Der kölsche Knast Teil I: Weckschnapp – Folterstätte am Rhein

Die Weckschnapp am Rheinufer, Bild: Uli Kievernagel
Die Weckschnapp,, Bild: Uli Kievernagel

Die Weckschnapp ist eigentlich nur ein kleines Türmchen am Rhein, welches dem Abriss der Stadtbefestigung im Jahr 1891 nicht zum Opfer gefallen ist. Und gleichzeitig ist die Weckschnapp der Sage nach doch so viel mehr: Eine grausame Hinrichtungsstätte.

Doch der Reihe nach: Mit „Weck“ bezeichnet der Kölner ein (eigentlich süßes) Brot, „schnappen“ bedeutet fangen. Und das soll Folter sein? Aber ja! Gefangene wurden im oberen Stockwerk des Weckschnapps eingesperrt. Dieser Turm war direkt über dem Rhein gebaut. Selbstverständlich erhielt der Gefangene kein Essen. Von der Decke baumelt, in der Mitte des Türmchens an einen Strick befestigt, der besagte Weck. Wenn nun der Gefangene vor lauter Hunger nach diesem Weck „schnappt“, öffnet sich eine Falltür in der Mitte. Der Delinquent fällt durch Falltür direkt in einen Schacht. Dieser Schacht ist mit Messern bestückt, welche den hungrigen Gefangenen wird in feine Scheiben filetieren. Den Rest erledigt der Rhein. Nur ein einziger Gefangener soll es geschafft haben, der Weckschnapp lebend zu entkommen: Er war bereits durch die längere Haft so dünn, dass er einfach durch die Messer fiel, ohne von diesen berührt zu werden.

Der Kölner verwechselt Kunibertsturm und Kunibertstürmchen

Gruselige Geschichte – der Wahrheitsgehalt darf aber stark bezweifelt werden. Ganz sicher kann ausgeschlossen werden, dass es sich bei dem heute als Weckschnapp bezeichneten Turm um diese Hinrichtungsstätte handelt. Denn: Dieser Turm liegt reichlich weit entfernt vom Rhein. Tatsächlich verwechselt der Kölner hier den 1891 abgerissene Kunibertsturm mit dem heute noch erhaltenen Kunibertstürmchen. Der Kunibertsturm war Teil der Kunibertstorburg. Zu diesem Ensemble gehörten auch ein in den Rhein hineinragender Teil, ein sogenannter „Ark“.

Gut zu erkennen: Das Tor, der Turm und der Ark der Kunibertstorburg
Gut zu erkennen: Das Tor, der Turm und der Ark der Kunibertstorburg

Wenn an der Sage vom Weckschnapp etwas dran sein sollte, dann kann es sich bei dem Turm mit der Falltür nur um diesen Ark gehandelt haben – der Rest der Kunibertstorburg und insbesondere das Kunibertstürmchen standen nicht im Rhein. Allerdings hat der Rhein – beim großen Hochwasser 1784 –  die gesamte Kunibertstorburg mitsamt Ark zerstört. Nur das Türmchen blieb übrig und so wurde die Sage vom Weckschnapp einfach darauf übertragen.

Heute ist das Kunibertstürmchen ein Wohnhaus. Mitsamt einem Anbau kann man hier auf ca. 160 Quadratmetern leben. Fast ganz ohne Ecken, dafür aber mit vielen Stufen: Vom Turm oben runter sind es satte 87. Ganz ohne Messer.


Weitere Infos und Fotos zum Weckschnapp bietet auch das Informationssystem KuLaDig – Kultur. Landschaft. Digital.


Die Geschichte und Geschichten zum Kölschen Knast 


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Highland Cathedral – „Du bess die Stadt“ im Kölner Dom

Auszug aus dem Video "Highland Cathedral - eine Ode an den Dom", Quelle: www.koelner-dom.de
Auszug aus dem Video „Highland Cathedral – eine Ode an den Dom“, Quelle: www.koelner-dom.de

Nur ein kleines Mädchen mit einer Blockflöte. Ganz alleine im riesigen Kölner Dom. Und die Melodie kommt einem auf Anhieb bekannt vor. Leise singt man mit:

„Du bess die Stadt, op die mer all he stonn
Du häs et uns als Pänz schon aanjedonn
Du häs e herrlich Laache em Jeseech
Du bess die Frau, die Rotz un Wasser kriesch“

Dann stimmt die Orgel in die Melodie ein. Laut erklingen die Töne in der lichtdurchfluteten Kathedrale. Organist Winfried Bönig spielt an der großen Orgel und wir sehen den Dom aus bisher unbekannten Perspektiven. Ein sehr sehenswertes Video – nicht nur für Kölner.

Kein urkölsches Lied – aber auch kein urschottisches Lied

Die Kölschen kennen das Lied als „Du … bess die Stadt“ von den Bläck Föös. Die Kultband hat das Lied auf Kölsch gecovert. Im Original handelt es sich um „Highland Cathedral“ und wurde speziell für den Dudelsack komponiert. Und auch wenn selbst die Schotten glauben, dass es sich um ein uraltes schottisches Volkslied handelt, liegen diese falsch: „Highland Cathedral“ stammt aus den 1980ern und wurde von den beiden Deutschen Ulrich Roever und Michael Korb 1982 komponiert. Die Schotten sind so verrückt nach diesem Lied, dass es sogar schon als schottische Nationalhymne vorgeschlagen wurde.

Dudelsacklänge im Dom

Im Dom spielt die Orgel weiter majestätische Töne, für uns Kölsche klingt es nach

„Du bess die Stadt am Rhing, däm jraue Strom
Du bess verlieb en dinge staatse Dom“

Plötzlich erklingen dann auch Dudelsacktöne. Erstaunt schaut man sich um – doch es ist kein Dudelsackspieler zu sehen. Domorganist Winfried Bönig erklärt dies im Interview des Domradios so: „Es gibt bestimmte Orgelregister, die ähnlich gebaut sind wie der Dudelsack. Das sind alles Blasinstrumente: Egal, ob ich das jetzt mit dem Mund blase oder ob die Orgel das mit dem Blasebalg macht. Deswegen kann man das sehr gut imitieren.“

Die Kamera fährt vorbei am Richter-Fenster. Die Quadrate im Fenster werfen bunte Lichteffekte in den Dom.

„Du bess en Jungfrau un en ahle Möhn
Du bess uns Stadt un du bess einfach schön.“

Wer will da schon widersprechen?


Das kleine Mädchen mit der Blockflöte ist übrigens die Tochter von Domorganist Bönig. Das Video wurde am frühen Morgen gedreht, bevor der Dom für die täglich 20.000 – 30.000 Besucher geöffnet wird.


