Ein paar Fragen an Eva Pollmeier – Wieso liegt Köln nicht am Meer?

Ein typisches Bild: Eva am Strand - doch nie, ohne dabei gleichzeitig Müll einzusammeln. Bild: Eva Pollmeier
Ein typisches Bild: Eva am Strand – doch nie, ohne dabei gleichzeitig Müll einzusammeln. Bild: Eva Pollmeier

Alle reden drüber: Plastikmüll verschmutzt die Meere und bedroht die Tiere. Auch Eva. Doch anders als viele redet die Organisationsberaterin nicht nur darüber sondern macht aktiv etwas dagegen. Letztes Jahr hat sie sich eine Auszeit vom Job genommen und war fünf Monate lang in Italien, Frankreich, Spanien unterwegs – um Strände vom Plastikmüll zu säubern. Doch Eva macht das nicht mit erhobenem Zeigefinger sondern immer voller Freude und einem Lächeln im Gesicht. So nennt sie ihre Kampagne „Atlantic beach clean-up with a laughter“, also „Lasst uns die Strände saubermachen – und immer mit einem Lächeln im Gesicht.“.

Diesen Spaß am Leben hat sie übrigens auch in unserer Stadt. Sie feiert gerne und heftig Karneval. Ansonsten ist sie im Beethovenpark oder Stadtwald zu finden – zum Entspannen, Joggen und Sonnen. Und wenn ihr demnächst eine blonde Frau im Park trefft, die dort gerade Müll einsammelt: Sprecht sie an. Das ist bestimmt Eva.

Warum lebst du in Köln?

Ausschließlich wegen der kölschen Mentalität, die in anderen Teilen Deutschlands nicht zu finden ist. Wenn Köln am Meer liegen würde, wäre es die perfekte Stadt!

Welche kölsche Eigenschaft zeichnet dich aus?

Der Optimismus à la „et hätt noch immer jot jegange“. Zudem meine Offenheit und Kommunikationsfreude.

Was würdest du morgen in unserer Stadt ändern?

Wieso morgen erst? Sofort 😊. Also: Es gibt definitiv zu viele Autos in der Stadt und zu wenig gut ausgebaute Radwege.
Drei Jahre war ich beim „Tag des guten Lebens“ ehrenamtlich aktiv und habe erlebt, wie schön es sein kann, die Straßen an einem Tag in einem Veedel für den Autoverkehr zu sperren. Welche Ruhe, wieviel nachbarschaftlicher Austausch untereinander, ungefährliches Spielen auf den Straßen für die Kinder an diesem Tag.
Und ich würde die ein oder andere Ecke in Köln gerne schöner gestalten.
Es liegt einfach zu viel Müll auf den Straßen herum. Das ist ein ziemlich achtloser Umgang. Letztens hat jemand im Beethovenpark Reifen und Lackdosen abgestellt. Wenn ich Zeit und Lust habe, sammel ich Müll im Klettenbergpark auf.

Wenn nicht Köln – wo sonst könntest du leben? Und warum gerade dort?

Definitiv am Meer! Am rauen Atlantik in Portugal, dort gibt es superschöne Strände und das Klima ist auch viel gesünder. Ich bin froh, dass ich während des Hitzesommers im letzten Jahr nicht im Büro sein musste und stattdessen am Meer bei angenehmen Temperaturen verweilen konnte.

Der wunderschöne Beethovenpark in Sülz, Bild: Willy Horsch
Einer von Evas Lieblingsplätzen: Der wunderschöne Beethovenpark in Sülz, Bild: Willy Horsch

Wo ist dein Lieblingsplatz in Köln?

Meine Lieblingsplätze sind der Beethovenpark und der Stadtwald. Sehr gut zum Entspannen, Joggen und Sonnen.

Was machst du zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch?

Feiern, tanzen und lachen … und äh zu viel Kölsch trinken …

Und was zwischen Aschermittwoch und Weiberfastnacht?

Mich am Meer vom Karneval erholen. Dieses Jahr geht es für sechs Wochen an einige Strände Portugals und Spaniens, um diese vom Plastikmüll zu befreien. Dafür läuft auch im Moment meine Crowdfunding Aktion „Atlantic beach clean-up with a laughter“,  Bin übrigens dankbar für jeden einzelnen Euro, der reinkommt.

Wieder etwas weniger Plastikmüll am Strand: Eva räumt auf. Bild: Eva Pollmeier
Weniger Plastikmüll am Strand: Eva hat mal wieder einen Strand aufgeräumt. Bild: Eva Pollmeier

Wenn ich 10.000 Euro für etwas spenden würde, ginge mein Geld an …

… die Umwelt und an Forscher, die das Plastikmüllproblem lösen könnten.

Dein Lieblingskölsch?

Reissdorf und Mühlen Kölsch.

Deine Lieblingskneipe? Warum?

Der Petersberger Hof in Klettenberg. Gutes Essen, freundliche Bedienung und im Sommer kann man schön draußen sitzen.

Bitte vervollständige den Satz: Köln ist …

… e Jeföhl!


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Ein paar Fragen an Boris Sieverts – Köln hat viele Gesichter

Mulittalent Boris Sieverts
Boris Sieverts

Boris Sieverts ist auch Stadtführer: Er veranstaltet mit seinem „Büro für Städtereisen“ Stadtführungen und Exkursionen. Doch während ich mit meinen Gruppen in der Innenstadt oder ausgesuchten Veedeln unterwegs bin, ist Boris Spezialist für die etwas anderen Touren in Ecken und Enden, wo man normalerweise nicht hinkommt. „Man kann nur dort erfahren, wie eine Stadt wirklich ist. Das Zentrum ist lediglich die gute Stube, in der die Stadt zeigt, wie sie gerne wäre.“ so Boris über seine Touren. So hat er z.B. mit einer Gruppe den Kölner Barbarossaplatz besucht – ein „Nicht-Platz“ mitten in der Stadt. Er war auch in Duisburg-Marxloh oder in der Offenbacher Innenstadt unterwegs, die als eine der verbautesten Innenstädte Westdeutschlands gilt.

