Muckefuck un Rövekruck vum Schwatze Maat met heimjebraat, op Hamsterfahrt em Vürjebirch ne Teppich jäjen Woosch jetuusch. 1Muckefuck und Rübenkraut
vom Schwarzmarkt mit nach Hause gebracht,
auf Hamsterfahrt im Vorgebirge
einen Teppich gegen Wurst getauscht. (Bläck Fööss „Usjebomb“)
Nachkriegszeit in Köln. Die Menschen hungern und frieren. Um zu überleben, werden alle möglichen Gegenstände gegen Nahrungsmittel getauscht. Der im Lied der Bläck Fööss beschriebene Handel „Teppich gegen Wurst“ war kein Einzelfall. Mancher Bauer aus dem Kölner Umland kam auf diesem Weg zu hochwertigem Porzellan oder Silberbesteck. Auch der Schwarzmarkt in der zerstörten Domstadt lief auf Hochtouren. Besonders beliebt: „maggeln“ mit Zigaretten, die zu einer zweiten Währung wurden.
„maggeln“ – gegen Gesetz und Verordnung
Mit „maggeln“ beschreibt der Kölner die Fähigkeit, zumeist illegale Geschäfte abzuwickeln. Adam Wrede2Neuer Kölnischer Wortschatz, Greven Verlag Köln 1976 erklärt „maggeln“ wie folgt: „In den Notjahren 1946 bis 1948 bedeutet das Wort: Gegen Gesetz und Verordnung Handel, Tauschhandel mit rationierten Waren treiben, Schwarzhandel treiben mit Kauf und Verkauf von Waren ohne amtliche Bezugsscheine.“
Eindeutig: „maggeln“ haftet in Köln etwas illegales an. Dabei stammt das Wort von „makeln“ ab und meint somit „vermitteln“ bzw. „Geschäfte vermitteln“. Also eine durchaus legale Tätigkeit. Für den Kölschen aber ist die Sachlage eindeutig: Der Makler als Vermittler von Geschäften ist ein ordnungsgemäßer Händler, der „Maggeler“ hingegen ist der Schwarzhändler.
Aussprache und Schreibweise
Oft wird in der kölschen Sprache das „g“ als „j“ ausgesprochen. Aber nicht immer. Steht „gg“ nach einem kurzen Vokal (wie in „maggele“ aber auch zum Beispiel in „Röggelche“). Und daher wäre grundfalsch, von „majjele“ oder dem „Majjeler“ zu sprechen.
In einem Interview der Deutschen Welle mit dem ausgewiesenen Köln-Kenner Detlef Rick wird auch der Zusammenhang zwischen maggeln und dem Klüngel deutlich. Dort lautet es „Maggeln, klüngeln und ein Fisternöllche, eine Art kölscher Dreikampf. Und alle drei Ausdrücke haben eins gemeinsam: sie bezeichnen eine nicht ganz gradlinige Handlungsweise.“ Für den Klüngel ist die Sachlage eindeutig. Bereits 1782 wird im Zusammenhang mit der städtischen Lotterie der Begriff „Klüngel“ für „betrügerische Machenschaften“ genutzt. Und ein Fisternöllche ist auch ausdrücklich eine heimliche Liebelei, in der Regel hinter dem Rücken anderer Personen.
Und auch heute wird in unserer Stadt viel gemaggelt – nicht immer zum Besten der Bürgerschaft. Wer das irgendwie verstehen will, sollte sich den sehenswerten Film „Der König von Köln“ ansehen. Dort kann man über die Machenschaften eines ganz großen Maggelers, im Film als „Josef Asch“ bezeichnet, nur staunen.
Kölns Schwarzer Markt beherrscht seit ersten Anfängen mit Kriegsbeginn im Jahre 1939 und in den ersten Jahren unter alliierter Besatzung das Bild mancher Kölner Straßen und Plätze. Nach Schätzung der Stadtverwaltung sind bis zur Währungsreform 1948 etwa 20 000 Personen in diesem Schattenbereich des wirtschaftlichen Lebens tätig, damit – wenn auch außerhalb der Legalität – einer der größten Arbeitgeber Kölns.
In diesem Buch wird dieses Jahrzehnt Kölner Lebens erstmals wissenschaftlich dargestellt und in einer Auswahl von Bildern und Zeitungsberichten der Nachkriegszeit in seinem Elend und seinem Ausmaß sichtbar gemacht.
Jemand, der pingelich ist, nimmt immer alles sehr genau und ist sehr exakt. Adam Wrede definiert pingelich als „übertrieben ordnungsheischend, und kleinlich im Denken“.
Klar – ein solcher Mensch ist in Köln eher selten anzutreffen. Ansonsten würde er bei den kölschen Gewohnheiten wie „Küsste hück nit, küsste morjen.“ und „Et hätt noch immer jood jejange.“ auch wahnsinnig werden. Gerade in einer Stadt, in der an einer U-Bahn-Strecke gerne schon mal 25 Jahre lang gebaut wird, Plätze wie der Barbarossaplatz eher Schandflecke sind und eine riesengroße blaue Mülltüte neben der einzigartigen Kathedrale als „Musical Dome“ bezeichnet wird, sind Perfektionisten eher fehl am Platze.
