Die schwimmende Universität auf dem Rhein

 

Die "Ökologische Rheinstation der Universität zu Köln", Bild: Uli Kievernagel
Die „Ökologische Rheinstation der Universität zu Köln“, Bild: Uli Kievernagel

Der Rhein ist nicht nur für die riesenlangen Containerschiffe und die oft nervenden Jet-Ski-Fahrer da. Der Rhein ist auch Lebensraum unzähliger Tiere: Seit den Verschmutzungen der 70er und 80er Jahre haben sich mit der stetig verbesserten Wasserqualität wieder Fische, Muscheln, Schnecken, Krebse und viele weitere Organismen im Rhein angesiedelt. Diese Erkenntnis haben wir auch der „Rheinstation“ der Uni Köln zu verdanken.

Das Problem bei der Erforschung von fließenden Gewässern ist, dass die Entnahme von Proben schwierig ist: Nimmt man nur eine Probe vom Ufer? Oder mit Hilfe von Tauchern aus der Mitte des Flusses? Und dann muss diese Probe noch in ein Labor gebracht werden und verändert sich dabei mit jeder Minute Transportzeit. Die Uni in Köln hat dafür einen anderen Weg gefunden: Ein schwimmendes Labor, mitten auf dem Rhein. Die „Ökologische Rheinstation“. Hier wird Wasser aus dem Rhein unmittelbar ins Labor geleitet – fast unter den gleichen Bedingungen wie im fließenden Gewässer. „Die Forschungsbedingungen auf der Ökologischen Rheinstation sind einmalig in Deutschland und Europa, wahrscheinlich sogar weltweit“, so Dr. Georg Georg Becker, stellvertretender Leiter der Ökologischen Rheinstation in einem Interview des Kölner Stadt-Anzeigers.

Aus zwei mach eins

Basis dieses schwimmenden Labors waren zwei alte Rheinschiffe. Die „Baden 24“ und die „Desdemona“. Die beiden alten Damen, die Baden stammt aus dem Jahr 1885 und die Desdemona ist Baujahr 1912, wurden 1953 zu einem Bootshaus umfunktioniert. Heute bildet die Baden den vorderen und die „Desdemona“ den hinteren Teil des immerhin 60 Meter langen Bootshauses. Fünf Wissenschaftler und einige Studenten forschen hier. Ständiger Bewohner der Rheinstation ist seit Bootswart Michael Weicht. Er hat im Jahr 2006 Lothar Rosbach abgelöst, der mehr als 50 Jahre als Bootswart auf dem schwimmenden Labor gelebt hat.

Nur für Wissenschaftler & Sportler: Das Bootshaus der Uni Köln", Bild: Uli Kievernagel
Nur für Wissenschaftler & Sportler: Das Bootshaus der Uni Köln, Bild: Uli Kievernagel

Neben seiner Funktion als Labor ist das Bootshaus auch Heimat der Ruderer der Uni Köln. Etwa 150 Studenten lernen jedes Semester hier diesen schweißtreibenden Mannschaftssport. Für Rettungskräfte wie die Wasserschutzpolizei und Rettungssanitäter ist die Rheinstation eine offizielle Anlegemöglichkeit. Allerdings nur für diese – „normale“ Boote dürfen dort nicht anlegen. Und von Land aus dürfen auch nur die Wissenschaftler, Studenten und Ruderer an Bord.

So bleibt uns nur der Blick vom Ufer auf dieses einmalige Labor.


+++AKTUELL +++ (25. April 2019)

Aktuell wird das Bootshaus leer geräumt. Für etwa 1,5 Mio. Euro sollen bis Ende des Jahres 2019 dringend notwendige Sanierungsarbeiten erledigt werden. Im April 2020 soll die schwimmende Universität wieder einsatzbereit sein.

Entwarnung für alle Tierfreunde: Die an Bord lebenden Muscheln und Krebse wurden schonend wieder im Rhein ausgesetzt.


Das Bootshaus der Uni­ver­si­tät zu Köln liegt direkt auf dem Rhein,  in Höhe Köln-Marienburg.  Weitere Infos gibt es auf der Website der Rheinstation.


E-Mail-Newsletter

Das "Köln-Ding der Woche" per E-Mail frei Haus. Jede Woche sonntags ein neues Detail zur schönsten Stadt der Welt. Zum Hören als Podcast oder zum Lesen im Blog.

Aber immer kurz & knackig, immer subjektiv & voreingenommen. Und immer kostenlos!
Datenschutz *

Für den Fall, dass dich die standardisierte Anmeldeprozedur nervt, gibt es auch die kölsche Lösung: Schick mir einfach eine Mail an uli@koeln-lotse.de und ich trage dich in den Verteiler ein.


*Datenschutzerklärung

 

Der Südfriedhof – mehr Park als Friedhof

Ein parkähnliches Gelände: Der Kölner Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt
Ein parkähnliches Gelände: Der Kölner Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt

Das Laub riesiger, alter Bäume raschelt im Wind. Im Hintergrund hört man leise das Rauschen des Verkehrs auf dem Militärring. Menschen verlangsamen ihren Schritt, es wird nur leise geredet. Der Klang der Friedhofsglocke kündigt die nächste Beerdigung an. Es herrscht eine ganz besondere Atmosphäre auf Friedhöfen.

Licht und Schatten auf dem Kölner Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt
Licht und Schatten am Hochkreuz auf dem Kölner Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt

Ich sitze auf einer Bank direkt am Hochkreuz, einem zentralen Platz des Südfriedhofs. Hier kreuzen sich die bogenförmig angelegten Wege des ältesten Teils des Friedhofs. Ganz bewusst hat sich Adolf Kowallek, Gartenbaudirektor der Stadt Köln um das Jahr 1900, bei der Konzeption des Südfriedhofs von der bekannten schachbrettartigen Friedhofsstruktur gelöst. Diese Wegeführung lädt dazu ein, nicht systematisch über das parkähnliche Gelände zu gehen. Eher lässt man sich treiben, erkundet auch kleinere Gräberfelder. Und verliert schnell, so wie ich bei meinen ersten Besuchen, die Orientierung. Kein Problem – der nächste Hauptweg ist schnell gefunden. Bis man wieder abschweift, hypermoderne Grabstätten mit Grabsteinen aus Glas bewundert und gleich daneben wieder auf kölsche Prominenz trifft.

