war Teil der rheinseitigen Stadtbefestigung und lag in der Nähe des Bayenturms. Eine Suche nach diesem Durchgang könnt ihr euch sparen: 1854 wurde die auch Mühlenpforte, Molenportzgin, Lynhofporz oder Koenyncksportzgin genannte Pforte abgerissen.
Die Schmitz-Säule vor Groß St. Martin in der Kölner Altstadt, Bild: Horsch, Willy, CC BY 3.0
Der Familienname „Schmitz“ ist echter kölscher Adel: Mehr als 1.700 Kölsche mit dem Namen „Schmitz“ listet das Telefonbuch auf. Die Schmitz nehmen mehr als fünf Seiten in dem Druckwerk ein.
So ist auch jeder Kölsche stolz, einen „Schmitz“ in der Ahnenreihe zu haben. Als sich zum Beispiel ein Trierer, ein Mainzer und ein Kölner trafen, wollte jeder der drei seine altehrwürdige Herkunft unterstreichen:
Der Trierer: „Ihr wisst ja, dass Trier die älteste Stadt Deutschlands ist und somit g25t auch mein Stammbaum zurück in die römische Zeit“.
Antwort des Mainzers: „Respekt, das ist wahrhaftig ein beeindruckender Stammbaum. Jedoch, mein Stammbaum geht schon zurück auf Adam und Eva“.
Darauf sagte der Kölner „Wo du jerade „Eva“ sagst – war dat nit ne jeborene Schmitz?“
Der Ursprung aller Schmitze: Die Schmitz-Säule im Martinsviertel, Bild: MiriJäm, CC BY-SA 3.0
Römisch-kölsches Fisternöllche führt zu den ersten Schmitzens
In Stein gemeißelt ist diese kölsche Selbstverständlichkeit der adeligen Herkunft in der Schmitz-Säule, fast direkt an Groß St. Martin. Die etwa 4,5 Meter hohe Säule dokumentiert die Herkunft der Schmitze. Nach umfangreicher und wissenschaftlich exakt fundierter Recherche hatten hier römische Legionäre und kölsche Mädchen ein Fisternöllche, so zumindest die Inschrift auf der Säule.
Tatsächlich könnte sich das so zugetragen haben. Denn wo sich heute die Altstadt befindet, war bis etwa 1.000 nach Christus die Martinsinsel. Auf der Insel gab es vermutlich ein römisches Bad. Und dass dort die römischen Legionäre Spaß an und mit den blonden Ubiermädchen hatten, liegt auf der Hand. Ganz nebenbei wurden so die ersten „Schmitze“ gezeugt. Echter Kölscher Adel.
Die Schmitz-Säule und die Mondlandung, Bild: MiriJäm, CC BY-SA 3.0
Die Schmitz-Säule und die Mondlandung
Die Dokumentation dieser ubisch-römischen Vereinigung haben wir der Initiative von Josef „Jupp“ Engels (1909–1991) zu verdanken. Der Mäzen, der auch bereits für den Kallendresser verantwortlich war, spendete 1965 das Geld zum Bau der Säule. Kaum vier Jahre später war die Säule fertig. Errichtet aus von Jupp Engels gestifteten alten Steinen der römischen Hafenanlage. Eingeweiht wurde die Säule im Jahr 1969.
Und hier schlägt wieder der kölsche Größenwahn zu: Die Einweihung der Säule war mitten im Mondfieber des Jahres 1969. Und so wurde der kleine erste Schritt auf dem Mond zu einem gewaltigen Sprung für die Kölschen. Denn die Einweihung eines so wichtigen Bauwerks wie der Schmitz-Säule ist dem Ereignis einer Mondlandung (mindestens) ebenbürtig. Daher wurde auf dem Sockel der Säule auch der Mondlandung gedacht. So ist der erste Fußabdruck von Neil Armstrong auf dem Mond exakt 389 994 km und 100 Meter entfernt. Gut, dass diese Zahl von Bochumer Wissenschaftlern ausgerechnet wurde.
Jede Wette, dass ein kölscher Wissenschaftler auf 389 994 km und 111 Meter gekommen wäre.
Die Hochwassermarke an der Schmitz-Säule, Bild: Frank Vincentz, CC BY-SA 3.0
Erinnerung an den Eisgang im Jahr 1784
Ein anderes Detail auf der Schmitz-Säule ist aber tatsächlich korrekt: Eine Marke kennzeichnet die Höhe des katastrophalen Eis-Hochwassers von 1784, welches große Teile des damals noch selbständigen Mülheims vernichtete.
Ein ganz wichtiger Vertreter der Schmitzens in Kölle ist der Komponist und Sänger Jupp Schmitz. Sein Repertoire umfasst nachdenkliche Lieder wie „Ming herrlich Kölle“ über die im Krieg zerstörte Stadt, Karnevalshits wie „Am Aschermittwoch ist alles vorbei“ oder auch Klassiker wie „Wer soll das bezahlen?“.
Die ganze Geschichte zu diesem ganz besonderne Künstler inklusive dem Eklat um den „Hirtenknaben von St. Kathrein“ auf der Prinzenproklamation 1964 gibt es in diesem Köln-Ding der Woche.
Alle Produktionen des Urania-Theaters werden seit Ende September im ganz besonderen Flair des Spiegelpalasts in der Peter-Huppertz-Straße (direkt neben dem I/D cologne Parkhaus) Köln-Mülheim gespielt. Das Urania Theater in Ehrenfeld ist vorübergehend geschlossen. Hintergrund ist, dass es bei Bauarbeiten im Theatersaal in der Platenstraße zu unerwarteten Komplikationen kam.
Im Urania Theater fühlt man sich direkt wie zu Hause. Ob für einen schnellen Kaffee im kleinen Café, zum Schmökern in den Büchern auf der Treppe oder für die große Bühne – hier ist man immer willkommen. Durch die Glasfront blitzt die Bar, draußen lockt der kleine Biergarten am Bürgersteig. Ein Platz zum Hängenbleiben, Quatschen, Staunen.
Drei Frauen machen (das) Theater
Und wer steckt dahinter? Keine Heinzelmännchen – auch wenn man das meinen könnte. Sondern drei Frauen: Regisseurin Bettina Montazem, Sopranistin Lea Montazem und Schauspielerin Rosa-Halina Dahm. Mutter und Töchter. Drei Frauen, eine Familie, eine Mission: Theater machen ohne staatliche Kohle, dafür mit Herzblut.
Bettina erzählt beim Begrüßen gerne die Anekdote, wie ein Freund sie mal fragte: „Hast du eigentlich ’nen Förderverein?“ – Hatte sie nicht, also zack, gegründet. Heute lachen die Gäste drüber, und viele tragen nach der Show direkt den Antrag auf Mitgliedschaft heim. Die Begrüßung ist immer persönlich: erst am Eingang, später vor dem Publikum – und da schwärmt Bettina dann stolz von ihren Töchtern, die abwechselnd auf der Bühne stehen.
Vier Eigenproduktionen gibt’s pro Jahr. Im Frühjahr 2025 ging’s mit „Broadway – Musical meets Varieté“ nach New York: 100 Jahre Musicalgeschichte, große Stimmen, Artistik zum Staunen. Hits von „Phantom der Oper“ bis „The Greatest Showman“. Lea mittendrin, ihre Stimme wie Samt und Gänsehaut zugleich. Bettina setzt derweil mit einem Obdachlosen-Charakter eine poetische Klammer: Geschichten vom Scheitern, Träumen und Wiederaufstehen, verbunden mit Artistik und Musicalklassikern wie an einer Perlenkette.