Der Kölsche ist da wesentlich lockerer und nimmt vieles nicht so genau. Was ihm allerdings nicht immer zum Vorteil gereicht. Eine leider knüsselige, verbaute Stadt ist das lebendige und nicht gerade schmeichelhafte Zeugnis dieser wenig pingeligen Lebensweise in Köln.
Velarisierung macht aus Pein „Ping“
Velarisierung ist ein Begriff aus der Phonetik und beschreibt eine an den eigentlichen Begriff angehangene Artikulation. Dabei wird am Ende des ursprünglichen Wortes die Zunge an den Gaumen gehoben, es entsteht zum Beispiel ein Laut wie bei einem „G“.
Klingt komplizierter als es tatsächlich ist: Im kölschen wird an Wörter, die mit einem „n“ enden gerne noch ein „g“ angehangen. Die Beispiele dazu sind bestens bekannt:
Aus Wein wird „Wing“,
aus Rhein wird „Rhing“ oder
aus braun wird „brung“.
Und aus dem Wort Pein (für Schmerz) wird „Ping“. Und das passende Adjektiv dazu ist „pingelich“: Sehr empfindlich für Schmerzen aller Art.
Adenauer: „Natürlich achte ich das Recht – aber damit darf man nicht so pingelich sein.“
Heute wird dieser Begriff allerdings eher im Sinne von „peinlich genau“ verwendet: „Nä, dä Jupp is esu pingelich, dä künne mer he nit bruche.“ Und so macht sich der Kölsche das Leben einfach. Menschen, die die Dinge immer ganz genau nehmen, haben in der Domstadt einen schweren Stand.
Konrad Adenauer hat dieses Verhalten auf die Spitze getrieben: „Natürlich achte ich das Recht – aber damit darf man nicht so pingelich sein.“ soll er 1960 gesagt haben. Was er damit meint, war auch Nicht-Rheinländern schnell klar. Eine absolute, übertriebene Exaktheit selbst beim wichtigen Thema Recht ist keine rheinische Eigenschaft.
Der Kölsche mag eher eine großzügige, der Situation angepasste Auslegung. Damit et nur nit pingelig wird.
Wenn man über einen Menschen sagt, „Der is in de Blech“, bedeutet das nichts Gutes. Auch Pänz, die sich nicht benehmen, wird damit gedroht “Pass upp, sonst küsste in de Blech.“ Die wörtliche Übersetzung ist einfach: Blech ist Blech, also gewalztes Metall. Aber die Bedeutung dahinter ist eine gänzlich andere. Wenn der Kölsche von „de Blech“ spricht, ist damit das Gefängnis gemeint.
De Bleche Botz – das ehemalige Frauengefängnis
Durch die während der französischen Besatzungzeit in Köln durchgeführte Säkularisierung wurden Kirchen und Klöster aufgehoben. Der Staat übernahm kirchlichen Besitztümer wie Land oder Vermögen, aber auch Gebäude, um diese weiterzuverkaufen oder anderweitig zu nutzen. Darunter war auch das bereits 1637 errichtete Klarissenkloster „Zu den Schutzengeln“ auf der Ecke Schildergasse/Krebsgasse, ganz in der Nähe des Neumarkts.
Dieses Gebäude wurde ab 1802 zu einem „Arresthaus“, also einem Gefängnis, umgebaut. An dem Umbau waren der Blechschläger1Heute würde man ihn als man Bauklempner bezeichnen. Alexander Hittorff, genannt der „Blecherne Alexander“, und der Maurermeister Johannes Butz beteiligt. Beide Namen zusammengesetzt und verkölscht ergeben „De bleche Botz“, also die „blecherne Hose“. Weil der Kölsche ja bekanntlich sehr bequem ist, wurde aus „de Bleche Butz“ irgendwann nur noch „de Blech“.
„Weiberanstalt“ noch bis 1904
Es zeigte sich allerdings schnell, dass das ehemalige Kloster auf Dauer nicht den Anforderungen des Strafvollzugs entsprach und ständig überbelegt war. Daher begann man 1835 mit den Bauarbeiten am Klingelpütz, einem der damals modernsten Gefängnisse. Als 1838 dort die ersten Gefangenen einzogen, konnte die „Bleche Botz“ auf der Schildergasse in ein reines Frauengefängnis umgewandelt werden – mit der preussisch korrekten Bezeichnung „Königliche Straf- und Besserungsanstalt für weibliche Gefangene“. Für die Kölschen war es aber nur die „Weiberanstalt“, welche 1904 geschlossen und abgebrochen wurde. An dieser Stelle wurde dann das Polizeipräsidium gebaut.
Der Kölsche geht nicht in den Knast, sondern en de Blech
Die Formulierung „en de Blech“ gehen hat aber überdauert und wurde im gesamten Rheinland zum Synonym für ein Gefängnis. Und daher gehen noch heute alle, die in den Klingelpütz oder sonstigen Justizvollzugsanstalten einfahren, en de Blech.