Grabstätte Neuerburg auf dem Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt
Grabstätte Neuerburg auf dem Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt

Auch wenn die Promi-Dichte nicht so hoch ist wie auf dem Melatenfriedhof, haben auf dem Südfriedhof eine ganze Reihe bekannter Kölner ihre letzte Ruhe gefunden. Und da das Villenviertel Marienburg zum Beerdigungsbezirk des Südfriedhofs gehört, gibt es auch hier eine  kleine „Millionenallee“. Ansonsten zieren etliche Gräber Symbole und Sprüche aus dem Karneval – mer sin  halt in Kölle. Zum Beispiel Noten auf dem Grabmal des Mundartdichters Karl Berbuer, Komponist vom „Trizonesien-Song“ und „Heidewitzka, Herr Kapitän“. Und auch das ist typisch Köln: Auf dem Grab von Heinz Schmidt, langjähriger Präsident des Karnevalsvereins „Kölsche Grielächer“, prangt in Stein gemeißelt sein Titel „Präsident“.  Und auch der Grabstein des „Vaters“ der Schullzöch, Jean Küster, trägt seinem Ehrentitel. Neben den Karnevalisten wurden hier aber auch Größen des Sports beerdigt, zuletzt im November 2017 Fußballweltmeister von 1954 Hans Schäfer, übrigens nicht unweit von Fortuna-Mäzen Hans „Schäng“ Löring, dem Boxer Peter Müller, bekannt als „Müllers Aap“ und dem ersten Präsidenten des 1. FC Köln Franz Kremer. Auch die Marie Juchacz, Gründerin der AWO, hat ihre letzte Ruhe auf dem Südfriedhof gefunden.

Grabstätte Peter Müller, "Müllers Aap", auf dem Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt
Grabstätte Peter Müller, „Müllers Aap“, auf dem Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt

Richtung Militärring verändert der Friedhof seinen Charakter: Die weitläufige Anlage des deutschen Ehrenfriedhofs (hier wurden die Opfer des Bombenkriegs im 2. Weltkrieg beerdigt) und insbesondere der Ehrenfriedhof des Commonwealth lassen mich – trotz 25 Grad Temperatur und strahlendem Sonnenschein – frösteln. Besonders der Commonwealth-Friedhof ist beeindruckend: Hier sieht man das mit Sicherheit am besten gepflegte Stück öffentliches Grün im gesamten Kölner Stadtgebiet. Kein Wunder denn hier kümmern sich zwei festangestellte Gärtner, bezahlt vom Commonwealth, ausschließlich um diese etwa 3.000 Gräber.

Streng symmetrisch: Der Cologne War Cemetery, Bild: Uli Kievernagel
Streng symmetrisch: Der Cologne War Cemetery, Bild: Uli Kievernagel

Kurios: Auf diesem Friedhof verlässt man deutsches Staatsgebiet – das Commonwealth hat dieses Geländer der Stadt Köln 1922 abgekauft. Auch der italienische Staat hat für seine Opfer des 1. Weltkriegs einen separaten Friedhof auf dem Gelände des Südfriedhofs angelegt.

Commonwealth-Friedhof auf dem Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt
Perfekt gepflegt: Der Commonwealth-Friedhof auf dem Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt

Eine tragische Geschichte birgt das Grab von Ursula Kuhr. Im Juni 1964 dringt ein psychisch kranker Amokläufer in die Volksschule in Köln-Volkhoven ein. Mit einem selbstgebauten Flammenwerfer und einer Lanze bewaffnet richtet der Attentäter ein Blutbad an. Acht Kinder und zwei Lehrerinnen sterben, darunter auch die Lehrerin Ursula Kuhr. Der von der Stadt Köln gestiftete Grabstein zeigt Flammen und eine große Person, die sich schützend vor kleine Menschen stellt. Hier bekomme ich trotz 25 Grad Gänsehaut.

Grabstätte Ursula Kuhr auf dem Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt
Grabstätte Ursula Kuhr auf dem Südfriedhof, Bild: Thomas Salditt

Wesentlich aktueller sind die Obdachlosengräber. Jedes Jahr sterben in Köln etwa 20 Obdachlose. Vor dem Jahr 1997 wurden verstorbene Obdachlose eingeäschert und Asche anonym beigesetzt – aus Kostengründen. Seit 1997 sorgt die Interessengemeinschaft „Bestattung obdachloser Menschen“ dafür, dass „Menschen, die im Leben keine Spuren hinterlassen haben, nicht spurlos von der Erde verschwinden“. Spenden sind sehr willkommen. Auch ich werde meine Beitrag leisten: Für jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer an der Lotsentour Südfriedhof spende ich 1,11 Euro an diese Initiative.

Von den Obdachlosengräbern sind es nur ein paar Schritte zur Trauerhalle und zum Ausgang. Sofort empfängt mich die laute Stadt wieder: Die Linie 12 kommt quietschend um die Ecke, im Kreisverkehr am Höninger Platz kurven Autos und Busse um die Wette. Willkommen zurück in Köln.


Kurios: Die Plakette am Pförtnerhäuschen des Südfriedhofs

Das Pförtnerhäuschen am Südfriedhof, Bild: Elke Wetzig (Elya), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Das Pförtnerhäuschen am Südfriedhof, Bild: Elke Wetzig (Elya), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Leider wurden das ursprüngliche Pförtnerhaus am Südfriedhof im Jahr 1943 und die Trauerhalle Opfer eines Bombenangriffs. Nach dem Krieg gab es am Eingang nur ein schlichtes Provisorium.  Im Jahr 2009 wurde dann das Pförtnerhaus originalgetreu rekonstruiert.

Die Plakette am Pförtnerhäuschen mit der Aufschrift "AD 2009 PM", Bild: Elke Wetzig (Elya), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Die Plakette am Pförtnerhäuschen mit der Aufschrift „AD 2009 PM“, Bild: Elke Wetzig (Elya), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Doch was hat es mit „PM“ auf sich?

Durchaus kurios ist die am Pförtnerhaus angebrachte Plakette. Sie trägt die Inschrift „AD 2009 PM“.  „AD“ von lateinisch „anno Domini“ steht für „im Jahre des Herrn“, die Jahreszahl „2009“ für das Jsahr des Wiederaufbaus.

Tatsächlich gibt es keine eindeutige Erklärung.  Der Südfriedhof-Experte Günter Schwanenberg (Autor des Buchs „Em Himmel es d´r Düvel loss…“)  hat mir dazu folgende Erklärungen gegeben:

„Drei Interpretationen zu dem „PM“ am Pförtnerhäuschen habe ich gesammelt, aber nur eine davon ist eindeutig favorisiert. 

  1. Post Meridiem, Pax Mariae, Post Mortem, Peter Müller… alles Kokolores und nur ein Teil der recht amüsanten „spontan-Interpretationen“ vor Ort
  2. Pontifex Maximus, immerhin laut Wikipedia-Liste der lateinischen Abkürzungen, würde ich eher im RGM oder im Dom ansiedeln
  3. Piae Memoriae, „frommen Angedenkens“ – dat isset dann wohl!