Die Begrüßung im Urania Theater ist immer persönlich, Bild: Roland Breitschuh
Und genau darin liegt die Faszination des Urania Theaters. Den drei Frauen gelingt es jedes Mal, herausragende Einzeltalente aus Musik und Akrobatik zu einem beeindruckenden Ganzen zusammenzustellen. Da bleibt einem der Mund offenstehen, wenn Kasia Florczuk zuerst Pirouetten auf einem Eiskreisel von etwa einem Meter Durchmesser dreht, bevor sie sich am Trapez in die Lüfte schwingt.
Sandeep Kale hingegen ist Meister im „Mallakhamb„. Dahinter verbirgt sich eine traditionell indische Sportart aus Yoga, Wrestling und Poledance. Wenn Kale am schwebenden Holzpfahl scheinbar kinderleicht die Schwerkraft überwindet, hält das Publikum den Atem an.
In „Piaf à Paris“ glänzte dann Rosa-Halina als große Piaf. Ihre Stimme: kraftvoll und zerbrechlich zugleich. Im Pariser Bühnenbild wickelt sie das Publikum mühelos um den Finger.
„Maskenball – Oper meets Varieté“
Und jetzt, Ende August, steigt die nächste Premiere: „Maskenball – Oper meets Varieté“. Ein Clown verirrt sich in Venedig und entdeckt mit Lea Montazem an seiner Seite die Schönheit des Lebens. Dazu gibt’s Weltklasse-Acts: das Jonglage-Duo Kris und Harrison Kremo, Luftakrobatin Amelie Kamps, Contorsionist David Meraz und Seifenblasen-Magier Olekseij Sherbluk. Im prachtvollen Bühnenbild erklingen die Stimmen von Mezzosopranistin Paula Meyer und Bassbariton Claus Renzelmann – und die Kostüme von Atelier Maria Lucas machen die Reise an Canal Grande und Rialtobrücke perfekt.
Im Urania Theater sitzt man auf jedem Platz wie in der ersten Reihe, genießt die einzigartige Atmosphäre und entschwindet für zwei Stunden in die himmlische Welt des Varietés.
Der Paolozzibrunnen im Rheingarten: Betreten ausdrücklich erwünscht! Bild: Uli Kievernagel
Wer regelmäßig durch den Rheingarten spaziert, zwischen der Philharmonie und dem Rhein entlang, kennt ihn längst – auch wenn der Name nicht jedem geläufig ist: Der Paolozzibrunnen oder Rheingartenbrunnen. Eine monumentale Brunnen- und Skulpturenanlage, die seit 1986 still und doch eindrucksvoll ihre Geschichte erzählt. Mal ist der Brunnen Treffpunkt, mal Spielplatz, mal Denkmal – aber immer ein Ort, an dem sich Kunst und Leben begegnen.
Gestaltet wurde das Ensemble vom schottischen Künstler Eduardo Paolozzi, in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsarchitekten Georg Pencker und dem Architekten Erich Schneider. Mit seinen großvolumigen Bronzeskulpturen nimmt der Brunnen die Form einer gestrandeten Barke an. Das Wasser fließt auf etwa 20 Meter Breite und 50 Meter Länge durch schmale Rinnen und über unregelmäßige Stufen, unterbricht und verbindet die Wasserflächen gleichzeitig – ein ruhiges Spiel, das zum Verweilen einlädt.
Und während Kunstliebhaber sich an den abstrakten Bronzeskulpturen erfreuen, sind es vor allem die kölschen Pänz, die dem Brunnen Leben einhauchen. Sie springen, planschen, laufen durch das Wasser – nicht aus kunsttheoretischem Interesse, sondern aus purer Freude. Und genau das war Paolozzis Absicht: ein interaktives Kunstwerk, das Menschen einlädt, Teil davon zu werden.
Die Steinsockel des Paolozzibrunnens stammen von den einstigen Türmen der Hohenzollernbrücke. Bild: Uli Kievernagel
Geschichte trifft Gegenwart
Was auf den ersten Blick wie eine moderne Interpretation städtischer Kunst wirkt, trägt in Wahrheit ein tiefes historisches Echo in sich. Die Steinsockel, auf denen einige der Skulpturen ruhen, stammen von den einstigen Türmen der Hohenzollernbrücke. Diese wurden nach dem Zweiten Weltkrieg abgetragen, und Reste davon fanden hier eine neue Bedeutung – als Symbole für Zerstörung und Wiederaufbau, für Wandel und Erinnerung.
Die bronzenen Elemente spiegeln die Stadtsilhouette wider – so wie sie ist, so wie sie war, vielleicht auch so wie sie sein könnte. Das Wasser, das alles durchzieht, verbindet nicht nur die einzelnen Skulpturenteile miteinander, sondern auch die Vergangenheit mit der Gegenwart. Ein stiller Verweis auf den Rhein, der direkt daneben vorbeizieht – seit Ewigkeiten Lebensader der hier wohnenden Menschen.
Die bronzenen Elemente des Paolozzibrunnens spiegeln die Stadtsilhouette wieder, Bild: Uli Kievernagel
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Die bronzenen Elemente des Paolozzibrunnens spiegeln die Stadtsilhouette wieder, Bild: Uli Kievernagel
Eduardo Paolozzi – ein Künstler zwischen Welten
Eduardo Paolozzi wurde 1924 als Sohn italienischer Einwanderer in Edinburgh geboren. Seine Eltern betrieben eine kleine Eisdiele im Stadtteil Leith in der Nähe des Hafens. Seine frühen Jahre waren geprägt von Krieg, Ausgrenzung und Neubeginn. 1940 wurde er – wie viele seiner Landsleute – als „feindlicher Ausländer“ interniert. Erst nach dem Krieg konnte er seiner Berufung zur Kunst folgen.
Er studierte in Edinburgh, London und Paris, traf dort auf Künstler wie Arp, Brancusi und Léger, wurde Mitglied der „Independent Group“, die als Keimzelle der britischen Pop-Art gilt. Paolozzi stellte weltweit aus – auf der Biennale in Venedig, mehrfach bei der documenta in Kassel, und auch in Düsseldorf. Er war ein Grenzgänger zwischen Bildhauerei, Grafik, Collage und Design. 1977 kam er nach Köln, wurde Professor an der Kölner Fachhochschule und blieb der Stadt bis 1981 verbunden.
Nach der Fertigstellung des Rheinufertunnels im Jahre 1982 wurde das Altstadtufer umgestaltet, und von 1984 bis 1986 entstand der Paolozzibrunnen, der bis heute ein lebendiger Ort der Begegnung ist.
Die großformatigen Skulpturen des Paolozzibrunnen sidn ein beliebter Treffpunkt, Bild: Uli Kievernagel
Später wurde Paolozzi geadelt, Mitglied der Royal Academy of Arts, und übergab sein Lebenswerk der Scottish National Gallery of Modern Art. Dort, in der Dean Gallery in Edinburgh, ist heute auch eine Nachbildung seines Ateliers zu sehen. 2005 verstarb er in London – aber in Köln lebt seine Kunst weiter, Tag für Tag, zwischen Rhein und Philharmonie.
