Erzbischof Anno II. – ne janz fiese Möpp!

Anno II. mit seinen Stiftungen, ganz oben die Benediktinerabtei Siegburg, Bild: Public domain,
Anno II. mit seinen Stiftungen, ganz oben die Benediktinerabtei Siegburg, Bild: Public domain,

Egal, ob sie nun Woelki, Meissner, Ruprecht, Hildolf oder Anno hießen: Mit den jeweiligen Erzbischöfen hatten die Kölschen fast durchweg ihre Probleme. Eine Ausnahme stellte dabei der von den Kölnern noch heute verehrte Josef Kardinal Frings dar.

Ein ganz besonders fieser Vertreter in dieser Reihe der dunklen Gestalten war aber Anno II. Wobei selbst das noch umstritten ist – so soll es Fans des Bischofs geben, die ihn als fromm und freigiebig gegenüber den Armen bezeichnen.

Geboren in Schwaben

Geboren um 1010 wuchs Anno im tiefsten Schwaben, etwa 30 Kilometer entfernt von Ulm, auf. Obwohl er nur aus niederem Adel stammte, hatte er  recht gute Chancen auf den sozialen Aufstieg. Sein Bruder sollte später Erzbischof von Magdeburg werden, sein Neffe Bischof von Halberstadt – alles mit tatkräftiger Hilfe von Anno. Und er war entfernt mit Rainald von Dassel verwandt – immerhin der Bischof, der die Gebeine der Heiligen Drei Könige nach Köln brachte.

Anno schlug zunächst die klassische Laufbahn eines Adligen seiner Zeit ein: Eine Ritterausbildung mit Reiten und Fechten. Doch diese Karriere erlebte einen heftigen Bruch. Sein Onkel, ein Geistlicher in Bamberg, überredete ihn im Jahr 1021 in die Bamberger Stiftsschule St. Stephan einzutreten. Der Beginn eines bemerkenswerten Aufstiegs in der Kirche.

Anno studierte unter anderem in Paderborn und baute sich ein beeindruckendes Netzwerk auf. So wurde er von Kai­ser Hein­rich III. im Jahr 1046 an den kaiserlichen Hof berufen und 1054 zum Propst Stif­tes St. Si­mon und Ju­das in Goslar ernannt. Bereits zwei Jahre später kam der entscheidende Karriereschritt: Am 11.02.1056 starb Hermann II., Erzbischof von Köln. Anno wurde sein Nachfolger auf dem mächtigen Bischofsstuhl in Köln.

Kölner enttäuscht

Die Kölner waren mit diesem Bischof nicht einverstanden: Der Schwabe Anno war für sie ein „Fremder“. Die Patrizierfamilien rümpften über ihn die Nase:  Ein Bischof, der nicht dem Hochadel entstammt. Diese Skepsis war dem Erzbischof egal – er begann unmittelbar nach Amtsantritt seine Machtposition zu festigen.

Er drängte den Pfalz­gra­fen Hein­rich (nicht mit dem Kaiser Heinrich zu verwechseln!) zurück, nahm dessen Familie den be­fes­tig­ten Sieg­berg ab­ und gründete dort das Kloster Siegburg. Somit war ein wichtiger Konkurrent um die Macht am Rhein ausgeschaltet.

Der Staatsstreich von Kaiserswerth

Kaiser Heinrich III. starb 1056, sein Sohn Heinrich IV. war zu diesem Zeitpunkt erst sechs Jahre alt. Somit war der wichtigste Herrscherthron verwaist. Zwar übernahm Kaiserin Agnes, die Witwe Heinrichs III., die Regentschaft für Ihren Sohn, konnte sich aber in den machtpolitischen Ränken der Fürsten und Bischöfe nicht durchsetzen.

Anno II. setzte sich an die Spitze der Gegner von Agnes. So kam es zum „Staatsstreich von Kaiserswerth“. Kaiserin Agnes und der damals erst 12 Jahre alte Heinrich IV. waren auf dem Weg nach Nimwegen. Anno rüstete ein prächtiges Schiff aus und überredete den jungen Thronerben auf der Kaiserpfalz Kaiserswerth zu einer Besichtigung des Schiffs. Kaum war Heinrich IV. auf dem Schiff, legte dieses  plötzlich ab. Anno entführte den jungen Kaiser. Dieser versuchte zwar noch zu fliehen und sprang ins Wasser – doch vergebens. Er wurde aus dem Rhein gefischt und nach Köln gebracht.

Dort wurde Anno nicht nur Lehrer des jungen Thronfolgers, sondern auch sein Vormund. Kaiserin Agnes zog sich auf ein Kloster im Piemont zurück und Anno führte gemeinsam mit Erzbischof Siegfried I. von Mainz und Erzbischof Adalbert von Bremen faktisch die Regierungsgeschäfte.

Auch am Kölner Rathaus findet sich eine Figur von Anno II. (rechte Seite des Bildes), Bild: Raimond Spekking
Auch am Kölner Rathaus findet sich eine Figur von Anno II. (rechte Seite des Bildes), Bild: Raimond Spekking

Anno flieht durch das „Annoloch“

Kölns Bürger wurden immer unzufriedener mit dem selbstherrlichen und strengen Anno. Als dieser dann im Jahr 1074 im Hafen das Schiff eines Kaufmanns beschlagnahmen ließ, um dem Bischof von Münster eine Heimfahrtgelegenheit zu bieten, war das Maß voll: Die Bürger rebellierten gegen den ungeliebten Bischof.

Anno verschanzte sich und der tobende Mob tötete einen harmlosen Kleriker, den man für Anno hielt. Der Bischof hingegen konnte den aufgebrachten Bürgern entkommen. Dafür nutze er das „Annoloch“ – eine kleine Lücke in der römischen Stadtmauer. Anno brachte sich so vor den mordlustigen Kölnern in Sicherheit. Allerdings konnte der machthungrige Anno diese Schmach nicht ungesühnt stehen lassen.

Schon ein paar Tage später kam er mit schwer bewaffneten Truppen zurück und belagerte die Stadt. Die Kölner erkannten die Übermacht der Belagerer und öffneten die Stadttore. Der Bischof fackelte nicht lange und sprach grausame Strafen für die Aufrührer aus: Etliche Kölner wurden geblendet.1Dabei wird ein rotglühendes Stück Eisen, in der Regel ein Schwert, vor die Augen einer Verurteilten gehalten. Durch die Hitze wird die Netzhaut zerstört und die geblendete Person erblindet. Andere belegte er mit dem Kirchenbann. Viele der so nahezu rechtslosen Menschen wurden Opfer von Lynchjustiz. Ungefähr 600 Kaufleute verließen die Stadt und Köln war, so ein zeitgenössischer Bericht, „fast völlig verödet und schauriges Schweigen herrschte auf den leeren Straßen.“  

Anno zieht sich aus Köln zurück

Verständlich, dass sich Anno in Köln nicht mehr sicher fühlte. Er zog sich auf den Siegberg, der später zur Abtei Siegburg werden sollte, zurück. Er verfügte auch, dass er dort begraben werden wollte.

Anno starb am 4. Dezember 1075 in Köln. Sein Leichnam wurde in einer aufwändigen Pro­zes­si­on zu al­len Köl­ner Stifts- und Klos­ter­kir­chen ge­tra­gen und dort jeweils drei Tage auf­ge­bahrt. Seine letzte Ruhe hat er, entsprechend seines Wunschs, in der Abteikirche Michaelsberg gefunden. Noch heute steht der prächtige Annoschrein, geschaffen von Nikolaus von Verdun, der immerhin auch den Dreikönigenschrein im Kölner Dom erschaffen hat, dort in einer Seitenkapelle.

Der Annoschrein in der Abteikirche Michaelsberg, Bild: Amekrümel, CC BY-SA 3.0
Der Annoschrein in der Abteikirche Michaelsberg, Bild: Amekrümel, CC BY-SA 3.0

Kaum zu glauben, dass schnell nach seinem Tod eine regelrechte „Annoverehrung“ stattgefunden hat. So wurde er 1183 heilig gesprochen. Einer seiner Nachfolger auf dem Bischofsstuhl in Köln, Joseph Kardinal Höffner, sagte im Jahr 1975 über Anno „Anno war oft unbeherrscht, heftig, unbequem und unbeugsam, nicht selten bis zum Starrsinn. Er war ein Mann voller Spannungen und Widersprüche.“

Und jetzt werfen wir wieder ein Blick auf unseren aktuellen Bischof. „Starrsinn“, „unbeugsam“, „Widersprüche“ kommen einem sehr bekannt vor, wenn man an Kardinal Rainer Maria Woelki denkt.

Vielleicht sollten wir Kölner mal wieder einen Aufstand wagen und diesen unseligen Kirchenmann in die Wüste schicken.   


Bläck Fööss: Feschers Köbes

Die Bläck Fööss haben mit „Feschers Köbes“ dem Aufstand gegen Anno ein Gesicht gegeben. Das Lied handelt von dem fiktiven Charakter Jakob – auf Kölsch: Köbes – dessen Schiff Anno beschlagnahmen wollte und der, zumindest im Lied, zum Anführer der Aufständischen wurde. Zur Strafe wurde er von Annos Schergen geblendet.

De Fescher’s lävten em hellije Kölle
et wor’en Familich vun ech kölscher Art.
Mer schreff de Zick su kootvör Elfhundert
et Levve trof se hatt.

D’r Vatter dat wor d’r Fescher’s Bätes
hatt drei stolze Scheffe, wor Handelshär.
Hä fuhr vun Kölle bes Engeland un Holland,
sing Fuhre tonneschwer.

Singe ältste Son dat wor d’r Köbes,
für dä hatt dä Bätes e Frachscheff jebaut.
Domet wor dä Köbes en Holland jewäse
beim Keetje, dat wor sing Braut.

Hä wor jung un stolz, hatt e Hätz,
standhaff un nit bang,
hä wor ’ne kölsche Fetz.

Hä wor jrad doheim, do braat im d’r Stadtvogt
vum Erzbischof Anno e Schrieve vorbei.
Si Frachscheff sollt d’r Köbes im jewe,
su einfach, als wör nix dobei.

D’r Köbes saat: Su lang wie ich levve
kritt ehr et nit, dozo hat ehr kei Räch.
Un die Kölsche, die dovun hote, die saaten:
D’r Köbes dä hät Räch.