Allerdings: Bereits bei der offiziellen Einweihung des Häuschens stand die Frage im Raum und konnte nicht eindeutig beantwortet werden.“

Also dann – das „PM“ bleibt wohl ein Geheimnis und bietet viel Raum für alle möglichen Spekulationen.


In Köln gibt es viele weitere interessante Friedhöfe zu erkunden, zum Beispiel auch den Geusenfriedhof. Vom alten jüdischen Friedhof in Raderberg ist hingegen – bis auf eine Gedenkplakette – nichts mehr zu sehen.


Ich lade euch ein, mit mir den Südfriedhof zu erkunden:
Die Lotsentour Südfriedhof.


E-Mail-Newsletter

Das "Köln-Ding der Woche" per E-Mail frei Haus. Jede Woche sonntags ein neues Detail zur schönsten Stadt der Welt. Zum Hören als Podcast oder zum Lesen im Blog.

Aber immer kurz & knackig, immer subjektiv & voreingenommen. Und immer kostenlos!
Datenschutz *

Für den Fall, dass dich die standardisierte Anmeldeprozedur nervt, gibt es auch die kölsche Lösung: Schick mir einfach eine Mail an uli@koeln-lotse.de und ich trage dich in den Verteiler ein.


*Datenschutzerklärung

„Wollt ihr mit mir Deutscher Meister werden?“ – Franz Kremer und der 1.FC Köln

Plakette für Franz Kremer im Stadion am Geißbockheim, Bild: Hans Jörg Michell, www.lindenthal.blog
Plakette für Franz Kremer im Stadion am Geißbockheim, Bild: Hans Jörg Michell

Podcast Franz Kremer, 30

„Wollt ihr mit mir Deutscher Meister werden?“ Diese Frage stellte Franz Kremer bei der Gründungsversammlung des 1. FC Kölns im Februar 1948. Bei dieser Frage war die Antwort klar: Einstimmig bestimmten die Delegierten Franz Kremer zum ersten Vorsitzenden. Eine unglaubliche Erfolgsstory begann. Bereits zwei Tage später bestritt der neugegründete Fußballverein sein erstes Spiel: Mit satten 8:2 wurde Nippes 12 geschlagen.

Die „Diva vom Rhein“, die sich gerne als deutsche Gegenstück zu Real Madrid sah, stieg direkt in die damals erstklassige Oberliga West auf, wurde 1963 erster Deutscher Meister in der gegründeten Bundesliga und viermal DFB-Pokalsieger.

Diese Erfolgsstory ist eng mit Franz Kremer verbunden. Kremer, geboren am 30. Juli 1905 in der Kölner Altstadt, betrieb hauptberuflich erfolgreich eine Firma für Werbeartikel. Aber was bedeute schon „hauptberuflich“ für einen Mann, der 24 Stunden am Tag für den Fußball und besonders seinen FC Köln lebte?

Das Franz-Kremer-Stadion am Geißbckheim, Bild: Bild: Hans Jörg Michell, www.lindenthal.blog
Das Franz-Kremer-Stadion am Geißbckheim, Bild: Bild: Hans Jörg Michell
Ein moderner Fußballmanager

Kremer war auch Vorsitzender des Bundesligaausschusses und somit eine treibende Kraft bei der Gründung der Bundesliga. Und der 1. FC Köln profitierte ungemein davon: Kremer arbeitete am Statut der Bundesliga mit. Gleichzeitig führte er in Köln moderne Managementmethoden ein. Daher war es (fast) selbstverständlich, dass „sein“ FC Köln die erste Spielzeit der Bundesliga gewann. Er verstand es, die entscheidenden Kräfte in Köln einzubinden. „Ob Ford, 4711, Otto Wolff von Amerongen, Gerling oder Kaufhof – Kremer hat es geschafft, das Kapital Kölns am Tisch des 1. FC  zu vereinen und aus dem FC einen erfolgreichen Verein zu machen.“, so Karl-Heinz Thielen, Spieler der ersten FC-Meistermannschaft und später Manager des 1. FC Köln im Kölner Express.

Franz Kremers Aussage zur Tradition hat noch heute ihre Gültigkeit, Bild: Hans Jörg Michell, www.lindenthal.blog
Franz Kremers Aussage zur Tradition hat noch heute ihre Gültigkeit, Bild: Hans Jörg Michell
Tod am 11.11.1967

Kremer verstarb im Jahr 1967, ausgerechnet am kölschen Datum 11. November. Nachdem Hannes Löhr das 2:0 für den FC in Frankfurt geschossen hatte, sagte er seine letzten Worte zu seiner Frau Liselotte: „Du kannst das Radio jetzt ausmachen“. Franz Kremer verstarb friedlich im heimischen Sessel in Lindenthal. Der FC gewann dieses Spiel 2:1.


Auf der Lotsentour Südfriedhof besuchen wir das Grab von Franz Kremer.


Das kleine Stadion direkt am Geißbockheim  des FC Köln trägt heute seinen Namen. Und im Jahr 2005, zum 100. Geburtstag Kremers,  wurde die Zufahrt zwischen Berrenrather Straße und dem Geißbockheim in Franz-Kremer-Allee  umbenannt.


E-Mail-Newsletter

Das "Köln-Ding der Woche" per E-Mail frei Haus. Jede Woche sonntags ein neues Detail zur schönsten Stadt der Welt. Zum Hören als Podcast oder zum Lesen im Blog.

Aber immer kurz & knackig, immer subjektiv & voreingenommen. Und immer kostenlos!
Datenschutz *

Für den Fall, dass dich die standardisierte Anmeldeprozedur nervt, gibt es auch die kölsche Lösung: Schick mir einfach eine Mail an uli@koeln-lotse.de und ich trage dich in den Verteiler ein.


*Datenschutzerklärung

Kölsche Wörter: Flönz

Himmel un Ääd - eine rheinische Spezialität aus Kartoffelpüree, Apfelmus, Zwiebeln und gebratener Blutwurst, Bild: Anagonia
Himmel un Ääd – eine rheinische Spezialität aus Kartoffelpüree, Apfelmus, Zwiebeln und gebratener Blutwurst, Bild: Anagonia

 Blootwoosch, Kölsch un e lecker Mädche,
dat bruch ene Kölsche, öm jlöcklich zo sin.
…singen die Höhner. Kölsch kennt der Leser des „Köln-Ding der Woche“, lecker Mädche ist auch richtig, immerhin gibt es die schönsten Mädchen hier bei uns am Rhein. Bleibt die Blootwoosch, oder treffender: Die Flönz.