Keine Kunst um ehrfürchtig Abstand zu halten
Der Paolozzibrunnen ist mehr als nur ein Brunnen. Er ist ein Ort des Übergangs: zwischen Wasser und Stadt, Spiel und Ernst, Kunst und Alltag. Ein Platz, der zeigt, wie eng in Köln das Große mit dem Bodenständigen verbunden ist. Hier läuft man nicht ehrfürchtig um die Kunst herum – man geht durch sie hindurch. Kinder lachen, Menschen setzen sich auf die Steine, andere bleiben stehen und schauen. Und für einen Moment scheint das Leben einen Gang herunterzuschalten.
In einer Stadt, die insbesondere in der Innenstadt oft laut, schnell und voll ist, ist dieser Ort eine kleine Insel der Ruhe. Aufgeregtes Kindergeschrei inklusive.
Und vielleicht ist das Paolozzis größtes Vermächtnis:
Ein Raum, der offen ist für alle – für Gedanken, für Gespräche, für Spiele.
Brunnen in Köln
Neben dem Paolozzibrunnnen haben wir auch andere Brunnen in Köln:
Die Mülheimer Gottestracht, eine Prozession, die auch auf dem Wasser stattfindet, Bild: Superbass, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Wenn an Fronleichnam die Schiffe bunt geschmückt über den Rhein schippern, Weihrauch durch die Gassen zieht und singende Menschen am und auf dem Rhein unterwegs sind, dann ist klar: Es ist wieder Zeit für die Mülheimer Gottestracht – eine der wohl außergewöhnlichsten Fronleichnamsprozessionen weit und breit. Und mit zahlreichen Begleitschiffen und Booten auch eine der größten Schiffsprozessionen auf einem Fluss.
Was wird an Fronleichnam gefeiert?
Fronleichnam ist ein katholisches Hochfest, bei dem die Gegenwart Christi in der Eucharistie gefeiert wird. Das klingt erstmal sehr kirchlich, bedeutet aber ganz einfach: Christen glauben, dass Jesus Christus in der geweihten Hostie, dem „Allerheiligsten“, anwesend ist.
Die Monstranz der Mülheimer Gottestracht, Bild: HOWI – Horsch, Willy, CC BY 3.0 via Wikimedia Commons
Deshalb wird dieses „Allerheiligste“ nicht nur in der Kirche verehrt, sondern feierlich durch die Straßen getragen – in einer prachtvollen Monstranz1Die Monstranz ist ein kostbares liturgisches Schaugefäß. In der Monstranz wird in einem kleinen Fenster eine sogenannte konsekrierte Hostie zur Verehrung und Anbetung aufbewahrt. „Konsekriert“ bedeutet, dass die Hostie der Leib Christi ist. Deswegen sagt man auch „Allerheiligstes“ dazu. unter einem Traghimmel, begleitet von Gesang, Gebeten, Altären am Wegesrand – und in Mülheim sogar mit der großen Schiffsprozession auf dem Rhein.
Die Gottestracht – Mülheims ganz spezielles Fronleichnamsfest
In Mülheim hat Fronleichnam eine ganz besondere Form angenommen. Hier heißt die Prozession nicht einfach Fronleichnamsprozession, sondern Gottestracht – also wörtlich: „Das Tragen Gottes“.
Anders als klassische Prozessionen, die meist einen festen Weg von A nach B nehmen, ist die Mülheimer Gottestracht eine Rundprozession – zu Land und zu Wasser. Die Prozession startet an der Mülheimer Liebfrauenkirche. Dann zieht der Festzug durch das Veedel bis ans Rheinufer. Dort wartet schon ein großes Schiff aus der Flotte der Köln-Düsseldorfer Rheinschiffahrt. Auf diesem großen Schiff wird die Monstranz transportiert. Begleitet wird diese Schiffsprozession von etwa 100 weiteren Booten.
Der Schiffskorso der Mülheimer Gottestracht unter der Zoobrücke, Bild: Rolf Heinrich, Köln, via Wikimedia Commons
Der Schiffskorso gleitet feierlich stromaufwärts bis zur Zoobrücke und stromabwärts Richtung Stammheim – jeweils bis zu den alten Grenzen der Stadt Mülheim. Vom Rhein aus ergeht der Segen über „Strom und Land“.
Warum wird die Gottestracht auf dem Wasser gefeiert?
Dass die Prozession auch über den Rhein führt, hat nicht nur praktischen, sondern auch tief symbolischen Wert. Der Strom wird hier zum Zeichen für das Leben selbst – immer in Bewegung, verbindend, kraftvoll.
Auch vom Ufer aus verfolgen die Menschen die „Mülheimer Gottestracht“, Bild: HOWI – Horsch, Willy, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons
Und so verbindet auch die Gottestracht die Menschen: Alt und Jung, Alteingesessene und Zugezogene, Menschen aus Köln und der ganzen Welt kommen zusammen, um Fronleichnam gemeinsam zu feiern.
Auf Spurensuche: Die alten Wurzeln der Prozession
Der Mülheimer Heimatforscher Norbert Krütt-Hüning hat fast 30 Jahre lang die Ursprünge der Gottestracht erforscht. Seine spannende These: Die Wurzeln reichen bis in vorchristliche Zeiten. Die Prozession folge auffällig genau den alten Grenzen Mülheims, vermutet Krütt-Hüning, und diene so möglicherweise dem symbolischen Schutz des Orts.
Die Mülheimer Gottestracht auf einer Postkarte von 1906
Die Vorstellung, dass die Gottestracht ein Überbleibsel älterer, vielleicht germanischer, Rituale sein könnte, lässt aufhorchen. Zumindest seit dem 16. Jahrhundert ist belegt, dass das Heilige Sakrament durch Feld und Wald bis nach Dünnwald getragen wurde. Andere Quellen erzählen von alten Wegkreuzen, von Böllerschüssen in Buchheim, Stammheim und Schönrath, von langen Märschen durch den Weidenbruch – und immer wieder vom Rhein als zentralem Teil der Route.
Tatsächlich haben sich die Mülheimer mit der Eingemeindung im Jahr 1914 vertraglich zusichern lassen, dass die Stadt Köln für den Erhalt der Mülheimer Gottestracht eintritt.
Zeitungsanzeigen von Wirten speziell zur Mülheimer Gottestracht in der Kölnischen Zeitung vom 10. Juni 1819
Prozession wird auch zum Geschäft für die Wirte
Noch heute ist die Mülheimer Gottestracht ein echter Zuschauermagnet. Menschen stehen auf den Brücken und am Ufer und verfolgen diese ganz besondere Prozession.
Es ist aber davon auszugehen, dass die Strahkraft dieser Veranstaltung vor etwa 200 Jahren noch wesentlich größer war. So annoncierte der Wirt Johann Joseph Kellerhoven in der Kölnischen Zeitung vom 10. Juni 1819, dass er anlässlich der Prozession „mit gutem Weine, Maitrank, Kaffeee, Thee, Punsch und Schokolade“ seine Gästen aufwartet.
Auch der Wirt des Lokals „Zur schönen Aussicht am Thürmchen“ inseriert zu diesem Anlass. Bei ihm gibt es neben feinem Kaffee und Weinwirtschaft auch eine „reinliche und prompte Bedienung“.