Der 1969 geborene Künstler hat in Düsseldorf an der Kunstakademie studiert, war als Schäfer mit einer Herde Schafe unterwegs und hat in Architekturbüros in Bonn und Köln gearbeitet. Er hatte Lehraufträge u.a. in Nantes, Leipzig, Kassel, Portland, Maastricht oder Hamburg. Heute lebt und arbeitet er in Köln-Mülheim und ist auch Sprecher der Bürgerinitiative Kalkberg.

Ein paar Fragen an Boris Sieverts

Warum lebst Du in Köln?
Ich bin als Schüler nach Köln gezogen und habe Köln von Kalk aus kennen gelernt. Ich glaube, das ist der tiefere Grund für meine Kölnliebe. Dass du über den Rhein fährst und Dich plötzlich in einer komplett anderen Raumlogik bewegst,  in beide Richtungen. Dieses Nebeneinander von ja doch relativ klassischer abendländischer (Groß)stadt und Industrie(groß)stadt, das hat mich total geflasht. Auch wenn die Gegensätze sich mit der Zeit etwas abgeschliffen haben: Dieses Doppelgesicht, das Köln haben kann, nicht nur mit seinen beiden Rheinseiten, das erfrischt immer wieder die Wahrnehmung.

Was würdest Du morgen in der Stadt ändern?
Die Hinterzimmerpolitik. Dass Dinge nicht offen aus- und angesprochen werden und sich so die Interessen Einzelner auf Kosten der Allgemeinheit immer wieder durchsetzen können, weil man Dinge immer erst erfährt, wenn es schon (fast) zu spät ist. Das kann das Interesse eines Chefs der Luftrettung sein, der davon träumt, in einer weithin sichtbaren Station mitten in der Stadt zu residieren oder ein Bauunternehmer, der wertvolle Industriedenkmäler abreißen lässt, um nicht nur viel, sondern ganz viel Reibach zu machen. Da wünsche ich mir mehr Transparenz und öffentliche Diskussion.

Wenn nicht Köln – wo sonst könntest du leben? Und warum gerade dort?
In Deutschland könnte ich mir auch vorstellen, in Hamburg oder Leipzig zu leben, das sind auch Städte mit mehreren Gesichtern. Ansonsten zieht es mich immer wieder nach Frankreich, die letzten Jahre regelmäßig nach Marseille.

Welche Kölner haben dich besonders beeindruckt?
Hmm, ich würde da, glaube ich, weniger einzelne Personen nennen, als eine bestimmte Art, die allerdings allmählich ausstirbt. Es gibt bei alten Kölnern manchmal eine Verbindung von Vergeistigung und totaler Bodenständigkeit, die mich immer sehr beeindruckt hat. Da hatte ich immer das Gefühl, dem sonst ja eher abstrakten Begriff „Kultur“ als der Art, wie wir uns entscheiden als Gesellschaft (in diesem Falle als Stadtgesellschaft) zu leben, leibhaftig gegenüberzustehen. Diese tiefe Verwurzelung in einer Art (miteinander) zu sein, das hat mir in Berlin z.B. immer gefehlt. Da sucht man sich aus, wie man sein will. Das hat auch etwas, aber dieses in etwas hineingeboren werden und es dann selber mit Leben füllen, das hat mich, sozusagen als Kulturevangele, immer ungeheuer angezogen, denn das ist wohl auch ein stückweit katholisch. Seinen stärksten Ausdruck findet das natürlich in der Sprache.

Der Kalkberg im März 2016, Bild: Raimond Spekking & Elke Wetzig / CC BY-SA 4.0
Lieblingsplatz von Boris Sieverts: Der Kalkberg, hier im März 2016, Bild: Raimond Spekking & Elke Wetzig / CC BY-SA 4.0

Wo ist dein Lieblingsplatz in Köln?
Es klingt vielleicht doof an dieser Stelle, aber einer der tollsten Plätze in Köln ist tatsächlich oben auf dem Kalkberg. Man steht dort gar nicht so super hoch, aber die Art, wie das Panorama sich aufbaut, mit der Stadtautobahn im Vordergrund, die den Blick nach Westen bis zu den Kraftwerken und nach Osten bis ins Bergische Land führt und dazwischen liegt die Stadt, das ist schon großartig.

Was machst du zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch?
Obwohl ich den Kölner Karneval liebe, war ich nie der ganz große Feierer. Manchmal einen Tag feiern, den nächsten Pause usw. manchmal auch weniger. Aber als Fest der Liebe und der Entgrenzung finde ich das ganz toll. Das ist ja ein alter Menschheitstraum, dass alle gleich sind und jeder der sein kann, der er will. Und Rausch ja sowieso. Es gibt ja viele Stadtfeste in anderen Städten, aber dass eine Stadt sich wirklich vollkommen verwandelt, das ist schon etwas sehr seltenes.

Wenn ich 10.000 Euro für etwas spenden würde, ginge mein Geld an …
Ich würde wahrscheinlich irgendein genossenschaftliches Projekt unterstützen. Die Idee, die Produktionsmittel oder seine Wohnung im Kollektiv zu besitzen, nicht, um den Gewinn daraus zu maximieren, sondern damit alle ihr Auskommen haben, finde ich immer noch total wichtig und attraktiv.