Natürlich gibt es in Deutschland das „Deutsche Brotinstitut“. Und selbstverständlich führt dieses Institut das „Deutsche Brotregister“ – wir Deutschen sind halt bestens organisiert! Dieses Register verzeichnet aktuell über 3.000 unterschiedliche Brotsorten. Lieblingsbrote der Deutschen sind Mischbrote auf Basis einer Mischung aus Weizen- und Roggenmehlen. Ungefähr ein Drittel aller Brote fällt unter diese Sorte. Vollkornbrote liegen fast abgeschlagen bei gerade mal 10% aller verkauften Brote.
Alles hat ein Ende – nur das Brot hat zwei
Was aber alle Brote gemeinsam haben sind die zwei Enden. Und damit geht das Drama los: Wie heißen diese beiden Enden? Diese Frage ist nicht trivial, kann sie doch zu erheblichen Missverständnissen führen. So hat meine Frau große Augen gemacht, als ich beim gemeinsamen Essen klargestellt habe, dass ich das Knützje bekomme. Für mich war das eindeutig: Ich bekomme das „Randstück“ – ein Begriff, den ich zu diesem Zeitpunkt nicht kannte. Das Ende vom Brot ist das Knützje. Fertig. „Ah – du willst das Knäppchen. Sag das doch gleich.“ so meine Frau. Und da war sie: Die rheinische Sprachbarriere.
Meine Frau kommt vom Niederrhein, Und dort nennt man das Knützje offensichtlich Knäppchen. Seltsame Sprache.
Fast ebenso viele Bezeichnungen wie Brotsorten
Wenn man sich näher damit beschäftigt, stellt man fest, dass es für das „Randstück“ fast ebenso viele Bezeichnungen wie Brotsorten in Deutschland gibt. Von A wie „Agang“ bis Z wie „Zipfel“ gibt es hunderte unterschiedliche Begriffe.
Und weil dem so ist, hat es das Knützje oder Knäppchen sogar bis in die Wissenschaft geschafft: Im „Atlas der Alltagssprache“, einem Projekt der Universitäten Salzburg und Lüttich, wird die Verwendung des Wortes für das Brotrandstück in den unterschiedlichen Regionen systematisch untersucht.
Knippchen, Knoosch, Knust, Knützje
Bei uns im Rheinland werden vorwiegend Begriffe mit „Kn“ verwendet: Knäppchen, Knäppken, Knippchen, Knoosch, Knust, Knützje, Knuuz. Wörter mit „Kn“ bezeichnen oft rundliche Gegenstände, wie zum Beispiel bei Knolle, Knospe oder Knoten. Eine mögliche Herkunft ist das mittelniederdeutsche Wort „knuust“ für Knolle – also etwas rundes. So ist auch heute noch das niederländische Wort für Faust „knuist“.
Langweiliger „echter“ Begriff
Ich habe übrigens beim Bäcker nachgefragt, wie denn der „echte“ Begriff für et Knützje ist. Das Ergebnis: Anschnitt. Wie langweilig. Dann doch lieber die schönen umgangsprachlichen Begriffe wie Awendel, Bäätsch, Baggerla, Boppes, Giggl, Gnaerzla, Gnaisle, Gnäusle, Gniesle, Gnuscht, Kantn, Käppele, Kärschtche, Kierschtche, Kipfchen, Knaischen, Knaisje, Knärtel, Knärtzje, Knärz, Knarzel, Knärzelche, Knärzje, Knäusje, Knäusli, Knecks, Kneidele, Kneischen, Kneisje, Kneisle, Kneppel, Knerzl, Knieschen, Knieschen, Kniesje, Kniestchen, Knippche, Knörbl, Knork, Knorst, Knörzchen, Knorze, Knörzje, Knörzl, Knörzle, Knübbele, Knübberle, Knüstchen, Knussel, Knuusä, Köbberla, Koebbla, Köpple, Körschtche, Köschken, Kreschtche, Krischtche, Kruscht, Kübbele, Küppchen, Küppel, Küppele, Kurscht, Kürschtsche, Rampfterla, Ranfdl, Ranft, Ranka, Ränkel, Rankerl, Rankerla, Rempftchen, Rendala, Renftchen, Rengele, Renkerl, Riebel, Riebele, Riefdla, Rieftle, Roiftle, Rungsen, Schäbbelchen, Schäbbelsche, Scherzl, Stazzla, Sterzl, Sterzl, Storzl …
Es ist weit über die Stadtgrenzen bekannt, dass der kölsche „Jupp“ der hochdeutsche Josef ist. Und auch der „Tünn“ kann ohne große Schwierigkeiten als „Anton“ identifiziert werden. Kein Problem. Aber woher kommt der Döres? Wie heißt Drück auf hochdeutsch? Und wer is et Züff?
