EINLADUNG „Raderberg feiert!“

Heute mal in eigener Sache: Unser Bürgerverein Raderberg BeLeben e.V. hat ein großes Straßenfest auf der Gerhard-vom-Rath Straße organisiert. Kommt alle morgen (7. Juli) und übermorgen (8. Juli) vorbei und feiert mit.

Bei einem Kölsch und einem Cocktail könnt ihr euch die Info-Stände der Indianersiedlung zu einem Wohnprojekt für Flüchtlinge ansehen, Stockbrot bei den Pfadfindern essen oder euch über die Aktionen der Schulen und Kindergärten informieren. Unsere Nachbarinnen, die Benediktinerinnen, verkaufen Eis und auch unser Verein zeigt, wie Raderberg früher aussah. Viele weitere Akteure aus dem Veedel sind auf und vor der Bühne zu sehen.

Auf der Bühne geht es am Samstag ab 14 Uhr zur Sache. Samba und mitreißender Gospelgesang werden Raderberg rocken. Timo Selbach, der kölsche Tenor, ist für et kölsche Hätz zuständig. Am Sonntag starten wir um 12 Uhr mit einem ökumenischen  Gottesdienst, ab 13.30 Uhr gibt es ein abwechslungsreiches Programm mit Rap, dem Musikcorps Kölner Husaren grün-gelb, Kinderdisco, Schautanz und mehr. Der Verein Bushido stellt Judo vor und die „Söldner zu Cöln“ Schwertkampf. Die Blömcher schließen am Sonntag das Programm.

Alle Abonnenten meines Newsletters sind ausdrücklich eingeladen. Jedem gebe ich ein Kölsch aus. Meldet euch bei mir, ich bin beide Tage auf dem Straßenfest.


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Kölsche Wörter für Obs un Jemös

Obs und Jemös, Bild: TiM Caspary / pixelio
Obs und Jemös, Bild: TiM Caspary / pixelio

Köln bietet 66 Wochenmärkte. Auf diesen könnt ihr so ziemlich alles kaufen. Vorausgesetzt, ihr kennt die richtigen Begriffe. Deshalb gibt es heute eine kleine Hilfestellung, damit ihr beim Einkauf auf einem Kölner Wochenmarkt nicht vollkommen verloren seid. Denn der Kölsche verwendet tatsächlich eigenartige Begriffe für Obs und Jemös, also Obst und Gemüse.

Ädäppele

Kartoffeln werden in Kölle als Ädäppele bezeichnet, Bild: Rainer Sturm / pixelio
Ädäppele, Bild: Rainer Sturm / pixelio

So nennt der Kölsche Kartoffeln. Werden gerne als Brodääpel (Bratkartoffeln),  Rievkooche oder Ädäppeleschlot gegessen.

Humpel

Himbeeren - oder "Humpele", Bild: Joujou / pixelio
Humpele, Bild: Joujou / pixelio

Hier sind Himbeeren gemeint.

Kappes

Kappes, Bild: Rainer Sturm / pixelio
Kappes, Bild: Rainer Sturm / pixelio

Ein kölsches Grundnahrungsmittel: Kohl. Der kommt vun dä Kappesboore uss dem Vürjebirch, also den Gemüsebauern aus dem Vorgebirge. Wird allerdings auch gerne alles abfällige Bezeichnung für dummes Gequatsche verwendet: „Nä – dä schwaad vell Kappes.

Krönzel

Krönzel, oder Knurschele, Bild: Annamartha / pixelio
Krönzel, Bild: Annamartha / pixelio

Daran könnt ihr den echten Kölschen erkennen: Er verwendet das Wort „Krönzel“ für Stachelbeeren. Menschen aus dem Umland der Domstadt nennen diese Früchte Knurschele, Knispele oder Knuvvele.

 

Murre

Möhren, auf Kölsch: Murre. Bild: Petra Bork / pixelio
Möhren, Bild: Petra Bork / pixelio

Eigentlich recht einfach: Möhren.

Muusöhrche

Das kölsche Mauseohr: Feldsalat, Bild: W.R. Wagner / pixelio
Das kölsche Mauseohr, Bild: W.R. Wagner / pixelio

Wörtlich übersetzt: Mauseohren. Ein sehr passendes Wort für Feldsalat.

Öllisch

Mit "Öllisch" meint der Kölsche Zwiebeln. Bild: Birgit H / pixelio
Öllisch, Bild: Birgit H / pixelio

Mit Öllisch meint der Kölner Zwiebeln. Die werden zu fast allem gegessen, bevorzugt aber zu Halve Hahn und Mettbröttchen.

Paradiesappel

Kölsche Paradiesäppel, Bild: Rainer Sturm / pixelio
Kölsche Paradiesäppel, Bild: Rainer Sturm / pixelio

Leider ist dieser wunderschöne Begriff etwas in Vergessenheit geraten. Gemeint ist hier eine Tomate.

Plüschprumm

Eine Pflaume mit Plüsch Drumherum - fertig ist die "Plüschprumm". Bild: Martin Fels / pixelio
Plüschprumm, Bild: Martin Fels / pixelio

Eines meiner Lieblingswörter. „Prumm“ ist die Pflaume. Der Kölsche packt etwas Plüsch drumherum – und fertig ist der Pfirsich.