Dabei handelt es um eine Wurst aus Speckschwarten, Schweinefleisch, seltener auch Schweinekopffleisch, und natürlich das namensgebende Schweineblut. Abgeschmeckt mit Zwiebeln und Gewürzen erhält man eine rotbraune, schnittfeste Wurst. Der kleine, aber feine Unterschied: Blutwurst wird geräuchert, Flönz wird gekocht. Und wenn diese ausschließlich in Köln bzw. der näheren Umgebung und ohne künstliche Aromen hergestellt wurde, dann handelt es sich seit 2016 um eine durch die Europöische Union geadelte „Flönz g.g.A.“ (geschützte geografische Angabe).

Soweit zur Theorie. In der Praxis schmeckt natürlich jede Flönz von jedem Metzger anders. Und jeder echte Kölsche schwört natürlich darauf, dass nur die Flönz „seines“ Metzgers die einzig wahre Flönz ist. Um das irgendwie objektiv zu beurteilen, gibt es den jährlichen Blutwurst-Wettbewerb der Fleischer-Innung Köln. Eine Jury, bestehend aus Metzgermeistern, Berufsschulfachlehrer und Vertreterinnen des Hausfrauen-Bundes futtert sich durch Berge von Blutwurst, um den Sieger zu küren. 2017 war dies in der Kategorie „Einfache Blutwurst“ die Metzgerei Thomas Fischer. Die Sonderwertung „Flönz g.g.A.“ konnte die Metzgerei Walter Heinen erringen.

Kölsche Flönz, Bild: Peter Smola / pixelio.de
Kölsche Flönz, Bild: Peter Smola / pixelio.de

Gegessen wird die Flönz als „Kölscher Kaviar“: Scheiben kalter Blutwurst auf Brot, gerne mit reichlich Senf und Zwiebeln. Prominenter ist aber die Verwendung als Fleischbeilage im beliebten Gericht „Himmel un Ääd“. Hier wird die Flönz knusprig angebraten.

Herr P-P-P-P-Präsident – die Woosch!

Die Flönz ist aber mehr ist als „nur“ eine Wurst. So hat es diese Spezialität in das Karnevalslied „Sag’ ens Blotwoosch“ von Jupp Schlösser und Gerd Jussenhoven (hier gesungen von Lotti Krekel) geschafft. Im Millowitsch-Theater lief das Stück „Für eine Handvoll Flönz“ und der Kölner Yacht Club startet jedes Jahr eine Regatta – den Royal Flönz Kapp.

Stolz zeigt der Speimanes die Hänneschen-Blootwosch, Bild: Hänneschen-Theater
Stolz zeigt der Speimanes die Hänneschen-Blootwosch, Bild: Hänneschen-Theater

Zu ganz besonderer Ehre kommt die Flönz im kölschen Puppentheater Hänneschen. Es ist der „Running Gag“ auf der Puppensitzung: Jeder Künstler erhält als Honorar eine ganze Blutwurst. Das Problem ist aber, dass die Puppen als Ausrichter der Karnevalssitzung in chronischer Geldnot sind. Deswegen gibt es nur eine Flönz. Und diese muss der Speimanes dem Künstler – notfalls mit Gewalt – hinter Bühne wieder abnehmen. Wenn er diese dann stolz dem Sitzungspräsidenten Schäl zurückbringt, stottert der Speimanes „Herr P-P-P-P-Präsident“ und das ganze Publikum ruft „die Wosch“. Hier im Video, ab Minute 2.20 zu sehen.


Das traditionelle Rezept für „Himmel un Ääd“ findet sich bei Chefkoch.


E-Mail-Newsletter

Das "Köln-Ding der Woche" per E-Mail frei Haus. Jede Woche sonntags ein neues Detail zur schönsten Stadt der Welt. Zum Hören als Podcast oder zum Lesen im Blog.

Aber immer kurz & knackig, immer subjektiv & voreingenommen. Und immer kostenlos!
Datenschutz *

Für den Fall, dass dich die standardisierte Anmeldeprozedur nervt, gibt es auch die kölsche Lösung: Schick mir einfach eine Mail an uli@koeln-lotse.de und ich trage dich in den Verteiler ein.


*Datenschutzerklärung

Der Geusenfriedhof

Der Geusenfriedhof, Bild: Uli Kievernagel
Verwittert und geheimnisvoll: Der Geusenfriedhof, Bild: Uli Kievernagel

Richtig still ist es hier es seit Ewigkeiten nicht mehr gewesen. Und schön ist auch nur der Friedhof selber. Man sollte tunlichst vermeiden, den Blick auf die umliegenden Bausünden der Universität und des Krankenhauses Weyertal zu werfen. Trotzdem lohnt sich ein Besuch auf dem „Geusenfriedhof“ in Sülz. Der Name ist vom französischen Wort für „gueux“, welches Bettler bedeutet, abgleitet. So wurden die überwiegend aus den Niederlanden geflüchteten Protestanten als „Geusen“ bezeichnet.

Im 16. Jahrhundert lag dieser Friedhof weit vor den Stadttoren. Und das musste er auch, denn hier wurden nur „unkatholische“ Menschen bestattet. Innerhalb der Stadtmauern ging die katholische Kirche mit aller Härte gegen die „Falschgesinnten“, also die Protestanten, vor. Wer nicht am katholischen Gottesdienst teilnahm oder an den kirchlichen Feiertagen keinen Blumenschmuck bereitstellte, riskierte die Haft oder wurde gleich aus dem „Hillige Kölle“ verwiesen. Die in Köln ansässigen Protestanten konnten daher ihren Glauben nur im Verborgenen praktizieren. So waren auch Beerdigungen von Protestanten auf den städtischen Friedhöfen schlichtweg verboten.

Bis 1829 einzige Begräbnisstätte für Protestanten

Umso erstaunlicher, dass ausgerechnet die katholische Adlige Ursula von Gohr zu Kaldenbroek im Jahr 1576 ein Stück Land zur Anlage eines Friedhofs für die Protestanten stiftete. Die erste Beerdigung fand dort im Jahr 1584 statt. Und bis weit in das 19. Jahrhundert war dieser Friedhof die einzige mögliche Begräbnisstätte für Protestanten in Köln. Erst die Liberalisierung der Religion durch die französischen Besatzer führte 1829 dazu, dass auch Protestanten auf dem Friedhof Melaten bestattet werden durften. Auf dem Geusenfriedhof wurde 1875 die letzte Bestattung durchgeführt. Und danach geriet diese Fläche in Vergessenheit – bis 1981. Der Friedhof wurde unter Denkmalschutz gestellt und die evangelische Gemeinde hat sich der verwilderten Fläche angenommen, Grabsteine wieder aufgerichtet und die Wege wieder hergestellt. Für dieses Engagement bekam stellvertretend für das ganze Team Elke Bendixen den 2005 den Ehrenamtspreis der Stadt Köln.