Lateinischer Klang im Mittelalter
Viele, aber bei weitem nicht alle der typisch kölschen Vornamen lassen sich aus der Latinisierung im Mittelalter herleiten. So war es durchaus üblich, Vornamen einen lateinischen Klang zu geben. So wurde aus dem Albert der Albertus, aus dem Jakob der Jakobus oder dem Reiner der Reinerus.
Damals gab es noch keine „Kölsche Sprache“ nach unserem heutigen Verständnis. Erst ab etwa dem frühen 17. Jahrhundert wurde in Köln zunehmend die sich entwickelnde neuhochdeutsche Schriftsprache verwendet. Einhergehend damit ist auch eine Trennung von gesprochener und geschriebener Sprache zu beobachten – die Kölner Mundart, wie wir sie heute kennen, entsteht. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war dann Kölsch die Umgangssprache in der Domstadt.
Und in dieser Umgangssprache wurden auch die Vornamen „verkölscht“. Bevorzugt aus den Endungen der vormals lateinischen Fassungen wurden die kölschen Namen gebildet: Der Theodorus wird zum „Döres“, der Jakobus zum „Köbes“ und der Albertus zum „Bätes“. Tatsächlich erklärt das nicht alle kölschen Namensschöpfungen. So ist insbesondere bei den weiblichen Vornamen festzustellen, dass diese meist stark verkürzt werden, oft auf eine einzige Silbe: Aus der Cäcilie wird et Zill oder aus der Katharina et Tring. Ein großes DANKE an meine kölsche Lieblingslyrikerin Juliane Poloczek für diesen Hinweis.
Um eine Übersicht der kölschen Vornamen zu bekommen habe ich eine Liste zusammengestellt. Selbstverständlich ist diese Liste nicht vollständig. Habt ihr weitere Kölsche Namen? Schickt sie mir rüber. Ich ergänze diese Liste regelmäßig.
Traditionelle Namen bei heute Neugeborenen
Bei den heute Neugeborenen sind die alten Namen übrigens wieder in. Die Top-5 der Namen bei den kölschen Mädchen im Jahr 2020 lauten: Marie (Marieche), Sophie (Züff), Emilia, Maria (auch Mariechen) und Emma. Bei den Jungs führt Noah vor Felix, Anton (Tünn), Jakob (Köbes) und Leon.
Liste Kölsche Namen
Adam = Addi
Ägidius = Jilles oder Gilles auch Jiljen oder Jid, im ländlichen Bereich auch Gelis, Jelis, Gilliß, Gilleß, Giel, Egil, Gick
Agnes = Nieß
Andreas = Drickes
Anna-Maria = Annemie
Anna, Änne, Anja = Änn, Änni, Ännsche
Antonius, Anton = Tünn, Tünnes
Mein Lieblingswirt kommt aus Portugal und trägt den schönen Namen Antonio Dos Santos. In unserem Veedel ist er aber nur als der Tünn bekannt. Und dass er als Portugiese mit seiner sizilianischen Frau ein typisch Kölsches Brauhaus betreibt, wundert keinen. Auch dafür liebe ich mein Veedel.
Appolonia = Plünn
Arnold = Nöll
Barbara = Bärbelche
Et Bärbelchen ist eine der wichtigsten Figuren im Hänneschen-Theater. Dabei spielt sie eine Doppelrolle: In den Aufführungen für Kinder ist sie die Schwester vom Hänneschen, in den Abendstücken für die Erwachsenen die Geliebte und Verlobte vom Hänneschen.
Christina = Stina
Die wohl bekannteste Stina spielt die Hauptrolle in Willi Ostermanns Lied „Et Stina muß ’ne Mann han, et weed die höchste Zick!“ Dort lautet es weiter „Et Stina muß ’ne Mann han, söns wähde mer’t nit mie quitt Et Stina muß ’ne Mann han, ov alt hä oder jung, denn bliev et Stina setze, wör’t schad för dat Fazzung.“
Cornelius = Nelles, Cornel Immer aktiv für seine Stadt: Der renommierte Künstler Cornel Wachter aus der Südstadt.
Grete, Margret = Griet, Jriet
Die Marktverkäuferin Griet spielt alljährlich die weibliche Hauptrolle im Spillche vun Jan und Griet vom Reiter-Korps Jan von Werth, zu sehen jedes Jahr an Wieverfastelovend an d´r Vringsporz.
Hans = Schäng
Hier denkt nicht nur jeder Fan von Fortuna Köln natürlich sofort an den Präsident und Mäzen des Vereins: Hans „Jean“ Löring, genannt „Schäng“.
Heinrich, Heinz = Hein, Drickes
Herbert = Bätes, Bäätes
Der Herbert ist einer der vielen Namen die auf -bert enden und im Kölschen einheitlich zum Bätes oder Bäätes werden.
Hermann = Manes
Ein sehr bekannter „Manes“ ist Hermann Speichel, besser bekannt als Speimanes aus dem Hänneschen. Der Speimanes stottert, hat einen Buckel und spuckt, insbesondere beim „B“ und beim „P“.