Highland Cathedral – fast 900 Versionen

Das vermeintlich urschottische Lied „Highland Cathedral“ hat es weit gebracht: Unter anderem wurde es gespielt, als am 30. Juni 1997 der letzte britische Gouverneur bei der Übergabe von Hongkong an die Volksrepublik China die britische Flagge einholen ließ. Die Pop-Sängerin Madonna heiratete im Jahr 2000 zu den Klängen dieses Lieds den Filmregisseur Guy Ritchie.

Die Website „Highland Cathedral – Das Original“ berichtet von insgesamt 882 Varianten dieses Songs. Eine sehr eindrucksvolle Variante spielt auch das „Orchester der Nationen“ auf der  Bremer Musikschau der Nationen.

Version des Trinidad and Tobago Defence Force Steel Orchestra

Das Trinidad and Tobago Defence Force Steel Orchestra spielt Highland Cathedral während des Crieff Highland Gathering 2023. Dieses fand am Sonntag, den 20. August 2023 im Market Park in Crieff, Perthshire, Schottland, statt.
Das Trinidad and Tobago Defence Force Steel Orchestra spielt Highland Cathedral während des Crieff Highland Gathering 2023. Dieses fand am Sonntag, den 20. August 2023 im Market Park in Crieff, Perthshire, Schottland, statt.

Eine ganz besondere Version des Titel wurde vom Trinidad and Tobago Defence Force Steel Orchestra eingespielt. Sensationelle Klänge, absolut hörenswert. 

Highland Cathedral - in Köln als "Du bess die Stadt" bekannt
Highland Cathedral – in Köln als „Du bess die Stadt“ bekannt

Und jetzt noch eine beschwingte Toccata

Zum 40-jährigen Jubiläum der Komposition von „Highland Cathedral“ hat der Orgelvirtuose Hans-André Stamm eine beschwingte Toccata
erstellt. Hört mal in diese ganz besondere Version rein.
Ein großes DANKE an Michael Korb für diesen Hinweis.

Ich habe zu diesem Beitrag eine ganze Reihe positive Rückmeldungen bekommen. Dafür vielen Dank.

Ganz besonders habe ich mich über die Rückmeldung von Michael Korb, einem der beiden Komponisten von Highland Cathedral, gefreut. Er schreibt:
 
Sehr geehrter Herr Kievernagel!
Vor vier Tagen, am 1. Mai 2019, wurde das Video: Highland Cathedral – eine Ode an den Dom veröffentlicht. Erfreut von den enormen Resonanzen über unsere Komposition „Highland Cathedral“ mit dem neuen Orgelarrangement, hatte ich soeben Ihren tollen Beitrag gefunden. Über Ihren wirklich sorgfältig und gewissenhaft recherchierten Artikel hatte ich mich ganz besonders gefreut, da dies leider nicht mehr oft so selbstverständlich ist.
Mit herzlichen Dank und freundlichen Grüßen
Michael Korb

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Die Karte zum „Köln-Ding der Woche“

Die Karte um "Köln-Ding der Woche": Was finde ich wo?
Die Karte zum „Köln-Ding der Woche“: Was finde ich wo?

Immer wieder werde ich gefragt

Antworten auf diese Fragen gibt die interaktive Karte zum „Köln-Ding der Woche“. Schaut einfach mal, was die schönste Stadt der Welt für euch alles so zu bieten hat.

Trotzdem: Am schönsten ist es natürlich immer noch, gemeinsam mit dem Köln-Lotsen die Stadt zu erkunden. 🙂


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Die „Kölsche Fooderkaat“, Teil III: Kölsche Kaviar bis Murrejemangs

Da läuft einem ja das Wasser im Mund zusammen: Der nächste Teil der Reihe „Kölsche Fooderkaat“ erklärt euch, was die Kölschen unter Kaviar verstehen, wieso man Gulasch auch in der Fastenzeit essen darf und warum selbst Lahmacum irgendwie ein typisch kölsches Essen ist.

Podcast Fooderkaat, 23


Alle Teile der Reihe „Die Kölsche Fooderkaat“ findet ihr hier:


Kölsche Kaviar, Bild: Superbass / CC-BY-SA-4.0 (via Wikimedia Commons)
Kölsche Kaviar, Bild: Superbass / CC-BY-SA-4.0 (via Wikimedia Commons)

Kölsche Kaviar

… und schon wieder die kölsche Köstlichkeit Blutwurst: Beim „Kölschen Kaviar“ wird diese in Scheiben geschnitten und zusammen mit Zwiebeln, einem Brötchen, Gewürzgurken und reichlich Senf gegessen. Dabei ist das für den Kölner nur ein Snack zum Kölsch, keinesfalls eine Hauptmahlzeit. Wo kämen wir denn da hin?


Krüstchen-Gulasch

Was dem Schwaben seine Maultaschen ist dem Kölner sein Krüstchen-Gulasch. Denn beide Gerichte haben einen ganz bestimmten Zweck: Auch in der Fastenzeit Fleisch genießen zu können. Während Mönche die ersten Maultaschen zubereiteten, um das enthaltene Fleisch vor dem lieben Herrgott zu verstecken, galt für das Gulasch „Liquida non frangunt ieiunium – Flüssiges bricht das Fasten nicht“. Der Trick: Mit einem Stück Brot, in der Regel das „Krüstchen“, also die Brotkante,  zusammen erfüllte der (mehr oder minder) trinkbare Gulasch das Fastengebot.

Übrigens: Den besten Gulasch in Köln serviert die Puszta-Hütte.


Mittlerweile auch irgendwie "eingekölscht": Türkische Pizza, Bild: Rainer Zenz
Mittlerweile auch irgendwie „eingekölscht“: Türkische Pizza, Bild: Rainer Zenz

Lahmacun und Döner

Okay, zugeben: Die türkische Pizza Lahmacum oder der Fleischspieß Döner sind keine originale kölschen Spezialitäten, werden aber dank unserer türkischen Mitbürger in Köln fast überall angeboten und auch reichlich gegessen.

Wo man den besten türkischen Imbiss findet, ist eine echte  Glaubensfrage:  „Dä Döner bei mingem Türken öm die Eck ist dä beste Döner in janz Kölle.“ Glaubt jeder Kölner. Nur der Köln-Lotse ist neutral: Das beste türkische Essen gibt es in der Keupstraße in Mülheim oder auch am Eigelstein. Und am Chlodwigplatz. Selbstverständlich auch in der Kyffhäuserstraße und fast überall in Nippes und Ehrenfeld. Und auf der Zülpicher Straße und und und…


Muscheln "Rheinische Art", Bild: Rainer Zenz
Muscheln „Rheinische Art“, Bild: Rainer Zenz

Miesmuscheln auf rheinische Art

Der Kölner liebt seine Miesmuscheln. Jedes Jahr ab September bis Februar sind Muscheln fester Bestandteil jeder kölschen Speisekarte. Eigentlich besteht dieses Gericht fast nur aus Muscheln und Weißwein, in der Regel ein Riesling. Dazu ein paar Möhren, Lauch, Zwiebeln und etwas Sellerie in den Sud, abschmecken und fertig.
Das Gericht hat in Köln eine lange Tradition. Durch die intensive Schifffahrt auf dem Rhein kamen frische Muscheln aus dem Norden und Wein aus dem Süden in die Domstadt. Als Beilage gibt es Schwarzbrot und Butter.
Kenner schwören, dass es die besten Muscheln im Bier-Esel auf der Breite Straße gibt.