Wodrüber laachs de dich kapott?
Ich liebe und sammle Witze. manche sagen, ich hätte irgendwo im Hirn eine Ecke nur für Witze. Einer meiner Lieblingswitze: Kommt eine Blondine in die Bücherei und ruft lauthals: „Einmal Currywurst mit ner großen Pommes mit Mayo!“ Darauf die Dame hinter der Theke mit gedämpfter Stimme: „Entschuldigen Sie, aber das hier ist eine Bibliothek.“ Darauf die Blondine mit gedämpfter Stimme: „Ach so! ich hätte gerne eine Currywurst mit großer Pommes und Mayo!“

Dein Lieblingskölsch?
Ich bin eher Weintrinker, aber ich behaupte, dass auch Bierliebhaber bei einer Blindverkostung kaum ein Kölsch vom anderen unterscheiden könnten.

"Em Golde Kappes" in Nippes - eines der Lieblingsbrauhäuser von Boris Sieverts, Bild: M. Pfeiffer
„Em Golde Kappes“ in Nippes – eines der Lieblingsbrauhäuser von Boris Sieverts, Bild: M. Pfeiffer

Deine Lieblingskneipe?
Ich gehe nur selten aus. Meine Lieblingsbar war die Senator ZackZack Bar in Kalk. Die war in einer Autowerkstatt und nur einmal in der Woche auf. Ansonsten finde ich viele Brauhäuser toll, weil das keine „Szene“ ist, die da zusammen kommt, sondern man wirklich anderen Existenzen als der Eigenen am Nachbartisch begegnet. Das sind quasi öffentliche Räume, auch und gerade weil sie ja häufig sozusagen schon „institutionalisiert“ sind. Interessant finde ich immer, dass sie so wahnsinnig laut sind, und zwar nicht obwohl, sondern weil dort keine Musik läuft!

Dein Lieblingsveedel?
Kalk. Zum einen wegen seines komplementären Charakters (s.o.), aber auch, weil in diesem dichten Eisenbahnkessel etwas entstanden ist, das schwer in Worte zu fassen ist. Wenn Du Dich mal für ´ne Viertel Stunde an die Kreuzung Kalker Haupstraße/Kalk-Mülheimer Straße stellst und Dir die Menschen anguckst, weißt Du, was ich meine: Die Leute gehen in Kalk anders über die Straße als woanders. Etwas wacher. Aufrechter. Nicht ausweichen. Dem anderen in die Augen sehen, und wenn es nur für Sekundenbruchteile ist. Das findest Du dann auch im Gespräch mit dem Ladenverkäufer, in der Cafebar oder am Kiosk wieder. Das ist für mich Großstadt. Nicht Metropole (dafür fehlt der Glanz), sondern Großstadt!

Nenne ein/zwei/drei Gründe, warum man Köln morgen verlassen sollte.
Wenn, dann wegen Kleingeistigkeit. Manchmal auch wegen Korruptheit. Aber ich finde ja gar nicht, dass man es morgen verlassen sollte!

Dein Lieblingsschimpfwort auf Kölsch?
Schwaadlappe


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Ein paar Fragen an Mike Kremer von Miljö – durch und durch ein Höhenhauser

Miljö, fünf Jungs rocken die Säle, von links: Simon Rösler, Nils Schreiber, Mike Kremer, Max Eumann, Sven Löllgen, Bild: Daniela Patricia Rösler
Miljö mit Mike Kremer (in der Mitte) rocken die Säle, von links: Simon Rösler, Nils Schreiber, Mike Kremer, Max Eumann, Sven Löllgen, Bild: Daniela Patricia Rösler

+++ UPDATE März 2022 +++

Mike Kremer wird aus gesundheitlichen Gründen bei Miljö in die zweite Reihe abtreten. Die Band hat dazu am 22. März 2022 bei Facebook veröffentlicht:

Die Kölner Band Miljö am 22. März 2022 zum Abschied von Frontmann von Mike Kremer
Die Kölner Band Miljö am 22. März 2022 zum Abschied von Frontmann von Mike Kremer

Die Musik erklingt „dam dam dam, da-da-da-da-da-da-da-da, dam dam dam!“ und die Jecken heben ab zum „Wolkeplatz„. Textsicher wird Miljö durch den Auftritt getragen. Wenn die Band dann noch Kölsch statt Käsch nachlegt, stehen alle auf den Stühlen.

Das war nicht immer so. „Damals gingen die meisten Leute an die Theke oder pinkeln, wenn wir auf die Bühne kamen“, erinnert sich Mike Kremer, Frontmann der Band in einem Interview der Aachener Zeitung. „Damals“ war vor 2015. In diesem Jahr räumte  Miljö mit „Su lang beim Lommi die Leechter noch brenne“ ganz groß im Karneval ab: Platz zwei bei „Loss mer singe“ und Platz eins bei Radio Köln.

Doch auch wenn die fünf Jungs von der Schäl Sick regelmäßig „Mer hevve aff, zum Wolkeplatz“ singen, sind sie doch ganz bodenständig geblieben. So hat Frontmann und Sänger Mike Kremer sofort zugesagt, meine Fragen zu beantworten. Und das mitten in der stressigen Karnevalszeit. Dafür ein großes DANKE.


Warum lebst du in Köln?

Ich bin in Köln geboren, aufgewachsen und fühle mich deshalb dort zuhause. Ich würde nirgendwo anders mein Nest bauen wollen – obwohl ich es in Aachen mal temporär probiert habe.

Welche kölsche Eigenschaft zeichnet dich aus?

Ich bin offenherzig, emotional und benutze leidenschaftlich gern Kraftausdrücke.

Was würdest du morgen in unserer Stadt ändern?

Unbedingt alle Fahrradwege ausbauen, eine achte Rheinbrücke bauen, um den Verkehr zu entlasten und die Schulen dazu ermutigen, mehr Unterricht auf Kölsch zu halten.