Für die Gläubigen mehr als ein folkloristisches Spektakel
Was heute wie ein folkloristisches Spektakel daherkommt, ist für viele Gläubige mehr als nur Brauchtum. Es ist Ausdruck von Hoffnung und Gemeinschaft. Oder, wie Pfarrer Stefan Wagner es ausdrückt: „Da, wo Menschen einander in Liebe und Gerechtigkeit begegnen, ist Gott selbst am Werk.“
Und so berührt vielleicht tatsächlich an Fronleichnam der Himmel den Rhein. In Mülheim.
Norbert Krütt-Hüning hat ein Buch über die Mülheim Gottestracht geschrieben.
Buch: „Die Bedeutung der Gottestracht für Mülheim am Rhein“
Wer mehr über die Geschichte der Gottestracht erfahren möchte, sollte einen Blick in das Buch „Die Bedeutung der Gottestracht für Mülheim am Rhein“ von Norbert Krütt-Hüning werfen. Das Buch ist für 18 Euro direkt beim Autor erhältlich (kruett@web.de). Ein echtes Stück kölscher Heimatforschung.
50 Meter hoch, knallrot lackiert ragt die Skulptur Standortmitte in den Himmel, Bild: Initiative RESPEKT
Jeder kölsche Autofahrer kennt die rote Stele mitten im Verteilerkreis: 50 Meter hoch, weithin sichtbar, ragt die rot lackierte Skulptur in den Himmel. In Bonn, am dortigen Endpunkt der Autobahn 555, reckt sich eine identische Stele in den Himmel.
Exakt 22 Kilometer trennen die beiden Stelen – doch bilden diese identischen Skulpturen eine Einheit, welche die Städte Köln und Bonn verbindet. Der Name dieses Kunstwerks lautet „Standortmitte“. Geschaffen wurde es vom Kölner Künstler Lutz Fritsch, der zwar zwei eigenständige Stelen entworfen hat, diese aber untrennbar verbunden sieht:
„Durch das Wissen um den jeweils anderen Teil der Skulptur erlebt man räumliche Distanz als Nähe, empfindet die Souveränität des einzelnen Ortes und erkennt doch die Zusammengehörigkeit.“
Die A 555 verbindet die Domstadt und die Beethovenstadt
Die kurze A 555 ist die direkte Verbindung zwischen Köln und Bonn. Die älteste deutsche Autobahn wurde 1932 von Konrad Adenauer eingeweiht. Sie beginnt in Köln am „Bonner Verteiler“ und endet ebenfalls in einem Kreisverkehr im Bonner Norden.
Wie zwei Stecknadeln verbinden die beiden Stelen Köln und Bonn, Skizze: Lutz Fritsch.
Die beiden Stelen am Anfang und Ende der Autobahn wirken wie zwei Stecknadeln, die die beiden Rheinmetropolen Köln und Bonn verbinden. Michael Kohler schreibt dazu im Kölner Stadt-Anzeiger „So verbindet die beiden rheinischen Städte nicht nur der Asphalt, sondern auch ein unsichtbares Band der Kunst.“1Plädoyer für die bedrohte „Standortmitte“, Kölner Stadt-Anzeiger vom 13. Januar 2025
Lutz Fritsch hat die Standortmitte entworfen, die Finanzierung sichergestellt und auch die gesamte Ausführung übernommen. Im Gegenzug haben die Städte Köln und Bonn dem Künstler das Urheberrecht vertraglich zugesichert und damit die Skulptur und die sie umgebenden Verteilerkreise zu rechtlich geschützten Kunstwerken erhoben.
In Bonn findet sich die Skulptur Standortmitte am Potsdamer Platz, Bild: Hans-Dieter Weber, CC-BY 4.0
Trasse der Stadtbahn bedroht Kunstwerk
Doch dieses Kunstwerk ist in akuter in Gefahr: Die Stadt plant, mitten durch den Verteiler eine Trasse zur Verlängerung der Stadtbahnlinie 5 zu bauen. Diese Trasse würde unmittelbar an der Stele vorbeiführen. Nicht nur für Lutz Fritsch ist klar, dass damit der ursprünglich zugesicherte Gesamteindruck zerstört würde.
Visualisierung der von der Stadt geplanten Trassenführung unmittelbar an der Stele vorbei, Bild: Agentur 923b
Ascan Egerer, der Verkehrsdezernent der Stadt, sieht dies völlig anders und auch keine Notwendigkeit für eine Umplanung, die Fritsch angeregt hat. Der Künstler hatte, zusammen mit Experten der Technischen Hochschule Köln, vorgeschlagen, die Trasse für die Stadtbahn an ein geplantes Parkhaus an der Bonner Straße zu verlegen und die Trassenführung in einer weiten Kurve an dem Kunstwerk vorbeizuführen. Damit wäre, so Fritsch, nicht nur das Kunstwerk gerettet, sondern auch der Umstieg vom öffentlichen Nahverkehr auf das Auto sicherer und bequemer.
Der Vorschag von Lutz Fritsch sieht vor, die Bahntrasse in einer weiten Kurve an dem Kunstwerk vorbeizuführen. Entwurf: Lutz Fritsch Montage: Kai Baedorf/Jan Rothstein
Kein Geld und keine Zeit für Umplanung
Die Stadt Köln nennt zwar „planerische Lösungen vorstellbar“, lehnt jedoch eine generelle Umplanung der Bahntrasse kategorisch ab. Weil, so Verkehrsdezernent Ascan Egerer, dann das gesamte Bauvorhaben vollständig neu geplant und genehmigt werden müsste. Und eine solche neue Planung würde schlichtweg zu viel Zeit und Geld kosten.
Andere Lösungen, wie zum Beispiel einen Tunnel, scheiden aus. Der Verteilerkreis liegt in einem Wasserschutzgebiet, welches eine unterirdisch verlaufende Alternativen unmöglich macht.
Und die Stadt zieht auch noch weitere Argumente gegen eine neue Planung heran. Die „Standortmitte“ stehe nationalen und internationalen Klimaschutzzielen im Weg, so die Stadt in einem Gutachten. Also bleibt es bei der Planung „ab und durch“ – und das Kunstwerk Standortmitte würde seine besondere Wirkung verlieren.
Engagement nicht erwünscht – Kunstbeirat tritt geschlossen zurück
Es drängt sich der Verdacht auf, dass die Stadt das Kunstwerk bei der Planung schlichtweg übersehen hat. Das hat auch den Kunstbeirat auf den Plan gerufen. Der Kunstbeirat ist ein vom Rat der Stadt Köln bestelltes ständiges Gutachtergremium. Er berät in allen Fragen von Kunst im öffentlichen Raum.
In der Geschäftsordnung des Kunstbeirates lautet es:
„Der Kunstbeirat berät als ständiges Gutachter-Gremium den Rat und seine Ausschüsse sowie die Bezirksvertretungen in allen Fragen von Kunst im öffentlichen Raum. Er soll die Verwendung öffentlicher Mittel nach künstlerischen Gesichtspunkten ermöglichen, indem er über die in vielen Fällen bestehenden konkurrierenden ästhetischen Wertungen einzelner Kunstwerke und über das Spannungsverhältnis zwischen einem Kunstwerk und seinem öffentlichen Umfeld informiert.“
Ständige Mitglieder des Kunstbeirates mit Stimmrecht sind acht sachkundige Bürger/innen. Weitere Mitglieder sind, allerdings nur mit beratender Stimme, der jeweilige Dezernent für Kunst und Kultur und der Dezernent für Planen und Bauen.