Murrejemangs

Köstliches Möhrendurcheinander gibt es in unzähligen Varianten. Hauptzutaten sind Möhren und Kartoffeln. Das beste Murrejemangs kommt natürlich von meiner Mutter, mit Hackfleisch und pikant abgeschmeckt.


Alle Teile der Reihe „Die Kölsche Fooderkaat“ findet ihr hier:


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Ein paar Fragen an Eva Pollmeier – Wieso liegt Köln nicht am Meer?

Ein typisches Bild: Eva am Strand - doch nie, ohne dabei gleichzeitig Müll einzusammeln. Bild: Eva Pollmeier
Ein typisches Bild: Eva am Strand – doch nie, ohne dabei gleichzeitig Müll einzusammeln. Bild: Eva Pollmeier

Alle reden drüber: Plastikmüll verschmutzt die Meere und bedroht die Tiere. Auch Eva. Doch anders als viele redet die Organisationsberaterin nicht nur darüber sondern macht aktiv etwas dagegen. Letztes Jahr hat sie sich eine Auszeit vom Job genommen und war fünf Monate lang in Italien, Frankreich, Spanien unterwegs – um Strände vom Plastikmüll zu säubern. Doch Eva macht das nicht mit erhobenem Zeigefinger sondern immer voller Freude und einem Lächeln im Gesicht. So nennt sie ihre Kampagne „Atlantic beach clean-up with a laughter“, also „Lasst uns die Strände saubermachen – und immer mit einem Lächeln im Gesicht.“.

Diesen Spaß am Leben hat sie übrigens auch in unserer Stadt. Sie feiert gerne und heftig Karneval. Ansonsten ist sie im Beethovenpark oder Stadtwald zu finden – zum Entspannen, Joggen und Sonnen. Und wenn ihr demnächst eine blonde Frau im Park trefft, die dort gerade Müll einsammelt: Sprecht sie an. Das ist bestimmt Eva.

Warum lebst du in Köln?

Ausschließlich wegen der kölschen Mentalität, die in anderen Teilen Deutschlands nicht zu finden ist. Wenn Köln am Meer liegen würde, wäre es die perfekte Stadt!

Welche kölsche Eigenschaft zeichnet dich aus?

Der Optimismus à la „et hätt noch immer jot jegange“. Zudem meine Offenheit und Kommunikationsfreude.

Was würdest du morgen in unserer Stadt ändern?

Wieso morgen erst? Sofort 😊. Also: Es gibt definitiv zu viele Autos in der Stadt und zu wenig gut ausgebaute Radwege.
Drei Jahre war ich beim „Tag des guten Lebens“ ehrenamtlich aktiv und habe erlebt, wie schön es sein kann, die Straßen an einem Tag in einem Veedel für den Autoverkehr zu sperren. Welche Ruhe, wieviel nachbarschaftlicher Austausch untereinander, ungefährliches Spielen auf den Straßen für die Kinder an diesem Tag.
Und ich würde die ein oder andere Ecke in Köln gerne schöner gestalten.
Es liegt einfach zu viel Müll auf den Straßen herum. Das ist ein ziemlich achtloser Umgang. Letztens hat jemand im Beethovenpark Reifen und Lackdosen abgestellt. Wenn ich Zeit und Lust habe, sammel ich Müll im Klettenbergpark auf.

Wenn nicht Köln – wo sonst könntest du leben? Und warum gerade dort?

Definitiv am Meer! Am rauen Atlantik in Portugal, dort gibt es superschöne Strände und das Klima ist auch viel gesünder. Ich bin froh, dass ich während des Hitzesommers im letzten Jahr nicht im Büro sein musste und stattdessen am Meer bei angenehmen Temperaturen verweilen konnte.

Der wunderschöne Beethovenpark in Sülz, Bild: Willy Horsch
Einer von Evas Lieblingsplätzen: Der wunderschöne Beethovenpark in Sülz, Bild: Willy Horsch

Wo ist dein Lieblingsplatz in Köln?

Meine Lieblingsplätze sind der Beethovenpark und der Stadtwald. Sehr gut zum Entspannen, Joggen und Sonnen.

Was machst du zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch?

Feiern, tanzen und lachen … und äh zu viel Kölsch trinken …

Und was zwischen Aschermittwoch und Weiberfastnacht?

Mich am Meer vom Karneval erholen. Dieses Jahr geht es für sechs Wochen an einige Strände Portugals und Spaniens, um diese vom Plastikmüll zu befreien. Dafür läuft auch im Moment meine Crowdfunding Aktion „Atlantic beach clean-up with a laughter“,  Bin übrigens dankbar für jeden einzelnen Euro, der reinkommt.

Wieder etwas weniger Plastikmüll am Strand: Eva räumt auf. Bild: Eva Pollmeier
Weniger Plastikmüll am Strand: Eva hat mal wieder einen Strand aufgeräumt. Bild: Eva Pollmeier

Wenn ich 10.000 Euro für etwas spenden würde, ginge mein Geld an …

… die Umwelt und an Forscher, die das Plastikmüllproblem lösen könnten.

Dein Lieblingskölsch?

Reissdorf und Mühlen Kölsch.

Deine Lieblingskneipe? Warum?

Der Petersberger Hof in Klettenberg. Gutes Essen, freundliche Bedienung und im Sommer kann man schön draußen sitzen.

Bitte vervollständige den Satz: Köln ist …

… e Jeföhl!


Diese Menschen haben bisher meine Fragen beantwortet: 


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Der Kölnisch-Wasser-Brunnen: Eau de Cologne für alle

Der Kölnisch-Wasser-Brunnen in der Schalterhalle der Kreissparkasse, Bild: Uli Kievernagel
Der Kölnisch-Wasser-Brunnen in der Schalterhalle der Kreissparkasse am Neumarkt, Bild: Uli Kievernagel

Wer echtes Kölnisch Wasser will, muss dies bei 4711 in der Glockengasse teuer bezahlen. Oder man geht zur Kreissparkasse und bekommt es dort gratis – am Kölnisch-Wasser-Brunnen in der Schalterhalle der Kreissparkasse am Neumarkt.