D’r Erzbischof Anno sprung faß us dem Wöbche,
hä bröllte: He driev d’r Düvel si Spill.
Hä dät vun d’r Kanzel janz Kölle usschänge,
dat wor dann denne Kölsche zo vill.

Em Nu hatt sich dat wie e Für römjesproche,
Kölle dä Kölsche heeß jetz die Parol.
Erus met däm Kradeföösch us Schwobe
schmießt en vum Bischofsstohl.

Doch als se de Dür vum Dom objebroche,
do wor dä Anno allt längs durch de Kood.
Hä hatt sich durch e Pözje verkroche,
die Kölsche, die kochten vor Wot.

Se däten ehr Wot an denne usloße
die jrad op Besök beim Anno jewäs.
D’r Fescher’s Köbes, dä wollt‘ se beruhije
un reef laut: Höt op met dam Dreß.

Hä wor jung un stolz, hatt e Hätz,
standhaff un nit bang,
hä wor ’ne kölsche Fetz.

D’r Köbes, dä die Kölsche jefoht hatt,
dä wod jetz en janz Kölle jefiert.
Doch üwer Naach, do kom d’r Anno
met Söldner anmarschiert.

Hä wollt zwar verjewe, doch sing Soldate
han einfach koote fuffzehn jemaat,
se han och dä Köbes zesammejeschlage
un han in dann en Kette jelat.

Sing Mamm die jing beim Anno dann bedde
un sat: Leeve Föösch, verschont minge Jung.
Ehr kritt unser Scheff un all unser Jrosche
doch jewt mer minge Jung.

Denn hä is jung un stolz, hätt e Hätz,
standhaff un nit bang,
hä is ’ne kölsche Fetz.

De Anklach wod vürjelese
un dann passeete wat keiner verstund,
se däten däm Köbes et Augeleech nemme,
en letzte Tron em Aug‘ im stund.

Dem Papp un d’r Mamm es et Hätz faß jebroche,
ehr Siel wod ze Stein vör Troor un vör Ping,
blotrut stund de Sonn üwer Kölle,
d’r Köbes, dä kunnt se nit sin.

Hä wor jung un stolz, hatt e Hätz,
standhaff un nit bang,
hä wor ’ne kölsche Fetz.


Seite 1 des Annoliedes in der Edition von Martin Opitz, Danzig 1639, Bild: Hochschule Augsburg
Seite 1 des Annoliedes in der Edition von Martin Opitz, Danzig 1639, Bild: Hochschule Augsburg

Das Annolied

Im Gegensatz zu dem Lied der Bläck Fööss wird Anno II. im sogenannten „Annolied“ verherrlicht. In 878 Versen wird sein Leben und Wirken gepriesen. Verfasser war des zwischen 1077 und 1081 entstanden Werks war wahrscheinlich ein Mönch im Kloster Siegburg.

Wer des frühmittelhochdeutschen mächtig ist, kann sich den kompletten Text auf der Website der Hochschule Augsburg ansehen.


Anno 1074 - Der Aufstand gegen den Kölner Erzbischof, Bild: Bastei-Lübbe
Anno 1074 – Der Aufstand gegen den Kölner Erzbischof, Bild: Bastei-Lübbe

Historischer Roman: Anno 1074.
Der Aufstand gegen den Kölner Erzbischof.  

Bei Bastei-Lübbe gibt es auch den passenden Roman von Jörg Kastner zum Aufstand gegen Anno.  (‎ Bastei Lübbe, ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3404141395, nur noch im Antiquariat erhältlich)

DANKE an meinen treuen Leser Chrisi aus der Eifel für diesen Hinweis.


Eine Geschichte der Stadt Köln - Akteure 1. Kölner Podcast-Tag am 24.11.2023
 

Podcast „Eine Geschichte der Stadt Köln“

Willem Fromm, der Kopf hinter dem Podcast „Eine Geschichte der Stadt Köln“ hat Anno eine komplette Folge gewidmet: „Anno II. von Köln: Der Augenausstecher, der Köln erblühen ließ“

Willem über Anno: „In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts herrschte Anno II. über die Stadt Köln. Mit einer regen Bautätigkeit in der Stadt ist er bis heute im Stadtbild verewigt. Auch Kunst, Kultur und Handel blühten unter seiner Herrschaft auf. Und die Verehrung des Heiligen Georg verschaffte Anno hier am Rhein eine nie dagewesene Größe.“


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Von Prunk bis Stunk – Sitzungen im Kölner Karneval

Für jeden etwas dabei: Karnevalssitzungen in Kölle
Für jeden etwas dabei: Karnevalssitzungen in Kölle

Überblick: Kölsche Karnevalssitzungen

Die kölschen Sitzungen sind das „Hochamt“ des Karnevals – egal, ob sie als Prunk- oder Stunksitzung daherkommen. 

Früher, bis etwa Mitte der 1980er Jahre, war es ganz einfach, wenn man zu einer Karnevalssitzung wollte: Frack oder Abendkleid anziehen und ab zur Prunksitzung im Gürzenich oder im Kostüm zu einer der zahlreichen Pfarrsitzungen im Gemeindesaal im Veedel.

Heute ist (gottseidank!) das Angebot an Karnevalssitzungen viel breiter gefächert. Und es gibt für nahezu jeden Geschmack das passende Format. Erstaunlich: Egal wie alternativ die Sitzungen auch sind, das Grundgerüst einer „klassischen“ Sitzung mit Präsident oder Präsidentin, einer Abfolge von Nummern wie in einer Revue, bleibt bestehen. Lediglich ein oft sehr steifer  Elferrat und die endlose Begrüßung der Ehrengäste gehören zum Glück heute fast immer der Vergangenheit an.

  • Doch welche Sitzung ist die richtige für mich?
  • Wo fühle ich mich wohl ?
  • Wie will ich Fastelovend feiern?

Damit ihr euch heute schon auf die kommende Session freuen könnt, hier eine Übersicht mit Erläuterung der wichtigsten Karnevalssitzungen in Kölle.


Elferrat der Stunksitzung mit Präsidentin Biggi Wanninger, Bild: Renate Lehmann
Elferrat der Stunksitzung mit Präsidentin Biggi Wanninger, Bild: Renate Lehmann

Stunksitzung

DIE Mutter aller alternativen Karnevalssitzungen. Seit 1983 bringen die Stunker Schwung in den Karneval. Zuerst in der Alten Mensa an der Universitätsstraße, heute im E-Werk. Und das mit einem unglaublichen Erfolg: Die insgesamt etwa 65.000 Tickets sind regelmäßig binnen Minuten ausverkauft. 

Stunksitzung


Die kleinste Karnevalssitzung der Welt
Die kleinste Karnevalssitzung der Welt

Die kleinste Karnevalsitzung der Welt

Die kleinste Karnevalsitzung der Welt kommt zu dir. Eine komplette Sitzung mit Bands, Büttenredner, Tanzgruppe, Dreigestirn, einem kölschen Traditionskorps und vielem mehr – alles dargestellt von nur einer Person

Mit 1 Stunde 11 Minuten Dauer ist „Die kleinste Karnevalsitzung der Welt“ vielleicht auch die kürzeste Sitzung der Welt. Alle weiteren Infos zu kleinsten Sitzung der Welt gibt es hier.  


Auch die Kehrmännchen treten in der Puppensitzung auf, Bild: Kölsch Hänneschen
Auch die Kehrmännchen treten in der Puppensitzung auf, Bild: Kölsch Hänneschen

Puppensitzung

Diese Sitzung muss jeder Kölsche mindestens einmal im Leben gesehen haben. Und es ist so schwer an Karten zu kommen. Schon 24 Stunden vor dem offiziellen Vorverkauf im September richten sich die ersten Jecken mit Zelten und Schlafsäcken am Eisenmarkt vor dem Hänneschen-Theater auf die lange Wartezeit bis zum ersehnten Ticketkauf ein. In der Sitzung selber persiflieren die Puppenspieler liebevoll den traditionellen Karneval. Und haben alle Größen des Fastelovends auf der Bühne: Bläck Föös, Kasalla, Brings, das Dreigestirn, Funken in allen Farben und viele mehr. Und alle mit Holzköpfen. Denn selbstverständlich treten die genannten Personen und Gruppen nicht persönlich, sondern als Puppen auf. Dass hier ausschließlich tiefstes Kölsch gesprochen wird, ist selbstverständlich. Für die Kinder gibt es eine spezielle Kinder-Puppensitzung.

Puppensitzung


Prunksitzung

Kalte Ente, Abendkleid, Frack, Weinzwang, Preise wie im Pascha: Die klassische Prunksitzung erfüllt regelmäßig alle Vorurteile. Egal ob im Sartory, Gürzenich oder Maritim – hier trifft man sich nicht unbedingt, um eine Sitzung zu sehen, sondern weil man gesehen werden will. Vorsicht beim Kartenkauf, denn dieses Format tritt auch schon mal als „Festsitzung“ oder „Galasitzung“ auf. Und ganz besondere Vorsicht, wenn auf dem Ticket „um Abendgarderobe wird gebeten“ steht. Aber wer es mag …

Tickets für verschiedene Prunksitzungen gibt es bei kölnticket.


Röschen Sitzung

Hier, so die Macher dieser schwullesbischen Alternative zum klassischen Karneval, tummeln sich „warme Jecken aus aller Welt“. Gestartet als Rosa Sitzung stellte der WDR 2004 die TV-Übertragung ein. Wegen der wegbrechenden Fernsehgelder konnte diese Sitzung nicht mehr finanziert werden. Die Macher konzentrierten sich auf ihre Wurzeln und feiern seitdem eine kleine, aber feine Sitzung in Mülheim op dä Schäl Sick.

Röschensitzung


Pfarrsitzungen sind bunt, bodenständig und bezahlbar, wie hier in St. Pius, Köln-Zollstock, Bild: Uli Kievernagel
Pfarrsitzungen sind bunt, bodenständig und bezahlbar, wie hier in St. Pius, Köln-Zollstock, Bild: Uli Kievernagel

Pfarrsitzungen

Die regelmäßig wunderschönen Pfarrsitzungen sind eine der Grundfesten des kölschen Fasteleers. Grundsätzlich handelt es sich dabei um Kostümsitzungen, die in den Veedeln gefeiert werden. Hier schunkelt die Nachbarschaft miteinander – übrigens vollkommen unabhängig von der Religion. Bei Eintritt und auch Bewirtung zu normalen Preisen können sich diese Sitzungen die Top-Bands und Redner des Karnevals nur selten leisten. Sehr lobenswert: Einige Karnevalisten bieten speziell diesen Sitzungen günstigere Preise an, denn so Jörg Runge, der als „Tuppes vom Land“ über die Karnevalsbühnen zieht: „Sterben die kleinen Vereine, stirbt das Fundament des Karnevals.“.  Und wenn es dann doch eng wird mit der Programm, steigt eben der Kirchenvorstand oder sogar der Pfarrer selber in die Bütt.