Prumme

Prumme, hier als Prummetaat. Was fehlt: reichlich Schlagsahne. Bild: Annamartha / pixelio
Prummetaat, Bild: Annamartha / pixelio

„Prumme“ sind Pflaumen und werden gerne als Prummetaat mit viel Sahne gegessen.

Schavu oder auch Schaffur

Wirsing wird von den Kölschen Schavu genannt, Bild: W.R. Wagner / pixelio
Schavu oder Schaffur, Bild: W.R. Wagner / pixelio

Gemeint ist hier Wirsing. Folgt man den Ausführungen des Sprachforschers Peter Honnen stammt das Wort aus dem französischen: „chou de Savoie“ ist  „Savoyer Kohl“.

Den besten Wirsing gibt es entweder bei meiner Mutter oder alternativ im Brauhaus Sion, Unter Taschenmacher.

Schlot

Koppschloot - das kölsche Wort für Kopfsalat, Bild: W.R. Wagner / pixelio
Koppschloot, Bild: W.R. Wagner / pixelio

Sammelbegriff für Salat aller Art, zum Beispiel Koppschloot, also Kopfsalat.

Spruute

Spruute oder Popeköchekäppesje, Bild: M. Großmann / pixelio
Spruute , Bild: M. Großmann / pixelio

Auch als Sprüütcher bekannt: Rosenkohl. Ein weiteres, wunderschönes Wort dafür ist Popeköchekäppesje, wörtlich übersetzt Puppenküchenkohl.

Worbele

Worbele, Bild: Free-Photos, Pixabay
Worbele, Bild: Free-Photos, Pixabay

Worbele sind Heidelbeeren. DANKE an Hanne für diesen Hinweis.


Ich werde diese ständig Liste fortsetzen. Wenn ihr ein spezielles Wort aufschnappt – immer rüber damit: uli@koeln-lotse.de.


Viele weitere Übersetzungen bietet das Wörterbuch der Akademie för uns kölsche Sprooch.


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Unbekannte Oase in der Großstadt: Der Garten der Religionen

Der Garten der Religionen - Ruheoase mitten in der Großstadt, Bild: Uli Kievernagel
Der Garten der Religionen – Ruheoase mitten in der Großstadt, Bild: Uli Kievernagel

Es sind gerade mal 400 Meter Luftlinie vom Barbarossaplatz, Kölns hässlichster Platz, zu einem der schönsten und zugleich unbekanntesten Plätze der Domstadt: Dem „Garten der Religionen“.

Versteckt, nur durch einen Durchgang zwischen den Häusern zu erreichen, liegt diese Oase der Ruhe. Noch bis 1999 haben hier Jesuiten ihren Klostergarten gepflegt – abgeschieden von der Welt außerhalb des Klosters. Heute lädt der Garten jeden ein und hat trotzdem die klösterliche Ruhe behalten.

Symbole weisen den Weg zu den einzelnen Religionen, Bild: Uli Kievernagel
Symbole weisen den Weg zu den einzelnen Religionen, Bild: Uli Kievernagel

Der Verein IN VIA Köln – Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit – hat den Anstoß zu diesem außergewöhnlichen Ort gegeben. Auf knapp 1.800 Quadratmetern und somit immerhin halb so groß wie ein Fußballfeld, wurden jeder der fünf Weltreligionen (Christentum, Judentum, Islam, Buddhismus und Hinduismus) eine spezielle Fläche zugeordnet. Der Besucher entdeckt bei seinem Rundgang diese nacheinander. „Hier hat jede Glaubensrichtung ihren Platz“, so die Geschäftsführerin des Vereins, Sybille Klings, im Kölner Stadt-Anzeiger.

Keine Belehrung, sondern Dialog

Lehrtafeln und Erläuterungen der Religionen sucht man vergebens. „Wir wollen nicht über Religion belehren, sondern Religion ins Gespräch bringen“, so der Theologie-Professor und Pfarrer Joachim Windolph, der als geistlicher Beirat das Projekt unterstützt. Die Idee dahinter ist, das Thema Religion in die Öffentlichkeit zu bringen. Dabei ist „mitmachen“ hier besonders gefragt: So wird mit Kreide auf dem Pflaster gemalt oder kleine Holzscheiben, auf welche die Besucher ihre Sorgen geschrieben haben, verwandeln sich im Osterfeuer in Rauch. Sogar ein Grillplatz ist vorhanden. Durch die Verwendung unterschiedlicher Baumaterialien und Bepflanzungen bietet der Garten der Religionen ein genauso abwechslungsreiches Bild wie die Religionen.

Feuerstelle im Garten der Religionen, Bild: Uli Kievernagel
Feuerstelle im Garten der Religionen, Bild: Uli Kievernagel

Und so vergisst man bei einem Rundgang glatt, dass man wirklich mitten in der Großstadt ist. Der Barbarossplatz ist gefühlt tausende Kilometer entfernt. Und dabei doch so nah. Gerade mal 400 Meter entfernt.