Heute liegt der Friedhof  zwischen den unansehnlichen Betonklötzen und übt gerade deswegen eine ganz besondere Anziehungskraft aus. Die großen Bäume und die verwitterten Grabsteine führen in eine längst vergangene Zeit zurück.


Der Geusenfriedhof liegt hinter der Universitätsbibliothek an der Kerpener Straße 13.

Öffnungszeiten:

April – September: 9 -19 Uhr
Oktober: 10-17 Uhr
November-März: geschlossen
ACHTUNG:  Öffnungszeiten an Sonn- und Feiertagen: 10-17 Uhr


E-Mail-Newsletter

Das "Köln-Ding der Woche" per E-Mail frei Haus. Jede Woche sonntags ein neues Detail zur schönsten Stadt der Welt. Zum Hören als Podcast oder zum Lesen im Blog.

Aber immer kurz & knackig, immer subjektiv & voreingenommen. Und immer kostenlos!
Datenschutz *

Für den Fall, dass dich die standardisierte Anmeldeprozedur nervt, gibt es auch die kölsche Lösung: Schick mir einfach eine Mail an uli@koeln-lotse.de und ich trage dich in den Verteiler ein.


*Datenschutzerklärung

Ein paar Fragen an Thomas Frings – Aus, Amen, Ende?

In der neuen Reihe „Ein paar Fragen an …“ werde ich Menschen aus Köln befragen, die etwas zu sagen haben. Den Anfang macht Thomas Frings.

Thomas Frings, Autor von "Aus Amen„Aus, Amen, Ende? So kann ich nicht mehr Pfarrer sein“, Bild: Thomas Frings
Thomas Frings, Autor von „Aus Amen, Ende? So kann ich nicht mehr Pfarrer sein“, Bild: Thomas Frings

Thomas Frings studierte Theologie sowie Kunstgeschichte und wurde 1987 zum Priester geweiht. Von 2009 an war er Pfarrer der Heilig-Kreuz-Gemeinde in Münster. Frings trat im Februar 2016 als Pfarrer zurück, weil er den Bedeutungsverlust von Kirche und Glauben nicht mehr mittragen konnte und den Service-Erwartungen an seine Person nicht entsprechen wollte. Danach nutzte er eine Auszeit in einem niederländischen Kloster, um sein Buch „Aus, Amen, Ende? So kann ich nicht mehr Pfarrer sein“ zu schreiben. Seit Oktober 2017 lebt er bei den Benediktinerinnen in Köln-Raderberg direkt in meiner Nachbarschaft. Thomas ist ein Großneffe des Kölner Kardinal Frings. Passend zu seinem Einzug in Raderberg titelte der Kölner Stadt-Anzeiger „Köln hat wieder einen Frings“.

1. Was hat dich nach Köln gezogen?

Scherzhafterweise habe ich schon früher gesagt, dass ich im Ruhestand nach Köln ziehen werde. Bei Priestern ist der spätestens mit 75 Jahren erreicht. Nun haben einige Turbulenzen dazu geführt, dass ich früher in Köln gelandet bin als vorgesehen. Allerdings bin ich noch lange nicht im Ruhestand. Da sich an meiner Person und den Positionen, die ich vertrete, eine heftige innerkirchliche Diskussion entzündet hat, bin ich zur Zeit ´schwer vermittelbar´. Diesen Umstand haben sich die Benediktinerinnen in Köln-Raderberg zu Nutze gemacht und mich für sich und eine gemeinsame Suchbewegung (Wie können wir Kirche für die Menschen sein?) an Land gezogen.

2. Welche kölsche Eigenschaft zeichnet dich aus?

Ich lebe und liebe die Rheinisch-Katholische Art: Man muss alles ernst nehmen, aber nicht zu ernst. Wenn du das Leben zu ernst nimmst, dann wird es bitter. Wenn du es zu leicht nimmst, dann geht es kaputt. Und das „Rezept“ dafür habe ich mir von den Kölschen abgeguckt. Nehmen wir mal das Beispiel Integration. Integration ist in Köln 2.000 Jahre lang gelebte Praxis. Das Kuriose daran ist: Wie Integration genau geht, wissen die Kölner auch nicht. Aber in Köln gelingt es halt. Das gipfelt dann darin, dass hier sogar ein Portugiese ein echt kölsches Brauhaus eröffnen kann und keiner wundert sich. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass Integration in Köln wie bei einem guten Klavierspieler funktioniert: Sobald er über sein Spiel nachdenkt, verspielt er sich. Und so ist der Kölner – der spielt „Integration“ ganz ohne Noten. Und das klappt.

3. Welche Personen aus Köln haben dich geprägt?

Ganz eindeutig die Cousine meines Vaters, Susanne Custodis, von allen nur „Sus“ genannt. Ein kölsches Urgestein, geboren Auf dem Berlich, getauft in St. Gereon. Mittendrin also. Sprach tiefstes, unverfälschtes Kölsch. Die hat ein Leben voller Lebensfreude geführt. Und ihr Plan war, die 90 noch voll zumachen. Sie hat immer gesagt: „Nach meinem 90. ziehe ich nach Melaten, da habe ich ein Grundstück.“ Hat funktioniert – sie ist drei Wochen nach ihrem 90. Geburtstag gestorben. Und ich habe sie selber auf Melaten, auf ihrem Grundstück, beerdigt.

4. Was würdest du in Köln verändern?

Eindeutig und ganz klar: Als erstes würde ich die Fahrradwege anpacken. Das sind keine Radwege, das sind schlecht asphaltierte Waldwege. Und so etwas in einer Millionenstadt. Da muss dringend etwas passieren.


Diese Menschen haben bisher meine Fragen beantwortet: 


E-Mail-Newsletter

Das "Köln-Ding der Woche" per E-Mail frei Haus. Jede Woche sonntags ein neues Detail zur schönsten Stadt der Welt. Zum Hören als Podcast oder zum Lesen im Blog.

Aber immer kurz & knackig, immer subjektiv & voreingenommen. Und immer kostenlos!
Datenschutz *

Für den Fall, dass dich die standardisierte Anmeldeprozedur nervt, gibt es auch die kölsche Lösung: Schick mir einfach eine Mail an uli@koeln-lotse.de und ich trage dich in den Verteiler ein.