Falls ihr zu einer solchen Sitzung gehen wollt, schaut rechtzeitig in Schukästen der Gemeinden. 


Die Hausband der Immisitzung rockt das Bürgerhaus Stollwerck, Bild: Jassin Eghbal
Die Hausband der Immisitzung rockt das Bürgerhaus Stollwerck, Bild: Jassin Eghbal

Immisitzung

Unter dem Motto „Jeder Jeck ist von woanders“ feiern die Immis seit 2010 im Bürgerhaus Stollwerck. Als „Imi“ (abgeleitet von „imitiert“) werden in Köln alle Zugezogenen oder „unechten“ Kölner bezeichnet. Bei der Immisitzung kommt das zweite „m“ hinzu. Hier sind tatsächlich Menschen gemeint, die nicht in Köln geboren wurden, sondern „Immigranten“. Sehr sympathisch (und sehr Kölsch) wird der „Immi“-Begriff hier sehr weit ausgelegt, sogar Immis aus Bayern und Düsseldorf arbeiten im Ensemble mit Menschen aus acht weiteren Nationen unter der souveränen Leitung von Myriam Chebabi als Immi-Mymmi I. zusammen.

Leider mussten die „Imis“ ihre Sitzung 2023 absagen. ABER: Das Ensemble der Immisitzung hat vier Gast-Auftritte bei Fatal Banal! 

Immisitzung


Flüstersitzung

Die Flüster- oder Nostalgiesitzungen sind der Gegenentwurf zum „Party-Karneval“. Statt lautem Remmi-Demmi gibt es hier die leisen Töne. Alle Musiker spielen „usjestöpselt“, den Rednern wird tatsächlich zugehört (was auf anderen Sitzungen nicht immer der Fall ist). Hier treten auch oft Künstler auf, die eigentlich schon im karnevalistischen Ruhestand sind, wie zum Beispiel der Kölsche Schutzmann Jupp Menth.

Die „Große Kölner Karnevalsgesellschaft e.V. 1882“ bietet eine Flüstersitzung an.


Herrensitzung

Okay – einmal sollte man das mitgemacht haben. Man trifft sich, in der Regel sonntags zur besten Frühschoppenzeit, trinkt die ersten Kölsch („vorglühen“) und geht dann gemeinsam zur Sitzung. Dort steht oft das Kölsch als Getränk und nicht als Sprache im Vordergrund. Die Bands stellen ihre Verstärker etwas lauter und ab geht es. Redner haben hier spätestens ab der zweiten Stunde keine Chance mehr. Und regelmäßig sorgen die leicht bekleideten Nummerngirls für Ärger mit den Offiziellen des Karnevals.

Tickets für verschiedene Herrensitzungen gibt es bei kölnticket.


Damensitzung

Zugegeben: Kenne ich nur vom Hörensagen. Ist das Pendant zur Herrensitzung, nur stehen hier „Kleiner Feigling“ und Prosecco im Vordergrund. Und statt des Nummerngirls gibt es auch schon mal einen Nummernboy.

Tickets für verschiedene Damensitzungen gibt es bei kölnticket.


Nur an Karneval wird die Lanxess-Arena zur "Kölnarena"
Nur an Karneval wird die Lanxess-Arena zur „Kölnarena“

Lachende Kölnarena

Eine echte Besonderheit im Sitzungskarneval: Hier ist es erlaubt, Essen und Getränke selber mitzubringen. Und so schleppen die Karnevalsjecken hunderte Fässer, kiloweise Frikadellen und viele, viele Eimer Kartoffelsalat nach Deutz. Mit etwa 10.000 Besuchern für jede der bis zu 15 Veranstaltungen in einer Session ist die Lachende Kölnarena das Schwergewicht unter den Sitzungen. Und hier spielen wirklich ALLE wichtigen Akteure. Besonders schön ist der „Mini-Rosenmontagszug“ zu Beginn jeder Sitzung. Hier ziehen Gruppen und Korps aus dem Fastelovend einmal durch das Rund der Arena – mit dem Dreigestirn als Höhepunkt.

Lachende Kölnarena


Jeckespill

Jeckespill – de Weetschaffsitzung

Mit Krätzjer, Klaaf un Kalverei tourt diese Sitzung durch verschiedene Kneipen in Köln. Immer restlos ausverkauft, immer „ballermannfrei und viel mit dem Publikum.“, so Erfinder und Sitzungspräsident Helmut Frangenberg. Dazu gehört auch das gemeinsame Singen von Karnevalsklassikern, die (fast) schon in Vergessenheit geraten sind.

Jeckespill


Das 2019er Motto von :Loss mer singe lautet "Mer levve uns Leeder"
Das 2019er Motto von :Loss mer singe lautet „Mer levve uns Leeder“

Loss mer singe-Sitzung

Mitsingen, Mitfeiern, Mitstimmen, Mitmachen. So einfach und genial kann Karneval sein. Entstanden in einer Wohnküche, wo Erfinder Georg Hinz seine Freunde für den Kneipenkarneval textsicher gemacht hat, ist „Loss mer singe“ (LMS) fester Bestandteil des kölschen Fasteleers. Durchaus fraglich ist es, ob Bands wie Kasalla, Cat Ballou oder die Klüngelköpp ohne LMS den Durchbruch geschafft hätten. 2006 war dann klar, dass auch LMS eine eigene Sitzung veranstaltet. Und das Konzept, gemeinsames Singen mit den traditionellen Elementen des Karnevals zu verbinden, funktioniert. Ein echtes Highlight ist der regelmäßige Auftritt des „Raketenmanns“, der immer dann auftritt, wenn ein Künstler eine ganz besonders gute Leistung auf die Bühne  gezaubert hat.


Kindersitzungen

Auch die Jüngsten werden kindgerecht an den Karneval herangeführt. Immer im Kostüm und mit viel Platz für die notwendige Bewegung geht es mit den Pänz in den Sälen hoch her. Neben Clowns und viel Musik ist regelmäßig der Besuch des Kinderdreigestirns Höhepunkt dieser Sitzungen. Mit der „Puppensitzung für Kinder“ bietet das Hänneschen eine spezielle und unbedingt empfehlenswerte Sitzung.


Fatal Banal - alternativer Karneval aus Ehrenfeld
Fatal Banal – alternativer Karneval aus Ehrenfeld

Fatal Banal

Garantiert „tuschfrei“, gerne mit (lokal-) politischen Seitenhieben und herrlich respektlos wird seit 1992 zunächst im BÜZE / Bürgerzentrum Köln-Ehrenfeld, aktuell in Kalk, frecher, alternativer Karneval gefeiert. Die Hausband trägt, nach einer Abstimmung unter den Fans, den Namen „Kalk Kapelle“. Übrigens: Nach dem offiziellen Sitzungsprogramm wird immer gemeinsam weitergefeiert.1Ein großes DANKE an Joachim für die aktuellen Infos zu Fatal Banal.

Fatal Banal 


Deine Sitzung wird im Klettenberger Brunosaal und in den Bolloni-Hallen gefeiert
Deine Sitzung wird im Klettenberger Brunosaal und in den Balloni-Hallen gefeiert

DEINE SITZUNG

Die einzige Sitzung mit dem „Winkemariechen“, welches auf der Bühne das Publikum zum Mitmachen animiert. Auf dieser Sitzung wird mit dem gemeinsamen Ausruf „Backen, Hacken uuuund Mett!“ dem kölschen Grundnahrungsmittel Mett gehuldigt. Es werden METTleys gesungen, das „Orchester der Liebe“ spielt mit Inbrunst Lieder wie „Mett is in the air“ und die Sitzungspräsidentin Karolin Kebekus kommt als Mettwoman auf die Bühne.

DEINE SITZUNG


Fremdensitzung

Ich dachte eigentlich, das gäbe es heute nicht mehr. Bis ich bei der Recherche die „Große Prunk- und Fremdensitzung“ der Ehrengarde gefunden habe. Tatsächlich hat man früher auf Fremdensitzungen die kölschen Elemente und insbesondere die Verwendung der kölschen Sprache auf ein für „auswärtige Gäste“ vertretbares Maß heruntergeschraubt. Und das, obwohl doch eigentlich immer die Kölschen den größten Teil der Gäste gestellt haben. Wer  ausgelassen Karneval feiern will, ist hier nicht richtig aufgehoben, so lautet es in der Ankündigung der Ehrengarde: „Auch diese Sitzung eignet sich insbesondere für unsere auswärtigen Gäste. Abendgarderobe bzw. Smoking ist wünschenswert. Achtung: keine Kostümsitzung!“


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Kölner Brücken: Die Südbrücke – vernachlässigtes Schmuckstück

Die Südbrücke in Köln, Bild: Michael Musto, CC BY-SA 4.0
Die Südbrücke in Köln, Bild: Michael Musto, CC BY-SA 4.0

Op dä Südbröck stonn ich off Stunde,
immer widder
luhr ich dä Möwe
un dä Schleppkähn noh,

loss ming Jedanke frei.

BAP: Met Wolke schwaade1Übersetzung:
Auf der Südbrücke stehe ich oft Stunden, immer wieder
sehe ich den Möwen und den Schleppkähnen nach,
lasse meine Gedanken frei.

 

Bevor man, wie der kölsche Musiker Wolfgang Niedecken von BAP, sich auf der Kölner Südbrücke seinen Träumen hingeben kann, ist zunächst mal der Aufstieg angesagt: Es geht am linken Rheinufer 53 Stufen, knapp vier Stockwerke, hoch. Besonders anstrengend ist diese Treppe, wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist: Mangels Rampe hilft nur hochtragen. Es gibt zwar schmale Eisenschienen auf den Treppen, auf denen man sein Fahrrrad auch hochschieben kann. Aber es bleibt dabei: Der Aufstieg ist schon mit einem normalem Fahrrad sehr mühsam und mit einem vergleichsweise schwerem E-Bike nicht zu schaffen. 