Der Garten der Religionen befindet sich im Innenhof des Gebäudes Stolzestraße 1a und ist von der Straße aus nicht zu sehen. Besucher müssen durch die Toreinfahrt in den Innenhof gehen. Der Garten ist von Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr frei zugänglich. Zusätzlich ist ein Besuch auch an ausgewählten Samstagen möglich. Für Gruppen bietet IN VIA Köln Führungen und Seminare an. Dieses Angebot haben bis heute schon mehr als 850 Gruppen angenommen.


Für alle, die sich mit dem Thema „Interreligiöser Dialog“ beschäftigen, empfehle ich den „Kalender der Kulturen“  . Dieser Kalender ist ein speziell für Kinder und Jugendliche konzipierter Schuljahreskalender. Der Kalender erklärt anschaulich und verständlich die wichtigsten Feiertage der verschiedenen Kulturen.


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Die Deutzer Platte

An der Deutzer Platte wird gebaggert, Bild: Uli Kievernagel
An der Deutzer Platte wird gebaggert, Bild: Uli Kievernagel

Nein: Die „Deutzer Platte“ kann man nicht essen. Das wäre auch etwas viel – immerhin ist das Ding mehr als 700 Meter lang. Und mit 1 Mio. Euro pro Jahr auch etwas teuer.

Tatsächlich handelt es sich bei der Deutzer Platte um eine für die Schifffahrt durchaus gefährliche Untiefe im Rhein. Diese liegt zwischen der Severinsbrücke und der Deutzer Brücke. Also genau in Höhe der Uferpromenade auf der linksrheinischen Seite und dem Rheinboulevard auf der rechtsrheinischen Seite.

Untiefe führt zu Havarien

Für die Rheinschiffer wird über dem gesamten Rhein eine Fahrrinne mit einem Tiefgang von 2,50 Meter garantiert. Dafür muss der Rhein an verschiedenen Stellen regelmäßig vertieft werden. Das Problem mitten in Köln: Der Rhein ist in Höhe der Altstadt fast 400 Meter breit. Zusätzlich gibt es die Hafenausfahrten zum Deutzer- und zum Rheinauhafen. Die dadurch auftretenden ungünstigen Strömungsverhältnisse führen dazu, dass sich genau dort Sand und Kies ablagern – die Untiefe „Deutzer Platte“ entsteht. Und diese hat auch schon zu Havarien geführt. So lief zuletzt im Juni 2014 hier ein Frachter auf Grund.

Der schwimmende Eimerkettenbagger auf dem Rhein, Bild: Silke Kievernagel
Der schwimmende Eimerkettenbagger auf dem Rhein, Bild: Silke Kievernagel

Um diesen Unfällen vorzubeugen, werden jährlich ca. 30.000 Kubikmeter Sand und Kies von speziellen schwimmenden „Eimerkettenbaggern“ dort abgetragen. Das entspricht immerhin dem Inhalt von 1.500 LKW. Das abgebaggerte Material ist für den Rhein aber nicht verloren. Es wird an anderen Stellen als Ausgleich für sogenannte „Übertiefen“ wieder in den Fluss gekippt, unter anderem auch, um Uferböschungen zu schützen. Diese Arbeiten kosten etwa 1 Mio. Euro pro Jahr.


Der von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes betriebene Elektronische Wassersstraßen-Informationsservice (ELWIS) bietet einen detaillierten Lageplan der „Deutzer Platte“.


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Kölsche Wörter: Klüngel – Man kennt sich, man hilft sich

Klüngel - hier laufen viele Fäden zusammen. Und niemand erkennt, wie alles exakt zusamengehört. Bild: Bernhard Friesacherr / pixelio.de
Klüngel – hier laufen viele Fäden zusammen. Und niemand erkennt, wie alles exakt zusamengehört. Bild: Bernhard Friesacherr / pixelio.de

Klüngel ist unserer Stadt schon seit Jahrhunderten etabliert. Bereits 1782 wird im Zusammenhang mit der städtischen Lotterie der Begriff „Klüngel“ für „betrügerische Machenschaften“ genutzt.

Klüngel stammt von dem Begriff „clunga“ ab. Das bedeutet Knäuel, also der Ort, an dem viele Fäden zusammenlaufen und man nicht mehr erkennen kann, wie alles zusammengehört. Eine perfekte Umschreibung für den kölschen Klüngel.

Ein großer Klüngler war Konrad Adenauer, so hat er sich als Kölner Oberbürgermeister zinslose Darlehen der Stadtkasse gewährt. Ihm wird die Definition des Klüngels „Man kennt sich, man hilft sich.“ zugeschrieben.

„Nehmt mich auf in Euren Klüngel!“

Als Kurt Rossa, ehemaliger Kölner Oberstadtdirektor, sich dem Kölner Rat mit den Worten „Nehmt mich auf in Euren Klüngel“ vorstellte, kannte die Begeisterung im Rat keine Grenzen.

Dabei kann Klüngel, solange er nicht darauf zielt, sich individuelle Vorteile zu verschaffen, durchaus positiv sein. Norbert Burger, Kölner Oberbürgermeister von 1980 bis 1999, definierte Klüngel positiv als „das Ausräumen von Schwierigkeiten im Vorfeld von Entscheidungen“.