Tatsächlich ist die Schalterhalle an sich schon sehenswert. Auf 1.800 Quadratmetern, das entspricht etwa der Fläche von drei Turnhallen, kann man dort seine Bankgeschäfte erledigen. Und direkt am Eingang plätschert der Kölnisch-Wasser-Brunnen.

Der Bienenkorb als Symbol der Sparsamkeit

Dabei handelt es eigentlich um den „Sparbrunnen“, welcher den Kreislauf des Geldes symbolisiert und einem Bienenkorb nachempfunden ist. Der Bienenkorb steht dabei als Sinnbild für Sparsamkeit und Fleiß. Im oberen Teil legen junge und alte Menschen ihr Geld in den Bienenkorb. Dieses Geld fließt dann in eine große Schale und wird dort gesammelt. Aus dieser Schale mit dem angesammelten Kapital wiederum werden Gewerbetreibende wie z.B. das Handwerk, die Landwirtschaft oder der Handel mit Darlehen versorgt. Diese Gewerbegruppen tragen – als Sockel – den Brunnen.

Hier fließt echt Kölnisch Wasser, Bild: Uli Kievernagel
Hier fließt echt Kölnisch Wasser, Bild: Uli Kievernagel
Edles 4711 für Kunden und Besucher

Ganz besonders sollte man allerdings den kleinen Fisch beachten, der in Richtung Schalterhalle schaut. Aus dessen Maul ragt ein kleines Rohr und aus diesem Rohr tropfte – zumindest bis zum Beginn der Corona-Pandemie – unaufhörlich Wasser. Hielt man die Hand direkt unter den Fisch, konnte man dieses auffangen.

Nach Auskunft von Johann Maria Farina, einem Nachfahren des berühmten Parfumeurs mit gleichem Namen, sprudelte bis in die Mitte der 1980er Jahre sogar das originale Eau de Cologne aus dem Hause Farina in diesem Brunnen. Ganz umsonst. Und das mitten in einer Bank. 

Su jet jitt et nur in Kölle.


Ein edler Duft: Farina 1709 Original Eau de Cologne, Bild: Johann Maria Farina gegenüber dem Jülichs-Platz GmbH
Ein edler Duft: Farina 1709 Original Eau de Cologne, Bild: Johann Maria Farina gegenüber dem Jülichs-Platz GmbH

Früher Eau de Cologne von Farina im Brunnen

Das Original Eau de Cologne ist übrigens nicht von 4711 sondern aus dem Hause Farina. Und der Farina-Chef Johann Maria Farina höchstpersönlich hat mir erzählt, dass früher  – bis etwa Mitte der 1980er Jahre – das originale Eau de Cologne aus dem Hause Farina in diesem Brunnen sprudelte.  


Der Brunnen ist während der Öffnungszeiten der Schalterhalle (Montag-Freitag 9.00 – 18.30 Uhr) frei zugängig.

Tatsächlich gibt es in der Schalterhalle noch mehr zu sehen: Die Köpfe von Tünnes und Schäl im Foyer, das Hänneschen-Fenster am Neumarkt und eine Ausstellung historischer Tresore und Zahlungsmittel. Außerdem ist in dem Gebäudekomplex auch das Käthe Kollwitz Museum der Kreissparkasse zu finden.


Brunnen in Köln
Brunnen in Köln

Neben dem 4711-Brunnen haben wir auch andere Brunnen in Köln:


Sehenswürdigkeiten rund um den Kölner Neumarkt, Bilder: Uli Kievernagel, Raimond Spekking
Sehenswürdigkeiten rund um den Kölner Neumarkt, Bilder: Uli Kievernagel, Raimond Spekking

Rund um den Neumarkt gibt es viel zu erkunden!

Am Neumarkt steht nicht nur die riesige Eistüte von Claes Oldenburg, sondern auch die von Rodin geschaffene Skulptur des französischen Schriftstellers Balzac. Etwas versetzt hinter der Neumarktgalerie, in der Richmodstraße, findet sich der Richmodisturm mit den beiden sagenumwobenen Päädsköpp. Auf der Südseite des Platzes steht ein Gebäude mit bewegter Geschichte: Das Bing-Haus. Und zu Geschäftszeiten lohnt sich ein Abstecher in die benachbarte Schalterhalle der Kreissparkasse – dort gibt es 4711 kostenlos.


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Ein paar Fragen an Boris Sieverts – Köln hat viele Gesichter

Mulittalent Boris Sieverts
Boris Sieverts

Boris Sieverts ist auch Stadtführer: Er veranstaltet mit seinem „Büro für Städtereisen“ Stadtführungen und Exkursionen. Doch während ich mit meinen Gruppen in der Innenstadt oder ausgesuchten Veedeln unterwegs bin, ist Boris Spezialist für die etwas anderen Touren in Ecken und Enden, wo man normalerweise nicht hinkommt. „Man kann nur dort erfahren, wie eine Stadt wirklich ist. Das Zentrum ist lediglich die gute Stube, in der die Stadt zeigt, wie sie gerne wäre.“ so Boris über seine Touren. So hat er z.B. mit einer Gruppe den Kölner Barbarossaplatz besucht – ein „Nicht-Platz“ mitten in der Stadt. Er war auch in Duisburg-Marxloh oder in der Offenbacher Innenstadt unterwegs, die als eine der verbautesten Innenstädte Westdeutschlands gilt.

Der 1969 geborene Künstler hat in Düsseldorf an der Kunstakademie studiert, war als Schäfer mit einer Herde Schafe unterwegs und hat in Architekturbüros in Bonn und Köln gearbeitet. Er hatte Lehraufträge u.a. in Nantes, Leipzig, Kassel, Portland, Maastricht oder Hamburg. Heute lebt und arbeitet er in Köln-Mülheim und ist auch Sprecher der Bürgerinitiative Kalkberg.

Ein paar Fragen an Boris Sieverts

Warum lebst Du in Köln?
Ich bin als Schüler nach Köln gezogen und habe Köln von Kalk aus kennen gelernt. Ich glaube, das ist der tiefere Grund für meine Kölnliebe. Dass du über den Rhein fährst und Dich plötzlich in einer komplett anderen Raumlogik bewegst,  in beide Richtungen. Dieses Nebeneinander von ja doch relativ klassischer abendländischer (Groß)stadt und Industrie(groß)stadt, das hat mich total geflasht. Auch wenn die Gegensätze sich mit der Zeit etwas abgeschliffen haben: Dieses Doppelgesicht, das Köln haben kann, nicht nur mit seinen beiden Rheinseiten, das erfrischt immer wieder die Wahrnehmung.