Norbert = Bäätes
Jakob = Köbes
Köbes ist auch der Sammelbegriff für die Bedienung im Brauhaus. Wobei „Bedienung“ nicht der korrekte Begriff ist: Nicht der Gast, sondern der Köbes ist König. Er alleine entscheidet, ob und wann man das nächste Kölsch bekommt.
Jean, Johann, Johannes = Hennes, Schäng, Hännesje
Dass der ruhmreiche 1. FC Köln auch weiter erfolgreich Fußball spielt, ist weniger den Akteuren auf dem Platz, sondern mehr dem Maskottchen neben dem Platz zu verdanken: Der Geißbock Hennes IX. sorgt für erfolgreichen Fußball.
Josef = Jupp
Julia = Jul
Josefine, Josephine = Finche
Den Namen „Finchen“ trägt eine durchaus eigenwillige historische Straßenbahn aus dem Jahr 1911. Im Juni 2016 machte sich das Gefährt, nachdem der Fahrer nur kurz auf Toilette war, selbstständig und rollte ohne Fahrer etwa zwei Kilometer das abschüssige Stück vom Thielenbrucher Straßenbahn-Museum zum Dellbrücker Mauspfad. Aber Finchen war umsichtig: Niemand kam zu Schaden.
Katharina = Kättche, Tring Et „Schnüsse Tring“ war ein selbstbewusstes Dienstmädchen aus Ossendorf. Der Komponist Joseph Roesberg widmete ihr bereits 1859 das „Lied der Schnüsse Tring“. Ihr zu Ehren wurde 1901 die Karnevalsgesellschaft „Schnüsse Tring“ gegründet.
Im Hänneschen stiftet et „Zänkmanns Kätt“ regelmäßig Unruhe. Die Dame sieht alles, hört alles und versteht trotzdem alles falsch.
Maria = Marie, Marieche
Maria Sibylla = Maritzebill
Marianne = Marielche, Mariejelchen
Ein sehr selbstbewusstes Mariejelchen besingen die Höhner in ihrem Hit „Ich ben ene Räuber“. Sie versetzt dem Macho Pitter nach nur einer gemeinsamen Nacht mit den Worten: „Ich ben och ene Räuber, leeve Pitter. Ben ne Räuber durch un durch. Ich kann nit treu sin, läv en dr Daach ren. Ich ben ne Räuber, maach mir kein Sorch.“
Martin = Mätes
Am 11.11. ist nicht nur Sessionsbeginn sondern auch „Zinte Mätes“ – Sankt Martin. Der Zinte Mätes verteilt dann traditionell Weckmänner an die Pänz.
Theodor = Düres, Döres, Düüres, Dööres
Ein ganz wichtiger Döres für Köln war der Kölner Oberbürgermeister Theo Burauen (geb. 1906, gestorben 1987). Der überaus beliebte Politiker wurde von den Kölnern nur „Döres“ genannt und hatte eine Menge Erfolge zu verbuchen, unter anderem den Neubau des Opernhauses, der Sporthochschule sowie der Severins– und Zoobrücke. Und der Döres hatte auch das legendäre Kamelrennen in Weidenpesch eingefädelt.
„Dat sin Blauköpp“ pflegte meine Oma im besten rheinisch-katholischem Selbstverständnis zu sagen. Mit Blauköpp bezeichnet der Kölsche alle Personen, die evangelisch sind. Tatsächlich war die Bezeichnung Blauköpp (also „Blaue Köpfe“) tatsächlich ursprünglich abwertend gemeint.
Aber wie so viele kölsche Begriffe, hat auch Blauköpp eine wahre Achterbahnfahrt in der Bewertung hinter sich. Heute feiern die Protestanten unter dem Titel „Blauköpp Alaaf“ ihre eigene Karnevalssitzung. In der Hymne dieser Sitzung lautet es selbstironisch:
„Ich ben ’ne kölsche Protestant un maach Rabatz. Ich ben ’ne Blaukopp und sing Ajuja.“
Unterdrückung und Verfolgung
Im „Hillige Kölle“ wurden protestantische Bewegungen lange stark unterdrückt. Evangelische Gemeinden konnten nur versteckt agieren – Köln war für sie ein gefährliches Pflaster. Prediger wie Adolf Clarenbach (1497-1529) wurden verfolgt und hingerichtet. Auch war es den Protestanten ab 1583 untersagt, in Köln begraben zu werden. Daher lagen evangelische Friedhöfe, wie zum Beispiel der Geusenfriedhof, außerhalb der Stadtmauern Kölns.
Färber, Schweden oder Preußen?
Bleibt die Frage, woher denn der Begriff „Blauköpp“ stammt. Dafür sind viele Erklärungsansätze populär:
So sollen protestantische Handwerker aus Flamen, die in Köln tätig waren, blaue Mützen getragen haben.1Übrigens soll auch der Begriff „blau sein“ sich auf die Färber beziehen: Diese Männer sollen viel Bier getrunken haben und in den Färberbottich gepinkelt haben, weil man Urin und Alkohol für die chemische Reaktion zur Gewinnung von blauem Farbstoff aus Färberwaid benötigt.