Tatsächlich aber zielte der Klüngel in Kölle eher darauf, sich jeweils persönliche Vorteile zu verschaffen. Und die Liste der bekannten Verfehlungen ist lang.

Wie groß mag da erst die Dunkelziffer sein?


„Maggeln“ ist eng verwandt mit dem Klüngel.


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Baubeginn Nord-Süd-Bahn im Jahr 2004 – Ende offen

Streckenverlauf der Nord-Süd Bahn, Bild: Qualle, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons
Streckenverlauf der Nord-Süd Bahn, Bild: Qualle, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons

Am 5. Juni 2004 begann offiziell der Bau der Nord-Süd U-Bahn. Und noch immer gilt: Ende offen. Nun haben wir Kölner ja reichlich Erfahrung mit Dauer-Baustellen. Der Bau des Doms war immerhin schon nach 632 Jahren vollendet.

Die neue U-Bahn soll eine direkte Verbindung des Hauptbahnhofes mit den südlichen Stadtteilen sicherstellen. Dazu soll eine etwa 6 km lange U-Bahn mit sechs Haltestellen sorgen. Die ursprünglich geplanten Baukosten lagen bei 1,1 Mrd. Euro. Fertigstellung sollte 2010 oder spätestens 2011 sein.

Chaos bereits am ersten Tag

Bereits am ersten Tag der U-Bahn-Baustelle brach in Köln das Chaos aus. Durch die Sperrung in der Innenstadt brach der Verkehr gleich am ersten Tag des Baus, ein Samstag, zusammen. Der Kölner Stadt-Anzeiger befragte genervte Kölner. So auch Rolf L. aus Zollstock. Der rüstige Rentner empörte sich, dass er wegen der Sperrungen zu spät zu einer Hochzeit ins Rathaus käme.

Der "Schiefe Turm" St. Johann Baptist mit Stahlstreben zur Sicherung, Bild: Gerd Bernau / pixelio.de
Der „Schiefe Turm“ St. Johann Baptist mit Stahlstreben zur Sicherung, Bild: Gerd Bernau / pixelio.de

Doch das Verkehrschaos war erst der Anfang. Am 29. September 2004 neigt sich der Turm der Kirche St. Johann Baptist im Severinsviertel gefährlich zur Seite. U-Bahn Bauarbeiten unter dem Fundament haben zur der Schieflage geführt. Glück im Unglück: Niemand kommt zu Schaden, der Turm wird durch massive Stahlträger gestützt und später wieder aufgerichtet. Kurios war allerdings, dass die Schieflage genau zur Kölner Fotomesse „photokina“ passierte. Die Messe reagierte prompt und richtete, insbesondere für fotofreudige Japaner, einen Shuttle-Service zum „Schiefen Turm von Kölle“ ein.

Die Bauarbeiten im historischen Kern der Stadt führten zu weiteren Schäden an der alten Bausubstanz. In der Kirche St. Maria im Kapitol bröselte im November 2004 die Gewölbedecke, im August 2007 wurde festgestellt, dass sich der Rathausturm um fast 1 cm gesenkt hatte. Daraufhin wurde ein Keller unter dem Turm gesperrt.

Einsturz des Stadtarchivs

Das Unfassbare geschah am 3. März 2009: Unter dem Stadtarchiv auf der Severinstraße brach das Erdreich ein. In dem dort entstandenen Krater stürzte das gesamte Archivgebäude zusammen mit zwei weiteren Wohngebäuden, zwei junge Männer starben in den Trümmern. Um weitere Schäden zu vermeiden, wurden mehr als 500 Häuser auf der Severinstraße untersucht. Mehr als die Hälfte der Gebäude wiesen Schäden auf.

Einsturzstelle des Stadtarchivs (Panoramabild), Quelle: Uli Kievernagel
Einsturzstelle des Stadtarchivs (Panoramabild), Quelle: Uli Kievernagel

Die Hiobsbotschaften zum U-Bahnbau nahmen kein Ende. Im Februar 2010 wurde bekannt, dass Bauarbeiter Metallarmierungen nicht verbaut sondern illegal verkauft haben. In einzelnen Bauabschnitten wurden demnach weniger als 20% der ursprünglich geplanten Stahlarmierungen verbaut. Im Jahr 2013 erwischte es dann auch den Dom. Der Betrieb der Linie 5 unter der Kathedrale war deutlich zu hören und durch Vibrationen zu spüren. Die Kölner Verkehrs Betriebe reagierten prompt – die Bahnen durften nur noch langsam unter dem Dom fahren.

Heute, 14 Jahre nach Baubeginn, ist immer noch kein Ende abzusehen. Der Gerichtsprozess um den Archiveinsturz läuft, letzte Meldungen gehen von einem Betriebsbeginn nicht vor 2026 aus. Die Summe der Kosten ist noch nicht abzusehen. Allein der Einsturz des Archivs wird mit ca. 1,2 Mrd. Euro veranschlagt.

Mal sehen – ich bin zuversichtlich, dass die U-Bahn keine 632 Jahre bis zu Vollendung braucht und somit schneller ist als die Fertigstellung des Doms. Angstschweiß bricht bei mir aber aus, wenn die Stadt bereits die nächste U-Bahn plant: Von Deutz quer unter dem Rhein bis nach Melaten. Mal sehen, ob ich das noch erlebe.