Was würdest Du morgen in der Stadt ändern?
Die Hinterzimmerpolitik. Dass Dinge nicht offen aus- und angesprochen werden und sich so die Interessen Einzelner auf Kosten der Allgemeinheit immer wieder durchsetzen können, weil man Dinge immer erst erfährt, wenn es schon (fast) zu spät ist. Das kann das Interesse eines Chefs der Luftrettung sein, der davon träumt, in einer weithin sichtbaren Station mitten in der Stadt zu residieren oder ein Bauunternehmer, der wertvolle Industriedenkmäler abreißen lässt, um nicht nur viel, sondern ganz viel Reibach zu machen. Da wünsche ich mir mehr Transparenz und öffentliche Diskussion.

Wenn nicht Köln – wo sonst könntest du leben? Und warum gerade dort?
In Deutschland könnte ich mir auch vorstellen, in Hamburg oder Leipzig zu leben, das sind auch Städte mit mehreren Gesichtern. Ansonsten zieht es mich immer wieder nach Frankreich, die letzten Jahre regelmäßig nach Marseille.

Welche Kölner haben dich besonders beeindruckt?
Hmm, ich würde da, glaube ich, weniger einzelne Personen nennen, als eine bestimmte Art, die allerdings allmählich ausstirbt. Es gibt bei alten Kölnern manchmal eine Verbindung von Vergeistigung und totaler Bodenständigkeit, die mich immer sehr beeindruckt hat. Da hatte ich immer das Gefühl, dem sonst ja eher abstrakten Begriff „Kultur“ als der Art, wie wir uns entscheiden als Gesellschaft (in diesem Falle als Stadtgesellschaft) zu leben, leibhaftig gegenüberzustehen. Diese tiefe Verwurzelung in einer Art (miteinander) zu sein, das hat mir in Berlin z.B. immer gefehlt. Da sucht man sich aus, wie man sein will. Das hat auch etwas, aber dieses in etwas hineingeboren werden und es dann selber mit Leben füllen, das hat mich, sozusagen als Kulturevangele, immer ungeheuer angezogen, denn das ist wohl auch ein stückweit katholisch. Seinen stärksten Ausdruck findet das natürlich in der Sprache.

Der Kalkberg im März 2016, Bild: Raimond Spekking & Elke Wetzig / CC BY-SA 4.0
Lieblingsplatz von Boris Sieverts: Der Kalkberg, hier im März 2016, Bild: Raimond Spekking & Elke Wetzig / CC BY-SA 4.0

Wo ist dein Lieblingsplatz in Köln?
Es klingt vielleicht doof an dieser Stelle, aber einer der tollsten Plätze in Köln ist tatsächlich oben auf dem Kalkberg. Man steht dort gar nicht so super hoch, aber die Art, wie das Panorama sich aufbaut, mit der Stadtautobahn im Vordergrund, die den Blick nach Westen bis zu den Kraftwerken und nach Osten bis ins Bergische Land führt und dazwischen liegt die Stadt, das ist schon großartig.

Was machst du zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch?
Obwohl ich den Kölner Karneval liebe, war ich nie der ganz große Feierer. Manchmal einen Tag feiern, den nächsten Pause usw. manchmal auch weniger. Aber als Fest der Liebe und der Entgrenzung finde ich das ganz toll. Das ist ja ein alter Menschheitstraum, dass alle gleich sind und jeder der sein kann, der er will. Und Rausch ja sowieso. Es gibt ja viele Stadtfeste in anderen Städten, aber dass eine Stadt sich wirklich vollkommen verwandelt, das ist schon etwas sehr seltenes.

Wenn ich 10.000 Euro für etwas spenden würde, ginge mein Geld an …
Ich würde wahrscheinlich irgendein genossenschaftliches Projekt unterstützen. Die Idee, die Produktionsmittel oder seine Wohnung im Kollektiv zu besitzen, nicht, um den Gewinn daraus zu maximieren, sondern damit alle ihr Auskommen haben, finde ich immer noch total wichtig und attraktiv.

Wodrüber laachs de dich kapott?
Ich liebe und sammle Witze. manche sagen, ich hätte irgendwo im Hirn eine Ecke nur für Witze. Einer meiner Lieblingswitze: Kommt eine Blondine in die Bücherei und ruft lauthals: „Einmal Currywurst mit ner großen Pommes mit Mayo!“ Darauf die Dame hinter der Theke mit gedämpfter Stimme: „Entschuldigen Sie, aber das hier ist eine Bibliothek.“ Darauf die Blondine mit gedämpfter Stimme: „Ach so! ich hätte gerne eine Currywurst mit großer Pommes und Mayo!“

Dein Lieblingskölsch?
Ich bin eher Weintrinker, aber ich behaupte, dass auch Bierliebhaber bei einer Blindverkostung kaum ein Kölsch vom anderen unterscheiden könnten.

"Em Golde Kappes" in Nippes - eines der Lieblingsbrauhäuser von Boris Sieverts, Bild: M. Pfeiffer
„Em Golde Kappes“ in Nippes – eines der Lieblingsbrauhäuser von Boris Sieverts, Bild: M. Pfeiffer

Deine Lieblingskneipe?
Ich gehe nur selten aus. Meine Lieblingsbar war die Senator ZackZack Bar in Kalk. Die war in einer Autowerkstatt und nur einmal in der Woche auf. Ansonsten finde ich viele Brauhäuser toll, weil das keine „Szene“ ist, die da zusammen kommt, sondern man wirklich anderen Existenzen als der Eigenen am Nachbartisch begegnet. Das sind quasi öffentliche Räume, auch und gerade weil sie ja häufig sozusagen schon „institutionalisiert“ sind. Interessant finde ich immer, dass sie so wahnsinnig laut sind, und zwar nicht obwohl, sondern weil dort keine Musik läuft!

Dein Lieblingsveedel?
Kalk. Zum einen wegen seines komplementären Charakters (s.o.), aber auch, weil in diesem dichten Eisenbahnkessel etwas entstanden ist, das schwer in Worte zu fassen ist. Wenn Du Dich mal für ´ne Viertel Stunde an die Kreuzung Kalker Haupstraße/Kalk-Mülheimer Straße stellst und Dir die Menschen anguckst, weißt Du, was ich meine: Die Leute gehen in Kalk anders über die Straße als woanders. Etwas wacher. Aufrechter. Nicht ausweichen. Dem anderen in die Augen sehen, und wenn es nur für Sekundenbruchteile ist. Das findest Du dann auch im Gespräch mit dem Ladenverkäufer, in der Cafebar oder am Kiosk wieder. Das ist für mich Großstadt. Nicht Metropole (dafür fehlt der Glanz), sondern Großstadt!

Nenne ein/zwei/drei Gründe, warum man Köln morgen verlassen sollte.
Wenn, dann wegen Kleingeistigkeit. Manchmal auch wegen Korruptheit. Aber ich finde ja gar nicht, dass man es morgen verlassen sollte!