*Datenschutzerklärung
 

Köln wird in CCAA umbenannt

Die Stadtverwaltung ist vorbereitet: Das neue Straßenschild der Stadt am Rhein. Bild: Uli Kievernagel
Die Stadtverwaltung ist vorbereitet: Das neue Straßenschild der Stadt am Rhein. Bild: Uli Kievernagel

Eingeweihte wissen es schon länger, doch seit heute ist es offiziell: Köln wird in CCAA umbenannt. Oberbürgermeisterin Imperatrice Henriette Reker dazu: „Wir pflegen damit die alte römische Tradition unserer Stadt. Wir stehen zu unseren römischen Wurzeln und wollen diese auch im Namen unserer schönen Stadt zum Ausdruck bringen. Salve.“

CCAA steht für “Colonia Claudia Ara Agrippinensium”, übersetzt heißt dasCarneval cünne alle. Alaaf!“ Und tatsächlich – dieser Name passt hervorragend. Reduziert er die Stadt am Rhein, ehemals als Köln bekannt, auf das, was die Kölschen wirklich können: Feiern. Tusch. Tschingbum. „Was für ein geschickter Schachzug. Der alte Name war doch verbunden mit Skandalen und Klüngel. Jetzt wäscht sich die Stadt rein und kann neu anfangen.“  so der renommierte Heimatforscher K. L Üngel aus Nippes.

Die erste Kritik der Opposition im Stadtrat verstummte schnell. Nach seiner Beförderung zum „Imperator (stellvertend)“ hatte Martin Rex Börschel nur noch lobende Wörter für den Entschluss übrig. Börschel: „Ein weiser Entschluss. Aber bitte entschuldigen Sie mich, gleich beginnt die Feier zur Umbenennung der Domplatte in Börschel-Forum.“

FC Köln freut sich – und spart Geld

Und auf einmal geht es auch in der Stadtverwaltung ganz schnell: Das ungeliebte Müngersdorfer Stadion, eh´ viel zu kleinen für den ruhmreichen 1. FC Köln, wird noch heute gesprengt. Die Stadt plant an gleicher Stelle eine Vielzweck-Arena mit Löwenkämpfen und sich gegenseitig abmurksenden Gladiatoren. FC-Präsident Spinner freut sich bereits darauf, Trainer und reichlich Spieler zusammen mit Krokodilen und Bären in der Arena zu sehen. „Das spart eine Menge Gehalt und Pensionsverpflichtungen in der 2. Liga.“, erklärt Spinner. Doch nicht nur der FC hat zahlreiche Kandidaten für die lustigen Spiele gemeldet. So sollen alle Gesellschafter des Oppenheim-Esch-Fonds bereits nächste Woche die Gelegenheit bekommen, unbewaffnet gegen ein Rudel tollwütiger Wölfe in der neuen Arema anzutreten.

Einzig die Neider aus dem Dorf an der Düssel rheinabwärts haben wieder ungefragt ihren scharfen Senf zur Umbenennung gegeben. „Das können wir auch.“, so Thomas Geisel. „Wir pflegen unsere japanischen Wurzeln und nennen uns nächste Woche in „Nippon II“ um. Ätsch!“.

Auch der Köln-Lotse folgt dem Trend. Ab sofort bin ich der CCAA-Lotse. Und freue mich drauf.


Wie aus CCAA irgendwann mal Köln wurde könnt ihr in diesem Beitrag nachlesen: CCAA, Cöln, Köln – wie unsere Stadt zu ihrem Namen kam

E-Mail-Newsletter

Das "Köln-Ding der Woche" per E-Mail frei Haus. Jede Woche sonntags ein neues Detail zur schönsten Stadt der Welt. Zum Hören als Podcast oder zum Lesen im Blog.

Aber immer kurz & knackig, immer subjektiv & voreingenommen. Und immer kostenlos!
Datenschutz *

Für den Fall, dass dich die standardisierte Anmeldeprozedur nervt, gibt es auch die kölsche Lösung: Schick mir einfach eine Mail an uli@koeln-lotse.de und ich trage dich in den Verteiler ein.


*Datenschutzerklärung
 

Cilly Aussem – ein kölsches Mädchen gewinnt Wimbledon

Cilly Aussem, Tennisstar der 1930er, Bild: Agence de presse Meurisse – Bibliothèque nationale de France

Podcast Cilly Aussem, 28

Lange vor Steffi Graf und Angelique Kerber gab es bereits eine deutsche Wimbledonsiegerin: Cäcilia Edith, genannt „Cilly“, Aussem konnte bereits im Jahr 1931 das Turnier des „All England Lawn Tennis and Croquet Club” für sich entscheiden. Ein kölsches Mädchen gewinnt in Wimbledon.

Cilly Aussem wurde am 4. Januar 1909 in Köln geboren. Ihr Vater Johann „Jean“ Aussem war als deutscher Generalverteter der französischen Käsemarke Gervais sehr vermögend. Ihre Mutter Ursula nannte sich „Helen“ und wollte ihre Tochter auf Biegen und Brechen in die Weltspitze des Tennis bringen. Die ersten Schritte auf dem Court machte Cilly im Jahr 1923 beim Tennisclub Rot-Weiß Köln und zeigte schnell ihr Talent: Bereits im Sommer 1924 konnte sie gleich ihr erstes Turnier gewinnen.

Eine schwierige, ehrgeizige Mutter

Cilly schlug sich danach auf diversen Turnieren in ganz Europa durchaus respektabel – und wäre da nicht ihre über-ehrgeizige Mutter gewesen, hätte sie sich auch in Ruhe entwickeln können. Doch „Helen“ Aussem machte ihrer Tochter das Leben durchaus schwer. Bei einem Turnier in Hamburg beschuldigte sie die Gegnerin, Cilly hypnotisiert zu haben. Dieser Vorwurf mündete in einer wüsten Schlägerei zwischen „Helen“ Aussem und der Gegnerin von Cilly, Paula von Reznicek.  Kolportiert wird auch, dass Cillys Tennistrainer Bill Tilden auf die Frage ihrer Mutter, wie Cilly eine wirklich große Spielerin werden könnte, geantwortet habe „Indem Sie, Frau Aussem, den nächsten Zug nach Deutschland nehmen!“.