Die Kölner Verkehrsbetriebe haben eine Website zur Nord-Süd Stadtbahn eingerichtet.


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Klaus Ulonska – Fußballpräsident mit Hätz & Humor

Ein typisches Bild von Klaus Ulonska; imer gut gelaunt , hier im Jahr 2012, Bild; Nicola
Ein typisches Bild von Klaus Ulonska: immer gut gelaunt, hier im Jahr 2012, Bild; Nicola

Vom eigentlichen Fußballspiel bekam der Präsident der Fortuna nie viel mit. Wichtiger war ihm der Rundgang im Stadion mit dem „Spendenball“ – eine Spardose in Form eines Fußballs. Mit diesem Ball sammelte Klaus Ulonska bei jedem Fortuna-Heimspiel Spenden für die Jugend. Und dabei machte er keinen Unterschied zwischen den VIPs und den Fans Stehplatz Mitte. Jeder wurde angesprochen und kaum einer konnte seinem Charme entgehen.

Als ich mit englischen Freunden im Stadion war und die Engländer seine Spendenaufforderung nicht auf Anhieb verstanden, schaltete Ulonska blitzschnell:  „Gimme your Pounds, please. We need them for the Fortuna-Kids“. Und sofort wurden die englischen Geldbörsen gezückt.

Klaus Ulonska war ein begnadeter Entertainer mit einer lauten Stimme. Geschult im Karneval – Ulonska war regelmäßiger Sitzungspräsident und im Jahr 1973 sogar Jungfrau im Kölner Dreigestirn – war er eine feste Größe in der Kölner Gesellschaft und saß für die CDU im Stadtrat.

Aus sechs Wochen für die Fortuna werden zehn Jahre

Der in jungen Jahren erfolgreiche Leichtathlet organisierte das ASV Sportfest und hätte, nachdem er die Geschäftsführung seiner Firma Dinckels-Ulonska Bedachungsartikel 2005 abgegeben hatte, eigentlich seinen Ruhestand genießen können. Wenn da nicht ein paar Fortuna-Fans vor seiner Tür in Lindenthal gestanden hätten um ihn als Präsident für Fortuna Köln zu gewinnen. Die Fortuna stand nach dem Tod des langjährigen Mäzens Hans „Schäng“ Löring“ vor dem sportlichen und finanziellen Knock-Out. Doch Ulonska wollte eigentlich nicht. Erst nach stundenlangen Gesprächen erklärte er sich bereit, für sechs Wochen der Fortuna auszuhelfen. Aus diesen sechs Wochen wurden mehr als zehn Jahre. Und wenn nicht sein plötzlicher, unerwarteter Tod am 14. März 2015 ihn mitten aus dem Leben gerissen hätte, wäre Ulonska noch heute Präsident. Ein Präsident, wie es keinen zweiten im Profi-Fußball gibt: Mit dem Spendenball in der Hand auf den Rängen, statt mit Lachshäppchen bei den VIPs.


Im März 2018 wurde beschlossen, dass ein Weg direkt Südstadion den Namen „Klaus-Ulonska-Weg“ erhalten soll.


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Die schwimmende Universität auf dem Rhein

 

Die "Ökologische Rheinstation der Universität zu Köln", Bild: Uli Kievernagel
Die „Ökologische Rheinstation der Universität zu Köln“, Bild: Uli Kievernagel

Der Rhein ist nicht nur für die riesenlangen Containerschiffe und die oft nervenden Jet-Ski-Fahrer da. Der Rhein ist auch Lebensraum unzähliger Tiere: Seit den Verschmutzungen der 70er und 80er Jahre haben sich mit der stetig verbesserten Wasserqualität wieder Fische, Muscheln, Schnecken, Krebse und viele weitere Organismen im Rhein angesiedelt. Diese Erkenntnis haben wir auch der „Rheinstation“ der Uni Köln zu verdanken.

Das Problem bei der Erforschung von fließenden Gewässern ist, dass die Entnahme von Proben schwierig ist: Nimmt man nur eine Probe vom Ufer? Oder mit Hilfe von Tauchern aus der Mitte des Flusses? Und dann muss diese Probe noch in ein Labor gebracht werden und verändert sich dabei mit jeder Minute Transportzeit. Die Uni in Köln hat dafür einen anderen Weg gefunden: Ein schwimmendes Labor, mitten auf dem Rhein. Die „Ökologische Rheinstation“. Hier wird Wasser aus dem Rhein unmittelbar ins Labor geleitet – fast unter den gleichen Bedingungen wie im fließenden Gewässer. „Die Forschungsbedingungen auf der Ökologischen Rheinstation sind einmalig in Deutschland und Europa, wahrscheinlich sogar weltweit“, so Dr. Georg Georg Becker, stellvertretender Leiter der Ökologischen Rheinstation in einem Interview des Kölner Stadt-Anzeigers.