Schwingungen der Brücke 

Oben angekommen entschädigt das erhabene Gefühl, mitten über dem Rhein zu stehen. Und wenn dann noch ein Güterzug vorbeikommt, ist das Gefühl perfekt: Die leichten Schwingungen der Brücke spürt man im ganzen Körper, das laute Gerumpel des Zugs hört man, und den majestätischen Rhein sieht man.

Weniger majestätisch ist der leider etwas heruntergekommene Zustand der Südbrücke. Die gewaltigen Brückentürme auf der linken Rheinseite sind gesperrt, alles ist von wenig talentierten Sprayern vollgeschmiert. „Die Südbrücke ist richtig versaut, die ist ein Objekt von Schmierereien von oben bis unten.“ so der ehemalige Stadtkonservator Ulrich Krings.2im Kölner Stadt-Anzeiger vom 6. Januar 2022.


Steckbrief Südbrücke

  • Länge: 368 m
  • Breite: 10,34 m
  • Baubeginn: 1906 / 1946
  • Fertigstellung: 1910 / provisorisch Mai 1946 / endgültig 1950
  • Eröffnung: 5. April 1910 / 1. Oktober 1950

Speziell für den Güterverkehr konzipiert

Die Südbrücke ist Teil der grundsätzlichen Erneuerung des Kölner Bahnverkehrs ab etwa 1906. Die damalige Dombrücke war, wie heute die Hohenzollernbrücke, hoffnungslos überlastet. Um den wachsenden Bedürfnissen des Bahnverkehrs gerecht zu werden, entstanden neue Eisenbahnringe um die Stadt. Auch die Dombrücke wurde mit dem Schwerpunkt Personenverkehr erneuert. So entstand im Jahr 1911 die Hohenzollernbrücke. Die Südbrücke hingegen wurde hauptsächlich für den Güterverkehr konzipiert.

Schwerer Unfall in Bauphase

Der Bau begann im Jahr 1906. Etwa zwei Jahre nach Baubeginn ereignete sich ein tragisches Unglück: Am 9. Juli 1908 stürzte ein Baugerüst ein, 40 Arbeiter stürzten in den Rhein. Es wurden acht Tote und 14 Verletzte gezählt.

Das Unglück an der Südbrücke forderte acht Tote und 14 Verletzte, Bild: Ludwig Geus (1864-1939), Public domain, via Wikimedia Commons
Das Unglück an der Südbrücke forderte acht Tote und 14 Verletzte, Bild: Ludwig Geus (1864-1939), Public domain, via Wikimedia Commons

Trotz dieses tragischen Unglücks konnten die Bauarbeiten an der eigentlichen Brücke bereits im September 1909 fertig gestellt werden – zwei Monate vor dem eigentlichen Plan. Ende des Jahres 1909 waren dann auch die Arbeiten an den Brückentürmen beendet, und am 5. April 1910 fuhr der erste Zug über die Brücke.

Stahl und Stein

Bei der Südbrücke handelt es sich um eine Fachwerk-Bogenkonstruktion mit einer Einfassung durch vier massive Türme. Das entsprach exakt dem Zeitgeist: Nackter Stahl wurde als hässlich empfunden, erst durch die Kombination mit steinernen Elementen galt ein Bauwerk als gelungen. So wurden die Türme der Südbrücke auch reichlich verziert: Auf der stromabwärts gelegenen Seite wurden Reliefs zur Industrialisierung angebracht. Auf der stromaufwärts gelegenen Seite fanden sich Darstellungen zum Rhein, zu den Sagen und zur Geschichte.

Tatsächlich hatten die massiven Brückentürme aber auch eine praktische Funktion: Dort wurden Soldaten stationiert und es wurden Waffen gelagert. Schließlich war ein Krieg gegen den „Erzfeind“ Frankreich jederzeit möglich und große Brücken waren wichtige strategische Ziele. Und genau das sollte der Südbrücke im Zweiten Weltkrieg zum Verhängnis werden.

Zerstörung im Krieg

Bombentreffer im Januar 1945 zerstörten wesentliche Teile der Südbrücke. Die im Rhein liegenden Brückenteile, insbesondere der etwa 160 Meter lange Mittelteil, waren ein erhebliches Hindernis für den Schiffsverkehr und wurden daher gesprengt. Ab Mai 1946 war ein zunächst nur eingleisiger Verkehr auf der Brücke möglich. Erst am 1. Oktober 1950 konnte die Brücke wieder vollständig genutzt werden.

Allerdings wurden Steine der massiven Brückentürme für den Wiederaufbau verwendet, der aufwendige Schmuck wurde nicht wieder hergestellt, die Brückentürme wurden nur noch mit Flachdächern gedeckt.

Und so führt der Weg nach unten auf der rechtsrheinischen Seite durch die begehbaren Brückentürme – verschandelt durch hässliche Graffitis. Auch hier gilt: Keine Rampe – Radfahrer müssen ihren Drahtesel die 47 Stufen heruntertragen, bevor man sich auf den Poller Wiesen von der Schlepperei erholen kann.

Blick über den schmalen Fuß-und Radweg der Südbrücke. Leider auch zu sehen: Eines der unsäglichen Graffitis auf der Brücke. Bild: Velopilger, CC BY-SA 4.0
Blick über den schmalen Fuß-und Radweg der Südbrücke. Leider auch zu sehen: Eines der unsäglichen Graffitis auf der Brücke. Bild: Velopilger, CC BY-SA 4.0

Ausbau der Brücke

Alle Jahre wieder kommt die Forderung der Radfahrer auf, doch endlich Rampen und breitere Radwege für die Südbrücke zu bauen. Doch dabei wird es kompliziert: Da die Bahn als Eigentümer der Südbrücke bereits beim Bau kein Interesse an den Rad- und Fußwegen hatte und diese nur auf Drängen der Stadt Köln errichtete, ist bis heute die Stadt für die Unterhaltung und Pflege der Gehwege zuständig – ein programmiertes Zuständigkeits-Chaos.

Allerdings keimt Hoffnung auf: Die Südbrücke wird ein wichtiger Teil des neuen S-Bahn-Rings rund um die Stadt. Und das, so der ehemalige Stadtkonservator Krings im Kölner Stadt-Anzeiger „wäre die ideale Gelegenheit, sie aus ihrem Dämmerzustand zu lösen.“

Mal sehen! Und solange schleppen wir halt unsere Fahrräder die Brücke hoch –

und losse, wie Wolfgang Niedecken , op dä Südbröck die Jedanke frei.


Alle bisher erschienenen Geschichten zu den Kölner Brücken 


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Kölsche Tön & ihre Geschichte: „Einmol Prinz so sin“

Das Trifolium: Prinz Bauer und Jungfrau mit dem Prinzenführer, Bild: Norbert Bröcheler
Diese drei (hier mit Prinzenführer) haben sich ihren Traum erfüllt: „Eimol Prinz zo sin. In nem Dreijestirn voll Sunnesching“, Bild: Norbert Bröcheler 

Einmol Prinz zo sin,
en Kölle am Rhing,
in nem Dreijestirn
voll Sunnesching!

Erstaunlich, dass dieses kölsche Lied in Frankreich entstanden ist. Am Strand. Weit weg von den Kölner Karnevalsbühnen im Gürzenich, Sartory oder der Kölnarena. Geschrieben hat es Wicky Junggeburth. Er stellte, gemeinsam mit Jungfrau Artura (Artur Tybussek) und Bauer Karl (Petry) das umjubelte Dreigestirn der Prinz der Session 1992/93.

Zum Erstaunen aller Anwesenden trug er dieses Lied auf der Prinzenproklamation am 8. Januar 1993 im Gürzenich vor. Was zu diesem Zeitpunkt noch keiner ahnen konnte: Dieses Lied sollte der Sessionshit werden und ist heute, neben „Ach wär´ ich nur ein einzig Mal ein schmucker Prinz im Karneval“ von Fritz Weber die Erkennungsmelodie eines jeden Prinzens.

Die Sehnsucht, einmal Prinz zu sein

Junggeburth hatte tatkräftige Hilfe bei diesem Lied. Dieter Steudter von den „3 Colonias“ hatte bereits ein Lied mit dem Refrain „Einmol Prinz zo sin“ geschrieben, allerdings noch ohne Strophen. Dieses Lied war Junggeburth bekannt.

Als ihn dann im Sommer 1992 im Urlaub in Frankreich die Nachricht erreichte, dass er Prinz 1992/93 werden durfte, textete er voller Begeisterung spontan direkt am Strand die entsprechenden Strophen dazu:

Doch dat Jlöck is eetz komplett,
Wenn mer echte Fründe hätt:
Su e richtig kölsche Buur
En Jungfrau met Humor.

Mangels Papier schrieb er seine spontanen Einfälle für den Text buchstäblich in den südfranzösischen Sand:

Wat wör dat schonste Dreijestirn
Ohne Jecke stunde mer im Rähn.
Drum maht met uns hück eine dropp,
Dann steht janz Kölle kopp!

Das Lied drückt die Sehnsucht eines jeden kölschen Panz aus, nur einzig Mal als ein stolzer Prinz in Köln mit den Jecken zu feiern.

Der eine söck im Spill sing Jlöck,
Der andre is op Jold verröck,
Doch jeder echte Kölsche Stropp
Hatt doch nur eens im Kopp:
Eimol Prinz zo sin,
En Kölle am Rhing.

So wird die Einzigartigkeit der Verkörperung des Prinzen im Dreigestirn deutlich.

Zweimol Prinz zo sin

Nur das Dreigestirn der Session 2020/21 durfte gleich in der nächstes Session 2021/22 noch einmal ran – die Corona-Pandemie hatte nahezu alle Auftritte und den Rosenmontagszug in der ersten Session unmöglich gemacht. Also „Zweimol Prinz ze sin“. Eine Ausnahme in der langen Tradition der Dreigestirne.

Zweimol Prinz so sin: Das doppelte Dreigestirn der Sessionen 2020/21 und 2021/22, Bild: Festkomitee Kölner Karneval
Zweimol Prinz so sin: Das doppelte Dreigestirn der Sessionen 2020/21 und 2021/22, Bild: Festkomitee Kölner Karneval

Schade nur, dass auch in der zweiten Session das aktuelle Dreigestirn zwar erneut proklamiert wird, es aber wieder eine Session ohne „normales“ Karnevalstreiben erleben muss. Wieder wurden Sitzungen, Bälle und der Rosenmontagszug abgesagt.