Dein Lieblingsschimpfwort auf Kölsch?
Schwaadlappe


Diese Menschen haben bisher meine Fragen beantwortet: 


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Der Kalkberg – ein unkalkulierbares Risiko

Der Kalkberg im März 2016, Bild: Raimond Spekking & Elke Wetzig / CC BY-SA 4.0
Der Kalkberg im März 2016, Bild: Raimond Spekking & Elke Wetzig / CC BY-SA 4.0
+++ Update September 2020 +++
Die  Hubschrauberstation auf dem Kalkberg ist Geschichte

Gerade einmal 30 Millionen Euro lang hat es gedauert, bis die Stadt es geschnallt hat, dass ein Hubschrauberlandeplatz auf einem Wackelpudding-ähnlichem Gelände keine gute Idee ist.

Der Stadtrat hat im September 2020 entschieden, das Vorhaben nicht weiter zu verfolgen.  Weitere Infos dazu gibt es auf der Website der Bürgerinitiative Kalkberg.   


Heute gibt es das Rezept, wie man ein städtebauliches Vorhaben so richtig gegen die Wand bzw. in den Matsch fährt. Man nehme

  • 10 Liter Wackelpudding und
  • eine mindestens 5kg schwere Hantel.

Den Wackelpudding kochen, abkühlen lassen und stürzen. Dann einfach die Hantel obendrauf platzieren und warten. Ihr fragt euch: Was soll das? Das hält doch keine fünf Minuten. Ganz richtig.

Nur die Kölner Stadtverwaltung glaubt, dass das halten könnte. Um das zu beweisen, hat die Stadtverwaltung das Experiment auch im ganz großen Stil nachgebaut. Und ist grandios gescheitert.

Eine Deponie voller chemischer Abfälle

Allerdings hat die Stadt nicht kostengünstig mit Wackelpudding experimentiert, sondern gleich mit einem großen Berg aus Industrieabfällen. Dieser Berg ist der Kalkberg, idyllisch an der Stadtautobahn gelegen und wird von den Menschen aus Kalk und Buchforst liebevoll „Monte Kalk“ genannt. Dabei handelt es sich um keinen natürlichen Berg sondern um eine Abfalldeponie der Chemischen Fabrik Kalk. Diese mittlerweile geschlossene Fabrik hat bis 1972 Abfälle aller Art so lange aufeinander geschüttet, bis der gut 30 Meter hohe Kalkberg entstanden ist. Was genau dabei alles verklappt wurde, kann niemand mehr sagen. Allerdings sind bereits Arsen, Blei und PCB nachgewiesen worden. Eine um das Jahr 2000 aufgetragene Lehmschicht sollte verhindern, dass diese Gifte durch den Regen ins Grundwasser  geschwemmt werden. Der Berg ist, insbesondere durch die bis zu 20 Meter dicken, weichen Kalkschichten, nicht besonders stabil und insbesondere für eine Bebauung vollkommen ungeeignet. Somit ist diese Altlast schon problematisch genug. Doch die Stadtverwaltung setzte – im wahrsten Sinne des Wortes – noch „einen drauf“: 2012 startete der Bau einer Flugbasis für Rettungshubschrauber direkt oben auf dem Kalkberg.

Unkalkulierbares Risiko

Und genau wie bei dem Wackelpudding-Experiment konnte das nicht funktionieren. Die Station, mit Landeplatz, Treibstofftanks und Sozialräumen, sackte ab. Der Stadtrat verfügte im Dezember 2015 einen sofortigen Baustopp und Sicherungsmaßnahmen. Eigentlich keine Überraschung, hatte doch Hans-Jochen Hemsing, Leiter des städtischen Rechnungsprüfungsamts, bereits im Oktober 2011 erklärt: „Das Risiko, welches mit dem Kauf auf Dauer übernommen wird, ist nicht sicher kalkulierbar.“ Wie recht er doch hatte. Während man im November 2011 noch von Kosten in Höhe von knapp 11 Mio. Euro ausgegangen war, wurden bis zum Baustopp bereits 15 Mio. Euro investiert. Die kurzfristigen Sicherungsmaßnahmen schlugen mit 1,5 Mio. Euro zu Buche. Jetzt erst wurde ein Gutachter engagiert, die tieferen Schichten des Kalkbergs zu untersuchen. Es stellte sich heraus, dass der ganze Berg akut einsturzgefährdet war. Seitdem laufen Sanierungsmaßnahmen, die bislang weitere 17 Mio. Euro verschlungen haben und noch nicht abgeschlossen sind. Das ganze Projekt entwickelt sich zum Fass ohne Boden.

Die Hubschrauberlandestation 2015, mitten im Bau, Bild: Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0
Die Hubschrauberlandestation 2015, mitten im Bau, Bild: Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0

Der große Gewinner bei der ganzen Sache ist die GSE – Grundstücksentwicklungsgesellschaft. Die hatte das Industriegelände samt Altlast Mitte der 90er Jahre von der BASF gekauft. Mit dem Verkauf an die Stadt war sie nun sämtliche Haftungsrisiken los.

Alternative Pläne für den Kalkberg

Die Bürgerinitiative Kalkberg setzt sich dafür ein, den Berg für die Bürger zu nutzen. In einem dicht besiedelten Umfeld könnte der Kalkberg als Aussichtspunkt und Grünfläche dienen. Boris Sieverts, Sprecher der Bürgerinitiative dazu: „Ein Ort mit Fernsicht zum Träumen, der Stadt entrückt und doch mittendrin. Ein Ort für alle, an dem vieles geht: Feiern, Tafeln und Spielen, Theater, Konzerte und Sommerkino.“ Die Notwendigkeit der Station für die Rettungshubschrauber bezweifelt Sieverts nicht. Doch dafür gäbe es unterschiedliche Alternativstandorte, wie z.B. die Parkdächer der Kölner Messe, den Köln-Bonner Flughafen oder den Sportflughafen Kurtekotten in Flittard.

Momentan herrscht weiter Baustopp am Kalkberg. Und in der Stadtverwaltung die geballte Ratlosigkeit, wie man mit diesem selbstverschuldeten Wackelpudding-Dilemma weiter umgehen soll. Umso mehr wünsche ich der Bürgerinitiative VIEL ERFOLG dabei, den Kalkberg einer sinnvollen Nutzung zuzuführen.


Ein großes DANKE an Boris Sieverts, der mich bei diesem „Köln-Ding der Woche“ unterstützt hat.