Aus zwei mach eins

Basis dieses schwimmenden Labors waren zwei alte Rheinschiffe. Die „Baden 24“ und die „Desdemona“. Die beiden alten Damen, die Baden stammt aus dem Jahr 1885 und die Desdemona ist Baujahr 1912, wurden 1953 zu einem Bootshaus umfunktioniert. Heute bildet die Baden den vorderen und die „Desdemona“ den hinteren Teil des immerhin 60 Meter langen Bootshauses. Fünf Wissenschaftler und einige Studenten forschen hier. Ständiger Bewohner der Rheinstation ist seit Bootswart Michael Weicht. Er hat im Jahr 2006 Lothar Rosbach abgelöst, der mehr als 50 Jahre als Bootswart auf dem schwimmenden Labor gelebt hat.

Nur für Wissenschaftler & Sportler: Das Bootshaus der Uni Köln", Bild: Uli Kievernagel
Nur für Wissenschaftler & Sportler: Das Bootshaus der Uni Köln, Bild: Uli Kievernagel

Neben seiner Funktion als Labor ist das Bootshaus auch Heimat der Ruderer der Uni Köln. Etwa 150 Studenten lernen jedes Semester hier diesen schweißtreibenden Mannschaftssport. Für Rettungskräfte wie die Wasserschutzpolizei und Rettungssanitäter ist die Rheinstation eine offizielle Anlegemöglichkeit. Allerdings nur für diese – „normale“ Boote dürfen dort nicht anlegen. Und von Land aus dürfen auch nur die Wissenschaftler, Studenten und Ruderer an Bord.

So bleibt uns nur der Blick vom Ufer auf dieses einmalige Labor.


+++AKTUELL +++ (25. April 2019)

Aktuell wird das Bootshaus leer geräumt. Für etwa 1,5 Mio. Euro sollen bis Ende des Jahres 2019 dringend notwendige Sanierungsarbeiten erledigt werden. Im April 2020 soll die schwimmende Universität wieder einsatzbereit sein.

Entwarnung für alle Tierfreunde: Die an Bord lebenden Muscheln und Krebse wurden schonend wieder im Rhein ausgesetzt.


Das Bootshaus der Uni­ver­si­tät zu Köln liegt direkt auf dem Rhein,  in Höhe Köln-Marienburg.  Weitere Infos gibt es auf der Website der Rheinstation.


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Der Südfriedhof – mehr Park als Friedhof

Ein parkähnliches Gelände: Der Kölner Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt
Ein parkähnliches Gelände: Der Kölner Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt

Das Laub riesiger, alter Bäume raschelt im Wind. Im Hintergrund hört man leise das Rauschen des Verkehrs auf dem Militärring. Menschen verlangsamen ihren Schritt, es wird nur leise geredet. Der Klang der Friedhofsglocke kündigt die nächste Beerdigung an. Es herrscht eine ganz besondere Atmosphäre auf Friedhöfen.

Licht und Schatten auf dem Kölner Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt
Licht und Schatten am Hochkreuz auf dem Kölner Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt

Ich sitze auf einer Bank direkt am Hochkreuz, einem zentralen Platz des Südfriedhofs. Hier kreuzen sich die bogenförmig angelegten Wege des ältesten Teils des Friedhofs. Ganz bewusst hat sich Adolf Kowallek, Gartenbaudirektor der Stadt Köln um das Jahr 1900, bei der Konzeption des Südfriedhofs von der bekannten schachbrettartigen Friedhofsstruktur gelöst. Diese Wegeführung lädt dazu ein, nicht systematisch über das parkähnliche Gelände zu gehen. Eher lässt man sich treiben, erkundet auch kleinere Gräberfelder. Und verliert schnell, so wie ich bei meinen ersten Besuchen, die Orientierung. Kein Problem – der nächste Hauptweg ist schnell gefunden. Bis man wieder abschweift, hypermoderne Grabstätten mit Grabsteinen aus Glas bewundert und gleich daneben wieder auf kölsche Prominenz trifft.

Grabstätte Neuerburg auf dem Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt
Grabstätte Neuerburg auf dem Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt

Auch wenn die Promi-Dichte nicht so hoch ist wie auf dem Melatenfriedhof, haben auf dem Südfriedhof eine ganze Reihe bekannter Kölner ihre letzte Ruhe gefunden. Und da das Villenviertel Marienburg zum Beerdigungsbezirk des Südfriedhofs gehört, gibt es auch hier eine  kleine „Millionenallee“. Ansonsten zieren etliche Gräber Symbole und Sprüche aus dem Karneval – mer sin  halt in Kölle. Zum Beispiel Noten auf dem Grabmal des Mundartdichters Karl Berbuer, Komponist vom „Trizonesien-Song“ und „Heidewitzka, Herr Kapitän“. Und auch das ist typisch Köln: Auf dem Grab von Heinz Schmidt, langjähriger Präsident des Karnevalsvereins „Kölsche Grielächer“, prangt in Stein gemeißelt sein Titel „Präsident“.  Und auch der Grabstein des „Vaters“ der Schullzöch, Jean Küster, trägt seinem Ehrentitel. Neben den Karnevalisten wurden hier aber auch Größen des Sports beerdigt, zuletzt im November 2017 Fußballweltmeister von 1954 Hans Schäfer, übrigens nicht unweit von Fortuna-Mäzen Hans „Schäng“ Löring, dem Boxer Peter Müller, bekannt als „Müllers Aap“ und dem ersten Präsidenten des 1. FC Köln Franz Kremer. Auch die Marie Juchacz, Gründerin der AWO, hat ihre letzte Ruhe auf dem Südfriedhof gefunden.