Protestantische schwedische Soldaten sollen im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) Helme mit einem blauen Schimmer getragen haben.
Keine Belege gibt es für die Thesen, dass der Begriff sich von „blaublütig“ ableitet.
Tatsächlich aber kann man davon ausgehen, dass der Begriff Blauköpp sich auf die Preußen bezieht. Der katholische Kölner konnte mit den disziplinierten Preußen in ihren blauen Uniformen nichts anfangen und bezeichnete diese abfällig als „Blauköpp“. Und da die Preußen mehrheitlich evangelisch waren, hat sich dieser Begriff für die Protestanten eingebürgert.
Christen sind heute eine Minderheit
Heute sind die christlichen Kirchen wegen der Abwanderung der Gläubigen stark unter Druck. So sind gerade noch knapp 15% der Kölner evangelisch. Etwa doppelt so viele bekennen sich zum katholischen Glauben, geschätzte 11% sind Muslime. Der größte Teil jedoch ist konfessionslos – Tendenz rapide steigend.
Gelebte Ökumene im Veedel
Das Verhältnis der christlichen Kirchen untereinander ist sehr entspannt – vielerorts gibt es die gelebte Ökumene. So auch bei der traditionellen „Sündenverbrennung“ des Bürgervereins RADERBERG und THAL e.V. immer an Karnevalsdienstag. Hier verbrennen der katholische Pfarrer Thomas Frings und der evangelische Pfarrer Klaus Eberhard gemeinsam die Karnevalssünden – ganz ökumenisch und sehr unterhaltsam.
Nicht ganz ernst gemeint singen Jürgen Becker und Norbert Alich über die Unterschiede zwischen Katholiken und Protestanten. In dem Lied heißt es unter anderem
„Ich bin so froh, dass ich nicht evangelisch bin, die haben doch nichts anderes als arbeiten im Sinn.
Als Katholik da kannste pfuschen, dat eine is jewiss, am Samstag gehste beichten und fott is der janze Driss. … Kein Weihrauch, keine Witze, keine Heiligen in Stein, immer alles ernst gemeint, das passt nicht an den Rhein
… Fünfundneunzig Thesen, die sin uns viel zu viel, wir brauchen hundert Tresen und ´nen Tisch fürs Kartenspiel.
Irgendwie ja schon treffend,
zumindest der Vers mit den Thesen und dem Tresen.
Nach dem Genuss von zu viel Kölsch & Kabänes kann es dem Kölner auch mal unwohl werden. Ganz vornehm nennt er das dann „plümerant“, manchmal auch „blümerant“. Dieser Begriff beschreibt einen unschönen Zustand zwischen Schwindel, Unwohlsein bis hin zu einer leichten Erkrankung.
Um die Herkunft des wunderschönen Wörtchens „plümerant“ oder „blümerant“ ranken sich viele Geschichten. Um es vorweg zu nehmen: Es ist eines der vielen aus dem französischen übernommenen Worte.
Weder Blümchen noch Plumeau
Gänzlich falsch ist die Herleitung über „Blümchen“. Das hat nichts mit plümerant zu tun. Es sei denn, die Dinger riechen so stark, dass einem davon schwindlig wird.
Eine weitere Erklärung ist die Herleitung über sehr dünnen Kaffee. „Dä Kaffee is es esu dünn, dat de de Blömcher in dä Tass sinn kannst.“ Auch hier dienen wieder die Blümchen, diesmal auf dem Tassenboden, als Erklärung: Beim „Blümchenkaffee“ sieht man tatsächlich die blauen Blumen auf dem typischen Oma-Geschirr in der Tasse durch den zu dünnen Kaffee. Und das wäre dann ein „plümeranter“ Kaffee. Klingt schön – ist aber falsch.
Auf den ersten Blick plausibel erscheint diese Erklärung: Wenn einem plümerant ist, sinkt man ins Plümo, also in das Plumeau (Federbett). Klingt gut – hat aber nichts miteinander zu tun.
Sterbendes Blau
Die eigentliche Herkunft ist – wie bei so vielen kölschen Worten – aus dem Französischen: „bleu mourant“ bedeutet wörtlich übersetzt „sterbendes blau“. Und wenn man in die Gesichter von Personen schaut, denen plümerant ist, stellt man tatsächlich oft eine leicht blaue Farbe fest.
Und diese legt man dann doch lieber schnell unters Plümo!
Weitere Begriffe: marot und malad
Im Kölschen gibt es noch mehr Begriffe, die den Zustand zwischen leichten Unwohlsein, Erschöpfung und beginnender echter Krankheit bezeichnen. Fast gänzlich in Vergessenheit geraten ist der Begriff „marot“. Auch dieses Wort beschreibt einen Zustand des Unwohlseins. Allerdings ist dieser Zustand dann, anders als plümerant, ernster.