Wenn nicht Köln – wo sonst könntest du leben? Und warum gerade dort?

Wenn es Deutschland sein soll, Hamburg. Die Hamburger sind zwar schroffer, aber im Herzen genauso gutmütig wie wir Rheinländer. Ansonsten Südfrankreich – ich habe mal ein Jahr lang dort gelebt und mich in Frankreich verliebt.

Tommy Engel, ein Vorbild für Mike Kremer von Miljö, Bild: Nicole Fritz
Tommy Engel, ein Vorbild für Mike Kremer,  Bild: Nicole Fritz

Welche KölnerInnen haben dich beeinflusst / beeindruckt?

Ganz klar die Bläck Fööss, besonders mit Tommy Engel, dessen Nachfolgeband L.S.E. ich nach wie vor großartig finde.

Wo ist dein Lieblingsplatz in Köln?

Als Höhenhauser natürlich der Wupperplatz. 🙂 Ich mag aber auch das Flair auf dem Brüsseler Platz an einem Sommerabend.

Was machst du zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch?

Seitdem es Miljö gibt, stehe ich durchgehend auf den Bühnen Kölns und komme – wenn ich Glück habe – gerade einmal zum Schlafen kurz nach Hause.  Vor Miljö war es ähnlich, nur stand ich da VOR den Bühnen oder eben in den Kneipen im Veedel.

Und was zwischen Aschermittwoch und Weiberfastnacht?

Da im Rheinland in den letzten Jahren ein gigantisches Interesse an kölscher Musik erwacht ist, stehe ich auch in der Zeit hauptsächlich auf den Bühnen in und um Köln.

Wat hät für dich noch immer jood jejange?

Et Lävve. Wir leben noch. Ist das nicht Grund genug zum Feiern?

Wenn ich 10.000 Euro für etwas spenden würde, ginge mein Geld an….

Benachteiligte Kinder oder Einrichtungen, die Kindern und Frauen helfen, die häuslicher Gewalt oder gar sexuellen Übergriffen ausgesetzt sind. Es gibt in meinen Augen kein schlimmeres Verbrechen.

Wodrüber laachs de dich kapott?

Camping.

Dein Lieblingskölsch?

Natürlich Gaffel Kölsch. Wenn’s alkoholfrei sein soll, dann aber lieber Reissdorf.

Himmel un Ääd - eine rheinische Spezialität aus Kartoffelpüree, Apfelmus, Zwiebeln und gebratener Blutwurst, Bild: Anagonia
Himmel un Ääd – früher das Lieblingsessen von Mike Kremer., Bild: Anagonia

Dein kölsches Lieblingsessen?

Früher Himmel un Ääd. Jetzt, da ich seit drei Jahren vegan lebe, fällt das alles deutlich schwerer. Mein Motto aber ist: Pommes gehen immer!

Die Gaststätte Lommerzheim in Deutz, Bild: Superbass
Die Gaststätte Lommerzheim  – selbstverständlich Mike Kremers Lieblingskneipe  – welche auch sonst?, Bild: Superbass

Deine Lieblingskneipe? Warum?

Natürlich die Gaststätte Lommerzheim. Ich mag aber auch gerne die kleine Veedelskneipe öm de Eck.

Dein Lieblingsveedel? Warum?

Ich bin durch und durch Höhenhauser. Dort bin ich geboren, aufgewachsen, zur Schule gegangen und dort lebe ich auch heute wieder mit meiner Familie.

Nenne ein/zwei/drei Gründe, warum man Köln morgen verlassen sollte.

Auch wenn Aufgeben nie eine Option sein sollte: wenn die AfD oder eine andere rechtspopulistische Partei irgendwann mal die Mehrheit im Landes- oder gar Bundesparlament gewinnen sollte, kann ich mir vorstellen, auszuwandern. Auch wenn das schwer fallen wird.

Dein Lieblingsschimpfwort auf Kölsch?

Tütenüggel

Bitte vervollständige den Satz: Köln ist ….

… das kleine, selbstverliebte aber offenherzige gallische Dorf im Westen Deutschlands, in dem man nie lange alleine an der Theke steht.

 


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Ein paar Fragen an Helmut Frangenberg – Köln ist ein Mythos

Ne echt kölsche Jeck: Helmut Frangenberg, Bild: Max Grönert

Heute habe ich die große Freude, in meiner Reihe „Ein paar Fragen an…“ jemand mit Fastelovend im Blut befragen zu dürfen: Helmut Frangenberg

In seinem Geburtsjahr 1966 lautete das Sessionsmotto „Kaum zu glauben“. Und so ist es auch kaum zu glauben, was Helmut Frangenberg alles im Karneval bewegt:
Der Redakteur des Kölner Stadt-Anzeigers ist einer der Initiatoren von „Loss mer singe“. Helmut ist auch der Erfinder der Kneipensitzung „Jeckespill“ und Mit-Veranstalter des „Kölner Krätzjer Festes“ sowie künstlerischer Leiter der Reihe „Kölsche Heimat“ der Kreissparkasse Köln zur Pflege des kölschen Liedguts. Er hat Stadtführer für und Krimis über Kölle veröffentlicht. Überflüssig zu erwähnen, dass er im Severinsklösterchen geboren wurde. Wo auch sonst?

Und ein großes DANKE, dass er mitten in der hillije Karnevalszeit meinen Fragen Rede & Antwort steht.

Warum lebst du in Köln?

Im Klösterchen geboren, nie länger als drei Monate weg gewesen – Wat soll mer denn woanders?

Welche kölsche Eigenschaft zeichnet dich aus?

Gibt es kölsche Eigenschaften? Ja, vielleicht… Ein bisschen gelassener, ein bisschen kommunikativer, ein bisschen zu laut…

Was würdest du morgen in unserer Stadt ändern?