Grabstätte Peter Müller, "Müllers Aap", auf dem Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt
Grabstätte Peter Müller, „Müllers Aap“, auf dem Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt

Richtung Militärring verändert der Friedhof seinen Charakter: Die weitläufige Anlage des deutschen Ehrenfriedhofs (hier wurden die Opfer des Bombenkriegs im 2. Weltkrieg beerdigt) und insbesondere der Ehrenfriedhof des Commonwealth lassen mich – trotz 25 Grad Temperatur und strahlendem Sonnenschein – frösteln. Besonders der Commonwealth-Friedhof ist beeindruckend: Hier sieht man das mit Sicherheit am besten gepflegte Stück öffentliches Grün im gesamten Kölner Stadtgebiet. Kein Wunder denn hier kümmern sich zwei festangestellte Gärtner, bezahlt vom Commonwealth, ausschließlich um diese etwa 3.000 Gräber.

Streng symmetrisch: Der Cologne War Cemetery, Bild: Uli Kievernagel
Streng symmetrisch: Der Cologne War Cemetery, Bild: Uli Kievernagel

Kurios: Auf diesem Friedhof verlässt man deutsches Staatsgebiet – das Commonwealth hat dieses Geländer der Stadt Köln 1922 abgekauft. Auch der italienische Staat hat für seine Opfer des 1. Weltkriegs einen separaten Friedhof auf dem Gelände des Südfriedhofs angelegt.

Commonwealth-Friedhof auf dem Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt
Perfekt gepflegt: Der Commonwealth-Friedhof auf dem Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt

Eine tragische Geschichte birgt das Grab von Ursula Kuhr. Im Juni 1964 dringt ein psychisch kranker Amokläufer in die Volksschule in Köln-Volkhoven ein. Mit einem selbstgebauten Flammenwerfer und einer Lanze bewaffnet richtet der Attentäter ein Blutbad an. Acht Kinder und zwei Lehrerinnen sterben, darunter auch die Lehrerin Ursula Kuhr. Der von der Stadt Köln gestiftete Grabstein zeigt Flammen und eine große Person, die sich schützend vor kleine Menschen stellt. Hier bekomme ich trotz 25 Grad Gänsehaut.

Grabstätte Ursula Kuhr auf dem Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt
Grabstätte Ursula Kuhr auf dem Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt

Wesentlich aktueller sind die Obdachlosengräber. Jedes Jahr sterben in Köln etwa 20 Obdachlose. Vor dem Jahr 1997 wurden verstorbene Obdachlose eingeäschert und Asche anonym beigesetzt – aus Kostengründen. Seit 1997 sorgt die Interessengemeinschaft „Bestattung obdachloser Menschen“ dafür, dass „Menschen, die im Leben keine Spuren hinterlassen haben, nicht spurlos von der Erde verschwinden“. Spenden sind sehr willkommen. Auch ich werde meine Beitrag leisten: Für jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer an der Lotsentour Südfriedhof spende ich 1,11 Euro an diese Initiative.

Von den Obdachlosengräbern sind es nur ein paar Schritte zur Trauerhalle und zum Ausgang. Sofort empfängt mich die laute Stadt wieder: Die Linie 12 kommt quietschend um die Ecke, im Kreisverkehr am Höninger Platz kurven Autos und Busse um die Wette. Willkommen zurück in Köln.


Kurios: Die Plakette am Pförtnerhäuschen des Südfriedhofs

Das Pförtnerhäuschen am Südfriedhof, Bild: Elke Wetzig (Elya), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Das Pförtnerhäuschen am Südfriedhof, Bild: Elke Wetzig (Elya), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Leider wurden das ursprüngliche Pförtnerhaus am Südfriedhof im Jahr 1943 und die Trauerhalle Opfer eines Bombenangriffs. Nach dem Krieg gab es am Eingang nur ein schlichtes Provisorium.  Im Jahr 2009 wurde dann das Pförtnerhaus originalgetreu rekonstruiert.

Die Plakette am Pförtnerhäuschen mit der Aufschrift "AD 2009 PM", Bild: Elke Wetzig (Elya), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Die Plakette am Pförtnerhäuschen mit der Aufschrift „AD 2009 PM“, Bild: Elke Wetzig (Elya), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Doch was hat es mit „PM“ auf sich?

Durchaus kurios ist die am Pförtnerhaus angebrachte Plakette. Sie trägt die Inschrift „AD 2009 PM“.  „AD“ von lateinisch „anno Domini“ steht für „im Jahre des Herrn“, die Jahreszahl „2009“ für das Jsahr des Wiederaufbaus.

Tatsächlich gibt es keine eindeutige Erklärung.  Der Südfriedhof-Experte Günter Schwanenberg (Autor des Buchs „Em Himmel es d´r Düvel loss…“)  hat mir dazu folgende Erklärungen gegeben:

„Drei Interpretationen zu dem „PM“ am Pförtnerhäuschen habe ich gesammelt, aber nur eine davon ist eindeutig favorisiert. 