Wenn der Kölsche allerdings malad ist, dann wird es richtig ernst: Er ist wirklich krank und gefühlt bereits auf dem Weg zum Melatenfriedhof. Immerhin leitet sich der Name dieses Friedhofs vom französischen Wort „malade” ab. Und das bedeutet: krank.
Zugegeben – unsere Stadt ist leider an vielen Stellen (ehrlicherweise fast überall, bis auf Marienburg) jet knüsselich. Dieses kölsche Wort bedeutet ungepflegt, dreckig, ungewaschen oder unordentlich.
„Wat mäht dann dä knüsselije Lappe he?“ beschreibt zum Beispiel den dreckigen Spüllappen. Aber auch Menschen können knüsselich sein. Über die Aussage „Nä, dat Billa is jo uch jet knüsselisch.“ wird sich besagte Billa wohl kaum freuen. So wird Billa auch als Knüselskopp bezeichnet.
Mit dem Substantiv „Knüsel“ beschreibt man schlichtweg Dreck, Unrat. Dies betrifft zum Beispiel herumliegenden Müll. Und der Kölner nimmt es mit der Ordnung ja nicht so genau: Obwohl die Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) der Stadt Köln auf Bestellung kostenlos Sperrmüll zu Hause abholen, schmeißen die Kölner trotzdem ihr Jedöns einfach auf die Straße. So kamen im Jahr 2019 etwa 3.000 Tonnen Müll auf wilden Müllkippen in der Stadt zusammen. Die Beseitigung dieses Mülls kostet mehr als 9 Millionen Euro im Jahr. Jede Menge Fotos dieses Knüsels hat die Facebook-Seite „Köln – unsere geliebte Stadt versinkt im Dreck“ gesammelt.
Die drei dreckigsten Städte: Calcutta, Constantinopel und Cologne
Leider hat der der Knüsel in Köln Tradition. Im 19. Jahrhundert war bekannt, dass die drei dreckigsten Städte der Welt mit C anfangen: Calcutta, Constantinopel und Cologne.
Aber auch heute noch bietet die Stadt so viel Knüsel, dass es dem Emons-Verlag eine eigene Ausgabe des Magazins „Klatsch! Klartext für Köln“ unter dem Titel „Köln. Die Stadt und der Dreck“ wert ist.
Das Fazit der Autoren: Ja, Köln hat Probleme mit seinem Erscheinungsbild. Aber es gibt Hoffnung: Noch ist Köln nicht an den Knüsel verloren. Auch, weil es Menschen wie Eva Pollmeier oder die K.R.A.K.E. (Kölner Rhein-Aufräum-Kommando-Einheit) gibt, die einfach anfangen, Müll zu sammeln und nicht nur darüber reden.
Das Wort knüsselisch darf übrigens auf keinem Fall mit üsselisch verwechselt werden, denn üsselisch beschreibt nasskaltes Wetter.
Sogar die Roten Funken haben es getan: Fastelovend 2019 sind die Mitglieder der stolzen Garde mit der Kötterbüchs1Spendensammeldose rumgelaufen und haben Geld für obdachlose Frauen in Köln gesammelt. Die Herren sind kötten gegangen. Sehr lobenswert.
Mit „kötten gehen“ bezeichnet der Kölsche schlichtweg, jemanden um etwas zu bitten. Somit ist kötten eigentlich ein Begriff für betteln, allerdings – das hat die übliche Umfrage in meiner Stammkneipe ergeben – ein etwas feinerer Begriff. Die einhellige Meinung der Kölschen in meiner Nachbarschaft: Wer köttet, der ist nicht so penetrant. Erst wenn jemand aggressiv köttet, wir es zum Betteln.
Vielleicht ist das Wort auf den Cut zurückzuführen
Die Herkunft des Wortes ist tatsächlich unbekannt. Im schon öfters von mir zitiertem „Mitmachwörterbuch der rheinischen Umgangssprache“ gehen die Spekulationen vom Gehrock über Hausierer bis hin zur einfachen Bauernhütte:
Der Sprachforscher Peter Honnen weist darauf hin, dass man im Sauerland Hausierer und Korbflechter Kötter nennt. Möglicherweise ist das der Ursprung für das „kötten“
Eine andere Erklärung besagt, dass Kötter arme Menschen sind, die in sehr einfachen kleinen Kotten, als Synonym für „Kate“, also in einfachen Häusern leben.
Die schönste Erklärung für mich ist allerdings die Herleitung über den Gehrock, also einen Cutaway oder kurz Cut. Dieser wird bei uns „Kött“ ausgesprochen. Der Vorteil des Kött: Der vergleichsweise große und weit geschnittene Gehrock hat sehr viele Taschen. Wenn nun ein Fest anstand und der Gehrock dabei getragen wurde, konnte der Träger die Taschen nutzen, um Essensreste für die Daheimgebliebenen mitzubringen – es wurde geköttet.
Setzt ein Zeichen der Solidarität
Gerade in den aktuell schwierigen Zeiten müssen leider viele Menschen wieder kötten gehen. War in normalen Zeiten schon der Monat länger als das Geld reichte, wird es jetzt mit Kurzarbeitergeld in vielen Haushalten kritisch. Daher haben die Tafeln momentan auch einen großen Zulauf.