Start einer erfolgreichen (Karnevals-) Karriere

Für Wicky Junggeburth wurde der überaus erfolgreiche Karnevalshit vom Prinzen zu einem Wendepunkt im Leben. Bereits 1994 begann er, als erfolgreicher Sänger über die Bühnen im Karneval zu ziehen. Er sprang in diesem Jahr sogar kurzfristig als Ersatzmann bei den „3 Colonias“ ein, nachdem Sänger Olli Hoff kurzfristig erkrankte.

Der "Singende Prinz" Wicky Junggeburth, Bild: Oliver Abels (SBT), CC BY-SA 3.0
Der „Singende Prinz“ Wicky Junggeburth, Bild: Oliver Abels (SBT), CC BY-SA 3.0

Seitdem ist Junggeburth gern gesehener Gast im Kölschen Fasteleer. Er bevorzugt dabei eher die leisen Töne bei zum Beispiel Nostalgie- oder Flüstersitzungen und setzt damit ein angenehm deutliches Zeichen gegen den Ballermann-Karneval. Aber auch außerhalb des Karnevals ist das Multitalent gefragt: Er moderiert Sendungen im Radio und Fernsehen und verfügt über ein sehr großes Tonarchiv kölscher Musik. Daraus spielt er im Rahmen seiner Veranstaltungsreihe „Der kölsche Fastelovend der Nachkriegszeit“ regelmäßig ausgewählte Schätzchen.

Unsterblich aber hat er sich aber mit

Eimol Prinz zo sin,
en Kölle am Rhing

gemacht. Eine kölscher Evergreen, der tatsächlich am Strand entstanden ist.


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Das Kölner Schokoladenmuseum – eine Liebeserklärung an die Schokolade

Hans Imhoffs Vermächtnis: Das Schokoladenmuseum, Bild: Raimond Spekking
Hans Imhoffs Vermächtnis: Das Schokoladenmuseum, Bild: Raimond Spekking

Im Kölner Schokoladenmuseum steht der weltberühmte Schokoladenbrunnen. Eine kleine Rechnung: Wenn jeder Besucher des Schokoladenmuseums nur 5 Gramm aus dem Brunnen nascht, macht das drei Tonnen Schokolade pro Jahr. Aus einem Brunnen.

Auch hier hatte der Kölner Unternehmer Hans Imhoff wieder den richtigen Riecher. Bei der Konzeption des Museums sah er ausdrücklich diesen Brunnen mit Schokolade vor. Dem Mann mit dem „Herz aus Schokolade“ war klar, dass nur durch eine solch sinnliche Erfahrung das Erlebnis eines Besuchs im Schokoladenmuseums abgerundet wird.

Und damit hatte er Recht. Das Schokoladenmuseum ist eine Institution in Köln. Mit merh als 700.000 Besuchern im Jahr 2024 ist dieses Museum unangefochtener Spitzenreiter bei den Kölner Museen. Dieser Erfolg würde Hans Imhoff vor Stolz platzen lassen.

Imhoff vor seinem wahr gewordenen Traum: Der Schokoladenbrunnen in seinem Schokoladenmuseum, Bild: Schokoladenmuseum Köln
Imhoff vor seinem wahr gewordenen Traum: Der Schokoladenbrunnen in seinem Schokoladenmuseum, Bild: Schokoladenmuseum Köln

Stollwerck-Fundus ist Grundstock für Museum

Für die Schokoladen-Millionäre in Deutschland gehören Museen zum guten Ton: Die Kunstsammlungen von Peter Ludwig sind neben dem Kölner Museum Ludwig in achtzehn weiteren Museen in fünf Ländern zu finden. Die Familie Sprengel überließ der Stadt Hannover ihre Kunstsammlung, die heute im Sprengel Museum zu finden ist. Doch Kunst war nicht das Metier von Hans Imhoff. Ihm schwebte ein Denkmal in Form eines Museums für Schokolade vor. Oder – um es mit seinen eigenen Worten zu sagen „Köln braucht ein Schokoladenmuseum“.

Wie gut, dass dem Unternehmer Imhoff beim Umzug der Stollwerck-Produktion von der Kölner Südstadt in die modernen Produktionsstätten nach Westhoven zahlreiche „Schätzchen“ auffielen. Darunter waren alte Plakate, Fotos, Maschinen, Akten oder Verkaufsautomaten, die entsorgt werden sollten. Imhoff erkannte sofort den Wert dieses Schatzes und sorgte dafür, dass diese zunächst eingelagert und später aufgearbeitet wurden. Somit gab es bereits einen Grundstock für ein Museum.

Exponate aus der Stollwerck-Geschichte im Schokoladenmuseum, Bild: Palickap, CC BY-SA 4.0
Exponate aus der Stollwerck-Geschichte im Schokoladenmuseum, Bild: Palickap, CC BY-SA 4.0

Ausstellung „Kulturgeschichte der Schokolade“ als Generalprobe im Gürzenich

Doch es gab große Skepsis: Kann ein Museum zur Schokolade interessant sein? Imhoff wagte ein Experiment: Zum 150jährigen Stollwerck-Firmenjubiläum wurde im Kölner Gürzenich vom 8. Juli bis 20. August 1989 die große Ausstellung „Kulturgeschichte der Schokolade“ gezeigt. Mit Informationen zur Herkunft des Kakaos, einer kleinen Schokoladenfabrik, welche die Produktion praktisch vorführte und den Exponaten, die eigentlich für den Müll bestimmt waren. Herzstück der Ausstellung: Ein erster Schokoladenbrunnen, den die Techniker des Unternehmens auf Anordnung des Firmenchefs eigens entwickeln mussten.

Imhoffs Wette mit sich selbst: Sollten zu der Ausstellung mehr als 60.000 Besucher kommen, will er anschließend sein Schokoladenmuseum realisieren. Tatsächlich kamen mehr als 320.00 Besucher. Ein unglaublicher Erfolg. Und somit der Beweis für Imhoff, sein Lebenswerk mit einem Schokoladenmuseum zu krönen.

Mehr als 50 Millionen Mark aus Privatvermögen

Dem Unternehmer Imhoff war klar, dass er hier nicht halbherzig agieren konnte: „Was braucht Köln? Köln braucht ein Schokoladenmuseum. Köln braucht das DAS Schokoladenmuseum. Einzigartig in der Welt. Es kann uns keiner vormachen, es kann uns keiner nachmachen, es kann noch nicht mal jemand kritisieren. Es ist einmalig. Es wird so schön, dass Ihnen das Herz höherschlägt.“, so der Unternehmer in einem Interview des WDR-Fernsehens.

Imhoff stellte mehr als 50 Millionen Mark aus seinem Privatvermögen zur Verfügung. Doch wo sollte das Museum seinen Platz finden? Mit der Aufgabe der Standortsuche betraute er seine Frau Gerburg Klara Imhoff. Die Stadt offerierte den Imhoffs eine alte, baufällige Halle mitten im Rheinauhafen – zu einer Zeit, als der Rheinauhafen noch nicht das edle Gelände voller schicker Wohnungen, der Kranhäuser und nobler Restaurants war. Das Unternehmerpaar lehnte ab und sichtete weiter – ein repräsentatives, großes Grundstück näher an der Innenstadt.

Schließlich kaufte Imhoff am 23. Januar 1992 das alte preußische Zollamtsgebäude am Rhein inklusive Malakoffturm und Drehbrücke. Und schnell rückten die Baukräne an. Schon am 31. Oktober 1993, wurde das Museum feierlich eröffnet. Hans Imhoff hatte sein Ziel erreicht: Er verewigte sich selbst in der Geschichte Kölns.

Partner des Schokoladenmuseums ist der Schweizer Schokoladenhersteller Lindt & Sprüngli. Bild: Schokoladenmuseum Köln GmbH
Partner des Schokoladenmuseums ist der Schweizer Schokoladenhersteller Lindt & Sprüngli. Bild: Schokoladenmuseum Köln GmbH

Immer noch zentral: Der Schokoladenbrunnen

Heute bietet das Museum einen Rundgang durch 5.000 Jahre Kulturgeschichte der Schokolade. Inklusive einem Tropenhaus mit Kakaobäumen, den von Imhoff geretteten Plakaten, alten Maschinen und Stollwerck-Archivalien und einer gläsernen Schokoladenfabrik, in der tatsächlich produziert wird.

Das Tropenhaus im Kölner Schokoladenmuseum mit echten Kakaopflanzen, Bild: Schokoladenmuseum Köln GmbH
Das Tropenhaus im Kölner Schokoladenmuseum mit echten Kakaopflanzen, Bild: Schokoladenmuseum Köln GmbH

Im April 2002 verkaufte Imhoff den gesamten Stollweck-Konzern für 175 Millionen Euro an den Schweizer Schokoladenkonzern Barry Callebaut AG. In Köln wurde noch bis in das Jahr 2005 Schokolade produziert – dann endet die Ära der Stollwerck-Schokolade in Köln. Das Schokoladenmuseum kooperiert heute mit Lindt & Sprüngli aus der Schweiz und wird von Annette Imhoff, einer Tochter von Hans Imhoff, und ihrem Ehemann Dr. Christian Unterberg-Imhoff geleitet.

Der Schokoladenbrunnen im Kölner Schokoladenmuseum, Bild: I, Noebse, CC BY-SA 2.5
Der Schokoladenbrunnen im Kölner Schokoladenmuseum, Bild: I, Noebse, CC BY-SA 2.5

Und immer noch ist der riesige Schokoladenbrunnen das zentrale Erlebnis eines Besuchs im Schokoladenmuseums. Ein Anblick, an dem man sich kaum sattsehen kann. Folgt man dem Imhoff-Biographen Hans-Josef Joest, verkörpert dieser Brunnen das, was Imhoff einst in diese Branche gebracht hat: Der Heißhunger auf Schokolade. „Ohne einen solchen Genussmoment wie dieser Schokoladenbrunnen wäre für ihn nie ein Museum denkbar gewesen.“


Madeleine Albright, Außenministerin der USA von 1997 bis 2001, Bild: United States Department of State
Madeleine Albright, Außenministerin der USA von 1997 bis 2001, Bild: United States Department of State

Im Schokoladenmuseum wird geheiratet und  wurde Geschichte geschrieben

Das Schokoladenmuseum bietet mit der Bel Etage auch einen Raum für Feiern an. Und als Außenstelle des Standesamts sind hier auch Hochzeiten möglich. Domblick inklusive.

Hier wurde auch Geschichte geschrieben: Als 1999 der G8-Gipfel in Köln stattfindet, nutzt die amerikanische Außenministerin Madeleine Albright das Büro der Museumsdirektorin. Und so kommt im Schokoladenmuseum zuerst die Nachricht an, dass es Frieden im Kosovo-Krieg gibt.