Sehr vieles würde ich gerne ändern. Mehr Entscheidungsfreude! Mehr Mut! Und als ganz konkretes Sofortprogramm: Kostenfreie Kita-Plätze, kostenloser Nahverkehr, Streichung der „22-Uhr-Alles-hat-ruhig-zu-sein-Regelung“ für Kulturveranstaltungen (zumindest Freitag und Samstag)

Wenn nicht Köln – wo sonst könntest du leben? Und warum gerade dort?

Auf einer Alm in den Alpen vielleicht – aber nach dem Almabtrieb nach einem halben Jahr wäre ich sicher wieder hier.

Welche KölnerInnen haben beeinflusst / beeindruckt?

Mein Vater, meine Söhne, Mica Frangenberg, Freddy Mercury (War der Kölner?) und Ludwig Sebus

Als echte kölsche Jung zieht es Helmut Frangenberg immer wieder ans Rheiunufer, Bild: Rike / pixelio.de
Als echte kölsche Jung zieht es Helmut Frangenberg immer wieder ans Rheiunufer, Bild: Rike / pixelio.de
Wo ist dein Lieblingsplatz in Köln?

Immer am Rheinufer

Was machst du zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch?
  • Weiberfastnacht: Acht Stunden moderieren; danach die decke Trumm erus und mit der Kombo „Tröt op Jöck“ von Kneipe zu Kneipe
  • Freitag: Ausschlafen, abends Loss mer singe Party in den Balloni Hallen
  • Samstag: Kneipenkarneval
  • Sonntag: Zoch kucken oder im Zoch mitgehen; abends Kneipe
  • Montag: Rosenmontagszoch kucken; abends Kneipe
  • Dienstag: Zoch kucken, abends Kneipe und mit der decken Trumm zur Nubbelverbrennung in Neuehrenfeld

Jeckespill

Und was zwischen Aschermittwoch und Weiberfastnacht?

Arbeiten, schreiben, feiern, diskutieren, unsere Kneipensitzung „Jeckespill“ organisieren, mit der „Ahl Kamelle Band“ von Loss mer singe Kneipenkonzerte geben, das „Krätzjer Fest“ veranstalten, die Produktion der Reihe „Kölsche Heimat“ leiten und was sonst so Spaß macht…

 Wodrüber laachs de dich kapott?

Ich glaube, am meisten lache ich tatsächlich über meine Frau, die wunderbar lustig und komisch sein kann.

Dein kölsches Lieblingsessen?

Klarer Fall: Haxe! Und für zwischendurch Mettbrüdche met Öllig.

Deine Lieblingskneipe?

Es gibt viele: In der Altstadt der Walfisch, in Neuehrenfeld Essers Gasthaus und Bagatelle, im Severinsviertel das Alte Brauhaus, im Kwartier Latäng „Bei Oma Kleinmann“, am Neumarkt der „Leuchtturm“, im Agnesviertel Stüsser und Balthasar, das neue Marienburger Bootshaus „Achterdeck“ (bester Sommerplatz!) und (fast) alle Brauhäuser, zum Beispiel die von Päffgen, Pütz oder Gaffel

Dein Lieblingsveedel?

Das Severinsviertel, weil es immer noch das kölsche Herz der Stadt ist. Und ich hoffe, dass es die Verantwortlichen in der Stadt nicht einfach dem Schicksal der Gentrifizierung überlassen.

Nenne ein/zwei/drei Gründe, warum man Köln morgen verlassen sollte.

Die Mutlosigkeit, Zaghaftigkeit und Phantasielosigkeit der Stadtpolitik; die schlimme Wohnungspolitik; der Verkehrslärm; die permanente selbstbesoffene Lobhudelei auf Stadt und Leute; die Menschen, die in In-Vierteln Eigentumswohnungen kaufen und dann gegen Kultur und Kneipen in der Nachbarschaft ins Feld ziehen; die Heulsusenromantik, dass früher alles besser war… Ja, es gibt einiges, was theoretisch einen Wegzug begründen könnte. Aber eben nur theoretisch. Denn natürlich steht das überhaupt nicht zur Debatte.

Bitte vervollständige den Satz: Köln ist ….

…ein Mythos, das aber dann, wenn man es oft bemüht, besingt und hochleben lässt, tatsächlich immer wieder auch Fakten schaffen kann.


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Ein paar Fragen an Cornel Wachter – Künstler, Kölner, Fortuna-Fan … und noch viel mehr!

Cornel Wachter, Künstler, bekennender Kölner und Fortuna-Fan, Bild: Cornel Wachter
Cornel Wachter, Künstler, bekennender Kölner und Fortuna-Fan, Bild: Cornel Wachter
Heute habe ich die Freude und Ehre, euch einen prominenten Kölner vorstellen zu dürfen: Cornel Wachter. Cornel ist als Künstler in vielen unterschiedlichen Kunstrichtungen unterwegs. Das Top-Magazin bezeichnet ihn als „Stilpluralisten“ . Was ihn besonders auszeichnet ist seine enge Verbundenheit zu Köln. Und Cornel und ich haben auch noch etwas gemeinsam: Unsere Liebe für die Fortuna aus der Südstadt.
Die Kölner Ulrepforte, eines der erhaltenen Stadttore in Köln, wird von den Kölner "Ülepooz" genannt. Bild: Hans Peter Schaefer
Die Kölner Ulrepforte, eines der erhaltenen Stadttore in Köln, wird von den Kölner „Ülepooz“ genannt. Bild: Hans Peter Schaefer

Warum lebst du in Köln?