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Ein paar Fragen an Mike Kremer von Miljö – durch und durch ein Höhenhauser

Miljö, fünf Jungs rocken die Säle, von links: Simon Rösler, Nils Schreiber, Mike Kremer, Max Eumann, Sven Löllgen, Bild: Daniela Patricia Rösler
Miljö mit Mike Kremer (in der Mitte) rocken die Säle, von links: Simon Rösler, Nils Schreiber, Mike Kremer, Max Eumann, Sven Löllgen, Bild: Daniela Patricia Rösler

+++ UPDATE März 2022 +++

Mike Kremer wird aus gesundheitlichen Gründen bei Miljö in die zweite Reihe abtreten. Die Band hat dazu am 22. März 2022 bei Facebook veröffentlicht:

Die Kölner Band Miljö am 22. März 2022 zum Abschied von Frontmann von Mike Kremer
Die Kölner Band Miljö am 22. März 2022 zum Abschied von Frontmann von Mike Kremer

Die Musik erklingt „dam dam dam, da-da-da-da-da-da-da-da, dam dam dam!“ und die Jecken heben ab zum „Wolkeplatz„. Textsicher wird Miljö durch den Auftritt getragen. Wenn die Band dann noch Kölsch statt Käsch nachlegt, stehen alle auf den Stühlen.

Das war nicht immer so. „Damals gingen die meisten Leute an die Theke oder pinkeln, wenn wir auf die Bühne kamen“, erinnert sich Mike Kremer, Frontmann der Band in einem Interview der Aachener Zeitung. „Damals“ war vor 2015. In diesem Jahr räumte  Miljö mit „Su lang beim Lommi die Leechter noch brenne“ ganz groß im Karneval ab: Platz zwei bei „Loss mer singe“ und Platz eins bei Radio Köln.

Doch auch wenn die fünf Jungs von der Schäl Sick regelmäßig „Mer hevve aff, zum Wolkeplatz“ singen, sind sie doch ganz bodenständig geblieben. So hat Frontmann und Sänger Mike Kremer sofort zugesagt, meine Fragen zu beantworten. Und das mitten in der stressigen Karnevalszeit. Dafür ein großes DANKE.


Warum lebst du in Köln?

Ich bin in Köln geboren, aufgewachsen und fühle mich deshalb dort zuhause. Ich würde nirgendwo anders mein Nest bauen wollen – obwohl ich es in Aachen mal temporär probiert habe.

Welche kölsche Eigenschaft zeichnet dich aus?

Ich bin offenherzig, emotional und benutze leidenschaftlich gern Kraftausdrücke.

Was würdest du morgen in unserer Stadt ändern?

Unbedingt alle Fahrradwege ausbauen, eine achte Rheinbrücke bauen, um den Verkehr zu entlasten und die Schulen dazu ermutigen, mehr Unterricht auf Kölsch zu halten.

Wenn nicht Köln – wo sonst könntest du leben? Und warum gerade dort?

Wenn es Deutschland sein soll, Hamburg. Die Hamburger sind zwar schroffer, aber im Herzen genauso gutmütig wie wir Rheinländer. Ansonsten Südfrankreich – ich habe mal ein Jahr lang dort gelebt und mich in Frankreich verliebt.

Tommy Engel, ein Vorbild für Mike Kremer von Miljö, Bild: Nicole Fritz
Tommy Engel, ein Vorbild für Mike Kremer,  Bild: Nicole Fritz

Welche KölnerInnen haben dich beeinflusst / beeindruckt?

Ganz klar die Bläck Fööss, besonders mit Tommy Engel, dessen Nachfolgeband L.S.E. ich nach wie vor großartig finde.

Wo ist dein Lieblingsplatz in Köln?

Als Höhenhauser natürlich der Wupperplatz. 🙂 Ich mag aber auch das Flair auf dem Brüsseler Platz an einem Sommerabend.

Was machst du zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch?

Seitdem es Miljö gibt, stehe ich durchgehend auf den Bühnen Kölns und komme – wenn ich Glück habe – gerade einmal zum Schlafen kurz nach Hause.  Vor Miljö war es ähnlich, nur stand ich da VOR den Bühnen oder eben in den Kneipen im Veedel.

Und was zwischen Aschermittwoch und Weiberfastnacht?

Da im Rheinland in den letzten Jahren ein gigantisches Interesse an kölscher Musik erwacht ist, stehe ich auch in der Zeit hauptsächlich auf den Bühnen in und um Köln.

Wat hät für dich noch immer jood jejange?

Et Lävve. Wir leben noch. Ist das nicht Grund genug zum Feiern?

Wenn ich 10.000 Euro für etwas spenden würde, ginge mein Geld an….

Benachteiligte Kinder oder Einrichtungen, die Kindern und Frauen helfen, die häuslicher Gewalt oder gar sexuellen Übergriffen ausgesetzt sind. Es gibt in meinen Augen kein schlimmeres Verbrechen.

Wodrüber laachs de dich kapott?

Camping.

Dein Lieblingskölsch?

Natürlich Gaffel Kölsch. Wenn’s alkoholfrei sein soll, dann aber lieber Reissdorf.

Himmel un Ääd - eine rheinische Spezialität aus Kartoffelpüree, Apfelmus, Zwiebeln und gebratener Blutwurst, Bild: Anagonia
Himmel un Ääd – früher das Lieblingsessen von Mike Kremer., Bild: Anagonia

Dein kölsches Lieblingsessen?

Früher Himmel un Ääd. Jetzt, da ich seit drei Jahren vegan lebe, fällt das alles deutlich schwerer. Mein Motto aber ist: Pommes gehen immer!

Die Gaststätte Lommerzheim in Deutz, Bild: Superbass
Die Gaststätte Lommerzheim  – selbstverständlich Mike Kremers Lieblingskneipe  – welche auch sonst?, Bild: Superbass

Deine Lieblingskneipe? Warum?

Natürlich die Gaststätte Lommerzheim. Ich mag aber auch gerne die kleine Veedelskneipe öm de Eck.

Dein Lieblingsveedel? Warum?

Ich bin durch und durch Höhenhauser. Dort bin ich geboren, aufgewachsen, zur Schule gegangen und dort lebe ich auch heute wieder mit meiner Familie.

Nenne ein/zwei/drei Gründe, warum man Köln morgen verlassen sollte.

Auch wenn Aufgeben nie eine Option sein sollte: wenn die AfD oder eine andere rechtspopulistische Partei irgendwann mal die Mehrheit im Landes- oder gar Bundesparlament gewinnen sollte, kann ich mir vorstellen, auszuwandern. Auch wenn das schwer fallen wird.

Dein Lieblingsschimpfwort auf Kölsch?

Tütenüggel

Bitte vervollständige den Satz: Köln ist ….

… das kleine, selbstverliebte aber offenherzige gallische Dorf im Westen Deutschlands, in dem man nie lange alleine an der Theke steht.