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Jahresrückblick 2021: Die 3 x 3 Highlights mit dem Köln-Ding der Woche

Liebe Leser*innen,

vorab eine kurze Warnung: Dies ist ein Jahresrückblick, in dem ausdrücklich kein einziges Mal „Corona“ vorkommt. Wer das erwartet, wird leider enttäuscht und sollte lieber hier nachschauen.

Diese Ausgabe einberechnet gab es auch im Jahr 2021 insgesamt 52 Ausgaben des Köln-Ding der Woche. Ganz ehrlich: Ich bin schon ein wenig stolz, dass ich es bis heute durchgehalten habe, seit 8. Juli 2017 jede Woche sonntags um 6 Uhr morgens ein Köln-Ding der Woche zu veröffentlichen – heute erscheint somit bereits die 235. Ausgabe.

Und auch 2021 gab es wieder einige Highlights, die ich  zum Jahresende vorstellen will. 

Die 3 x 3 Highlights zum Köln-Ding der Woche

  • Die drei am häufigsten geklickten Beiträge des Jahres 2021
  • Die seit 2017 meist geklickten Beiträge
  • Meine persönliche „Top-3“ des Jahres 2021

Die drei am häufigsten geklickten "Köln-Dinger der Woche" im Jahr 2021
Die drei am häufigsten geklickten „Köln-Dinger der Woche“ im Jahr 2021

Die drei am häufigsten geklickten Beiträge des Jahres 2021

Ich habe mir angesehen, welche Köln-Dinger der Woche im Jahr 2021 am meisten Beachtung gefunden haben. Hier kommt die Top-3-Rangliste:

Platz 3
Das neue Logo des Doms

Es ist eine große Herausforderung, für ein weltbekanntes Bauwerk ein ebenso klares, einprägsames wie auch einfaches und verständliches Logo zu entwickeln. Und wenn es sich dabei um den bereits tausendfach dargestellten Kölner Dom handelt, wird es nicht einfacher. Doch seit Juni 2021 gibt es das neue Dom-Logo.
Das neue Logo des Doms (vom 26. Juni 2021)

Platz 2
Erinnerung an die Schlacht in der Elsaßstraße am 3.3.1933

Am 3. März 1933 warfen die Bewohner der Elsaßstraße „Nachttöpfe auf sowieso schon braune Köpfe.“ Damals haben die mutigen Bewohner der Kölner Südstadt einen Fackelzug der SA mit allem beworfen, was sie in den Haushalten in die Finger bekommen haben, darunter auch gut gefüllte Nachttöpfe.
Die Schlacht in der Elsaßstraße am 3.3.1933 (vom 27. Februar 2021)

Platz 1
Kölsche Vornamen: Tünn, Drück, Züff & mehr

Es ist weit über die Stadtgrenzen bekannt, dass der kölsche „Jupp“ der hochdeutsche Josef ist. Und auch der „Tünn“ kann ohne große Schwierigkeiten als „Anton“ identifiziert werden. Kein Problem. Aber woher kommt der Döres? Wie heißt Drück auf hochdeutsch? Und wer is et Züff
Kölsche Vornamen: Tünn, Drück, Züff & mehr (vom 21. März 2021)


Die seit Juli 2017 am häufigsten geklickten Beiträge beim Köln-Lotsen.
Die seit Juli 2017 am häufigsten geklickten Beiträge beim Köln-Lotsen.

Die seit 2017 meist geklickten Beiträge

Die Statistik der gesamten Zeit seit Juli 2017 zeigt, welche Beiträge wann und wie oft geklickt wurden. Daraus ergibt sich eine durchaus interessante Hitliste der Beiträge.

Platz 3
Kölsche Wörter – Fisternöll

Im Februar 2018 gab es die richtige Erklärung für das schöne Wort „Fisternöllche“, also einer heimlichen Liebelei oder Affäre. Um es vorwegzunehmen: Es hat nichts mit „fils à Noel“ zu tun. Aber immerhin ist die Erläuterung dazu so interessant, dass dieser Artikel bisher mehr als 10.000 x  angeklickt wurde.
Kölsche Wörter – Fisternöll (vom 11. Februar 2018)

Platz 2
Kölsche Schimpfwörter

Aapefott, Föttchesföhler, Sackjeseech & Co. haben es auf Platz zwei der ewigen Bestenliste beim Köln-Lotsen gebracht. Interessant, was ihr alles so anklickt!

Kölsche Schimpfwörter (vom 19. August 2018)

Platz 1
Halsbandsittiche in Köln

Dass mein Beitrag zu den Halsband- und Alexandersittichen so gut geklickt wird, liegt an Google: Bei einer Suchanfrage dazu landet meine Website regelmäßig auf den vorderen Plätzen. Probiert das einfach mal aus:
Google-Suche „Halsbandsittiche Köln“
Halsbandsittiche in Köln: Grüne Plage oder Bereicherung? (vom 9. November 2019)


Meine ganz persönlichen Highlights im Jahr 2021
Meine ganz persönlichen Highlights im Jahr 2021

Meine persönliche „Top-3“ des Jahres 2021

Unabhängig von den Klick-Zahlen hatte ich auch meine ganz persönlichen Erlebnisse mit dem Köln-Ding der Woche und meine Touren durch die Stadt.

Ein Roman aus der Marienburg

Als ich den Anruf von der Autorin Ellen Jacobi bekam, ob ich mal etwas zur Marienburg für ihren neuesten Roman erzählen könnte, dachte ich mir: Kannste ja mal machen. Was daraus geworden ist, macht mich unfassbar stolz: Ellen hat mich ausdrücklich in der Danksagung des Romans, der Ende Juli 2021 erschienen ist, erwähnt. 

Das neue Programm „Kölle kommt zu dir“

Ich hatte im Sommer die Idee, auch Menschen, die es zum Beispiel aus körperlichen Gründen nicht schaffen, einen Rundgang in Kölle zu unternehmen, trotzdem mit auf eine Tour durch die Stadt nehmen. Daraus ist „Kölle kommt zu dir“ entstanden: Ich bringe die Stadt zu den Menschen, bevorzugt in Seniorenwohnheime.

Mein schönstes Erlebnis dabei war eine demenzkranke Dame, die sich auf einmal, als ich Lieder von Willi Ostermann anspielte, in ihrem Rollstuhl aufrichtete und lauthals von der Schmitze Billa und ihrer Poppelsdorfer Villa sang. Ein wunderschöner Moment. 

Auch an dieser Stelle noch einmal DANKE an alle Verantwortlichen in den Seniorenheimen, die mir die Möglichkeit gegeben haben, mit den älteren Damen und Herren diese kleine Reise durch Kölle unternehmen zu dürfen.
Kölle kommt zu dir.

Rückmeldung von Ute aus Nippes

Ich bekomme regelmäßig Rückmeldungen zum Köln-Ding der Woche. 

Ganz besonders habe ich mich über die Rückmeldung von Ute aus Nippes gefreut. Sie hat meine Intention, warum ich das Köln-Ding der Woche schreibe, exakt auf den Punkt gebracht:

Vielen Dank an Ute aus Nippes für diese Rückmeldung.
Über Utes Rückmeldung habe ich mich sehr gefreut.

Auch an dieser Stelle noch einmal ein ganz großes DANKE an Ute aus Nippes und an alle, die sich jeden Sonntag die Zeit nehmen, meine sonntägliche Post  zu lesen. Für euch mache ich das. Und ich mache es gerne.

Ich wünsche euch allen ALLES GUTE für 2022!

Euer
Uli, der Köln-Lotse

PS Habe Wort gehalten! In diesem Jahresrückblick ist das „C-Wort“ kein einziges Mal aufgetaucht.


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Kölsche Geschenke 2021 – auch für die, die schon alles haben

Tipps für Weihnachtsgeschenke aus Köln
Tipps für Weihnachtsgeschenke aus Köln

Wie jedes Jahr erreichen mich in den letzten Tagen wieder Fragen zu Geschenkideen: „Hast du nicht eine Idee für ein kölsches Geschenk?“ oder „Gibt es etwas aus Köln – auch für jemanden, der schon alles hat?“

Diese Fragen kann ich eindeutig mit JA beantworten und habe ein paar Tipps zusammengestellt. Ganz wichtig: Das ist keine bezahlte Werbung! Ich bekomme nichts dafür, dass ich diese Angebote hier vorstelle. Es ist meine rein subjektive Auswahl, die Anbieter wissen noch nicht einmal, dass ich deren Produkte hier vorstelle. Bis auf einen – ratet mal, wer das sein könnte .


 

 

Cooles Design und hervorragender Geschmack: GIN.Q, inspiriert vom Geist und Stil der 1960er-Jahre, Bild: GIN.Q
Cooles Design und hervorragender Geschmack: GIN.Q, inspiriert vom Geist und Stil der 1960er-Jahre, Bild: GIN.Q

Gin.Q: Talkin’ ’bout my Gineration

Gin ist seit ein paar Jahren das Trendgetränk, und es sind unzählige Gin-Destillen entstanden. Mir ist GIN.Q aufgefallen. Im November 2020 haben Stephan und Jens ihr Unternehmen GIN.Q gegründet und sich von dem Geist und Stil der 1960er-Jahre inspirieren lassen. Herausgekommen ist ein Gin, der zu 100 Prozent handcrafted im klassischen Dry-Verfahren und in kleinen Batches destilliert wird.

Ein versierter Gin-Trinker beschreibt GIN.Q wie folgt:
„Ein hervorragender Gin, der mit Fug und Recht sagt: Ich bin der Neue hier auf der Theke und gekommen, um zu bleiben! In der Nase und im Geschmack dominieren die Botanicals auf angenehm intensive Weise bis im Abgang sich doch noch die Prozentzahl des Alkohols meldet. Und gut aussehen tut er auch. Großartige Kombi, welche ihn wirklich von seinem Umfeld unterscheidet. Bei mir bleibt er“

GIN.Q –  http://www.ginq.de/

GIN.Q gibt es in der attraktiven Halbliterflasche zu 39,90 Euro direkt bei GIN.Q oder in ausgewählten Stores.