Hier 1961 im Vringsklösterchen geboren und dort in der Kapelle getauft und wollte nie aus meinen 5 Straßen drumherum weg. Ich lebe nun seit 56 Jahren im gleich Haus neben der Ülepooz, da zieht man nicht mehr um, ne ahle Baum……

Welche kölsche Eigenschaft zeichnet dich aus?
Teilen können, um das Glück zu verdoppeln.

Was würdest du morgen in unserer Stadt ändern?
Kostenloses Bus- und Bahnfahren würde ich einführen.

Wenn nicht Köln wo sonst könntest du leben? Und warum gerade dort?In Weimar oder doch lieber Punta Braccetto auf Sicilia wegen der lieben Leute und deren wunderbar schmeckenden Tomaten, runden Auberginen, Fischen, und Weinen dort. Und wegen des Klimas.

Welche KölnerInnen haben dich beeinflusst?
Hartmut Priess,1Ein Gründungsmitglied der Bläck Fööss. mein bester Freund und Pate meines Julius.

Wo ist dein Lieblingsplatz in Köln?
Daheim.

Was machst du zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch?
Karneval feiern, aber die Zeitspanne ist mir zu lang, 6 x 24 h, das kann ich beim besten Willen nicht beantworten und auch nicht immer erinnern, was zu jeder Stunden passierte.

Und was zwischen Aschermittwoch und Weiberfastnacht?
Noch länger, noch unmöglicher zu beantworten.

Wat hät für dich noch immer jood jejange?
„Et“

Wenn ich 10.000 Euro für etwas spenden würde, ginge mein Geld an….
Aktuell an den Vringstreff e.V., da die Diakonie bis Aug. 2019 jede Spende unter dem Motto „Weichen stellen“ verdoppelt.

Wodrüber laachs de dich kapott?
Hans Süper, mit dem ich heute Abend im „Sölzer Klaaf“, seiner Stammkneipe sitzen werde.

Dein Lieblingskölsch?
Muss ich geheim halten, sonst ist manch einer auf dem nächsten „Kölsch Konvent“ sauer auf mich.

Dein kölsches Lieblingsessen?
Himmel un Äad

Dein Lieblingsveedel?
Meine Straße. Ich komm einfach nicht weiter.

Nenne einen Grund, warum man Köln morgen verlassen sollte.
So ein Quatsch, diese Frage muss unbeantwortet bleiben. Der Rasen in Nachbars Garten ist nicht grüner, the green green gras of home ist bei mir daheim am saftigsten.

Dein Lieblingsschimpfwort auf Kölsch?
Hundsfott

Bitte vervollständige den Satz: Köln ist …
… meine Zudecke.


 

Diese Menschen haben bisher meine Fragen beantwortet: 


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Aber immer kurz & knackig, immer subjektiv & voreingenommen. Und immer kostenlos!
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Ein paar Fragen an Schwester Antonia – Köln ist lebendig

Schwester Antonia von den Benediktinerinnen in Köln-Raderberg, Bild: Uli Kievernagel
Schwester Antonia von den Benediktinerinnen in Köln-Raderberg, Bild: Uli Kievernagel

Es macht großen Spaß, sich mit Schwester Antonia zu unterhalten. Immer wieder hört man die dem Ruhrgebiet so eigene Sprachmelodie. So sprechen die Menschen in Bottrop, ihrer Heimatstadt. Dort arbeitet die als Margarethe Lange geborene Bibliothekarin in der Stadtbibliothek. In dieser Zeit sind gute Bücher und Deep Purple ihre Leidenschaft – ganz weit weg von Kirche oder „Erweckung“.

Erst die Begegnung mit einem Priester, dessen Güte, Glaubwürdigkeit und dessen Humor sie überzeugten, begleitete ihren Weg zu Glauben und Kirche.Und genau dieser Weg führte sie 2006 zu den Benediktinerinnen in Raderberg. Zunächst nur als Gast, doch dann reift der Entschluss zu bleiben. Aus Margarethe Lange wird Schwester Antonia.

Eine Nonne als Maikönigin?

Obwohl wir in unmittelbarer Nachbarschaft leben, kreuzen sich unsere Wege nicht persönlich sondern recht kurios auf elektronischen Weg: Der Drucker für mein Plakat zum „Tanz in den Mai“ schickt versehentlich den Plakat-Entwurf an das Kloster, dort landet diese E-Mail im Posteingang von Schwester Antonia.

Und dann wieder dieser typische Humor: Sie leitet das Mail weiter, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass „sie schon Interesse hätte, Maikönigin zu werden, aber nicht wüsste, wie der Orden dazu steht.“. Sofort ist mein Interesse geweckt – eine solche Nonne will ich unbedingt kennenlernen. Und diese Bekanntschaft möchte ich gerne mit euch teilen, daher kommt Schwester Antonia diese Woche in meiner Reihe „Ein paar Fragen an …“ zu Wort.

Ein paar Fragen an …. Schwester Antonia

Warum lebst du in Köln?

Weil das Kloster hier steht!
Ursprünglich war das keinesfalls gewollt, in einer Großstadt wie Köln zu leben. Ich bin im Ruhrpott geboren und ich hatte schon recht früh das Bedürfnis, dem Großstadtleben aus dem Wege zu gehen, ohne ganz davon zu lassen. Durch mein Studium bedingt landete ich in Bonn. Die Mischung war für meine Bedürfnislage das Nonplusultra und hätte ewig so weiter gehen können. Südlich von Bonn die Landschaft, der Rhein und der Wein. Nördlich Köln mit dem Trubel der Großstadt, den Kirchen, den Museen, eben Köln mit seinen vielseitigen Gesichtern und einem prallen Leben und Bonn selbst war ja auch nicht langweilig.
Dass ich dann das pralle Leben in einem Kloster suchte, welches dann eben in einer Großstadt steht, war nicht mein Plan, trotzdem folge ich diesem. Seit 2006 lebe ich nun in dieser Stadt, in diesem Kloster.