Selbstverständlich hat der Kunstbeirat auch eine Stellungnahme zur „Standortmitte“ verfasst. Doch diese Stellungnahme wurde nicht beachtet. Der Kunstbeirat wurde auch in die Beratungen nicht einbezogen. Diese Ignoranz hat am 21. November 2024 zu einem Eklat geführt: Alle acht stimmberechtigten Mitglieder traten geschlossen zurück. In ihrer gemeinsamen Stellungnahme lautet es:
„Der Kunstbeirat ist keine selbstgeschaffene Interessenvertretung der Kunstszene, wie in Politik und Verwaltung mitunter angenommen wird. Die diesem Gremium vom Stadtrat selbst zugewiesene Funktion zu beraten und ggf. Empfehlungen zu anstehenden Entscheidungen auszusprechen, wurde in den letzten zehn Jahren nur teilweise oder gar nicht genutzt und in den jeweiligen Beschlüssen oftmals ignoriert. In vielen Fällen wurde der Kunstbeirat – entgegen der bestehenden Geschäftsordnung – weder befragt noch gehört. Seine (oft ungefragt verfassten) Stellungnahmen zu unterschiedlichen Themen blieben immer wieder unbeachtet”
Der Kunstwissenschaftler und Autor Kay von Keitz ist der Sprecher der des Kunstbeirates. Er moniert zu Recht, dass der Kunstbeirat zwar vom Rat der Stadt eingesetzt ist, aber von den Spitzen in Politik und Verwaltung schlichtweg ignoriert werde.
Diese Nichtbeachtung des Beirats im Fall des Kunstwerks „Standortmitte“ ist aber kein Einzelfall. Kay von Keitz weist darauf hin, dass fast alle Vorschläge, Empfehlungen und auch selbstständig entwickelten Konzepte der acht Fachleute ständig ignoriert wurden. Mit dem Rücktritt aller acht stimmberechtigten Mitglieder ist der Kunstbeirat nicht mehr beschlussfähig.2Stand: 14.03.2025
Weitere Entwicklung bleibt spannend
Am 25. März 2025 tagt der Ausschuss „Kunst und Kultur“. In einer Anfrage vom 14. März 2025 hat die SPD-Fraktion im Rat darum gebeten, folgende Anfrage auf die Tagesordnung zu setzen:
„Mit Bedauern haben wir zur Kenntnis genommen, dass die stimmberechtigten Mitglieder des Kunstbeirats geschlossen zurückgetreten sind. In ihrer Stellungnahme begründen sie diesen Schritt mit der fortgesetzten Missachtung ihrer fachlichen Expertise sowie der Dysfunktionalität des Gremiums. Bereits die vorhergehende Generation des Kunstbeirats hatte ähnliche Kritik geäußert und auf Reformbedarf hingewiesen. Vor diesem Hintergrund bittet die SPD-Fraktion um die Beantwortung der folgenden Fragen:
Welche Gespräche hat die Verwaltung in den letzten Jahren mit dem Kunstbeirat geführt, um die kritisierten Missstände zu adressieren, und welche konkreten Maßnahmen wurden ergriffen, um die Arbeitsfähigkeit des Gremiums zu verbessern?
Welche Schritte unternimmt die Verwaltung, um das durch den Rücktritt der stimmberechtigten Mitglieder entstandene Vakuum zeitnah zu füllen?
Gibt es bereits Überlegungen oder Pläne zur strukturellen oder inhaltlichen Neuausrichtung des Kunstbeirats?
Wie bewertet die Verwaltung die in der Rücktrittserklärung geäußerte Kritik?
Welche Konsequenzen zieht die Verwaltung aus dem Rücktritt der stimmberechtigten Mitglieder für die künftige Einbindung fachlicher Expertise im Bereich Kunst im öffentlichen Raum?
Die Antworten darauf soll es in der Sitzung am 25. März 2025 geben. Fraglich ist tatsächlich, ob sich noch Persönlichkeiten finden, die ehrenamtlich in einem Gremium mitarbeiten, welches regelmäßig übergangen wird.
Die Kulturinitiative RESPEKT, Logo von Birgit Mager und Steffen Missmahl
RESPEKT – eine Kulturinitiative für Köln
Der Künstler Lutz Fritsch lässt sich mittlerweile von Yasmin Mahmoudi, Fachanwältin für gewerblichen Rechtsschutz, vertreten. Aber auch die Stadtgesellschaft macht mobil. So hat sich die Initiative RESPEKT gegründet. Zu den Initiatoren gehören unter anderem
Birgit Mager, Design-Professorin der TU Köln,
Bruno Wenn, Vorsitzender des Kölner Kulturrats,
Jochen Heufelder, Kurator,
Peter Pauls, Vorsitzender Kölner Presseclub,
Barbara Hosmann, Vorstand der Freunde der Artothek Köln und
Ulrich S. Soénius, Historiker und Direktor des Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchivs.
Ulrich S. Soénius, Sprecher der Kulturinitiative REPEKT und Direktor des Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchivs, Bild: Elke Wetzig, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Soénius verurteilt die Planung der Stadt deutlich: „Moderne Stadtplanung achtet historische Strukturen, hält sich an Verträge und vermeidet Betonungetüme, die auf Jahrzehnte hinaus das Stadtbild verschandeln. Alles dies beachten die Brückenplaner und Verantwortlichen in der Stadt mit den vorgelegten Plänen am Verteilerkreis nicht.“
Nach eigener Aussage wünscht sich die Initiative mehr Respekt. „Allein der Sachzwang regiert. Standortmitte ist für uns ein herausragendes Beispiel für die vielen Respektlosigkeiten in der Stadt Köln. Wir wünschen dieser Stadt, an der wir alle hängen, mehr Respekt. Für andere und damit für sich selbst.“
„RESPEKT – eine Kulturinitiative für Köln“ lädt alle Interessierten ein, sich für eine Stadt einzusetzen, in der ein Wort gilt, ein Vertrag respektiert wird und in der verantwortungsvoll mit der Entwicklung einer respektvollen Zukunft umgegangen wird.
Das klingt wunderbar – aber aktuell leider nicht nach Köln.
Film zur „Standortmitte“ am 30. März 2025 (11.30 Uhr) im Odeon Kino
Der Film beobachtet die komplizierte und teilweise spektakuläre Herstellung der riesigen Stelen, in der schwerer Stahlbau auf exklusive Feinmechanik trifft. In Zusammenarbeit mit Firmen aus der Region betritt Fritsch auch in technischer Hinsicht Neuland – es darf nichts Geringeres entstehen als das perfekte Rohr. Gleichzeitig gibt der Film einen Einblick in die künstlerische Konzeption des Projektes Standortmitte und die Innenwelt des Künstlers Lutz Fritsch.
Nach der Aufführung wird Künstler Lutz Fritsch im Gespräch mit dem Autor des Films Gerhard Schick und Initiatoren der Kulturinitiative RESPEKT über das Projekt und den aktuellen Status sprechen.
„Ich engagiere mich, weil mir die Kultur in Köln und ein respektvoller Umgang mit ihren Künstler*innen und deren Kunstwerken am Herzen liegt und dies auch in den städtischen Planungen erkennbar sein muss“.