Immer ein gutes Geschenk: Gutscheine für Stadtführungen mit dem Köln-Lotsen
Immer ein gutes Geschenk: Gutscheine für Stadtführungen mit dem Köln-Lotsen

Unterwegs mit dem Köln-Lotsen
NEU: Spezielle Gutscheine zu Weihnachten

Das ideale Geschenk zu Weihnachten: Ein Gutschein für eine Stadtführung mit dem Köln-Lotsen. Ihr bestimmt die Höhe des Gutscheins und meldet euch bei mir. Den Rest mache ich und ruck-zuck habt ihr das perfekte und individuelle Geschenk im Briefkasten oder im e-mail-Postfach.

Uli Kievernagel, der Köln-Lotse
Raderberger Str. 190
50968 Köln-Raderberg
Telefon 0221. 42344825
Mobil 0162. 7973914
uli@koeln-lotse.de
www.koeln-lotse.de

Die Gutscheine für Stadtführungen gibt es bereits ab 14 Euro.


 

Eine virtuelle Zeitreise in die "Goldenen Zwanziger", Bild: TimeRide
Eine virtuelle Zeitreise in die „Goldenen Zwanziger“, Bild: TimeRide

Die 1920er Jahre mit dem TimeRide erkunden

Moderne Technik macht eine Zeitreise tatsächlich möglich – Köln im Jahre 1926 hautnah erleben. Mit einem Blick auf den alten Hauptbahnhof, das Rathaus, die Gassen und Winkel der noch vom Krieg verschonten Stadt Köln. Eine spezielle Brille versetzt uns in der Zeit zurück. Der Clou: Die Texte dazu wurden von Björn Heuser und dem kölschen Original Luwig Sebus eingesprochen.

Abgerundet wird das Erlebnis mit dem Besuch bei einer Hutmacherin und einem kurzen Film über Köln in in den 1920ern.

TimRide Köln
Alter Markt 36-42
50667 Köln
Tel. 0221  988 663 30
E-Mail: koeln@timeride.de
www.timeride.de

Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 11-19 Uhr

Die Tickets kosten 14,50 Euro für Erwachsene (12,50 Euro ermäßigt). Für Familien gibt es die Familienkarte (36 Euro für zum Beispiel Erwachsen und ein Kind). Unter www.timeride.de könnt ihr auch Gutscheine als Weihnachtsgeschenk erwerben.


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Herz zu Herz – ein offener Brief an die Kirche

Zirkus in der K;irche - Der Cirque Bouffon mit "Coeur a Coeur" in St. Michael, Bild: Daniel Witzke, Cirque Bouffon
Zirkus in der Kirche – Der Cirque Bouffon mit „Coeur a Coeur“ in St. Michael, Bild: Daniel Witzke, Cirque Bouffon

Liebe Kirche!

Ach – was täte dir viel mehr unbeschwerte Leichtigkeit gut. Wir beide haben uns in den letzten vierzig Jahren doch sehr entfremdet. Gut – bei ein paar Hochzeiten und Beerdigungen haben wir uns gesehen. Und jedes Mal war ich irgendwie froh, wenn es vorbei war. Und vielleicht hast du auch gedacht: „Jood, dat dä widder fott es.“  

Und dann kommst du auf einmal mit dem Cirque Bouffon um die Ecke. In Sankt Michael. Einer Kirche. Zirkus. Leichtigkeit. Und plötzlich genieße ich den Aufenthalt bei dir. Du wirst mir am Ende nicht doch noch sympathisch werden?

Zirkus in Kölns drittgrößter Kirche

Grund dafür war, dass ich zu Gast bei der wunderschönen Premiere der Show „Coeur à Coeur“ des Cirque Bouffon war. Dieser Zirkus gastiert noch bis 2. Januar 2022 in St. Michael. Und es ist für Besucher und Artisten vollkommen neu, sich ausgerechnet in einer Kirche zu begegnen.

Zirkus in einer Kirche : Kirche für Köln und der Cirque Buffon machen es möglich. Bild: Uli Kievernagel
Zirkus in einer Kirche : Kirche für Köln und der Cirque Buffon machen es möglich. Bild: Uli Kievernagel

Man kennt Zirkus aus einem Zelt. Aber in dem prächtigen, großzügigen Kirchenraum von St. Michael, Kölns drittgrößter Kirche? Mit Künstlern, die im wahrsten Sinne des Wortes mit Hand und Fuß jonglieren. Mit atemberaubender Akrobatik in schwindelerregender Höhe. Mit einem Bouffon – wörtlich übersetzt heißt das Narr – der das Niesen seiner Partnerin in einer Papiertüte einfängt (klingt schräg – muss man gesehen haben). Und dann mit dem magischen Moment, als fragile Seifenblasen die Hauptrolle übernehmen.

Die Leichtigkeit der Seifenblasen, Bild: Uli Kievernagel
Die Leichtigkeit der Seifenblasen, Bild: Uli Kievernagel

Möglich wurde die Zirkusvorstellung in der Kirche nur, weil die neu gegründete Gemeinde „Kirche für Köln“ auf eine neue Weise Kirche sein will: modern, offen, zugewandt. Diese Gemeinde will ein Ort sein, der positiv in die Stadt und das Veedel hineinwirkt und unsere Stadt zu etwas Besserem verändert.

Liebe Kirche, vielleicht ist das der Weg, wie wir zwei uns wieder näherkommen könnten. Ich verspreche mal lieber nichts – doch wenn du mich wieder mit der Leichtigkeit einer Seifenblase empfängst, will ich auch nichts ausschließen. Aber nur, wenn auch du willst.

Vell Jrööööß

Uli


Der Cirque Buffon in St. Michael, Bild: Cirque Buffon

„Coeur à Coeur“ – ein Weihnachtstraum

Der Cirque Buffon gastiert mit „Coeur à Coeur“ noch bis 2. Januar 2022 in St. Michael am Brüsseler Platz. Die Vorstellungen sind täglich (außer Montag und Dienstag) um 19.30 Uhr, samstags und sonntags zusätzlich auch um 14.30 Uhr. Die Tickets kosten ab 34,90 Euro und sind über Kölnticket erhältlich. Und der Besuch lohnt sich. Versprochen!

Übrigens: An Heiligabend wird Kirche für Köln um 18 Uhr einen Weihnachtsgottesdienst mit den Artisten gemeinsam gestalten.


Kirche für Köln. eine neue Gemeinde
Kirche für Köln. eine neue Gemeinde

Kirche für Köln:
Stellt dir vor, die Kirche macht auf – und jeder geht hin

Während (zumindest bei gutem Wetter) das Leben im Schatten von St. Michael auf dem Brüsseler Platz tobt, war die Kirche immer leer und verlassen.

Die neu gegründete Gemeinde Kirche für Köln will das verändern. Dabei sind die Leitlinien „modern, offen, zugewandt“ nicht nur Lippenbekenntnisse, sondern finden ihren Ausdruck in unterschiedlichen Veranstaltungen, die nicht typisch für die Kirche sind.


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Das Pumpwerk Schönhauser Straße – Kölns größter Wasserstandsmelder

Das Pumpwerk an der Schönhauser Straße. Die blaue Illumination bedeutet "Pegel unter 2,4 Meter", Bild: Uli Kievernagel
Das Pumpwerk an der Schönhauser Straße. Die blaue Illumination bedeutet „Pegel unter 2,4 Meter“, Bild: Uli Kievernagel

Direkt am Rhein, an der KVB-Haltestelle Schönhauser Straße, befindet sich ein großer, dunkler Kubus.  Auf einer geschwungenen Rampe, die wie eine Welle wirkt, sitzt dieser riesige Klotz. Tagsüber wirkt die dunkle Metallverkleidung abweisend. Aber die begrünte Rampe ist einladend und wird als Rastplatz mit wunderschönem Blick auf den Rhein gerne genutzt.

Tagsüber eher unscheinbar - das Pumpwerk Schönhauser Straße, Bild: Uli Kievernagel
Tagsüber eher unscheinbar – das Pumpwerk Schönhauser Straße, Bild: Uli Kievernagel

Erst mit Einbruch der Dunkelheit entfaltet dieses Gebäude seine ganze Wirkung: Die metallische Außenhaut ist mit tausenden Lämpchen versehen und diese lassen das ganze Gebäude in verschiedenen Farben leuchten. Rot, blau, gelb, grün … der Kubus wechselt die Farben nach einem ganz bestimmten Schema.

Der Pegelstand liegt bei mindestens 5 Metern, das Pumpwerk leuchtet weithin sichtbar in orange, Bild: Superbass, CC BY-SA 3.0
Der Pegelstand liegt bei mindestens 5 Metern, das Pumpwerk leuchtet weithin sichtbar in orange, Bild: Superbass, CC BY-SA 3.0

Unverzichtbar für den Hochwasserschutz

Tatsächlich verbirgt sich hier das große und für den Hochwasserschutz wichtige Pumpwerk Schönhauser Straße. Und sichtbar ist nur der kleinste Teil dieser gewaltigen Anlage. Die starken Pumpen befinden sich unter dem Kubus.

Auslöser für den Bau waren die Hochwasser in den Jahren 1993 und 1995. Als Reaktion verabschiedete der Stadtrat am 1. Februar 1996 das millionenschwere Hochwasserschutzkonzept Köln. Mehr als 470 Millionen DM wurden bewilligt, um die Stadt vor weiteren Hochwasserkatastrophen zu schützen. Gegenstand des umfassenden Konzepts waren die Anschaffung der mobilen Hochwasserschutzwände, die Schaffung von Retentionsräumen und die Investition in starke Pumpwerke.

3.600 Liter Wasser pro Sekunde

Ab einem Pegelstand von sieben Metern schließen sich im Kölner Kanalnetz etwa 700 Absperrschieber, um den Rhein daran zu hindern, das Kanalnetz zu überfluten. Gleichzeitig fällt aber weiterhin Wasser (hauptsächlich Regenwasser) an, welches in den Rhein abgeführt werden muss. Dieses Wasser muss über die Absperrschieber hinweg gepumpt werden. Und genau hier kommen die Pumpwerke ins Spiel.

Das Pumpwerk leuchtet rot - der Wasserstand liegt bei mindestens 6,2 Metern, Bild: Stefan Schilling / Kaspar Kraemer Architekten BDA, CC BY-SA 3.0
Das Pumpwerk leuchtet rot – der Wasserstand liegt bei mindestens 6,2 Metern, Bild: Stefan Schilling / Kaspar Kraemer Architekten BDA, CC BY-SA 3.0

Mit gewaltigen Pumpen wird ein Rückstau im Kanalnetz vermieden. Insgesamt gibt es 35 Hochwasserpumpanlagen in Köln. Allein das im Jahr 2008 gebaute Pumpwerk Schönhauser Straße kann 3.600 Liter pro Sekunde über die Absperrschieber heben. Nur zum Vergleich: Das Pumpwerk würde einen großen Tankwagen in maximal zehn Sekunden füllen. Und um die komplette Jahresmenge an Kölsch aller Kölner Brauereien zu bewegen, bräuchte das Pumpwerk gerade mal 14 Stunden.