Du sprichst von einem „prallen Leben“ – geht das in einem Kloster überhaupt?

Von einem „prallen Leben“ im Zusammenhang mit dem Klosterleben zu sprechen, mag befremden, steht der Gedanke quer zur Vorstellung Vieler von einem klösterlichen Leben. Ich vergleiche dieses Leben mit einer Tiefenbohrung: Will ich an das frische und belebende Quellwasser in 10 Meter Tiefe, gelingt es kaum, wenn ich halbherzig 20 Mal jeweils 50 cm tief an der Oberfläche scharre. Ich muss mich richtig einsetzen, Ärmel hochkrempeln und auf Empfindlichkeiten verzichten. Ich stoße auf Lehmboden, der Kräfte raubt. Kies verstellt den Weg, urplötzlich fällt man in einen tiefen, dunklen Hohlraum, die Arme werden zuweilen recht lahm und doch reizt das Ziel, keine Anstrengung zu unterlassen, Grenzen zu überwinden und dabei auch die Freude über die vielen Ausgrabungsfunde zu erleben, die Hilfen, die einem ebenfalls zuteilwerden und Gemeinschaft und Verbundenheit wachsen lassen.
Das nenne ich ein pralles Leben.

Welche kölsche Eigenschaft zeichnet dich aus?

Den Rheinländer an sich erlebe ich als sehr offen, man trifft ihn gern in geselliger Runde an und es ist ein Einfaches, sich anzuschließen und teilzunehmen. Im Ruhrgebiet ist das erst nach einer gewissen Hürde der Fall, aber einmal akzeptiert und angenommen hat man treue Freunde für immer, die eine sehr ehrliche Art im Umgang miteinander haben. Diese Gradlinigkeit habe ich mir in Bonn abgewöhnt, da ich kein Einsiedlerleben führen wollte, die Offenheit für die Menschen hingegen, so glaube ich, habe ich mir bewahrt und bin im Glauben, dahingehend kaum mehr von einer Kölnerin zu unterscheiden zu sein.

Was würdest du morgen in unserer Stadt ändern?

Die Verkehrssituation, ob per Pedes, mit dem Fahrrad, oder dem Auto – Köln finde ich verkehrstechnisch schwierig. Der ÖPNV ist eine gute Alternative, wenn die Busse nicht selbst im Stau stecken.

Wenn nicht Köln – wo sonst könntest du leben? Und warum gerade dort?

Mein Traum war immer, von meiner Couch aus die Berge sehen zu können, wenn ich vom Buch aufschaue. In der Freizeit in aller Frühe hochzusteigen, um der Sonne beim Aufstieg zuzusehen. Berge faszinieren mich nach wie vor und ich bleibe dabei: wenn ich groß bin, ziehe ich in die Berge!

Welche KölnerInnen haben dich beeinflusst / beeindruckt?

Heinrich Böll: Vor vielen Jahren glaubte ich seinen Ursprung im Ruhrpott, doch handelte es sich dabei um die Verwandtschaft, die in Essen lebte. Die Schullektüre hat mich diesen Irrtum erkennen lassen, mich aber auch mit ihm ringen lassen.

Heinrich Böll wird von Schwester Antonia wegen seiner Fähigkeit, Menschen zu analysieren und diese Erkenntnis zu formulieren sehr geschätzt. Bild: Harald Hoffmann
Heinrich Böll wird von Schwester Antonia wegen seiner Fähigkeit, Menschen zu analysieren und diese Erkenntnis zu formulieren sehr geschätzt. Bild: Harald Hoffmann

Meine damalige Interessenlage deckte sich zu 0% mit der Seinigen und doch blieb er meinem Gedächtnis erhalten. Die Wertschätzung für Böll kam erst später. Durch diese Frage neu erinnert an „Die Ehre der Katharina Blum“ merke ich, diese Erzählung ist noch immer aktuell und das beeindruckt mich an Böll, wie klar er die Menschen zu analysieren verstand, wie er dieses Erkennen ins Wort bringen konnte.
Der Verlust großer Teile seines Nachlasses und der Schaden an dem, was nach dem Archiveinsturz geborgen werden konnte, erlebe ich als sehr schmerzlich.

Was machst du zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch?
Und was zwischen Aschermittwoch und Weiberfastnacht?

Erste Frage: mich dankbar am Leben freuen.
Zweite Frage: mich dankbar am Leben freuen.

Wenn ich 10.000 / 100.000 / 1 Mio. Euro für etwas spenden würde, ginge mein Geld an….

Ich würde das Geld in die vielen Projekte stecken, die sich vornehmlich um die Kinder kümmern; Kinder, die als Kindersoldaten missbraucht werden, oder in der Gefahr stehen, dieses Schicksal zu erleiden. Kinder auszubeuten, als billige Arbeitskräfte unter miserablen Bedingungen in Abhängigkeit bringen. Kinder, die sexuell missbraucht und misshandelt werden, die vernachlässigt und missachtet werden – das ist ein gigantisches Leid an diesen Seelen, am Leben überhaupt. Was den Kindern dieser Welt widerfährt, das bestimmt die Zukunft, das legt Zeugnis ab für uns Menschen.

Wodrüber laachs de dich kapott?

Wenn es mich richtig packt, bin meistens ich selber der Grund zur Heiterkeit.

Dein kölsches Lieblingsessen?

Quallmann met Klatschkies. Als ich noch selber für die Planung und Durchführung meines Speiseplans verantwortlich war, habe ich dieses Gericht, mit vielfältigen Varianten bei der Zubereitung, mindestens dreimal die Woche zu mir genommen, ohne es jemals leid geworden zu sein.