Barbara Hosmann, Vorstand Freunde der artothek Köln
RESPEKT sucht Mitstreiter
Alle Informationen zur Kulturinitiative RESPEKT sind auf der Website, auf Instagramm und auf LinkedIn zu finden.
Neumarkt-Galerie, Köln mit Skulptur „Dropped Cone“ von Claes Oldenburg und Coosje van Bruggen, Bild: Raimond Spekking
Kölns größte Eistüte befindet sich am Neumarkt. Mehr als zwölf Meter hoch ragt das riesige Objekt in den Himmel. Satte drei Tonnen, oder umgerechnet so schwer wie 37.500 Eisbällchen, wiegt das Kunstwerk „Dropped Cone“ von Claes Oldenburg (1929 – 2022) am Gebäude der Neumarktgalerie.
„Wat soll dä Quatsch?“
Touristen rätseln und auch Einheimische fragen sich „Wat soll dä Quatsch?“. Und damit hat Oldenburg sein Ziel erreicht. Er selbst hat die Bedeutungslosigkeit seiner Kunst zum Konzept erklärt: „Die Bedeutung darin wird zweifelhaft und uneinheitlich bleiben – und genau so sollte es sein.“ Und so formte Oldenburg reichlich Alltagsgegenstände – immer in XXL-Varianten. Etwa eine riesige Spitzhacke, einen gigantischen Lippenstift, einen Stecker in der Größe einer Garage oder die gigantische Kölner Eistüte.
Oldenburg-Skulptur „Spitzhacke“, Bild: Cherubino, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons
Mit seinen Kolossalobjekten wurde der 1929 in Stockholm geborene und am 18. Juli 2022 in New York verstorbene Oldenburg neben Roy Lichtenstein und Andy Warhol zu einem der bedeutendsten Vertreter der Pop Art.
Oldenburg-Skulptur „Plantoir“, Bild: Manuelvbotelho, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Vielfältige Interpretationen der Kölner Eistüte
Die Kölner Eistüte wurde im März 2001 auf dem Gebäude der Neumarkt Galerie, ein Einkaufszentrum direkt am Neumarkt, installiert. Die Betreiber der Neumarkt Galerie zahlten auch die Kosten in Höhe von 3 Mio. DM für dieses Kunstwerk.
Ganz im Sinne von Oldenburg wurde seit dem Tag der Installation munter interpretiert, was denn die Bedeutung der Skulptur sein könnte. So wurde das schmilzende Eis schnell als Symbol der „Vergänglichkeit des Konsums“ ausgelegt.
Köln als eine „Stadt der Kirchtürme“ zu bezeichnen ist nicht ganz von der Hand zu weisen, hier ein Ausschnitt aus der Stadtansicht von Anton Woensam, 1531
Eine andere Sichtweise wird auf Oldenburgs Kollegin und Ehefrau Coosje van Bruggen (1942 – 2009) zurückgeführt. Oldenburg und seine Frau hatten sich Postkarten von Köln zeigen lassen und Coosje van Bruggen hatte angemerkt, dass Köln offensichtlich eine Stadt der Kirchtürme sei. Und somit wurde der Eistüte eine fast schon sakrale Aussage angedichtet, weil diese an die Kirchtürme der Kölner Skyline erinnern würde. Und diese Interpreation ist auch mein Favorit – als eine Huldigung ans „Hillije Kölle“ in der Geschmacksrichtung Vanille. Unbestätigten Aussagen zufolge waren urspünglich sogar zwei Eishörnchen geplant, die an die beiden Türme des Doms erinnern sollten.
Noch einen Schritt weiter geht die Auslegung, dass mit diesem „Kirchturm aus Eis“ die Neumarktgalerie mit ihren Geschäften zum „Tempel des Konsums“ uminterpretiert wird.
Die Künstler selber wiesen auch darauf hin, dass im Namen der Skulptur „Dropped Cone“ sogar Buchstaben des Stadtnamens „Cologne“ zu finden sind.
Der legendäre Domkran als Vorbild
Volker Hein hat recht: Der Domkran muss die Vorlage für Oldenbourgs Plastik „Dropped Cone“ gewesen sein. Bild: Auszug aus der Stadtansicht von Anton Woensam, 1531 (links), Foto von Volker Hein (rechts)
Die vielleicht schönste Interpretation stammt vom Schauspieler und Stadtführer Volker Hein: Er hat erkannt, dass das Eishörnchen von Claes Oldenbourg fast exakt dem Domkran entspricht.
Dieser hölzerne Drehkran wurde im 14. Jahrhundert auf dem Südturm des Kölner Doms installiert und war zwar nur etwa 50 Jahre lang im Einsatz, prägte aber als Wahrzeichen das Kölner Stadtbild bis zu seinem Abbau im Jahr 1868. Und die Ähnlichkkeit zwischen Eishörnchen und Domkran ist tatsächlich erstaunlich.
Ganz einfach: Köln bietet zu wenig Platz für Kunst!
Auch wenn es reichlich Spekulationen über die Aussage des Kunstwerks gibt ist der Hintergrund für die Platzierung der Skulptur eindeutig.
Oldenburg dazu: „Da wir den genauen Standort für das Werk frei wählen konnten, suchten wir nach einem Platz im Freien und entschieden uns, unsere Skulptur auf dem Dach des Einkaufszentrums zu platzieren, da die Straßen in Köln so überfüllt sind.“
Und wer den verkehrsumtosten Neumarkt und die beengten Kölner Verhältnisse kennt, kann dem weltberühmten Künstler nur beipflichten.
Sehenswürdigkeiten rund um den Kölner Neumarkt, Bilder: Uli Kievernagel, Raimond Spekking
Die Bläck Föös in ihrer aktuellen (Anfang 2025) Besetzung, Bild: Kay-Uwe Fischer
In den 1970er Jahren war der Sitzungskarneval sehr angestaubt. Langweilige Sitzungen mit nichtssagender Musik, Abendgarderobe und eher steifen als lustigen Karnevalisten waren die Regel.
Und dann kamen auf einmal ein paar langhaarige Jungs auf die Bühne, am Anfang noch met bläcke Fööss1barfuß, mit Gitarre und Schlagzeug und fingen an, kölsche Lieder zu spielen, wo vorher noch eher festlich hochdeutsche Lieder vorgetragen wurden.
Die Bläck Fööss in den 1970er Jahren, Bild: Bläck Fööss
Der Versuch der etablierten, offiziellen Kappenträger, diese Band einfach zu ignorieren, ging gehörig daneben.2Ein Muster übrigens, was sich etwa 30 Jahre später bei Brings wiederholen sollte. Die Menschen wollten genau diese Musik hören.
Das war die Geburtsstunde einer kölschen Erfolgsgeschichte:
Die Bläck Fööss eroberten die Bühnen.
Examen an der „Akademie för uns kölsche Sproch“
Wie so viele aus den Jahrgängen ab etwa Mitte 1960 sind auch Jörg Hauschild und Ekkehard „Ekki“ Hoffmann mit der Musik der Fööss aufgewachsen. Und als die beiden dann ihr Examen an der „Akademie för uns kölsche Sproch“ gemacht haben, wurde aus einer Idee Realität: Ihre Abschlussarbeit an der Akademie haben beide zusammen über die “Mutter aller kölschen Bands” – die Bläck Fööss – geschrieben.