Cilly gewinnt in Wimbledon

Das Training von Bill Tilden war erfolgreich: Cillys harte Vorhand war auf dem Tennisplatz gefürchtet. Und so schlug sie am 3. Juli  1931 im Finale von Wimbledon Hilde Krahwinkel und war somit die erste Deutsche, die das prestigeträchtige Turnier gewinnen konnte. Adenauer, damals noch Oberbürgermeister von Köln, schickte ihr per Telegramm „Cilly, ganz Köln gratuliert zum großen Sieg. Ihre Heimatstadt ist stolz auf Sie“. Und tatsächlich wurde ihr nach dem Wimbledon-Sieg ein triumphaler Empfang in ihrer Heimatstadt bereitet.

Cilly Aussem auf einem Ölgemälde von Leo von König (1932), Bild: Raimond Spekking
Cilly Aussem auf einem Ölgemälde von Leo von König (1932), Bild: Raimond Spekking

Leider konnte ihr Körper die Strapazen des Leistungssports nicht aushalten. Eine verschleppte Blindarmentzündung und ein schon früher auftretendes Augenleiden machte es ihr zunehmend schwerer, an die Spitzenleistung des Jahres 1931 anzuknüpfen. Im Jahr 1935 beendete Cilly ihre Karriere.

Köln vergisst seinen Tennisstar

Ein Jahr später heiratete sie den italienischen Offizier Graf Fermo Murari dalla Corte Brà und zog mit ihm nach Ostafrika. Dort infizierte sie sich mit Malaria, gleichzeitig verschlechterte sich ihre Sehkraft rapide und zusätzlich trat eine starke Überempfindlichkeit gegen das Sonnenlicht auf. Cilly zog mit ihrem Mann nach Italien, ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich massiv und sie zog sich, mittlerweile fast blind, völlig von der Öffentlichkeit  zurück. Cilly Aussem starb am 22. März 1963 im Alter von nur 54 Jahren. Ihr Grab ist auf dem Friedhof San Giorgio im Nobelort Portofino.

Nur per Zufall wurde in Deutschland überhaupt bekannt, dass Cilly Aussem gestorben war. Ein Journalist erkannte, dass es sich bei der Todesanzeige einer gewissen „Gräfin Cecilie Editha Murari dalla Corte Brà“ um den deutschen Tennisstar der 30er Jahre handelte.

Briefmarke „Cilly Aussem“ (1988)

In ihrer Heimatstadt Köln war die ehemals prominente Sportlerin mittlerweile völlig vergessen. Immerhin erinnert eine 1988 erschienene Briefmarke an die erste deutsche Wimbledonsiegerin.


Das Vereinsheim des KTHC findet sich am Olympiaweg in Müngersdorf, Bild: Jörg Michell, lindenthal.blog
Das Vereinsheim des KTHC findet sich am Olympiaweg in Müngersdorf, Bild: Jörg Michell

Im Vereinsheim von Rot-Weiß Köln, direkt neben dem Müngersdorfer Stadion, sind Erinnerungsstücke an Cilly Aussem ausgestellt.
(DANKE für diese Info an Maik aus Bonn)


E-Mail-Newsletter

Das "Köln-Ding der Woche" per E-Mail frei Haus. Jede Woche sonntags ein neues Detail zur schönsten Stadt der Welt. Zum Hören als Podcast oder zum Lesen im Blog.

Aber immer kurz & knackig, immer subjektiv & voreingenommen. Und immer kostenlos!
Datenschutz *

Für den Fall, dass dich die standardisierte Anmeldeprozedur nervt, gibt es auch die kölsche Lösung: Schick mir einfach eine Mail an uli@koeln-lotse.de und ich trage dich in den Verteiler ein.


*Datenschutzerklärung

Die Kölsch-Konvention

Mit Siegel: Die Kölsch-Konvention der Kölner Brauer, Bild: Kölner Brauerei-Verband e.V.
Mit Siegel: Die Kölsch-Konvention der Kölner Brauer, Bild: Kölner Brauerei-Verband e.V.

Dass es überhaupt ein einheitliches „Kölsch“ gibt ist tatsächlich recht jung: Erst am 6. März 1986 haben sich die Kölner Brauer auf die „Kölsch-Konvention“ geeinigt. Diese Konvention legt die wesentlichen Bestimmungen zu Kölsch fest. Kölsch muss demnach

  • obergärig sein, das bedeutet, dass der Bläschen des Hefeschaums bei der Gärung oben schwimmen, und sich nicht wie z.B. beim Pils, auf dem Boden absetzen,
  • hell sein,
  • gefiltert sein (also nicht naturtrüb),
  • hopfenbetont sein und
  • darf ausschließlich in Köln hergestellt werden. Ausnahme: Brauereien außerhalb des Stadtgebiets von Köln, die bereits vor Inkrafttreten der Konvention Kölsch gebraut haben. Dazu gehört zum Beispiel das Zunft-Kölsch der Erzquell-Brauerei in Wiehl-Bielstein.
  • Außerdem verpflichten sich die Brauer, Kölsch nur in der sogenannten „Kölsch-Stange“ (Kölner Stange) auszuschenken. Damit sind die von Bayern scherzhaft als „Reagenzgläser“ bezeichneten 0,2-Liter Kölsch Gläser gemeint.

Grut- und Dollbier im Mittelalter

Vor der Kölsch-Konvention gab es einen regelrechten „Wildwuchs“ an Bier in Köln. Bier wurde im Mittelalter statt mit Hopfen mit „Grut“ gewürzt. Grut ist eine Kräutermischung aus Beifuß, Rosmarin, Thymian, Salbei, Lorbeer, Anis, Kümmel, Wacholder und weiteren Kräutern. Na Prost – wer das heute mal probieren will, kann ja mal „Porse“, ein „Grut-Bier“ der Ricklinger Brauerei (ricklinger-landbrauerei.de, in der Nähe von Bad Segeberg) probieren. Gut für den Kölner Erzbischof, der ein Monopol auf Grut besaß und die Einfuhr von Hopfenbieren verbot. Noch interessanter wäre es, heute mal ein sogenanntes „Dollbier“ zu probieren. Dieses wurde mit berauschenden Kräutern wie zum Beispiel Bilsenkraut versetzt. Zwar war der Ausschank dieser Biere in Köln verboten – für den findigen Kölner war das aber kein Problem: Einfach mal schnell raus aus der Stadt, durch die Stadtmauer durch und schon konnte das „doll machende Bier“ gekauft und genossen werden.

Unterzeichnung der Kölsch-Konvention

Ab 1918 war es dann die Sünner-Brauerei, die als erste mit dem Begriff „Kölsch“ für ihr Bier warb. Und das erfolgreich bis zum 2. Weltkrieg. Danach gab es zunächst nur zwei Kölsch-Brauereien: Dom und Sünner. Bis in die 1980er Jahre wuchs die Zahl der Kölsch-Brauereien wieder auf 24 an. Hans Sion, der wesentlich die Kölsch-Marke „Sion-Kölsch“ prägte, erkannte früh das Potenzial dieses regionalen Bieres und war wesentlicher Treiber der Kölsch-Konvention.