 


Diese Menschen haben bisher meine Fragen beantwortet: 


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Kölsche Tön & ihre Geschichte: Heimweh noh Kölle

Heimweh noh Kölle, Bild: Dong-Uck Kong
Heimweh noh Kölle, Bild: Dong-Uck Kong

Unvorstellbar: Eine kölsche Veranstaltung OHNE die kölscheste alle kölschen Hymne „Heimweh noh Kölle“ von Willi Ostermann. Dat jeht nit! Auch wenn Brings, Kasalla & Co. einen Saal zum Kochen gebracht haben – sobald die Hauskapelle die ersten Takte dieses Lieds anstimmt, werden alle sentimental und reiben sich verlegen die Tränchen aus den Augen:

In Köln am Rhing bin ich jebore,
ich han, un dat litt mir im Senn,
ming Muttersproch noch nit verlore,
dat es jet wo ich stolz drop ben.

Eigentlich unverwüstlich hat aber gerade dieses Lied eine bewegte Geschichte hinter sich. Ostermann hat es selber nie gehört, die Nazis haben das Lied verboten, in Kriegsgefangenenlagern wurde es zum Ausdruck des Heimwehs und so ziemlich jeder kölsche Musiker hat es gecovert. Und dabei wurde regelmäßig eine Strophe unterschlagen.

Von Ostermann nicht fertiggestellt

Die „Uraufführung“ war zur Beerdigung Willi Ostermanns am 10. August 1936. Ostermann hatte das Lied zu Lebzeiten nicht mehr fertigstellen können. Vollendet wurde es durch seinen Freund Thomas Liessem, der am Grab den Refrain vortrug. Noch im gleichen Jahr wurde eine Platte mit dem Lied herausgegeben und war ein voller Erfolg. Das Honorar für diese Platte, 9.000 Reichsmark (das entspricht immerhin zwei durchschnittlichen Jahreslöhnen im Jahr 1936), stiftetet Liessem als Grundstock für ein Ostermann-Denkmal.

Von den Nazis verboten

Die Machthaber im Dritten Reich verbieten im Krieg die mittlerweile prominente „Kölsche Hymne“. Die Sehnsucht nach der Heimat passte nicht zu den Durchhalteparolen der Nazis. So wurde das Lied wegen „Wehrkraftzersetzung“ kurzerhand verboten.

Von den Kriegsgefangenen geliebt

In den Kriegsgefangenenlagern während und nach dem Krieg wird das Lied mit seinen eingängigen Zeilen zum Ausdruck des Heimwehs der deutschen Soldaten. So berichtet ein Gefangener aus dem Lager Wickrathberg (heute ein Stadtteil von Mönchengladbach): „Unvergessen bleibt ein Gefangenenchor, der eines Abends im Lager Wickrathberg sang: „Ich möch zo Foß noh Kölle jon“. Der Text erschütterte alle Zuhörer, weil er der Situation und den Empfindungen gerecht wurde.“ (Auszug aus einer Rede von Heinz Pankoweit vom 12. November 2011).

Gut nachzuvollziehen, lautet es doch im Refrain:
Wenn ich su an ming Heimat denke
un sin d’r Dom su vör mir ston
mööch ich direk op Heim an schwenke,
ich mööch zo Foß no Kölle jon.

Und auch viele im Krieg ausquartierten Kölner haben mit diesem Lied ihre Sehnsucht ausgedrückt, irgendwann zurück nach Köln zu kommen.   

Heimweh nach Köln - mehr als nur ein Lied. Hier der Beweis: Dat jeiht uns Kölschen buchstäblich unger de Huck. Bild: Uli Kievernagel
Heimweh nach Köln – mehr als nur ein Lied. Hier der Beweis: Dat jeiht uns Kölschen buchstäblich unger de Huck. Bild: Uli Kievernagel

Von vielen gecovert

Es gibt kaum einen kölschen Musiker, der dieses Lied nicht im Repertoire hat, hier eine kleine Auswahl mehr oder minder gelungener Interpretationen:

Die für mich schönste Version des Klassikers hat Tommy Engel auf seiner CD „Dat kölsche Songbook“ eingespielt. Leider ist der Song nicht online verfügbar, aber allein wegen dieses Titels lohnt sich schon der Kauf dieser CD.

Eine „vergessene“ Strophe

Alle Cover – seien sie nun gelungen oder nicht – haben eines gemeinsam:
Alle unterschlagen die zweite Strophe.
Ich han su off vum Rhing gesunge,
vun unsem schöne, deutsche Strom,
su deutsch wie he ming Leeder klunge,
su deutsch bliev Köln met singem Dom.

So zu finden in den Original-Notenheften der Ostermann-Lieder. Ich habe dazu bei Petra Sippel, von der Ostermann-Gesellschaft nachgefragt. „Das Lied „Heimweh noh Kölle“ hat vier Strophen.“ so Petra Sippel.  „Wenn Sie auf unserer Homepage den Hinweisen Willi Ostermann / Lieder und Gedichte / Partituren und Noten folgen, dann finden Sie auch die Original Partituren und Noten des Liedes. Vom Arrangement gibt es drei verschiedene Versionen, der Text ist aber gleich und besteht eben aus den bekannten vier Strophen.  Warum nun gerade die zweite Strophe wenig gesungen wird, erschließt sich uns nicht. Vielleicht liegt es daran, dass auf den alten Schellackplatten nur ein begrenzter Text gesungen und deshalb das ganze Lied nicht aufgenommen werden konnte. Es gibt in der Tat keinen Tonträger, auf dem alle vier Strophen gesungen werden.“

Lied macht sentimental

Aber auch ohne diese Strophe (oder gerade ohne diese Strophe) ist dieser kölsche Klassiker in nahezu jeder Situation dazu geeignet, dem Kölschen eine kleines Tränchen zu zaubern, welches er sich möglichst ungesehen aus dem Augenwinkeln wischt. Beobachtet das mal, wenn ihr bei nächster Gelegenheit dieses Lied hört.


Heimweh nach Köln
Text und Musik: Willi Ostermann

En Kölle am Rhing ben ich gebore,
ich han un dat litt mir em Senn,
ming Muttersproch noch nit verlore,
dat eß jet, wo ich stolz drop ben.

Refrain
Wenn ich su an ming Heimat denke
un sin d’r Dom su vör mir ston,
mööch ich direk op Heim an schwenke,
ich mööch zo Foß no Kölle gon.

Ich han su off vum Rhing gesunge,
vun unsem schöne, deutsche Strom,
su deutsch wie he ming Leeder klunge,
su deutsch bliev Köln met singem Dom.
(Refrain)

Un deiht d’r Herrjott mich ens rofe,
dem Petrus sagen ich alsdann:
„Ich kann et räuhig dir verzälle,
dat Sehnsucht ich no Kölle han.“
(Refrain)

Un luuren ich vum Himmelspöözche
dereins he op ming Vaterstadt,
well stell ich noch do bovve sage,
wie gähn ich dich, mie Kölle, hatt.
(Refrain)


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