  1. Post Meridiem, Pax Mariae, Post Mortem, Peter Müller… alles Kokolores und nur ein Teil der recht amüsanten „spontan-Interpretationen“ vor Ort
  2. Pontifex Maximus, immerhin laut Wikipedia-Liste der lateinischen Abkürzungen, würde ich eher im RGM oder im Dom ansiedeln
  3. Piae Memoriae, „frommen Angedenkens“ – dat isset dann wohl!

Allerdings: Bereits bei der offiziellen Einweihung des Häuschens stand die Frage im Raum und konnte nicht eindeutig beantwortet werden.“

Also dann – das „PM“ bleibt wohl ein Geheimnis und bietet viel Raum für alle möglichen Spekulationen.


In Köln gibt es viele weitere interessante Friedhöfe zu erkunden, zum Beispiel auch den Geusenfriedhof. Vom alten jüdischen Friedhof in Raderberg ist hingegen – bis auf eine Gedenkplakette – nichts mehr zu sehen.


Ich lade euch ein, mit mir den Südfriedhof zu erkunden:
Die Lotsentour Südfriedhof.


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„Wollt ihr mit mir Deutscher Meister werden?“ – Franz Kremer und der 1.FC Köln

Plakette für Franz Kremer im Stadion am Geißbockheim, Bild: Hans Jörg Michell, www.lindenthal.blog
Plakette für Franz Kremer im Stadion am Geißbockheim, Bild: Hans Jörg Michell

Podcast Franz Kremer, 30

„Wollt ihr mit mir Deutscher Meister werden?“ Diese Frage stellte Franz Kremer bei der Gründungsversammlung des 1. FC Kölns im Februar 1948. Bei dieser Frage war die Antwort klar: Einstimmig bestimmten die Delegierten Franz Kremer zum ersten Vorsitzenden. Eine unglaubliche Erfolgsstory begann. Bereits zwei Tage später bestritt der neugegründete Fußballverein sein erstes Spiel: Mit satten 8:2 wurde Nippes 12 geschlagen.

Die „Diva vom Rhein“, die sich gerne als deutsche Gegenstück zu Real Madrid sah, stieg direkt in die damals erstklassige Oberliga West auf, wurde 1963 erster Deutscher Meister in der gegründeten Bundesliga und viermal DFB-Pokalsieger.

Diese Erfolgsstory ist eng mit Franz Kremer verbunden. Kremer, geboren am 30. Juli 1905 in der Kölner Altstadt, betrieb hauptberuflich erfolgreich eine Firma für Werbeartikel. Aber was bedeute schon „hauptberuflich“ für einen Mann, der 24 Stunden am Tag für den Fußball und besonders seinen FC Köln lebte?

Das Franz-Kremer-Stadion am Geißbckheim, Bild: Bild: Hans Jörg Michell, www.lindenthal.blog
Das Franz-Kremer-Stadion am Geißbckheim, Bild: Bild: Hans Jörg Michell
Ein moderner Fußballmanager

Kremer war auch Vorsitzender des Bundesligaausschusses und somit eine treibende Kraft bei der Gründung der Bundesliga. Und der 1. FC Köln profitierte ungemein davon: Kremer arbeitete am Statut der Bundesliga mit. Gleichzeitig führte er in Köln moderne Managementmethoden ein. Daher war es (fast) selbstverständlich, dass „sein“ FC Köln die erste Spielzeit der Bundesliga gewann. Er verstand es, die entscheidenden Kräfte in Köln einzubinden. „Ob Ford, 4711, Otto Wolff von Amerongen, Gerling oder Kaufhof – Kremer hat es geschafft, das Kapital Kölns am Tisch des 1. FC  zu vereinen und aus dem FC einen erfolgreichen Verein zu machen.“, so Karl-Heinz Thielen, Spieler der ersten FC-Meistermannschaft und später Manager des 1. FC Köln im Kölner Express.

Franz Kremers Aussage zur Tradition hat noch heute ihre Gültigkeit, Bild: Hans Jörg Michell, www.lindenthal.blog
Franz Kremers Aussage zur Tradition hat noch heute ihre Gültigkeit, Bild: Hans Jörg Michell
Tod am 11.11.1967

Kremer verstarb im Jahr 1967, ausgerechnet am kölschen Datum 11. November. Nachdem Hannes Löhr das 2:0 für den FC in Frankfurt geschossen hatte, sagte er seine letzten Worte zu seiner Frau Liselotte: „Du kannst das Radio jetzt ausmachen“. Franz Kremer verstarb friedlich im heimischen Sessel in Lindenthal. Der FC gewann dieses Spiel 2:1.


Auf der Lotsentour Südfriedhof besuchen wir das Grab von Franz Kremer.


Das kleine Stadion direkt am Geißbockheim  des FC Köln trägt heute seinen Namen. Und im Jahr 2005, zum 100. Geburtstag Kremers,  wurde die Zufahrt zwischen Berrenrather Straße und dem Geißbockheim in Franz-Kremer-Allee  umbenannt.


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