Quallmann met Klatschkies, das Lieblingsessen von Schwester Antonia, Bild: Timo Klostermeier / pixelio.de
Quallmann met Klatschkies, das Lieblingsessen von Schwester Antonia, Bild: Timo Klostermeier / pixelio.de
Nenne einen Grund, warum man Köln morgen verlassen sollte.

Damit man sich auf die Rückkehr freuen kann.

Dein Lieblingsschimpfwort auf Kölsch?

Lötschendötsch (in der hochdeutschen Übersetzung etwa „Blödmann“ oder „Dummkopf“) – das hat in seiner kölschen Form noch einen sympathisch-liebkosenden Unterton und lässt den Angesprochenen nicht verzweifelt zurück.

Bitte vervollständige den Satz: Köln ist ….

… mal laut, mal leise, mal unerträglich, dann freundlich, mal witzig, zuweilen aber auch engstirnig, eitel und missgünstig, musikalisch, verspielt, punktuell allerdings sogar RECHT(S)haberisch, ich hoffe da auf eine Wandlung hin zu einer Großzügigkeit, die Raum zu leben lässt.
Köln ist mal gut-, mal schlecht gelaunt, mal regnerisch.

Köln ist lebendig!


Diese Menschen haben bisher meine Fragen beantwortet: 


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Ein paar Fragen an Thomas Frings – Aus, Amen, Ende?

In der neuen Reihe „Ein paar Fragen an …“ werde ich Menschen aus Köln befragen, die etwas zu sagen haben. Den Anfang macht Thomas Frings.

Thomas Frings, Autor von "Aus Amen„Aus, Amen, Ende? So kann ich nicht mehr Pfarrer sein“, Bild: Thomas Frings
Thomas Frings, Autor von „Aus Amen, Ende? So kann ich nicht mehr Pfarrer sein“, Bild: Thomas Frings

Thomas Frings studierte Theologie sowie Kunstgeschichte und wurde 1987 zum Priester geweiht. Von 2009 an war er Pfarrer der Heilig-Kreuz-Gemeinde in Münster. Frings trat im Februar 2016 als Pfarrer zurück, weil er den Bedeutungsverlust von Kirche und Glauben nicht mehr mittragen konnte und den Service-Erwartungen an seine Person nicht entsprechen wollte. Danach nutzte er eine Auszeit in einem niederländischen Kloster, um sein Buch „Aus, Amen, Ende? So kann ich nicht mehr Pfarrer sein“ zu schreiben. Seit Oktober 2017 lebt er bei den Benediktinerinnen in Köln-Raderberg direkt in meiner Nachbarschaft. Thomas ist ein Großneffe des Kölner Kardinal Frings. Passend zu seinem Einzug in Raderberg titelte der Kölner Stadt-Anzeiger „Köln hat wieder einen Frings“.

1. Was hat dich nach Köln gezogen?

Scherzhafterweise habe ich schon früher gesagt, dass ich im Ruhestand nach Köln ziehen werde. Bei Priestern ist der spätestens mit 75 Jahren erreicht. Nun haben einige Turbulenzen dazu geführt, dass ich früher in Köln gelandet bin als vorgesehen. Allerdings bin ich noch lange nicht im Ruhestand. Da sich an meiner Person und den Positionen, die ich vertrete, eine heftige innerkirchliche Diskussion entzündet hat, bin ich zur Zeit ´schwer vermittelbar´. Diesen Umstand haben sich die Benediktinerinnen in Köln-Raderberg zu Nutze gemacht und mich für sich und eine gemeinsame Suchbewegung (Wie können wir Kirche für die Menschen sein?) an Land gezogen.

2. Welche kölsche Eigenschaft zeichnet dich aus?

Ich lebe und liebe die Rheinisch-Katholische Art: Man muss alles ernst nehmen, aber nicht zu ernst. Wenn du das Leben zu ernst nimmst, dann wird es bitter. Wenn du es zu leicht nimmst, dann geht es kaputt. Und das „Rezept“ dafür habe ich mir von den Kölschen abgeguckt. Nehmen wir mal das Beispiel Integration. Integration ist in Köln 2.000 Jahre lang gelebte Praxis. Das Kuriose daran ist: Wie Integration genau geht, wissen die Kölner auch nicht. Aber in Köln gelingt es halt. Das gipfelt dann darin, dass hier sogar ein Portugiese ein echt kölsches Brauhaus eröffnen kann und keiner wundert sich. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass Integration in Köln wie bei einem guten Klavierspieler funktioniert: Sobald er über sein Spiel nachdenkt, verspielt er sich. Und so ist der Kölner – der spielt „Integration“ ganz ohne Noten. Und das klappt.

3. Welche Personen aus Köln haben dich geprägt?

Ganz eindeutig die Cousine meines Vaters, Susanne Custodis, von allen nur „Sus“ genannt. Ein kölsches Urgestein, geboren Auf dem Berlich, getauft in St. Gereon. Mittendrin also. Sprach tiefstes, unverfälschtes Kölsch. Die hat ein Leben voller Lebensfreude geführt. Und ihr Plan war, die 90 noch voll zumachen. Sie hat immer gesagt: „Nach meinem 90. ziehe ich nach Melaten, da habe ich ein Grundstück.“ Hat funktioniert – sie ist drei Wochen nach ihrem 90. Geburtstag gestorben. Und ich habe sie selber auf Melaten, auf ihrem Grundstück, beerdigt.

4. Was würdest du in Köln verändern?

Eindeutig und ganz klar: Als erstes würde ich die Fahrradwege anpacken. Das sind keine Radwege, das sind schlecht asphaltierte Waldwege. Und so etwas in einer Millionenstadt. Da muss dringend etwas passieren.


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