Diese maximale Leistung wird bei einem Rheinpegel von 9,50 Metern nötig. Nur so kann verhindert werden, dass die Veedel auch weiter entfernt vom Rhein nicht überflutet werden. Erst ab einem Pegel von 12,40 Metern müssen auch die Pumpwerke kapitulieren – die Stadt würde zu großen Teilen überflutet. Allerdings wurde dieser Wasserstand selbst bei den Jahrhunderthochwassern von 1993 und 1995 nicht erreicht, hier lag der Pegel bei maximal 10,69 Metern.

Bei rot liegt der Pegel über 6 Meter

Mit der Konstruktion des Pumpwerks wurde der Architekt Kaspar Kraemer beauftragt. Und Kraemer gab dem eher funktionalen Gebäude den richtigen „Anstrich“. Denn bestimmend für die jeweils aktuelle Farbe ist der Pegel des Rheins:

  • blau = Pegel unter 2,4 Metern
  • gelb = 2,4 bis 3 Meter
  • mint = 3 bis 3,5 Meter
  • grün = 3,5 bis 4 Meter
  • gelb-orange = 4 bis 5 Meter
  • orange = 5 bis 6,2 Meter
  • rot = Pegel über 6,2 Meter
Fast wie bei Andy Warhol: Das Pumpwerk Schönhauser Straße bei unterschiedlichen Pegelständen, Bilder: Uli Kievernagel
Fast wie bei Andy Warhol: Das Pumpwerk Schönhauser Straße bei unterschiedlichen Pegelständen.

Und so kann der Kölsche schon von weiter Entfernung den Pegelstand des Rheins erkennen und sich bei blau, mint, grün oder orange noch entspannt zurücklehnen.

Und dass es selbst bei rot nicht kritisch wird, ist dem Hochwasserschutzkonzept und den mächtigen Pumpwerken zu verdanken.


Der Kölner Pegel, Bild: Dietmar Rabich
Der Kölner Pegel, Bild: Dietmar Rabich

Sehr bekannt ist auch der Kölner Pegel an der Rheinpromenade in der Altstadt. Mit seinem großen Ziffernblatt zeigt dieser den jeweils aktuellen Pegelstand an.


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Kölner Brücken: Die Severinsbrücke – die schönste Brücke Kölns

Die Severinsbrücke - ein architektonisches Meisterwerk, Bild: datort, CC BY 2.0 DE
Die Severinsbrücke – ein architektonisches Meisterwerk, Bild: datort, CC BY 2.0 DE

Sie ist ein echter Hingucker: Die Severinsbrücke überspannt den Rhein, aufgehangen an einem einzigen, mächtigen Pylon. Gleichzeitig ist die Severinsbrücke aber auch ein Resultat des Umbaus Kölns zur „autogerechten Stadt“.

Ende der 1950er Jahren zeigt Köln auf der einen Seite zwar noch viele Kriegswunden, auf der anderen Seite starten zahlreiche Neubauprojekte. Dabei haben ausgerechnet die Zerstörungen durch die Bombardierungen „Köln zur autogerechten Stadt gemacht“, so der ehemalige Stadtkonservator Ulrich Krings1im Kölner Stadt-Anzeiger vom 21. Oktober 2021. Hauptzweck der städtischen Baupolitik war, dem massiv wachsenden Autoverkehr immer mehr Raum einzuräumen. Und noch heute leiden wir unter dieser Planung der „autogerechten Städte“ – eine Stadtplanung, die maßgeblich an den Bedürfnissen der Autofahrer ausgerichtet ist.

„Projekt Gotenring“

Weil die bis dahin bestehenden Brücken die Verkehrsmassen nicht mehr bewältigen konnten, wurde im Generalverkehrsplan der Stadt Köln neben der Zoobrücke auch die Severinsbrücke geplant. Doch ganz einfach war die Planung nicht: Ganze 39 Entwürfe (!) für das zunächst „Projekt Gotenring“ genannte Bauvorhaben wurden eingereicht und geprüft, bis der Stadtrat sich 1955 dafür entschied, eine mit Schrägseilen seilverspannte Balkenbrücke mit nur einem Pylon zu errichten.

Die Severinsbrücke im Jahr 1961 - noch ohne die Schienen für die Straßenbahn, Bild: Bundesarchiv, B 145 Bild-F010264-0006 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE
Die Severinsbrücke im Jahr 1961, Bild: Bundesarchiv, B 145 Bild-F010264-0006 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE

Steckbrief Severinsbrücke

  • Länge: 691 m
  • Breite: 29,50 m
  • Baubeginn: ab 1956
  • Fertigstellung: 1959
  • Umbau: 1979/80
  • Eröffnung: 7. November 1959

Neben der heute noch attraktiven Optik der Severinsbrücke gab es noch weitere ausschlaggebende Gründe für diese neuartige Konstruktion:

  • Ein praktischer Grund: Ein einziger Pylon im Rhein behindert die Schifffahrt weniger.
  • Ein ästhetischer Grund: Die Sicht auf den Dom wurde die asymmetrische Platzierung des Pylons nicht eingeschränkt.

Schwerer Unfall beim Bau des Fundaments

Um den Pylon zu errichten, war mitten im Rhein ein massives Fundament erforderlich. Für diese Arbeiten wurde ein sogenannter Senkkasten verwendet, ähnlich einer Taucherglocke, ein übliches Verfahren für Unterwasserarbeiten.

Doch am 21. September 1956 bekam dieser Kasten in der Strömung des Rhein Schieflage und lief blitzschnell voller Wasser. Dabei starben fünf Arbeiter. Angeblich sollen noch weitere Arbeiter bei dem Unglück ums Leben gekommen sein, deren Leichen nie geborgen wurden und die somit Teil des Fundamentes wurden. Der Kölner Journalist Hermann Rheindorf hat sich intensiv mit der Brücke und dem Unfall beschäftigt. Aber auch er geht davon aus, dass es sich bei dieser Gruselgeschichte nur um ein Gerücht handelt.

„Uns Bröck is fädich“ – aber eine unfallträchtige Strecke

Mit den Worten „Uns Bröck is fädich“ eröffnete am 7. November 1959 der damalige Oberbürgermeister Theo „Döres“ Burauen die Brücke. Adenauer war dabei, Kardinal Frings segnete das Bauwerk und die Brücke war einen ganzen Tag lang nur für Fußgänger zugängig. Doch schon am nächsten Tag wurde die Severinsbrücke für den Verkehr freigegeben. Ziel erreicht: Einfach mit dem Auto quer durch die Stadt, auch über den Rhein.

Allerdings war das damals nicht ohne Risiko, denn die Schienen der Straßenbahnen verliefen zwischen den Fahrspuren für die Autos, was zu schweren Unfällen führte. Reinhard Feldmann war in den 1970er Jahren Zeuge eines solchen Unfalls:

„Ich selbst habe in den 70er Jahren einen solchen Unfall gesehen, als ein Opel Rekord Kombi unter eine entgegenkommende Bahn gefahren ist. Der Aufprall war so stark, daß der Opel bis zu den Rücksitzen zusammengeschoben war. Erst 1979 wurde die Situation entschärft. Die Gleise wurden mit Schwellen unterfüttert und somit höher gelegt. Damit standen dem Autoverkehr nur noch zwei Fahrbahnen je Richtung zur Verfügung und die schweren Unfälle gehörten der Vergangenheit an.“

Vier Jahre Kunst auf der Brücke

Im Jahr 1996 erreichte die Brücke einen gewissen Ruhm in der Kunstwelt – und auch bei den Kölschen. Der Künstler HA Schult ließ seine acht Meter große, mit Neonröhren illuminierte Weltkugel per Helikopter ganz oben auf den Pylon der Severinsbrücke installieren.

Früher in schwindelerregender Höhe auf der Severinsbrücke, heute auf dem Dach der DEVK-Versicherung: Die Weltkugel von HA Schult, Bild: DEVK
Früher in schwindelerregender Höhe auf der Severinsbrücke, heute auf dem Dach der DEVK-Versicherung: Die Weltkugel von HA Schult, Bild: DEVK

Doch das beleuchtete Kunstwerk in über 70 Metern Höhe gefiel nicht allen. So wurde die Weltkugel bereits im Jahr 2000 wieder abmontiert und schmückt seitdem das Dach einer Versicherung in der Nähe des Zoos.

Mit ausgebreiteten Armen wacht der Heilige Severin über die nach ihm benannte Severinsbrücke, Bild: Franz-Josef Knöchel
Mit ausgebreiteten Armen wacht der Heilige Severin über die nach ihm benannte Severinsbrücke, Bild: Franz-Josef Knöchel

Nadelöhr Severinsbrücke

Heute wacht der Namensgeber der Brücke, der Heilige Severin, über die Brücke. Und wehe, wenn der Heilige einen Moment mal nicht aufpasst: „Wenn auf der Brücke Störungen auftreten, merkt man das sofort im ganzen Straßennetz.“, so Roman Suthold vom ADAC. Das Nadelöhr Severinsbrücke ist und bleibt unverzichtbar, um den Verkehr in Köln aufrecht zu erhalten.


Kölner Brückengrün

Selbstverständlich erstrahlt die Severinsbrücke im üblichen „Kölner Brückengrün“, auch als „Adenauer-Grün“ bekannt.

Die Severinsbrücke im "Kölner Brückengrün", Bild: Rolf Heinrich
Die Severinsbrücke im „Kölner Brückengrün“, Bild: Rolf Heinrich

Ein Zeitzeuge berichtet

 
Ich habe zu diesem Artikel Post von Günter bekommen, er war damals bei der Eröffnung live dabei:
 
Die Eröffnung ist mir noch ganz gut in Erinnerung. Wir sind mit der ganzen Klasse, wahrscheinlich sogar mit der ganzen Schule dabei gewesen. Ich in vorderster Reihe. An Adenauer und Burauen kann ich mich noch gut erinnern. An Frings nicht mehr. Eines der wenigen Ereignisse aus frühester Kindheit, das haften geblieben ist.

Alle bisher erschienenen Geschichten zu den Kölner Brücken 


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