Im März 1986 wurde dann – im Hotel Excelsior – feierlich die Kölsch-Konvention unterschrieben. Zu den Unterzeichnern gehörten unter anderem Reissdorf, Gaffel, Früh, Sünner und Sion. Heute ist Kölsch eine durch EU-Recht geschützte Spezialität. Zwar ist es erlaubt, nach kölscher Brauart Bier herzustellen, allerdings darf dieses dann nicht Kölsch genannt werden. Dies führte zu Wortschöpfungen wie Bönsch (Bonn) oder Mölmsch (Mühlheim).

Ganz schlimm wurde es dann aber an Weiberfastnacht 2018: Monheimer Brauer stellten einen Zwilling aus Alt und Kölsch her – Költ. Ganz ehrlich: Dann würde ich schon lieber das Dollbier aus dem Mittelalter trinken…


Am besten schmeckt Kölsch frisch aus dem Faß. Und für zu Hause gibt es das beliebte Pittermännchen.


Die Kölsch-Konvention im Volltext gibt es beim Kölner Brauerei-Verband.


E-Mail-Newsletter

Das "Köln-Ding der Woche" per E-Mail frei Haus. Jede Woche sonntags ein neues Detail zur schönsten Stadt der Welt. Zum Hören als Podcast oder zum Lesen im Blog.

Aber immer kurz & knackig, immer subjektiv & voreingenommen. Und immer kostenlos!
Datenschutz *

Für den Fall, dass dich die standardisierte Anmeldeprozedur nervt, gibt es auch die kölsche Lösung: Schick mir einfach eine Mail an uli@koeln-lotse.de und ich trage dich in den Verteiler ein.


*Datenschutzerklärung

Der Decke Pitter

Am 30. November 1924 wird die "Petersglocke, in Köln besser bekannt als "Decke Pitter", geweiht, Bild: Annaglocke, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons
Am 30. November 1924 wird die Petersglocke, in Köln besser bekannt als „Decke Pitter“, geweiht, Bild: Annaglocke, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

 


VORSICHT!  Bitte nicht verwechseln:
Der „Drüje Pitter“ ist ein Brunnen, der „Decke Pitter“ ist die Petrusglocke und das „Pittermännchen“ ist ein 10-Liter-Fass


Er ist mit 24 Tonnen so schwer wie fünf ausgewachsene Elefanten. Und wenn er sich meldet, ist er lauter als eine ganze Herde Elefanten: Die Petersglocke, von den Kölnern liebevoll „Decke Pitter“, genannt ist die größte Glocke im Dom. Und war bis Ende November 2018 auch die größte freischwingende Glocke der Welt. Diesen Rekord hat der Decke Pitter an eine noch eine Tonne schwerere Glocke in Bukarest verloren.

Der korrekte Name für den kölschen Giganten lautet Petersglocke. Seine ersten Glockenschläge erklangen am Heiligabend 1924. Allerdings nur drei Mal, dann riss ein Seil und die Glocke blieb stumm. Es sollte bis Oktober 1925 dauern, bis der Decke Pitter wieder läutete.

St. Peter bin ich genannt
schütze das deutsche Land.
Geboren aus deutschem Leid
ruf ich zur Einigkeit.
Inschrift auf der Petersglocke

Gegossen wurde der Decke Pitter am 5. Mai 1922 im thüringischen Apolda. Mehr als 30 Festmeter Fichtenholz waren nötig, um das notwendige Metall zu schmelzen. Und dann ging es ganz flott: In weniger als 10 Minuten war die Glocke gegossen, allerdings dauerte es zwei Wochen, bis das Metall ausgekühlt war. Angekommen in Köln musste für die 24 Tonnen schwere Glocke der Dachstuhl im Dom verstärkt werden. Und da die 3,20 Meter hohe und 3,22 Meter breite Glocke nicht durch die Türen passte, wurde erst ein Mittelpfeiler im Hauptportal ausgebaut.

Der Decke Pitter im Kölner Dom, Bild: Pappnaas666
Der Decke Pitter im Kölner Dom, Bild: Pappnaas666

„Schonkur“ für die Glocke 

Im Juli 2021 titelt der Kölner Express „Schonkur für den Decken Pitter“:  Ein Riss in der Glocke, welcher bereits seit den 1950er Jahren bekannt ist, macht es erforderlich, den Pitter seltener und jeweils kürzer zu läuten. Damit soll die Langlebigkeit der Glocke gesichert werden. Statt an elf Anlässen pro Jahr gibt es den eindrucksvollen Klang nur noch achtmal jährlich zu hören, unter anderem an Weihnachten (Heiligabend um 19.15 Uhr und 23.15 Uhr, am ersten Weihnachtstag um 9.35 Uhr). Außerdem läutet der Decke Pitter am Dreikönigstag (6. Januar) um 9.35 Uhr.

Wenn die Glocke zwischendurch läutet, ist etwas Besonderes passiert: Entweder wurde ein neuer Papst gewählt oder es wurde eine neuer Erzbischof für Köln ernannt. Wer darauf nicht warten will, kann auch hier den einzigartigen „Dur-Terz-Nebenschlagton“ der Glocke hören.


109 Meter hoch und nicht wirklich geliebt: Der Vierungsturm des Kölner Doms, Bild: CEphoto, Uwe Aranas
109 Meter hoch und nicht wirklich geliebt: Der Vierungsturm des Kölner Doms, Bild: CEphoto, Uwe Aranas

Auch im Vierungsturm des Doms hängen Glocken: Die Angelusglocke, die Wandlungsglocke und die Mettglocke. Bitte beachten: Der Name der Mettglocke letztere nicht mit einem kölschen Lieblingsessen sondern mit dem Begriff „Mette“, einem nächtlichen oder frühmorgendlichen Gottesdienst, zusammen.


E-Mail-Newsletter

Das "Köln-Ding der Woche" per E-Mail frei Haus. Jede Woche sonntags ein neues Detail zur schönsten Stadt der Welt. Zum Hören als Podcast oder zum Lesen im Blog.

Aber immer kurz & knackig, immer subjektiv & voreingenommen. Und immer kostenlos!
Datenschutz *

Für den Fall, dass dich die standardisierte Anmeldeprozedur nervt, gibt es auch die kölsche Lösung: Schick mir einfach eine Mail an uli@koeln-lotse.de und ich trage dich in den Verteiler ein.


*Datenschutzerklärung