Ekkehard „Ekki“ Hoffmann (links) und Jörg Hauschild mit ihrer Diplomarbeit über dei Bläck Fööss, Bild: Ekki Hoffmann
Die beiden haben sich äußerst akribisch in die Geschichte der Fööss eingearbeitet und auch mit den Musikern aus der Band direkt gesprochen.
Einzigartig ist, dass diese Arbeit die erste Diplomarbeit an der „Akademie för uns kölsche Sproch“ ist, die bilingual erscheint: Auf Kölsch und Hochdeutsch. Ein absolutes Novum in der Geschichte der Akademie.
Diplomarbeit hier zum Download
Ich freue mich SEHR, dass die beiden mir erlaubt haben, diese sehr lesenswerte Diplomarbeit hier zum Download anzubieten.
Die Diplomarbeit von Jörg Hauschild & Ekkehard Hoffmann: „Heimatflimmern Bläck Fööss – Zeitreise durch mehr als 50 Jahre Musikgeschichte“, Quelle: Hauschild & Hoffmann (Der Download startet bei klick auf die Darstellung.)
Interview mit den Bläck Fööss-Experten
Frank und ich durften mit den beiden sprechen. Gemeinsam haben wir eine Zeitreise zu 50 Jahren Bläck Fööss unternommen.
Die beiden Bläck Fööss-Experten Ekki und Jörg bei der Podcast-Aufnahme, Bild: Uli Kievernagel
Teil I: Die Anfänge bis 1994
Wir haben über die Anfänge mit Graham Bonney und dem „Rievkooche-Walzer“ gesprochen, über das durchaus zwiespältige Gefühl der Fööss zum Karneval und über den ersten großen Umbruch mit dem Ausstieg von Tommy Engel im Jahr 1994.
Teil II: Die Geschichte der Fööss von den 1990ern bis heute
Im zweiten Teil geht es um die Meilensteine der Bandgeschichte und den langsamen Ausstieg der Ur-Fööss aus der Band. Außerdem wagen die beiden Fööss-Experten einen Blick in die Zukunft.
Genau wie alle anderen Menschen in meiner Rubrik „Ein paar Fragen an …“ haben auch Ekki Hoffmann und Jörg Hauschild den „kölschen Fragen“ Rede und Antwort gestanden.
Wenn nicht Köln – wo sonst könntest du wohnen? Und warum gerade dort?
Ekki: Kopenhagen, die Dänen haben uns viel voraus
Jörg: Da, wo ich jetzt wohne, in Bergisch Gladbach – Schildgen
Welche kölsche Eigenschaft zeichnet dich aus?
Ekki: Toleranz
Jörg: Hätzlich un bodenständich
Was würdest du morgen in unserer Stadt ändern?
Ekki: Autofreie Innenstadt
Jörg: Die zielgerichtete Zusammenarbeit
Nenne ein/zwei/drei Gründe, warum man Köln morgen verlassen sollte.
Ekki: Die Oper wird nie fertig / Entscheidungs-/Umsetzungsstau / Parken in zweiter Reihe ohne Konsequenzen
Jörg: Häh?
Wo ist dein Lieblingsplatz in Köln?
Ekki: Rheinufer mit Blick auf den Dom
Willi Millowitsch hat Ekki und auch Jörg inspiriert, hier das Millowitsch-Denkmal. Bild: Ruth Rudolph / pixelio.de
Welche KölnerInnen haben dich beeinflusst / beeindruckt?
Ekki: Willy Millowitsch, Wolfgang Overath
Jörg: Jupp Menth, Willi Millowitsch und Wolfgang Niedecken
Wolfgang Niedecken, hier mit Sängerin Karen Schweitzer-Faust, hat Jörg beinflusst. Bild: Achim Scheidemann
Was machst du zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch?
Ekki: Mit netten Menschen Karneval feiern
Jörg: Fasteloovend fiere
Wat hät für dich noch immer jood jejange?
Ekki: Trotz allem kritischen liebe ich diese Stadt
Jörg: Meiner Berufung nachgehen, ich arbeite in der touristischen IT und bin ein Schützenjunge
Wo drüber laachs de dich kapott?
Ekki: Über die Sicht von außen auf Köln
Jörg: Alberner Humor und immer Situationskomik
Dein Kölsche Lieblingskneipe?
Ekki: In der Jugend das Piranha
Jörg: Et Höttche oder Max Stark
Dein Lieblingskölsch?
Ekki: Sünner Malz
Jörg: Ratet mal (siehe oben)3Sowohl im Max Stark als auch im Höttche wird Päffgen-Kölsch ausgeschenkt.
Philipp Godart – moderne Popmusik op kölsche Art. Bild: Philipp Godart
Er wird als der „kölsche Ed Sheeran“ bezeichnet: Der Musiker und Produzent Philipp Godart. Er steht bereits seit seinem elften Lebensjahr auf der Bühne und ist auch seit ein paar Jahren im kölschen Fastelovend unterwegs.
Damit der Imi auch die richtigen kölschen Worte trifft, hat er bei der Akademie för uns kölsche Sproch studiert und schreibt seine Songs heute im perfekten Kölsch. Pünktlich zum 11.11.2020 erschien seine erster kölscher Song „Iwig“. Es folgten unter anderem “Et bliev esu” und „Su wie Jana“.
In der Session 2024/25 hat er gleich zwei neue Lieder veröffentlicht „Souvenir“ und „Ein Kölle Alaaf”. In diesem Song stecken zahlreiche kölsche Hits – eine kleine Zeitreise durch den Kölner Karneval. So lautet es:
Katrin, Meyers Kättche, un dat Leev Marie
Dann Bye Bye my love, su wie met dir wor et nie
MIr sin eins, echte Fründe, mir han de Musik bestellt
Wie für so viele Künstler im Karneval begann es auch für Philipp bei einem Vorstellabend. Diese Vorstellabende finden vor Beginn der Karnevalszeit statt. Dort präsentieren sich Musiker, Redner und Tanzgruppen vor den Literaten.1Literaten sind die heimliche Macht im Sitzungskarneval. Ein Literat stellt das Programm der Sitzungen zusammen und bucht die Redner, Bands und Tanzgruppen. Und danach hoffen die Künstler auf viele, viele Buchungen.
Philipp Godart durfte sich 2019 beim Vorstellabend der KAJUJA2Die KAJUJA Köln wurde bereits 1949 gegründet und ist eine Karnevalistenvereinigung, die aktiven Bühnen-Nachwuchs für den Kölner Karneval ausbildet. präsentieren. Danach ging es für ihn auf Kölns Bühnen richtig los.
Flexibilität gefordert
Heute spielt er weit über 50 Auftritte in der Session – Tendenz steigend. Der Anspruch und Stresslevel für die Künstler auf den Sitzungsbühnen ist hoch: In der Regel haben die Tontechniker etwa 30 Sekunden Zeit, die Technik auf der Bühne aufzubauen, bevor der Sitzungspräsident den jeweiligen Künstler aufruft.
Und dann gilt es in ungefähr 20 Minuten abzuliefern. Egal, ob Seniorensitzung in Sürth oder Mädchensitzung in Mauenheim um 23 Uhr. Phlipp Godart hat deswegen kein fixes Programm: „Man muss sich auf die jeweilige Situation einstellen. Spätestens nach 22 Uhr entfallen lange Ansprachen auf der Bühne – da geht es sofort zu Sache.“
Phlipp Godart lebt von der Musik – nicht nur im Karneval. In seinem eigenem Studio „Wunderland“ bietet er von Songwriting über Aufnahme und Produktion bis zu Vocalcoaching das komplette Programm für alle Künstler.