Sehr lobenswert sind daher Initiativen wie zum Beispiel der „Gabenzaun“ des Bürgervereins RADERBERG und -THAL in meiner Nachbarschaft. Unter dem Motto „Wenn jeder gibt, was er hat, dann werden alle satt!“ können haltbare Lebensmittel für Menschen gespendet werden, die sich diese aus den bereitgestellten Beuteln nehmen können.
Schaut euch bitte mal bei nächster Gelegenheit in eurer Nachbarschaft um. Dort gibt es bestimmt auch Menschen, die kötten gehen müssen. Und wenn jeder nur ein eine Kleinigkeit gibt, dann kommen alle Menschen über die Runden.
In der griechischen Mythologie wurde Sisyphus vom Gott Hermes dazu gezwungen, immer wieder einen schweren Stein einen Berg hinaufzurollen. Und wenn Sisyphus fast oben angekommen ist, rollt der Stein hinunter und er muss wieder vor vorne anfangen. Man spricht deswegen von einer Sisyphusaufgabe. Das bedeutet, einer schweren oder anstrengenden Tätigkeit nachzugehen ohne ein Ende abzusehen.
Der Kölner braucht für die Beschreibung von solchen Tätigkeiten keine Gottheiten. Der Kölner spricht einfach vom Schänzchen oder Schänzjen. Jetzt rollen Kölsche bekanntlich keine Steine irgendwelche Berge rauf. Das würde der Kölsche, auch mangels geeigneter Berge, nie machen. Deswegen hier ein anderes Beispiel: Nehmen wir mal an, ein Kölner wird dazu verdonnert, Laub aufzufegen. Eigentlich ist klar, dass die nächste Windböe direkt wieder weitere Blätter heranbläst. Doch der Kölsche fegt unermüdlich (nun ja, so unermüdlich wie es einem Kölner halt möglich ist) die Blätter. Dann arbeitet er sich zum Schänzchen. Er erledigt also eine niemals endende Aufgabe.
Ein Begriff aus dem Festungsbau
Tatsächlich handelt es sich bei einem Schänzchen um ein Bündel Anfeuerholz, also kleingeschnittenes Brennholz oder Reisig zum Anzünden eines Herdfeuers. So hielt meine Oma immer neben ihrem Herd aus Gusseisen die entsprechenden Klütten (Briketts) zur Befeuerung, ein paar Scheite Holz und eben das Schänzchen zum Anfeuern bereit.
Jetzt stellt sich die Frage, wie der Begriff für das Anfeuerholz zur Sisyphusaufgabe werden konnte. Die Erklärung stammt aus dem Festungsbau. Eine Schanze ist eine militärische Befestigungsanlage. Das bekannteste Beispiel dürfte Hitlers Führerhauptquartier Wolfsschanze im heutigen Polen sein. Eine Schanze im engeren Sinne ist ein Befestigungswerk, welches nicht dauerhaft angelegt ist. Gebildet wurden diese Anlagen aus Schanzkörben. Das sind runde Geflechte aus Reisig, die mit Erde gefüllt waren. Der Bau dieser Anlagen war sehr beschwerlich und eigentlich wurde die Anlage auch nie wirklich fertig. Eine echte Sisyphusaufgabe, bei der man sich zum Schänzchen arbeitet. Nur am Rande: Wenn sich jemand heute hinter etwas verschanzt, hat das die gleiche Wortherkunft.
Am Bonner Rheinufer gibt es noch heute das Schänzchen. Das als Biergarten genutzte Gelände war ursprünglich ein Teil des römischen Militärlagers Castra Bonnensia. Auch hier dürften sich etliche Römer und Bonner zum Schänzchen gearbeitet haben.
Sich zum Schänzchen suchen
Heute wird das Schänzchen in vielen Bedeutungen genutzt. So kann man sich an einem leckeren Essen ein Schänzchen dran essen oder ein Schänzchen anfressen. Wenn etwas sehr lustig ist, lacht sich der Kölner zum Schänzchen. Und wenn man etwas nicht findet, sucht man sich zum Schänzchen. Und fängt wieder von vorne an zu suchen. Immer wieder. Genau wie Sisyphus, der immer wieder seinen Stein den Berg raufrollt.
In dem Lied „Dann gom’mer nom Königsfors“ von Karl Berbuer lautet es im Refrain „… de Schänzcher injepack wie Wandervögel“. Hier sind mit Schänzcher allerdings keine Reisigbündel oder Anfeuerholz gemeint, sondern es geht um Wegzehrung wie zum Beispiel Butterbrote. Der Sprachforscher Peter Honnen bestätigt dies im Mitmachwörterbuch der rheinischen Umgangssprache: „Schänzchen als scherzhafte Bezeichnung für ein Butterbrot gibt es tatsächlich im westlichen Köln bis hin nach Frechen. Diese Bedeutung ist jedoch nur sehr kleinräumig verbreitet.“