Veröffentlichungen der Songs können auch auf Wunsch über sein eigenes Label schanzenART erfolgen. Das „Kölner Musiklabel für kölsche Musik und deutsche Popmusik“ ist auf den den digitalen Vertrieb spezialisiert. „Die Zeiten haben sich verändert, und Musik wird heute völlig anders produziert und konsumiert als noch in den 2000er Jahren. Diese Veränderung ist in den Tonstudios und bei den Künstler:innen angekommen, bei den Fans sowieso. Leider aber noch nicht bei den Musiklabels und den Wegen des überwiegend digitalen Vertriebes.“ so Phillipp über sein Label. Für ihn stehen die Selbstbestimmung der Künstler und Vertragsmodelle auf Augenhöhe im Mittelpunkt.
Ehrenamtliches Engagement „Pänz-Große-Pause“
Philipp Godart will das kölsche Brauchtum auch den nächsten Generationen nahe bringen. So ist er, zusammen mit den Bands Kempes Finest, Lupo und ALUIS, Teil des Projekts „Pänz-Große-Pause“.
Die beteiligten Künstler besuchen ehrenamtlich ausgewählte Schulen und feiern mit den Kindern den kölschen Karneval. Philipps Schwerpunkt liegt in diesem Projekt auf den Förderschulen.
Das Kölner Kinderdreigestirn 2025: Kinderprinz Ole I., Kinderbauer Anton, Kinderjungfrau Philippa, Bild: Festkomitee Kölner Karneval
Ein Lied für das Kölner Kinderdreigestirn
Im Jahr 2025 gab es den „kölschen Ritterschlag“ für Philipp Godart. Er hat das Sessionslied: „FasteLOVEnd“ für das Kinderdreigestirn geschrieben. Bei jedem Auftritt präsentieren die drei Pänz dieses Lied.
Eingesungen wurde das Lied gemeinsam mit dem integrativen Chor „Belve-Pänz“ der Förderschule Belvederstraße.
Genau wie alle anderen Menschen in meiner Rubrik „Ein paar Fragen an …“ hat auch Philipp Godart zu meinen „kölschen Fragen“ Rede und Antwort gestanden.
Wenn nicht Köln – wo sonst könntest du leben? Und warum gerade dort?
Als echte kölsche Imi natürlich nirgendwo anders. Aber wenn ich müsste, dann hätte ich zwei Orte zur Auswahl: Zum einen Berlin, denn da leben meine Mutter und mein Bruder, und ich bin sehr oft dort. Und zum anderen London. Diese Stadt wäre eine Alternative – aber London ist ja noch teurer als Köln.
Wo ist dein Lieblingsplatz in Kölle?
Zollstock. Eindeutig. Ich bin meinem Veedel wirklich sehr verbunden, und da ist es auch wirklich nett – für manche vielleicht erst auf den zweiten Blick. In Zollstock gibt es einen kleinen netten Park, da bin ich eigentlich täglich um ein Runde zu drehen.
Philipp fühlkt sich Zollstock sehr verbunden, Bild: Qualle, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Und ich bin sehr gerne bei mir im Tonstudio in Mülheim. Das ist ein sehr kreativer Ort. In Mülheim gibt es einen sehr schönen kleinen Streifen am Rhein, da kann man richtig schön in Ruhe spazieren – das ist ja nicht überall am Rhein so gegeben.
Welche kölsche Eigenschaft zeichnet dich aus?
Das ist in jedem Fall Optimismus: „Et hät noch immer jood jejange“. Selbst wenn ich mal einen Rückschlag erlebe ,bin ich nur zehn Minuten niedergeschlagen – dann kommt schon wieder irgendwas Positives .
Welche Kölner haben dich beeinflusst?
Das sind – wenn man die Musik betrachtet – einige. Und manche davon sind sogar sogar Kollegen geworden. So finde es zum Beispiel toll, was die Höhner so alles gemacht haben. Henning Krautmacher hat mich definitiv beeinflusst. Wir haben mittlerweile ein sehr enges Verhältnis, er ist so etwas wie ein Mentor für mich.
Aber ich danke auch Leuten wie Karl Berbuer, Fritz Weber oder Willi Ostermann dafür, dass sie vor vielen Jahren auf den Bühnen als Solisten waren wo ich jetzt wieder als Solist hin möchte.
Was machst du zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch?
Weiberfastnacht ist der Höhepunkt. Dann geht es für uns Musiker gefühlt 24 Stunden rund. Auch am Freitag und am Samstag wird noch gearbeitet. Am Sonntag bin ich bei den Schul- und Veedelszöch dabei. Rosenmontag habe ich frei, da werde ich von einer Tribüne aus den Zug sehen.
Dienstag bin ich mit der Europaschule beim Zollstocker Dienstagszug dabei. Ein Ehrenamt und ein sehr großer Spaß, ordentlich Rabatz mit den Pänz zu machen.
Und was zwischen Aschermittwoch und Weiberfastnacht?
Schlafen! Wir Karnevalisten sind ein bisschen wie Bären nur umgekehrt: Wir haben einen langen Sommerschlaf und im Winter werden wieder aktiv.
Im Ernst: Nach Aschermittwoch gönne ich mir wie alle Karnevalisten ein paar Tage Urlaub. Und dann geht es direkt schon wieder ins Studio. Ich schreibe und produziere ja nicht nur für mich, sondern für mehrere Künstler in Köln und in ganz Deutschland. Und im April geht es dann auch schon wieder mit meinen eigenen Konzerten los.
Rievkooche, für Philipp mit Apfemus und Schwarzbrot, Bild: Klaus Steves / pixelio.de
Dein kölsches Lieblingsessen?
Eindeutig Rievkooche. Gerne mit Apfelmus und Schwarzbrot.
Wat hät für dich noch immer jood jejange?
Im Prinzip alles. Denn: Am Ende ist alles auch immer nur halb so schlimm. Wobei: Im Hinblick auf die Wahlergebnisse der AfD im Osten fällt mir diese Aussage dann doch etwas schwer. Deswegen unbedingt am 23. Februar wählen gehen!
Nenne ein/zwei/drei Gründe, warum man Köln morgen verlassen sollte.
Oh – das ja fast schon eine Fangfrage! Ich finde, man sollte Köln auf jeden Fall verlassen, wenn die AfD hier weit über 40% holt. Das wäre eine absolute Vollkatastrophe und ein absolut legitimer Grund, hier wegzugehen. Deswegen: Geht schön alle am 23. Februar wählen! Grund Nummer zwei wäre die KVB. Das lässt durchaus zu wünschen übrig, das bekommen andere Städte definitiv besser hin. Ein dritter Grund fällt mir echt nicht ein.
Worüber laachste dich kapott?
Bestimmt nicht über Camping! Denn meine Schwiegereltern sind fanatische Camper, das ist wie eine Religion.
Worüber ich aber sehr lachen kann, sind einige Kollegen hier in Köln. Ganz toll finde ich zum Beispiel Martin Schopps, Volker Weininger oder den „Tuppes vom Land“, einen der letzten Vertreter der traditionellen Reim-Rede. Aber auch Marc Metzger ist sensationell lustig.
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